»Ja Ethan.« Sie holte den Strauß und gab ihn dem Jungen. Er drehte sich um und verließ die Wohnung, ohne noch etwas zu sagen. Dr. Bishop schaute Frau Korn an.
»Wenn das doch seine Mutter sehen könnte. Sie wäre vor Stolz aus allen Nähten geplatzt.« Frau Korn seufzte leise und ging in die Küche.
Vor dem Haus stand eine große schwarze Limousine. Sie erregte in der Gegend keine besondere Aufmerksamkeit. Der Fahrer hatte die hintere Tür geöffnet und verbeugte sich leicht, als Ethan in das Auto stieg.
»Na Meister.« Lucas empfing ihn mit einem Glas in der Hand. Der setzte sich gegenüber von Emys Freund und erwiderte dessen Begrüßung. »Als nächstes holen wir Emy und Mathis ab. Dann fahren wir zu Linda und zum Schluss holen wir noch Madison. Madison geht mit Mathis zum Ball. Da beide keinen Freund oder Freundin haben, wollen sie zusammen zum Ball. Die hatten beide keine Lust, sich extra für den Abend eine Begleitung zu suchen. Also wird das so eine Art Familienausflug. Der einzige, der neu in der Runde ist, bist du. Wie hast du eigentlich Emy kennengelernt?« Er hatte mit dieser Frage nicht gerechnet.
»Naja, also, irgendwann haben wir uns unterhalten. Wir haben so über verschiedene Dinge gesprochen.«
»Ist ja auch egal.« Lucas hatte kein Interesse an der Geschichte. »Aber was viel wichtiger ist, wie bist du denn an Linda geraten? Oder sie an dich?«
»Das weiß ich auch nicht so genau. Sie hat mich einfach gefragt, ob ich mit ihr zum Ball gehe.« Lucas fragte Ethan noch nach ein paar belanglosen Dingen und stieg dann aus, um Emy vor ihrem Haus zu begrüßen. Ethan konnte sehen, wie er sie küsste. Mathis stieg als Erster ein. Er zwinkerte Ethan zu. Ethan trug einen klassischen schwarzen Anzug und sah sehr elegant aus. Emy stieg leicht nach vorne gebeugt in das Auto. So wie sie das tat, sah es aus, als wenn sie ständig in Limousinen fahren würde. Aber wahrscheinlich lag es daran, dass sie einfach nur sehr sportlich war. Sie trug ein weißes Abendkleid mit einem passenden Mantel dazu. Ihre Haare waren etwas anders als sonst. Sie sah wie eine richtige Frau aus und Ethan dache, sie kommt nach ihrer Mutter.
»Hallo, Ethan.« Sie setzte sich neben Lucas und schaute zu ihm. Sie musste sich zusammenreißen, um den Jungen nicht schamlos anzustarren. Was für ein hübscher Junge, dachte sie. »Du siehst aber gut aus im Anzug.«
»Danke, du aber auch. Also, ich meine, also, du siehst auch sehr gut aus.« Sie lächelte ihn an. Lucas versuchte, eine Flasche zu öffnen. Sekt oder eher Champagner. Lucas bemerkte nicht, dass sich Emy und Ethan die ganze Zeit anschauten und keiner der beiden die Augen von dem anderen ließ. Ethan stieg aus, um Linda abzuholen. Sie kam ihm entgegen und sah überwältigend aus. Ethan überlegte kurz, ob er schon einmal so einem hübschen Mädchen begebet sei.
»Guten Abend, Linda, du bist sehr hübsch.« Ethan gab ihr seinen Blumenstrauß.
»Danke, Ethan, du siehst aber auch sehr gut aus. Beide küssten sich auf die Wange. Emy konnte genau sehen, wie Linda ihren Arm dabei um seine Schultern legte. Sie dachte, sie kann nicht wissen, dass ich das sehe. Also macht sie das nicht, um mich zu ärgern. Was, wenn sie mehr von ihm wollte, als nur mich mit ihm zu ärgern? Linda stieg ein. Er half ihr dabei. Beide setzen sich auf die hintere Bank und Linda setzte sich dicht neben Ethan. Sie fing sofort an, mit ihm zu reden. Mathis merkte, wie seine Schwester die beiden argwöhnisch beobachtete. Er stieß sie an und warf ihr einen fragenden Blick zu. Lucas beschäftigte sich derzeit mit dem Soundsystem des Autos. Als sie Madison eingeladen hatten, fuhren sie zum Bryant Park. Die sechs saßen an einem Tisch. Madison und Mathis gingen getrennte Wege, da sie ja eigentlich nicht zusammen hier waren. Emy tanzte mit Lucas. Ethan unterhielt sich mit Linda, die wirklich sehr nett und sehr witzig war.
»Ethan, es wird Zeit, dass wir tanzen.«
»Naja, eigentlich kann ich nicht so gut tanzen.« Linda stand auf, nahm seine Hand und zog ihn von seinem Stuhl hoch.
»Jetzt spielen sie langsame Musik. Da kann jeder tanzen.«
Er nahm sie in den Arm und Linda dachte, er bewegt sich gut. Sie zog ihn näher an sich heran und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Seine Haare berührten ihr Gesicht. Linda schmiegte sich noch enger an ihn und empfand das als schön. Emy, die mit Lucas zum Tisch zurückgekehrt war, beobachtete Linda und Ethan. Sie achtete darauf, dass Lucas nicht mitbekam, dass ihre gesamte Aufmerksamkeit dem schönsten Paar auf der Tanzfläche galt. Emy fühlte sich überhaupt nicht wohl dabei, als sie feststellte, wie sie die beiden förmlich observierte. Linda und Ethan kamen zum Tisch zurück. Linda musste ihm irgendetwas Lustiges gesagt haben. Sie schlug dezent mit ihrer Faust auf seine Brust und beide lachten. Es macht ihm Spaß und Linda ist charmant zu ihm. Emy gefiel immer weniger, was sie da sah.
»Na Emy, na Lucas, amüsiert ihr euch?« Lindas gute Laune war nicht gespielt.
»Ja, es ist ganz lustig hier.« Lucas rutschte zu Emy heran und legte seinen Arm um sie. »Linda, ich muss mit dir reden.« Alle vier drehten sich zur Seite um. Da stand ein großer Junge mit einem bedeutenden Gesichtsausdruck und schaute Linda an.
»Ach, Noah, was willst du denn hier?« Linda kannte ihn offensichtlich.
»Ich muss mit dir reden.« Linda stand auf und sagte zu Ethan:
»Bleib schön sitzen. Ich bin gleich wieder da.« Sie ging mit dem Jungen in Richtung Ausgang. Ethan schaute den beiden hinterher und drehte sich dann wieder zu Emy um.
»Das war ihr Ex.« Sie zog ihre Schultern hoch. »Die hatten immer nur Streit. Eigentlich ist schon seit Wochen Schluss.« Lucas stand auf.
»Komm, Emy, lass uns tanzen.« Sie stand auch auf und beide gingen zur Tanzfläche. Ethan blieb alleine am Tisch zurück. Ethan schaute sich um, ob er jemanden kannte, zu dem er gehen konnte. Aber er kannte ja kaum Mittschüler und so blieb er am Tisch sitzen. Mathis kam vorbei und nutzte die Gelegenheit, um ihn zu fragen.
»Na, Alter, hast du über die Aktion Ballettschule nachgedacht?«
»Äh, ja also, nein. Aber ich kann dir am Montag sagen, ob ich das mache.«
»Gut, dann Montag. Wo ist Linda? Hat sie dich verlassen? Wenn du willst, kannst du mit zu uns kommen. Einer meiner Freunde hat hier im Hotel ein Zimmer gemietet. Wir können da etwas trinken, ohne dass es jemand von den Lehrern mitkriegt.«
»Oh, besser nein. Ich bleibe hier.«
»Na gut, wenn es dir langweilig wird, kommst du rüber zu uns und dann feiern wir zusammen.« Mathis ging wieder zu seinen Freunden. Linda war immer noch nicht zurück. Schade, dachte Ethan. Der Abend war sehr unterhaltsam mit ihr. Emy war mit Lucas an den Tisch von Freunden gegangen. Sie schaute immer wieder zu ihm, der alleine am Tisch saß und die anderen beobachtete. Sie überlegte die ganze Zeit, unter welchem Vorwand sie Lucas unbemerkt wieder an den Tisch lotsen konnte, an dem Ethan saß. Lucas wollte aber wieder tanzen. Sie dachte, was wäre das für ein schöner Abend mit Lucas, wenn sie Ethan nicht kennengelernt hätte. Lucas wollte an den Tisch zu seinen Freunden. Emy sagte ihm, sie habe etwas an ihrem Tisch vergessen und wolle es holen. Sie würde gleich wieder zu ihm zurückkommen.
»Na, Ethan. Hat sie dich alleine hier sitzen gelassen?«
»Ja, ich glaube, sie, also, ja. Ich weiß nicht, wo sie ist. Aber das ist nicht schlimm. Ich schaue mir hier alles an. Und vielleicht fahre ich dann auch langsam nach Hause.« Emy atmete schwer aus.
»Ethan, du bist bestimmt einer der begehrtesten Jungs in diesem Saal. Also, wenn du möchtest, gehst du einfach zu einem Mädchen, welches gelangweilt alleine rumsteht, und fragst, ob sie mit dir tanzen möchte. Ich verspreche dir, die Erste, die du ansprichst, sagt ja.
»Naja, eher nicht. Ich meine, dazu habe ich eigentlich keine Lust. Aber Emy, du gehst besser wieder zu Lucas, der wartet schon auf dich.« Emy schaute ihn traurig an, ging dann aber wieder zu den anderen. Er wollte gerade gehen, als Linda neben ihm stand. Sie hatte geweint.
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