Esther Donkor
SESSIONS
Und parallel geht die Welt unter
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Esther Donkor SESSIONS Und parallel geht die Welt unter Dieses ebook wurde erstellt bei
Esther Donkor SESSIONS Und parallel geht die Welt unter Esther Donkor SESSIONS Und parallel geht die Welt unter Für Dich, meine Muse. Mit Respekt und Dankbarkeit. E S T H E R D O N K O R …UND PARALLEL GEHT DIE WELT UNTER »Auch das glücklichste Leben ist nicht ohne ein gewisses Maß an Dunkelheit denkbar« (Carl Gustav Jung)
NICHT MAL KING OF QUEENS LÄUFT
DIE EINE VOM MORGEN
MENTOR HASE
WEED UND WEISSWEIN
ICH BRAUCH MAL BIER
KOMPLEXE
ICH WOLLTE DIR MEINE LIEBE GESTEHEN, DOCH JETZT BIST DU EIN ZOMBIE
SONST ENDEST DU WIE FRAU HAMMERSCHMIDT
FANTASIE UND FEUCHTE TRÄUME
FUCKING REFUGEES
HUMMELN IM ARSCH
BRUDER, MUSS LOS
MALLE
DER DEALER UND DIE TOTE
FLOSKELN
NEIN HEISST NEIN
KOMMST DU ODER KOMMST DU NICHT?
GASTRO
FEIERABEND
DISTANZ
BILD DIR DEINE MEINUNG
TANTE BETH
MILLENIUM BITCH
GROSSRAUMBÜRO
NOCHE DE SAN JUAN
ESO-KRAM
SCHÖN
SCHNURSTRACKS IN DIE FREIHEIT
NO-FICTION REMIX
LESEEMPFEHLUNG
PLAYLIST (FOOTNOTES)
Impressum neobooks
Esther Donkor SESSIONS Und parallel geht die Welt unter
Für Dich, meine Muse.
Mit Respekt und Dankbarkeit.
E S T H E R D O N K O R
…UND PARALLEL GEHT DIE WELT UNTER
»Auch das glücklichste Leben ist nicht ohne ein
gewisses Maß an Dunkelheit denkbar«
(Carl Gustav Jung)
NICHT MAL KING OF QUEENS LÄUFT
Zehnter September 2001. Wir hatten heute Deutsch. Ich habe das Buch nicht gelesen und die dumme Frau Gans war voll angepisst. Ehrlich, Mann? Kein Schwein liest heute noch Bücher!
Dann hatten wir Sport bei Herr Kobold. Ich hasse diesen perversen Lehrer! Ich hasse ihn! Ich hasse Sport! So kein Bock!
Erstens: Ich hatte kein Sportzeug dabei und hab mit Jeans gemacht. Da fragt der Pennerlehrer ernsthaft, ob ich kein Bock auf Sport habe!
Zweitens: Basketball! Ich hasse Basketball! Als wir bei diesem Scheißbasketball Passen geübt haben, flog der Scheißball gegen meinen Mittelfinger an der linken Hand. Das tat höllisch weh! Der Scheißwichser von Lehrer kam nur kurz gucken und meinte, ich soll Wasser drauf tun. Das war’s. Boah, ich musste heulen! Aber nicht vor Schmerz, sondern aus Wut. Ich bin so eine Niete in Sport! Der Finger wurde ganz dick und blau und ich kann ihn nicht mehr bewegen. Scheiße! Nur Pech in der Schule.
Elfter September 2001. Ich war beim Orthopäden, der hat mir eiskalt einen Gips verpasst. Boah, voll übertrieben! Mit sechzehn den ersten Gips meines Lebens, weil mein Mittelfinger angebrochen ist. Angebrochen! Das gibt’s ja wohl nicht! Was soll ich jetzt machen? Ich brauche Hilfe! Anziehen, waschen, schminken, alles! Und meine Haare! Wie soll ich die mir jetzt glätten? Boah! Und in Amerika ist die Hölle los. In Manhattan wurden mehrere der höchsten Hochhäuser (ich glaube World Trade Center heißen die) und in Washington das Pentagon durch Terroranschläge zerstört. Tausende von Toten. Es wird so ein palästinischer Führer des Attentats beschuldigt. Osama Bin Laden, oder so. Schrecklich! Da wurden Flugzeuge entführt und mitsamt der Passagiere gegen die Wolkenkratzer gejagt. Alles neben dem Empire State Building. Auf jedem einzelnen Kanal im TV wird darüber berichtet. Nicht mal King of Queens läuft. Einfach furchtbar! Ist das der Anfang vom dritten Weltkrieg? Stell dir vor, ich habe meine Zukunftspläne umsonst gemacht! Ich wollte doch eine Band gründen und berühmt werden. Und im Medienbereich arbeiten. Und mit dem süßen Alex knutschen. Stell dir mal vor, jetzt käme Krieg! Man ist nirgends mehr sicher auf dieser Welt. Es könnte auch Deutschland treffen! Es gibt genug Kranke auf der Welt! Unglaublich. Ich habe Angst.
Zwölfter September 2001. Heute fand ein Gedenkgottesdienst im Dom statt, um für die Toten in Amerika zu trauern. Wer wollte, konnte sich für ein paar Stunden in der Schule abmelden und hinfahren. Kevin, Alex, Jenny und ich fuhren hin. Kein Bock auf Mathe. Es war sehr traurig und bewegend im Dom. Viele weinten und Leute waren dabei, die ihre Angehörigen verloren haben. Auf dem Hinweg hat es geregnet und es war windig auf der Domplatte. Ich hatte meinen rosa Schirm mit. Irgendwann kam dann plötzlich der Alex neben mich unter meinen Schirm. Cool und bisschen romantisch, ganz nah mit dem süßen Alex unterm Regenschirm. Ich war ihm zwar schon näher auf der Abschlussfahrt 2000, wo ich seinen sexy Body fühlen durfte, den Sixpack, oder als wir so taten, als wären wir zusammen, um an den Lehrern vorbeizuschleichen, um noch mehr Alk zu kaufen. Aber da waren wir besoffen und heute nüchtern. Das war schön. Nach dem Gottesdienst sind wir noch durch die Stadt und dann nach Mülheim, Keupstraße. Die Jungs haben sich jeder ein halbes Fladenbrot mit Döner geholt. Mein Gott, passt bei denen viel rein. Zu Deutsch waren wir wieder in der Schule. Boah, mein Gips ist voll unprofessionell gemacht! Der Finger wackelt. Morgen beschwere ich mich bei diesem behinderten Arzt. Es laufen immer noch Sondersendungen zu diesem Terrorthema und in der Schule wird im Unterricht darüber diskutiert. Aber gut, Hauptsache kein Physik. Auf Osama Bin Laden ist 580 Millionen Dollar Kopfgeld ausgesetzt. Ich frage mich, wie unsere Zukunft wohl aussieht. Ich muss das Leben so viel genießen, wie es nur geht.
Heute Morgen war dieser dunkle Nebel wieder da und wollte sich nicht verziehen. Sie schrieb ne Mail an die Arbeit, bin krank , und blieb im Bett liegen.
Richtig miese Depriphase. Sie hat sich selbst fertig gemacht. Wegen dem Stress und der Angst und dem Weltschmerz. Wegen all dem abgefuckten Elend und weil sie bald dreißig wird. Und auch wegen der Sehnsucht, so. Allgemein, so.
Aber irgendwann isse doch aufgestanden. Bisschen Sport gemacht mit YouTube , geduscht, Kaffee mit Milch. Und dann saß sie am offenen Fenster in der Sonne, den ganzen Vormittag lang. Saß einfach nur da mit Kippen und nem Gläschen vom Weißen als Schorle zum Frühstück. Fette Selbstgönnung und der Tag ist überstanden. Bäm!
Jetzt steht sie hier mitten in der Menge und ihr geht’s wieder ganz gut. Manische Phase? Egal, scheiß drauf! Party! Einer reicht ihr nen Stummel. Die letzten drei Züge. Das Zeug ballert. Er zappelt, fragt nach nem Schluck von ihrem Bier und entschuldigt sich. Bin voll auf MDMA.
Читать дальше