»Über eins musst du dir aber im Klaren sein. Er ist mit Sicherheit ein ganz besonderer Mensch. Er hat eine Begabung, die nicht viele Menschen so ausgeprägt haben. Aber er ist auch sehr speziell. Und durch alles, was ihm in letzter Zeit geschehen ist, ist seine Situation schwer und er ist sehr sensibel. Sein Dad hat uns von der Bindung zu seiner Mutter erzählt. Sie hat Ethan vom ersten Tag seines Lebens verstanden. Sie hat immer gespürt, was in dem Jungen vorging. Sein Vater sagt, Ethan ist der liebenswerteste Mensch, wenn man zu ihm durchdringen kann. Seine Mutter war sein Bindeglied zur Außenwelt.«
Emy zog eine verächtliche Grimasse.
»Willst du mir sagen, dass etwas mit ihm nicht stimmt?«
»Nein, nein, Emy. Überhaupt nicht«, unterbrach Mrs. Laurent ihre Tochter.
»Bei extrem intelligenten Menschen oder Menschen mit einer besonderen Begabung sind die Verhaltensweisen oft anders als bei durchschnittlichen Menschen. Du musst dir das bei ihm so vorstellen: Wenn ein begabtes Kind Klavierspielen lernt und jeden Tag drei Stunden oder mehr übt, dann kann es, wenn alles gut läuft, eines Tages einen Level erreichen der sehr hoch ist und an dem aber auch das Ende des Möglichen erreicht ist. Ethan braucht, um diesen Moment zu erreichen, keine besonderen Anstrengungen zu unternehmen. Ab dem Punkt muss er beginnen zu lernen. Er kann es einfach. Klar, sein Talent musste entdeckt und gefördert werden. Aber an dem Punkt, wo für normal begabte Menschen der Zenit erreicht ist, beginnt für ihn erst die Herausforderung.«
Emy schaute ihre Mutter fragend an.
»Also ist mein Ethan ein Wunderkind?«
»Zum einen ist er nicht dein Ethan und zum anderen hat er eine große Begabung. Solche Menschen sind aber etwas anders als andere. Man hat das auch bei den Schachweltmeistern immer wieder gesehen. Die konnten gegen zwanzig Leute gleichzeitig spielen und gewinnen, aber kein Glas Erdnussbutter alleine aufschrauben. Bei Eiskunstläufern soll das, glaube ich, auch so sein.«
»Mum!«
Emy atmete fast schon stöhnend aus. »Was genau wolltest du mir sagen?«
»Du sollst, was Ethan angeht, Geduld haben. Und du wirst viel Einfühlungsvermögen aufbringen müssen. Aber ich habe, was den Jungen angeht, ein gutes Gefühl. Er ist ein lieber Mensch, so etwas spüre ich. Ob er für dich gut sein wird, könnt nur er und du rausfinden. Ich werde jetzt deinen Vater wieder aufwecken und ihm von den Ratten der Oper berichten, dass es die wichtigsten Ratten aller Opern auf der ganzen Welt sind. Dann ist er stolz, weil er auch ein Franzose ist. Wann willst du mit Lucas reden?«
Emy schaute auf die Uhr.
»Heute.«
»Sei behutsam mit ihm. Er ist auch ein lieber Junge. Und dass er aus Texas ist, dafür kann er ja nichts.«
Emy deutete einen Schlag in Richtung ihrer Mutter an und lachte dabei.
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