Das Showbiz ist angesagt, und Boris Becker oder Helmut Kohl duschen das Mikrofon und ziehen eine Show zum Abschalten ab
Das Fernsehen ist ein Allerlei, ein buntes Vielerlei, ein Kunterbunt, ein Cocktail, eine Melange, ein Tuttifrutti, ein Potpourri, eine Palette, ein Kaleidoskop, ein Sammelsurium. Da ist für jeden was dabei, die Aktuelle Stunde, Wer wird Millionär?, die Quizshow, von Günther Jauch moderiert, das Fußballmatch, die 2581. Folge der Fernsehserie, Rosamunde Pilcher, »Liebe im Spiel« sind wie Nestlé Quality Street eine Mischung aus Bonbons und eine süße Ware. Der Voyeur spannt und glotzt TV. Der Fernseher ist der Highway, auf dem Günther Jauch mit dem Fernsehzuschauer kommuniziert. Mit dem Fernseher kann man sich unterhalten, wie ihn seine Alte langweilt und er ihr nichts zu sagen hat. Das Interview mit Friedrich Hölderlin hat die hohe Ausschaltquote. Die Soap-Opera schäumt nur. Die Nachricht stammt aus zweiter Hand, wie das Leben aus zweiter Hand das Leben nicht erfährt, nicht erlebt, nicht empfindet und nicht versteht. Nach Feierabend will er fernsehen, egal was kommt. »Miami Vice« ist reizvoller, als das Leben zu leben. Komisch, es kommt irgendwas von nirgendwoher. Er kennt Sri Lanka, obwohl er nie unter Palmen gewesen ist. Die Wirklichkeit ist simuliert und pseudo. Günther Jauch spricht die Schauende an, sie ruft zurück, der Apparat antwortet nicht. Der neue Fernsehstar, der neue Klatsch, die Mode topaktuell, die Medien brauchen die Sensationen und den brandneuen Zündstoff. Das Glotzen bietet wenig Information und viel Verpackung. So schnelle Action erlebt der Fernseher in seinem ganzen Leben nicht. Ein simples Filmchen ist für einen simplen Geist. Das Geplapper über das Ebolafieber ist der anspruchsvolle Unfug. Die Television ist das Phantom. Der Passive hockt vor der hyperaktiven Röhre, und die Einbahnstraße ist ohne Gegenverkehr. Der ist der Star, der ins Fernsehen kommt, der Fuzzi, der ins Fernsehen kommt, ist der Star. Das Fernsehen bezieht sich als die Selbstreferenz auf sich selbst und nimmt als die Referenz Bezug auf eine scheinbare Realität. In der Mattscheibe flimmern die farbigen Bilder. Was gezeigt wird, muss scharf sein, sonst schläft der Fernsehzuschauer ein. The evil devil stimuliert. Das TV läuft den Marathon. Das Fernsehgerät läuft, wie das Wasser aus dem Wasserkran läuft. Der Kaffee auf allen Kanälen, die Sprache und das Erlebnis sind bloß Muckefuck, der Kaffee-Ersatz. Ein Büchlein ist altbacken und das Erbe, welches von der High Technology verdrängt wird. Hörzu, Bunte und das Sparbuch sind die Bücher, die noch rezipiert werden. Der Mikrokosmos, die kleine Welt des Menschen, das Printmedium und die Television sind das verkleinerte Abbild des Universums. Die Medien haben mehr mit dem lärmenden und dem oberflächlichen Spektakel zu tun als mit der Kunst. Der Kapitalismus macht davor nicht Halt, beim Geschäft mit den Büchern die Gedanken zu verkaufen. Der Schlaufuchs redet der Meinung der kritischen Sendung das Wort. Die Sender konditionieren die Empfänger. Es redet auf die Köpfe ein. Die Playmates im Playboy, der Schlager im Supermarkt, das Filmchen im Fernsehen sind der Trash. Die Medien sind das Sprachrohr der Regierung, die Regierung ist das Sprachrohr des Kapitals. Die Meldung über Tschernobyl ist die Spitze des Eisbergs. Das Dudeln und Schwätzen lenkt vom eigenen Nachdenken und der Gehirnakrobatik ab. Das Vor-der-Glotze-Sitzen vergackeiert und hält zum Narren. Das Vorgegebene weiterzugeben, wiederholt die Blödigkeit am laufenden Band. Die Kopie ist nichts Echtes. Der Sender transportiert die Sendung wie der Lastkraftwagen die Fracht in das Fernsehzimmer. Die Schallplatte aus Schellack, das Vinyl, die CD-Platte lösen den Innovationsschub aus. Es ist die Telekommunikation, nämlich die Telearbeit, das Telebanking, das Telefax, das Telefon, der Telegraph, das Teleshopping, das Telespiel, der Teletext, die Television, das Teleworking, das Telex. Der Cyberspace, die von Computern erzeugte virtuelle Scheinwelt, ist die perfekte Illusion. Das World Wide Web und der Airbus vernetzen in der Bandbreite samt den Asylanten. 1999 sind 4.294.967.296 Internetadressen in Netzwerke gestellt, weil jeder Scheiß wie Stiftung Warentest für Klopapier ins Internet muss. Der moderne Mensch braucht einen Wagenpark von Elektrogeräten. Der Tüftler soll ein Gerät all-in-one zum Fernsehgucken, zum Musikhören, zum Surfen, zum Rechnen etc. pp. erfinden.
Er arbeitet immer und stets und macht den großen Affen
Der braucht einen Sukzess, um sich zu beweisen, wer er sei. Die Arbeit ist des Workaholics Sucht. Er muss kräftig klotzen. Der Stress stresst ihn sehr, er erstickt in Arbeit. Mit dem Aktenkoffer kommt er sich enorm wichtig vor. Mit dem Diplom hält er sich für überdurchschnittlich schlau. Sein Platz ist nicht auf dem Sofa, sondern auf dem Schreibtischstuhl. Er ist fleißig, er ist tüchtig, er ist dienstbeflissen. Er taugt was, er kann was. Der Yuppie ist der young urban professional, der Karrierist, der Aufsteiger. Er kommt aus dem Managen nicht heraus. Der Schreibtisch ist mit dem PC, der Akte, dem Papier, dem Kugelschreiber, dem Handy, dem Kalender und der Uhr überladen. In seiner Firma für Flansche dreht sich alles um Flansche. Der Streber lechzt nach Erfolg und bleckt die Zähne. Er stellt sich auf die Beine, er stellt es auf die Beine. Er steigt die Stiege hoch. Er bringt sich galaktisch auf den Markt. Der Stress spannt das Pferd an, das trabt. Zack, zack, muss es vorwärtsgehen. Es wird sehr Großes von ihm gefordert, und er fordert sehr Großes von sich. Er ist überfordert, er kann nicht verschnaufen. Er belastet sich gigantisch und seine Gesundheit. Er ist besessen von der Arbeit wie der Fanatiker von der Religion. Er huldigt dem Perfektionismus. Die Zucht, die Sucht nehmen ihn in Gefangenschaft. Bei Überstunden bleibt keine Zeit zum Inlineskaten. Er arbeitet ausschließlich wie die Ausschließlichkeit der Ehe. Er vergleicht sich, und er will mehr und der Oberhäuptling sein. Die Stimulanz ist das große Geld und honoris causa. Der Chef ist der mächtige und der elitäre, kein Popel bei Opel. Er ist chronisch überarbeitet. Das Faulenzen ist nicht seine Sache, sondern die Anstrengung. Der Abteilungsleiter und der Ring am Finger bestätigen das Würstchen. Wenn er als Mann keinen Eindruck schindet, dann wenigstens mit seiner gehobenen beruflichen Stellung. Er sonnt sich in seiner Anerkennung und in seinem Ansehen. Er hat das Auftreten des Schnösels. Das Ergebnis, das dabei herauskommt, ist hervorragend. Er macht das Rennen in 9,58 Sekunden über 100 Meter. Was er öffentlich leistet, leistet er sich privat als die Fehlleistung. Die Lichtgestalt glüht und verglüht. Der Ehrgeiz in den Startblöcken bleibt als das Burnout auf der Strecke. Der Big Boss ist ein kleines Mittel zum großen Zweck, der Kapitalismus, die Produktion, das Bruttosozialprodukt, die Konsumption, der ökonomische Wohlstand. Die Konjunktur unterliegt im zyklischen Wechsel von Perioden des Aufschwungs und des Nachlassens dem Zyklus wie die Jahreszeiten. Er ist auf die Leistung gedrillt wie der preußische Drill. Er arbeitet auf die soziale Position hin. Im Ranking ist er hinter dem Range her. Der Wettkampf selektiert nach Champion und Loser. Acht Riesen auf dem Gehaltsstreifen zählen. Der Herr herrscht und gilt. Der sehr Gute muss besser sein als der Gute. Die pedantische Ordnung ist pedantisch genau wie der Pedell. Nicht gut schneiden der Dödel, der Faule, der Sieche, die Frau beim Konkurrenzkampf ab. Im Wettbewerb streiten sich die Konkurrenten. Die Ellbogengesellschaft kürt den Egoisten zum König. Der Sieger trägt den Lorbeerkranz, der Verlierer die Dornenkrone. Das Ziel zählt und nicht der Lauf dahin, nicht wie es erreicht ist. Der Erste steht als Standbild aus Marmor auf dem Sockel. Der Egoist feiert sich und versagt menschlich. Der Workaholic ist der Lohnabhängige. Er kurbelt den Handel und den Umsatz an. Er kann sich von dem Imperativ, zu arbeiten, nicht lösen. Die Rollenerwartung ist internalisiert. Die Amtsführung steht unter der äußeren und inneren Kontrolle. Die Internalisierung übernimmt Normen, Verhaltensmuster, Wertvorstellungen und gesellschaftliche Vorurteile und verlagert sie in das Innere des Sozialisierten und macht sie sich zu eigen. Der Hund ist abgerichtet. Aus der Konformität, zu arbeiten, wird die Überkonformität, sich zu überarbeiten. Die Soziologie von dem Außenseiter und der Gesellschaft, dem abweichenden und kriminellen Verhalten erklären die Anomie, die Subkultur, die Theorie der differenziellen Assoziation und des labeling approach.
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