Robert Kraft - Der König der Zauberer

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In Richards Schlafzimmer befindet sich eine Kammertür. Jede Nacht wird er erwachen (das heißt nur scheinbar), er soll aufstehen, jene Tür öffnen, und er wird sich stets dort befinden, wohin versetzt zu sein er sich gewünscht hat. Er kann sich also wünschen, was er will, er kann allein sein oder mit Freunden, er kann auch den Gang seiner Abenteuer ungefähr im voraus bestimmen; hat er aber einmal die Schwelle der Tür überschritten, dann ist an dem Laufe der Erlebnisse nichts mehr zu ändern. Alles soll folgerichtig geschehen, der Traum nichts an Wirklichkeit einbüßen.

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Der König der Zauberer

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Im Lande des lebenden Todes

Robert Kraft

Inhaltsverzeichnis

Im Rettungsboot. Im Rettungsboot. Zwischen den Inseln des polynesischen Archipels trieb auf ruhigem Wasser ein Boot, mit zwei Männern besetzt, von denen der eine die Ruder, der andere das Steuer handhabte. Es waren die letzten der Besatzung eines deutschen Segelschiffes, das in einem Typhon seinen Untergang gefunden hatte. Nur Richard Brandt, der zweite Steuermann, und ein Matrose waren dem Tode entgangen, indem sie sich an einem durch dem Wirbelsturm zufällig losgelösten Boote angeklammert hatten, denn zum Aussetzen der Boote war keine Zeit gewesen. – Es gelang ihnen, sich festzuhalten, bis der alles verheerende Typhon vorübergebraust war und ein gewaltiger Regenguß schnell das aufgewühlte Meer beruhigte. Nun richteten sie das gekenterte Boot wieder auf und schwangen sich hinein, und da Ruder und Steuer glücklicherweise festgebunden gewesen waren, konnten sie sich, als nach der furchtbaren Nacht die Sonne wieder aufging, wenigstens vorläufig als gerettet bezeichnen, denn ihre Lage war immer noch eine ganz verzweifelte. Sie befanden sich im polynesischen Inselarchipel. Das wußten sie. Schlägt man im Schulatlas die Karte des Stillen Oceans auf, so sieht man es darin von kleinen Inselchen wimmeln, die so dicht nebeneinander liegen, daß man sich einbildet, von einer Insel zur anderen schwimmen zu können. In Wirklichkeit aber ist das ganz anders. Ungefähr dreißig Seemeilen weit reicht auf offenem Meere das Auge, aber die beiden Schiffbrüchigen sahen nichts als Himmel und Wasser, und sie konnten vielleicht wochenlang hin- und herfahren, ohne eine Insel in Sicht zu bekommen. Hier nützte auch alle Erfahrung des nautisch gebildeten Steuermannes nichts. Ohne Kompaß, Sextant und Seekarte befand er sich in der Lage eines unwissenden Kindes, und außerdem besaßen sie keinen Proviant und keinen Tropfen Trinkwasser. Dennoch ließen sie den Mut nicht sinken. Ihre einzige Hoffnung auf vollständige Rettung konnte nur darin bestehen, eine Insel zu erreichen oder einem Schiffe zu begegnen. Dazu mußten sie zunächst aus einer Gegend kommen, in der nichts zu sehen war, und so führten sie denn, sich gegenseitig ablösend, wacker die Ruder, indem sie durch Beobachten der Sonne einen möglichst geraden Kurs steuerten und nach dem Horizont und den Vögeln spähten, die allein jetzt Land verraten konnten. Immer höher stieg die tropische Sonne und brannte mit versengender Glut auf die unbedeckten Häupter der Schiffbrüchigen herab. Schon machte sich der Wassermangel in unangenehmer Weise fühlbar, und bereits sahen sich zwei stiere Augenpaare an, wenn die vor Hitze aufgesprungenen Lippen auch noch von Mut und Hoffnung sprachen.

Das ausgestorbene Schiff.

Die Galeere.

Vor dem ‚König der Zauberer‘.

Der Lebenstrank.

Im Lande des lebenden Todes.

Der Nachfolger des Zauberkönigs.

Impressum

Einleitung

Richard ist bis zum zwölften Jahre ein kräftiger, lebensfroher Knabe gewesen, als er durch ein Unglück gelähmt wird.

Am Abend seines vierzehnten Geburtstages sitzt der sieche Knabe allein in der Stube, traurig und freudlos, kein Ziel mehr im Leben kennend. Da erscheint ihm eine Fee. Sie nennt sich die Phantasie, will ihm ihr Geburtstagsgeschenk bringen und sagt ungefähr Folgendes:

In Richards Schlafzimmer befindet sich eine Kammerthür. Jede Nacht wird er erwachen (das heißt nur scheinbar), er soll aufstehen, jene Thür öffnen, und er wird sich stets dort befinden, wohin versetzt zu sein er sich gewünscht hat. Er kann sich also wünschen, was er will, er kann allein sein oder mit Freunden, er kann auch den Gang seiner Abenteuer ungefähr im voraus bestimmen; hat er aber einmal die Schwelle der Thür überschritten, dann ist an dem Laufe der Erlebnisse nichts mehr zu ändern. Alles soll folgerichtig geschehen, der Traum nichts an Wirklichkeit einbüßen. –

Die Erscheinung verschwindet, Richard erwacht aus dem Halbschlummer. Aber die gütige Fee hält Wort, und so findet der arme Knabe im Traume einen Ersatz für sein unglückliches Leben.

Jede Erzählung schildert nun eins seiner wunderbaren Erlebnisse, wie sie ihm die Phantasie eingiebt.

Im Rettungsboot.

Zwischen den Inseln des polynesischen Archipels trieb auf ruhigem Wasser ein Boot, mit zwei Männern besetzt, von denen der eine die Ruder, der andere das Steuer handhabte.

Es waren die letzten der Besatzung eines deutschen Segelschiffes, das in einem Typhon seinen Untergang gefunden hatte. Nur Richard Brandt, der zweite Steuermann, und ein Matrose waren dem Tode entgangen, indem sie sich an einem durch dem Wirbelsturm zufällig losgelösten Boote angeklammert hatten, denn zum Aussetzen der Boote war keine Zeit gewesen. – Es gelang ihnen, sich festzuhalten, bis der alles verheerende Typhon vorübergebraust war und ein gewaltiger Regenguß schnell das aufgewühlte Meer beruhigte. Nun richteten sie das gekenterte Boot wieder auf und schwangen sich hinein, und da Ruder und Steuer glücklicherweise festgebunden gewesen waren, konnten sie sich, als nach der furchtbaren Nacht die Sonne wieder aufging, wenigstens vorläufig als gerettet bezeichnen, denn ihre Lage war immer noch eine ganz verzweifelte.

Sie befanden sich im polynesischen Inselarchipel. Das wußten sie. Schlägt man im Schulatlas die Karte des Stillen Oceans auf, so sieht man es darin von kleinen Inselchen wimmeln, die so dicht nebeneinander liegen, daß man sich einbildet, von einer Insel zur anderen schwimmen zu können.

In Wirklichkeit aber ist das ganz anders. Ungefähr dreißig Seemeilen weit reicht auf offenem Meere das Auge, aber die beiden Schiffbrüchigen sahen nichts als Himmel und Wasser, und sie konnten vielleicht wochenlang hin- und herfahren, ohne eine Insel in Sicht zu bekommen.

Hier nützte auch alle Erfahrung des nautisch gebildeten Steuermannes nichts. Ohne Kompaß, Sextant und Seekarte befand er sich in der Lage eines unwissenden Kindes, und außerdem besaßen sie keinen Proviant und keinen Tropfen Trinkwasser.

Dennoch ließen sie den Mut nicht sinken. Ihre einzige Hoffnung auf vollständige Rettung konnte nur darin bestehen, eine Insel zu erreichen oder einem Schiffe zu begegnen. Dazu mußten sie zunächst aus einer Gegend kommen, in der nichts zu sehen war, und so führten sie denn, sich gegenseitig ablösend, wacker die Ruder, indem sie durch Beobachten der Sonne einen möglichst geraden Kurs steuerten und nach dem Horizont und den Vögeln spähten, die allein jetzt Land verraten konnten.

Immer höher stieg die tropische Sonne und brannte mit versengender Glut auf die unbedeckten Häupter der Schiffbrüchigen herab. Schon machte sich der Wassermangel in unangenehmer Weise fühlbar, und bereits sahen sich zwei stiere Augenpaare an, wenn die vor Hitze aufgesprungenen Lippen auch noch von Mut und Hoffnung sprachen.

Das ausgestorbene Schiff.

„Ein Schiff! Gelobt sei Gott, das ist ein Schiff!“ jauchzte plötzlich Gustav, der Matrose, als er den Kopf einmal nach einer anderen Richtung wandte, mit heiserer Stimme auf.

Sie hatten beide längere Zeit nach Osten geblickt, wohin ein Schwarm Vögel strebte, und miteinander beraten, ob das wohl Landvögel seien. Nun sahen sie mit einem Male in der anderen Richtung ein Schiff, und zwar nicht nur als dunklen Punkt, nein, sie konnten sogar deutlich die Segel desselben unterscheiden.

Sie hatten wohlweislich dem leichten Winde entgegengerudert, und dieser brachte das Schiff, während sie darauf zuruderten, ihnen schnell näher. Nach einer halben Stunde konnten sie es deutlich erkennen. Es war ein kleiner Schoner, der nur wenige Segel gesetzt hatte und daher langsamer segelte, als es bei dem Winde möglich gewesen wäre. Nach einer weiteren halben Stunde riefen sie es an – jetzt waren sie gerettet! Als sie sich jedoch dem Schiffe näherten, sagte Richard betroffen: „Merkwürdig, ich sehe wohl das Steuerrad, aber es steht kein Mann daran.“

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