Umgesetzt hatten wir diese Ideen nie. Zweimal waren wir mehr oder weniger drauf und dran.
Marlene hatte zu Studienzeiten auf demselben Stockwerk des Studentenwohnheims mit einem Kommilitonen aus Qatar gewohnt, der bei Frauen nicht unbedingt zimperlich schien und so gut wie immer gut drauf war. Schnell hatten wir uns befreundet – und eine Zeitlang mit dem Gedanken gespielt, ihm sexuelle Avancen zu machen. Vor allen während eines mehrtägigen, Lehrgangs-bedingten Auswärtsaufenthalts sprachen wir am Telefon konkret darüber, ihn zu fragen. Allein die Tatsache, sich an getrennten Orten zu befinden und in der kurzen Zeit eines Anrufs aus der Telefonzelle das Thema anzusprechen, turnte mich an. Letztlich ergriffen wir aber nicht die Initiative, sondern erregten uns mehr am Gedankenspiel. Äußerer Anlass war seine neue Beziehung; tatsächlich fehlte uns die Courage. Außerdem scheuten wir davor zurück, zu Beginn unserer eigenen Beziehung ein emotional schwer kalkulierbares Risiko einzugehen.
Das zweite Mal, dass wir kurz davor standen, sexuell neue Wege zu beschreiten, betraf einen ehemaligen Liebhaber von Marlene. Marlene hatte einige Jahre zuvor ein ehebrecherisches Verhältnis mit einem Sanitäter gehabt. Sie trafen sich während seiner Bereitschaftsdienste, und die Treffen liefen meistens auf Sex hinaus. Mit diesem Mann hatte Marlene ihren ersten Analverkehr. Als wir – Jahre später – bei unseren Phantasiespielen ausheckten, wer für einen Dreier in Betracht komme, kam uns ihr ehemaliger Lover in den Sinn. Dieser Gedanke hatte es etwas Prickelndes. Das Verhältnis war beendet und doch nicht richtig bewältigt, es war stark sexuell geprägt gewesen, auch weil eine normale Beziehung aufgrund seiner Ehe ausschied. So war klar, dass ein Aufwärmen alter Leidenschaft, nun in neuer Konstellation, selbst verheiratet und unter Einbeziehung des neuen Partners einen interessanten Psycho-Cocktail unterschiedlichster Empfindungen auslösen würde, ein Spiel mit Gefühlen, das weit über den rein sexuellen Kick hinausgehen würde. Der Gedanke ließ uns nicht los. Schließlich berichtete mir Marlene, sie habe ihn angerufen. Er habe den Wohnsitz gewechselt, weshalb sie erst seine neue Nummer habe herausfinden müssen. Ohne längere Umschweife habe sie erklärt, weshalb sie anrufe. Ob er noch mal mit ihr sexuell werden wolle, nicht allein, sondern zusammen mit ihrem Mann. Aber er habe abgewunken. Er wolle dieses Kapitel nicht mehr aufschlagen; und er wolle unsere Beziehung nicht stören. Bis heute weiß ich nicht, ob dieses Telefonat wirklich stattgefunden hat. Ich hätte es ihr aber zugetraut, eher als dass sie mir etwas vorflunkert. Das hätte Marlene nicht nötig gehabt.
Nun war die Szene real. Nicht wir hielten Ausschau nach einem Partner, sondern die Phantasiegestalt des Wildfremden war Wirklichkeit geworden und hatte Marlene eindeutige Avancen gemacht.
„Sollen wir ihn fragen, ob er mit uns Sex macht?“ Nun war es raus. Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen, obwohl ich ihm das alles andere als gönnte.
„Nein“ war Marlene’s knappe Antwort. Aber sie grinste. „Das ist Phantasie. Für die Wirklichkeit lassen wir das lieber.“
Als wir abends unser Liebesspiel mit ‚69’ einleiteten, uns gegenseitig mit der Zunge im Schritt liebkosten, ging mir durch den Kopf, wir seien zu dritt. Marlene liege in der Mitte und werde von beiden Seiten verwöhnt. Ich stellte mir vor, wie sie sich abwechselnd mir und dann dem ‚Dritten’ zuwandte. Soweit ihr Platz zu drehen blieb, so eng würden wir sie in die Mitte unserer Leidenschaft nehmen.
Am nächsten Tag bat mich Marlene, sie zum Aerobic-Areal zu begleiten. Als ich mich wunderte, erklärte sie, sie wolle schon gar nicht mehr allein gehen. Schon wieder habe sie Machmud angesprochen.
„Eigentlich ist er recht charmant. Er hat mir erzählt, dass er mich um meine Familie beneidet. Dass er davon träume, so eine Familie zu haben. Mit so goldigen Kindern.“
Ich glaubte, ich höre nicht richtig. „Was sagt er? Jetzt macht er auf Familiensinn?“
„Ich glaube ihm das schon“ meinte Marlene. Ich wurde besorgt. Nachdem seine Direktanmache nicht wirkte, versuchte er es jetzt offensichtlich mit der Charakterrolle.
„Er hat mir sogar angeboten, ihn nach unserem Urlaub mit den Kindern zu besuchen, hier im Club. Er habe hier eine kleine Wohnung. Nur den Flug müsste ich selbst bezahlen.“
Ich war sprachlos. Er war drauf’ und dran, Marlene mit Erfolg den Kopf zu verdrehen. „Und, reizt Dich das?“ wollte ich wissen.
„Nein, nicht ernsthaft. So schön es hier ist; ich könnte mir trotzdem nicht recht vorstellen, hier wochenlang zu wohnen. Außerdem wärst Du ja nicht dabei.“ Diese Feststellung kam für meinen Geschmack etwas spät. „Aber so ein Angebot kriegt man nicht unbedingt alle Tage.“
„Das stimmt. Für mich wäre es allerdings nicht so toll, wenn Du im Herbst Auszeit bei Machmud nimmst, und das gleich mit den Kindern“, meinte ich.
„Ja natürlich“, meinte sie, „keine Sorge“. Nach einer Pause: „Das ist wirklich ein interessanter Urlaub“; sie grinste.
Ich grinste zurück; „In der Tat; damit hätte ich nicht unbedingt gerechnet. Der Urlaub ist ja richtig spannend.“
Später kamen wir auf das Thema zurück. „Gefällt er Dir eigentlich?“ wollte ich wissen.
„Um ehrlich zu sein: er zieht mich schon irgendwie an. Er hat eine interessante Ausstrahlung“.
„Mein Typ wäre er nicht“ meinte ich. „Er ist mir eher unsympathisch. Außerdem finde ich es immer noch ein starkes Stück, dass er Dich zielstrebig anmacht und es ihm anscheinend egal ist, dass wir zu zweit bzw. zu viert hier sind.“
Marlene versuchte, ihn in Schutz zu nehmen. „Irgendwo kann ich ihn verstehen. Wenn er sich verliebt, was soll er denn machen?“ Marlene glaubte also wirklich, er habe sich in sie verliebt.
„Wenn Du allein hier wärst, würdest Du mit ihm ins Bett gehen?“, fragte ich.
„Ich glaube schon“, meinte Marlene, „warum nicht. Ich glaube, ich hätte Lust.“
„Soll ich ihn fragen, ob er Lust auf einen Dreier hat?“ Die Frage schien mir gefährlicher und zugleich reizvoller denn je.
„Das musst Du selbst wissen.“ Die Antwort ließ mich aufhorchen. Das war kein Nein.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.