Peter Splitt
Pussycat
Ein erotischer Krimi aus der Zeit des kalten Krieges
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Peter Splitt Pussycat Ein erotischer Krimi aus der Zeit des kalten Krieges Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
August 1968
Oktober 2002
Oktober 1973
September 1976
Oktober 2002
Oktober 1976
Kapitel 2
Oktober 2002
Juli 1977
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Oktober 2002
März 1979
Oktober 2002
März 1979
Kapitel 6
März 1980
April 1980
Mai 1980
Juli 1980
Dezember 1980
Kapitel 7
April 1981
August 1981
September 1981
Oktober 2002
Kapitel 8
Oktober 1982
Kapitel 9
Kapitel 10
Oktober 2002
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Epilog
Kapitel 1
Impressum neobooks
Das gleichmäßige Brummen der Triebwerke versetzte mich in eine Art Dämmerzustand. Ich lehnte den Kopf gegen das heruntergezogene Plastikrollo des ovalen Jet-Fensters und versuchte, mich zu entspannen. Ich wollte nach New York, wo ein Flieger nach Deutschland auf mich wartete. Nach vielen Jahren würde ich zum ersten Mal mein Heimatland wiedersehen. Was für ein komisches Gefühl, jetzt zurückzukehren. Wie würde es dort aussehen? Was hatte sich verändert?
Es war auch viele Jahre her, seit ich Paul zum letzten Mal begegnet war. Ich vermisste ihn noch immer. Selbst nach all den Jahren. Wo mochte er sein? Lebte er noch? Ging es ihm gut?
Ich erinnerte mich daran, wie wir uns das erste Mal geliebt hatten. Es war ein unglaubliches Erlebnis gewesen. Wann immer ich daran dachte, spürte ich dieses innere Kribbeln, spürte seinen Mund auf meinen Brüsten, fühlte, wie sich seine Hände auf meinen Körper legten und sich seine Männlichkeit an mich schmiegte. Dabei blickte er direkt in mein Gesicht. Ich wusste, ich konnte, wenn ich wollte, einen richtigen Schlafzimmerblick aufsetzen, nämlich dann, wenn ich meine Augenlider bis über die obere Hälfte der Iris fallen ließ. Auch deswegen durfte ich seit meinem zwölften Lebensjahr keinem Mann mehr in die Augen sehen. Tat ich es doch, so maß er mit Sicherheit meinen noch so belanglosen Worten irgendeine sexuelle Bedeutung bei. Meine Gedanken waren immer noch bei Paul. Er knöpfte mir die Bluse auf, bevor er mich auf das große Doppelbett zog. Seltsamerweise spürte ich keine Spur von Verlegenheit, keine Scham, nur ein unbändiges Verlangen. Meine Brüste bebten, als sie freikamen. Pauls Hände berührten sie sanft. Daraufhin richteten sich meine Brustwarzen steil auf. Sein Körper reagierte umgehend. Ich sah die Erregung in seinen Augen, während er mich beobachtete. Eilig wollte er sich seiner Jeans entledigen, doch ich kam ihm zuvor, kniete mich neben ihn, schob seine Hände beiseite und begann, den Reißverschluss seiner Hose zu öffnen. Meine Finger berührten jede neue freigelegte Stelle seines Körpers. Ich spürte sein Schaudern, hörte, wie er etwas Unzusammenhängendes vor sich hin murmelte. In diesem Augenblick begehrte ich ihn wie noch niemals einen Mann zuvor. Stolz wie eine Venus baute ich mich vor ihm auf. Im Lichtschein der großen Stehlampe wirkte meine Haut makellos fein, ließ an Marmor denken. Ich spürte, wie sich Pauls Herz überschlug. Sein Atem passte sich der heftigen Bewegung meines Brustkorbes an. Unser Verlangen nacheinander wuchs mit jeder Berührung. Die Küsse wurden fordernder, die Zärtlichkeiten dringlicher. Unsere zunehmende Erregung parfümierte die Atmosphäre. Suchend, verführend, ließ ich die Lippen über seinen Körper gleiten, bis ich fühlte, wie seine Haut glühte. Danach rollte ich mich mit einer nie für möglich gehaltenen Kraft auf ihn. Bei diesem ersten Mal brauchte sich niemand von uns beiden großartig anzustrengen. Unsere Körper verstanden sich blind. Ich empfand es als äußerst angenehm, dass ich mich nicht um seine Lust kümmern musste. Sein Gesichtsausdruck gab mir zu verstehen, wie sehr seine Erregung von meinem Verlangen dirigiert wurde. Ich hörte meinen Namen, der sich von seinen Lippen losriss. Die dann folgende Vereinigung befreite mich von der Welt um mich herum, während ich meinen Körper fester und fester auf seinem bewegte. Doch dabei blieb es nicht. Nach unserem ersten Höhepunkt liebten wir uns ein zweites Mal. Diesmal kam Paul über mich, meine Lustschreie hallten in dem Gästeschlafzimmer wider. Was die anderen Mitbewohner in diesem Augenblick von uns dachten, war mir vollkommen egal. Es zählte nur dieses großartige Gefühl. Irgendwann ließen wir voneinander ab. Wir waren völlig erschöpft. Paul hob den Kopf und sah, wie mir die Müdigkeit die Augen verschleierte.
„Du wirst jetzt schlafen, Katharina!“ Es war eine Anordnung, die er mit einem Kuss bestätigte.
Dies war heute auf den Tag genau vor zwanzig Jahren geschehen, und trotzdem kam es mir so vor, als wäre es erst gestern gewesen. Mit meinen vierundvierzig Jahren war ich noch nicht alt, aber auch nicht mehr so jung und knackig wie damals. Der Zahn der Zeit und ein reichlich turbulentes Leben hatten ihre Spuren hinterlassen. Mein Haar trug ich jetzt kürzer, meine Figur war runder und irgendwie üppiger geworden. Auch Fältchen und Krähenfüße hatten sich eingestellt, obwohl ich sie mit Make-up zu überdecken versuchte. Ich wusste, meine Augen hatten den Glanz der Jugend verloren, aber trotzdem fühlte ich mich noch immer als eine attraktive Frau.
„Bitte anschnallen, wir fliegen jetzt hinaus auf den Atlantischen Ozean, und es könnte zu Turbulenzen kommen“, ertönte eine verzerrte männliche Stimme durch die Bordlautsprecher. Das Geräusch ließ mich zunächst zusammenzucken, allerdings fing ich mich schnell wieder und versuchte, mich zu beruhigen. Hier oben über den Wolken war ich allein mit meinen Erinnerungen, nahm diesen Moment der trügerischen Geborgenheit in mich auf und wollte ihn so lang wie möglich festhalten.
Doch dann, so plötzlich, wie er gekommen war, ging der Moment vorbei und ich spürte, wie eine nicht für möglich gehaltene Nervosität von mir Besitz ergriff, mich nicht mehr loslassen wollte. Allein bei den neuen Gedanken, die sich mir aufdrängten, spürte ich eine tiefe innere Unruhe aufkommen. Trotzdem schaffte ich es, der jungen Stewardess in dem dunkelblau-roten Outfit zuzulächeln, als sich diese nach meinem Getränkewunsch erkundigte. Meine Stimme zitterte in keinster Weise. Ich hatte gelernt, damit umzugehen, auch wenn es mir noch so schwerfiel. Es war so manches, was ich jetzt tun musste, von dem ich vorher geglaubt hatte, niemals dazu fähig zu sein. Diese ständigen Veränderungen, die mein bewegtes Leben mir abverlangte, sowie die vielen Schicksalsschläge, die ich wie selbstverständlich hinnahm, hatten mich letztendlich am Leben gehalten.
Die silberne Boeing 737 flog über Rhode Island hinweg und nahm Kurs auf New York. Ich traute mich zum ersten Mal, das Plastikrollo nach oben zu schieben. Die riesige Stadt versank unter mir im bleichen Dunst der Ferne, als die Maschine eine Schleife zog und langsam ihre Flughöhe verringerte. In etwas weniger als zwanzig Minuten würde sie auf dem internationalen Flughafen John F. Kennedy landen, und danach würde ich mit etwas Glück an Bord einer Lufthansa-Maschine die USA verlassen können. Das heißt, für den Fall, dass man mich nicht an der Ausreise hinderte. Bis dahin verblieben noch ein paar lange Stunden, in denen ich mich weiter lächelnd und unschuldig locker geben musste. Ich blickte hinunter auf das Land, in das ich voller Hoffnung auf eine sichere Zukunft gekommen war. Das war vor siebzehn Jahren gewesen – nachdem ich alle verraten hatte.
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