"Schwesterchen im Gegensatz zu dir gefällt mir meine Rolle nicht, ich hab sie mir nicht ausgesucht, ständig kommen ein paar Spinner und wollen mich betäuben, Hades der alte Sack hat mich auch betäubt und manchmal muss ich dir sagen, hat er da wohl ganz schönen Mist mit mir abgezogen. Herakles hat mich auch nur für seine eigene Heldensage benötigt, anstatt mit mir zu sprechen und jetzt kommst du in deiner Rolle, die dir so gefällt daher und willst mir ein paar Rätzel stellen, damit es später in deiner Sage heißt: Die große mystische Sphinx hat den alten Zerberus mit ihren Rätzeln ausgetrickst. Na toll, aber nirgendswo steht, der gute alte Zerbi, ist gar nicht so der Arsch wie alle denken und hat keinen Bock darauf Hades zu dienen, warum willst du den alten Zausel nicht mit mir gemeinsam austricksen, dass wäre mal was. Schwesterchen kannst du bei mir mal deine Show sein lassen, ich würde mich echt freuen, wie gesagt anstatt mir blöde Rätzel aufzugeben und zu versuchen mich hinters Licht zu führen, kannst du mir auch vernünftige Fragen stellen auf die ich eine Antwort geben kann, ich mag dich. "
Die Sphinx war ein wenig geplättet und so ganz gefiel ihr das nicht was Zerberus da sprach, gefiel sie sich doch zu sehr in ihrer unnahbaren Rolle, die Sphinx offenbart sich niemandem und nun kommt ausgerechnet Zerberus daher und bittet sie mit offenen Karten zu spielen. Und während die Sphinx über der Antwort brütete, da stellte Zerberus sein Rätzel auf:
"Schwesterherz, wir beide sind Fabelwesen, zusammengesetzt aus den wunderbarsten Tiereigenschaften und in uns haben wir viele Facetten. Heute möchte ich dir gern ein Rätzel geben, dessen Antwort du finden musst, wenn du möchtest, wo du suchen müsstest, liegt in diesem Rätzel verborgen. Wenn wir äußerlich so wandelbar erscheinen, wieso bleiben wir uns über alle Gezeiten hinweg scheinbar unseren Rollen unbewusst so treu, die uns die Menschen zugeschrieben haben? Liebe Sphinx hast du dich denn selbst bei all deinen Rätzeln die du den Menschen aufgibst enträtselt? Wenn eine Scharade oder ein Rätzel dasselbe wie eine Wendung wären, dann bräuchten wir dafür nicht unterschiedliche Wörter. Geht es wirklich immer darum wer man seien möchte, was man wolle, oder geht es nicht auch darum was einem genügt und das man sich selbst genügt? Ist es wirklich so dass wir das, der oder die seien die wir von Anbeginn wären oder werden wir nur zu dem gemacht was wir wären, oder haben wir uns nur zu dem gemacht was wir wären oder ist es von allem etwas und wenn ich der Zerberus wäre, den viele in mir sehen wollen, war ich dann dieses Geschöpf von dem Tage an wo ich geboren wurde und habe ich nicht das Recht anders zu sein, als das was man in mir sieht bis dahin das sich das Bild von mir verändern könnte, denn so lange es mich gibt, kann doch die Geschichte die es um mich gibt noch nicht zu Ende erzählt sein. Und wenn dies alles auf mich zutreffen könnte, könnte es dann auch auf dich zutreffen? Also warst du immer die Sphinx, wolltest du immer die Sphinx sein und hat man dich zur Sphinx werden lassen, weil du es so wolltest? Kommst du also weil ich der Zerberus bin und du diesem dein Rätzel stellen möchtest? Oder stellst du dir bei all deinen Rätzeln nicht auch selbst ein Rätzel? Dabei wäre dir dann wichtig wär ich sei? Wäre diese Frage aber nicht viel wichtiger für mich? Und damit für dich die Frage nicht viel wichtiger wer du bist? Dabei wäre noch wichtig ob diese Frage sich damit beantworten ließe allein mit unseren Namen die man uns gegeben hat oder mit den Namen die wir uns selbst gegeben haben. Es ist doch ein Unterschied ob ich frage wer man wäre oder wie man heißen würde.
In einem Schmuckgeschäft, arbeitete jeden Tag fleißig und Akribisch der alte Schmuckhändler und so genau wie seine Waagen für Silber, Gold und Bronze waren so genau nahm es der alte Schmuckhändler auch mit dem Leben. Alles musste präzise sein. Die Hemden immer frisch gebügelt. Die Hosen schön gesteift und mit einer Bügelfalte versehen. Die Krawatte musste sitzen und trug immer eine Nadel. Und so poliert wie seine Schmuckstücke war auch seine Glatze. So poliert wie die Trophäen die er in den Vitrinen zum Verkauf angeboten hat, war auch sein Leben. Alles musste er genau nehmen. Besessen war er von dem Gedanken alles genau zu nehmen. Es störte ihn wenn etwas in Unordnung geriet. Denn die Ordnung war es in die er sich verliebt hatte.
Wie gesagt hatte er eine Waage für Gold, eine für Silber, eine für Bronze, eine für jeden Stoff den es zu wiegen galt.
Der alte Schmuckhändler war stolz auf sich und seine Kunst zu wiegen, er wusste für sich, dass nicht jeder Schmuckhändler wüsste wie man mit einer Waage umzugehen habe. Packe man zu viel Gewicht auf die eine Seite, so könne die Waage kippen, oder zur anderen Seite ausschlagen. Eine Waage will gut gehandhabt sein. Vorsichtig und mit Fingerspitzengefühl sollte man, wenn einem seine Waage lieb und Teuer sei, sie behandeln.
Manch erfahrene Schmuckhändler verlassen sich auf ihre Waagen und lernen mit ihr zu leben, wenn sie einmal ungenau scheint, versuchen sie dem Fehler auf den Grund zu gehen. Und den Fehler mit ihrer Erfahrung und ihrem Fingerspitzengefühl auszugleichen.
Doch dies lehnte der alte Schmuckhändler für sich ab, wozu brauche man dann noch die Waage wenn man am Ende doch nur intuitiv abwiegen würde und das Ergebnis nicht ganz genau wäre.
Er lehnte aber auch die Schmuckhändler ab, die nur darauf aus sind ihre Waage zu benutzen und keine Acht geben, und sie nach ihrem Gebrauch in die Ecke stellen bis sie die Waage wieder einmal gebrauchen können und dann enttäuscht sind bei ungenauen Ergebnissen und ihrer Waage die Schuld geben, wenn sie nicht mehr genau wiegen kann.
Er wusste Manche der Schmuckhändler würden auch zu schnell wiegen, weil sie zu gierig seien, oder verwenden ihre Waage einfach zu oft, so dass die Waage einen Schaden erleiden würde.
Sein Vater der auch schon im Schmuckgeschäft tätig war meinte das eine Waage nicht immer funktionieren muss, sondern man müsste mit der Waage lernen, wo man sie am besten einsetzen kann und wo besser nicht, nicht jede Waage kann alles aufgelastet werden und gerade bei Goldwaagen sollte man nie alles Mögliche mit wiegen, sonst läuft man Gefahr, alles zu genau zu nehmen. Eine Goldwaage wiegt Gold und wer alles auf die Goldwaage lege, brauche sich nicht wundern dass er zu unerwünschten Ergebnissen käme.
Darunter leidet denn am Ende zu vieles, wenn man immer versucht ist, es mit einer Goldwaage zu bemessen, denn selbst Goldwaagen können bei unsachgemäßer Verwendung falsche Ergebnisse liefern.
So nahm der Schmuckhändler den Ratschlag seines Vaters an und hatte für jeden Stoff den es zu wiegen galt eine ganz eigene Waage, er pflegte seine Waagen, richtete sie immer wieder aus, pflegte die Federung, achtete auf das Gleichgewicht. Und versuchte alles im Leben auszurichten wie es in seinem Schmuckgeschäft funktionierte.
Eines Abends erschien ein alter Bekannter von ihm, ein Trophäensammler. Er war ein guter Kunde und auch unser Schmuckhändler aus dem Schmuckgeschäft war im privaten in die eine oder andere Trophäe verliebt. Man verstand sich, denn das Trophäen sammeln war eine alte Kunst für sich die nicht jeder Schmuckliebhaber verstand. Trophäen zu sammeln war etwas seltenes, es gab schon wenig Verständige Menschen auf der Welt, die überhaupt eine Trophäe im privaten Besitz hatten, aber Trophäen zu sammeln davon gab es noch weniger Menschen und die Paar die es gab, waren froh das man sich kannte und sich gegenseitig für seine Leidenschaft respektierte. In der Kunst heißt es ja über Geschmack lasse sich nicht streiten, Trophäensammler wissen aber, dass es bei Trophäen nicht um Geschmack gehe sondern um ihren Wert und über den könne man durchaus streiten.
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