Es machte Spaß, ihr zuzuhören »Wie bitte?«
Der Mann hatte sie etwas gefragt und sie hatte es nicht mitbekommen »Hmmm?«, fragte sie erneut und wieder näselte der Typ etwas. Falk hörte nicht mal hin, er wartete einfach nur auf ihren nächsten Gedanken und schloss die Augen »... ich muss völlig untervögelt sein, wenn ich meinen Samstag Abend hier mit so einem Idioten verbringe ...« Falk verschluckte sich, als sie den Gedanken weiterspann »467 Tage ohne Sex! Was macht das aus einem Menschen? Herrgott! Dafür MUSS es mildernde Umstände geben!« Jetzt lachte er laut auf und als sich die Leute an seinem Nachbartisch verwundert nach ihm umsahen, riss er sich zusammen. Er trank sein Glas aus und dann drehte er sich um, um die Frau zu betrachten, deren Gedanken ihm so viel Spaß machten.
Falk ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Das Restaurant war voll besetzt, doch das Pärchen war leicht auszumachen und seine Augen blieben zuerst an dem Mann hängen. Das Tier, an das er sie erinnerte, war ein Maulwurf und für das arme Tier war das eine Beleidigung.
Falk wusste, dass er das Gesicht zu der näselnden Stimme war, ohne dass er einen weiteren Ton hören musste. Er musterte den teuren Anzug, die blinkende goldene Uhr, die Brille mit dem Goldrand und den Gläsern, die wie Lupen wirkten. Er hatte ein spitzes Gesicht und kniff die Augen zusammen. Falk dachte an ihren ersten Gedankenfetzen und stellte ihn sich ebenfalls beim Kacken vor. Wieder drehten sich einige Köpfe nach ihm um, als er auflachte. Sein Blick hielt an dem Mann fest. Er genoss den Moment, bevor er sich zu ihr drehte. Einige Sekunden lang betrachtete er die Frau die dort saß ohne Regung. Sie war irgendetwas ab vierzig aufwärts. Sie war ungeschminkt, ihre Haare waren nicht gefärbt. Ihre Kleidung war geschmackvoll, aber nicht auffällig. Sie trug keinen Nagellack, keinen Schmuck und im Vergleich zu den Frauen, die ihm sonst auffielen, war sie zu dürr. Doch hier und jetzt gefiel ihm was er sah! Sie wirkte echt und das zog ihn an. Ohne sich dessen bewusst zu sein, stand er auf und betrat das Restaurant. Von dem Moment an, als er eintrat, sah er sie an und nahm den Blick nicht mehr von ihr. Er tat einen Schritt auf sie zu und blieb dann einfach stehen. Er sah sie an und freute sich, als sie unter seinem Blick anfing zu schwitzen.
Sie sah bezaubernd aus, als sie mit roten Backen den Blick abwandte und verzweifelt versuchte, sich auf die Worte des Maulwurfes zu konzentrieren. Es brachte sie aus der Fassung, als Falk einen weiteren Schritt auf sie zu trat. »Steht einfach da und stiert mich an?«, flüsterte ihr Verstand. »Nein, der starrt wahrscheinlich jemanden hinter mir an ...«, bei diesem Gedanken drehte sie sich um und Falks Grinsen wurde breiter, denn da war niemand. Unsicher vergewisserte sie sich, dass er sie immer noch im Auge behielt, dann wich sie erneut aus und Falk machte den nächsten Schritt auf sie zu. Sie knetete ihre Finger, ihre Gedanken rasten.
»Was?«, der Maulwurf hatte sie etwas gefragt und wieder hatte sie keine Ahnung, was er von ihr wollte. Mit Gewalt versuchte sie sich auf den ihn zu konzentrieren und Falk zog die Schlinge weiter zu. Sein Lächeln verschwand, und als er den Kopf von links nach rechts drehte, knackten seine Wirbel laut und hörbar. Sie schluckte, schloss für einen Moment die Augen und es gefiel ihm sehr, dass sie noch röter wurde.
Als er den nächsten Schritt tat, konnte er sie riechen. Er mochte, wie sie versuchte, sich unter Kontrolle zu bekommen und wie jämmerlich sie versagte. In all der Zeit, in der er hier in dieser Welt war, war ihm kaum etwas Echtes untergekommen. Die Frauen waren genau wie Neel sie beschrieben hatte. Und genau, wie er voraussagte, verloren sie schnell ihren Reiz. Doch diese da schaffte es nicht, ihre Unsicherheit und ihren inneren Frust zu beherrschen. Damit gefiel sie ihm mehr, als alle, die er bisher hatte. Und von diesem Moment an wollte Falk sie. Es war ihm egal, dass sie nicht in sein Beuteschema passte. Alles was er wollte, war sein Gesicht in diesem Geruch zu vergraben.
Frances registrierte, dass den Mann eine Regung durchfuhr, und sie bekam Gänsehaut. Sie hatte keine Ahnung, was genau gerade passierte. Alles um sie herum fühlte sich plötzlich wattig an. Alles bis auf den großen Mann, der sie anstarrte.
»Was?«, fuhr sie herum. Oh ja, diesmal war sie eindeutig wütend. Das Frettchen auf der anderen Seite des Tisches gab einfach keine Ruhe und sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt dafür, dass er sie aus diesem Tagtraum holte.
»Was? Bitte Sam!«, unterbrach sie ihn »Ich ... ich muss ... ich muss mich frisch machen!«
Als sie vom Tisch floh folgte er ihr langsam.
....
In die Damentoilette rein, in eine der Kabinen und die Tür hinter sich zu! Das war alles, was sie wollte. Sie war aufgelöst. Was verdammt nochmal ging hier vor?
»Beruhige dich!«, schalt sie sich. »Blöde Gans!«
Sie atmete einmal tief ein und wieder aus - nochmal ein und wieder aus und dann öffnete sie die Tür und erschrak, als Falk sie wortlos in die Kabine drängte und die Tür hinter sich schloss. Sie taumelte zurück und öffnete den Mund, doch er gab ihr keine Chance etwas zu sagen. »Nein!«, entgegnete er stattdessen leise, »Fang jetzt bloß nicht an zu lügen! Ich kann dich riechen, also sei still!«
Sie hielt völlig überfahren mitten im Luftholen inne, doch als er an ihr herabglitt und sie sein Gesicht tief an ihrem Körper fühlte. Als die großen Hände des Fremden langsam unter ihren Rock fuhren, da keuchte sie - doch sie wehrte sich nicht. Und nachdem seine Finger sie erreichten, gab sie auf! Sie wollte, was er tat! Sich jetzt zu verweigern wäre Heuchelei gewesen! Und Frances Callone war vieles, sie war alleine, sie war verzweifelt, sie hatte das Gefühl ihr Leben verschwendet zu haben, doch sie war keine Heuchlerin! Falk folgte ihren Gedanken und er griff nach ihr, zog sie fester an sein Gesicht und erfreute sich an den Geräuschen, die sie über ihm machte.
Sie brauchte nicht lange bis sie kam, und Falk genoss den Moment mindestens ebenso wie sie. Frances sackte kurz über ihm zusammen und es dauerte einen Augenblick, bis sie die Hände aus seinen Haaren löste.
Als er aufstand und sie anlächelte, wich ihr Blick ihm aus. Sie war gerade von einem Wildfremden in einer Restauranttoilette befriedigt worden und jetzt war der Moment der Scham gekommen. Und auch der gefiel Falk, denn auch dieser Moment war echt. Die ganze Frau gefiel ihm und zum Abschied küsste er sie freundlich. Dann verließ er die Kabine und Frances sank entsetzt auf die Toilette.
Es dauerte ewig, bis sie sich wieder bewegte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie nun wieder in das Restaurant gehen sollte. Jeder würde sehen was sie gerade ...
Nein, sie konnte es nicht mal denken. Sie riss sich zusammen, kam vorsichtig aus der Kabine und immer noch völlig überfahren wusch sie sich ihr Gesicht. Frances schüttelte den Kopf, war entsetzt von sich und wagte es kaum, in den Spiegel zu sehen. Doch als sie es endlich tat dauerte es nur einen winzigen Moment und dann lächelte sie sich an: Ja, vielleicht war es nicht besonders ... hmmm, anständig ... aber es hatte sich gut angefühlt.
Eine lange Zeit betrachtete sie sich im Spiegel. Dann beschloss sie, nicht zurück an den Tisch zu gehen. Sie würde sich jetzt nicht zu diesem verdammten Langweiler setzen und sich dieses Gefühl der Befriedigung kaputt machen lassen! Also lächelte sie sich ein letztes Mal im Spiegel an und verließ das Restaurant durch den Hintereingang.
In der Nacht
Als Falk ihr Haus betrat, war alles um ihn herum dunkel und still. Er war ihr gefolgt. Er hatte ihr Gesicht gesehen, als sie das Lokal verlassen hatte, und ihm gefiel der Gedanke, das sie den Maulwurf ohne ein weiteres Wort sitzenließ. Außerdem hatte er nichts anders zu tun. Das Haus das sie betrat, war nicht groß und er wartete, bis das letzte Licht erlosch. Langsam setzte er seinen Fuß auf das Grundstück und sah sich um. Das Haus hatte einen großen Garten, ziemlich verwildert. Er warf einen Blick in die Garage und fand dort einen kleinen Alfa. Kein großer SUV, keine teure Männerkarre.
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