Tilman Birr - Lost in Gentrification

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Sie nennen es Gentrifizierung. Den Prozess kennen inzwischen alle Großstädte: die rasante Aufwertung ganzer Stadteile und die Vertreibung derer, die dort vorher gelebt haben. Die Kontroversen darüber werden verbissen diskutiert und mit harten Bandagen ausgefochten. Zeit, den Prozess mal satirisch zu betrachten! Beiträge zur Gentrifizierungsdebatte von Marc-Uwe Kling, Leo Fischer, Tilman Birr, Patrick Salmen, Sebastian 23, Ella Carina Werner, Ahne, Volker Strübing u.v.a.m.

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In München zieht ihr entlang der Bahntrasse die grausligsten Kulissen von Eintönigkeit hoch, die sich wie Zeichentrickfilm-Hintergründe rhythmisch zu wiederholen scheinen und in einer sonst recht prunkvollen Stadt so befremdlich wirken – als hätte man das Lächeln der Mona Lisa durch das Emoticon :/ ersetzt.

In Stuttgart baut ihr nicht nur einen Cyber-Bahnhof, den manche nur deshalb wollten, weil er in Science-Fiction-Werbefilmchen wie eine Raumschiffandockstation daherkam, sondern pflastert den frei werdenden Stadtteil darüber mit purer Langeweile aus leeren Plätzen ohne Nutzen, deren Anrainer – hauptsächlich irgendwelche Banken – die noch so kleinsten Moosknospen aus den Ritzen kratzen lassen, damit nirgendwo auch nur ein Hauch von Leben entsteht, aber noch drei drehbare Holzbänke an den Rand stellen, falls irgendwann, irgendwo, irgendwie eine Person vielleicht mal sitzen und sich die optische Ödnis antun möchte.

Apropos Verbleib: Wer zieht bloß an solchen Orten in die Wohnungen ein? Maine-Coone-Züchter, die ihre sonst tüchtig bräsigen Schnurrhaarträger auf die Loggia entlassen, wenn die Katzenmutanten in einem Anfall von Wildnisrudimenz mal wieder die Vorhänge zu Autositzfüllungen zerfetzen? Oder Zahnärzte, die schon mit der abstrus hässlichen Kunst in ihren Praxen die Öffentlichkeit ihrem Privatgeschmack aussetzen? Zeigefreudige Großstadtperverse, die Glasscheiben bis zum Boden für den letzten Schrei halten und sich vor allem derart mit Katalogbildern identifizieren, dass sie ihr hippes Quartier als Terrarium den Blicken der Nachbarschaft zur Verfügung stellen, um selbst zu einer Art lebendiger Katalogbevölkerung zu werden? Menschen, die vermeintlich aussagekräftige Brillengestelle tragen, aber aussehen, als hätte ihnen ein verrückter Wissenschaftler eine Kirmes für Frettchen auf die Nase gelötet? Menschen eben, die mit Kubismus nichts gemein haben, aber deren Augen quadratisch und deren Köpfe eckig sind, und die deshalb Gebäude, die aussehen wie derangierte Rubikwürfel, total geil finden.

Ihr teilt etwas: eure Unfähigkeit, euch in gewachsene Strukturen einzufügen. Na gut, »wohlfühlen« muss man sich hier nur bedingt. Nur die Karre parken und arbeiten. Arbeiten am Wasser. Warum nicht gleich unter Wasser? Mediaspree und HafenCity versenken! Ihr, mit euren Lofts und Loggias und Autofahrstühlen samt Parkplatz neben dem Weinregal, wollt Stadtteilflair? Gut, ich reibe euch scheiß Schnöselnasen jeden Tag drei Kilo Hundekot in den Wohnzimmerteppich! Ihr mit eurer klinisch saubergekärcherten Welt, die ihr den Großstadtdreck am liebsten im Museum betrachten würdet: »O, guck mal, so haben die hier mal gewohnt! So mit Scherben und Kotze und allem!«

»Ja, voll eklig, guck mal, da ist Urin! Ui, wie primitiv!«

Was heißt hier »primitiv«? Ihr, die ganze Städte zu Flughäfen runtersterilisieren wollt. Wie viele Möbel habt ihr zu Hause? Drei? Und wie viele sind davon aus Plastik? Vier? Ihr Kopfspastis! Durch euch werden Städte gesichtslos und austauschbar! Lieber arm dran als Gesicht wech! Wenn ich einen von euch in die Finger kriege, will ich ihn packen und schütteln und anschreien: »NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN! Aus! Pfui! Sitz! Das dürfen nicht mal Hunde, die Stadt so vollklötzern!!« Baut euch doch eure eigene Stadt. Ich hab gehört, in der Wüste soll noch was frei sein. Ihr baut doch eh auf Sand. Passt bloß auf. Ich sag nur: Augen auf beim Stadtteilkauf. Glas brennt nicht. Aber es kann schmelzen.

Gleich neben der U6 nach Tegel west Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Oder: Die Schwaben und ihre Berliner

Bov Bjerg

Nach dem arabischen Frühling in Tunesien und Ägypten fanden Ende März 2011 auch in Baden-Württemberg freie Wahlen statt. Das Ergebnis: Diktator Mappus gestürzt! Ganz Berlin freute sich mit den Exilschwaben: Können sie bald in ihre Heimat zurück?

Doch die Sympathie verflog bald wieder. Kurz darauf legte ein junger Mann aus Neukölln Feuer in Wohnhäusern in Prenzlauer Berg. Sein Motiv: »Hass auf Schwaben«.

Die Schwaben in Prenzlauer Berg waren entsetzt. In Neukölln, da gab’s doch auch Schwaben! Hätte der junge Mann sich das Fahrgeld nicht sparen können?

Die Kritik an der Wohnungspolitik des Berliner Senats, an der Privatisierung von landeseigenen Wohnungen, an der völligen Abschaffung des Sozialen Wohnungsbaus, die Kritik an der Luxussanierung und der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen wird also immer fundierter und präziser: »Schwaben raus!«, »Schwaben verpisst euch!«, und nicht zuletzt das berühmte, analytisch knappe »Tötet Schwaben!«.

Höchste Zeit, einen ausführlichen Essay zu dem Thema zu schreiben.

Was ist ein Essay? Ein Essay ist, wenn man etwas erlebt hat, oder wenn man von etwas gehört hat, was einer von einem erzählt bekommmen hat, der was erlebt hat, und wenn man das dann aufschreibt. Man schreibt es auf und wickelt beim Aufschreiben eine Theorie drumrum. Die Theorie ist wichtig, besonders wichtig ist aber das Aufschreiben, weil: wenn man es nicht aufschreibt, nennt man den Essay nicht Essay, sondern Stammtisch.

Ein bekannter Essay ist zum Beispiel das Buch von Thilo Sarrazin, »Deutschland schafft sich ab«. Auch so ein leeres Politikerversprechen.

Der Verlag hat inzwischen mitgeteilt, »Deutschland schafft sich ab« sei »das meistverkaufte Sachbuch seit 1945«. Hm. Da scheut wohl einer den direkten Vergleich.

Jedenfalls, mein Essay heißt: »Berliner und Schwaben«.

Abstract: Berliner und Schwaben – man darf sie nicht miteinander kreuzen, denn sonst bekommt man Großmaultaschen.

Bis 1990 waren Schwaben die zweitgrößte Minderheit Berlins, gleich nach den Türken. Seit der Wiedervereinigung besteht die größte Minderheit Berlins aus Ostberlinern. Der Prozess ihrer Anpassung an das großstädtische Leben verläuft schleppend und führt regelmäßig zu Unmut unter den alteingesessenen Türken, Schwaben und Westberlinern.

Exkurs:

In Prenzlauer Berg kursiert eine mythische Zahl: In den letzten zwanzig Jahren seien achtzig Prozent der Bevölkerung »verdrängt« worden!

Diese achtzig Prozent sind merkwürdigerweise seit circa zehn Jahren konstant. Ethnologen vermuten, es handele sich um eine Heilige Zahl. Es ist tabu, sie zu verändern, zu verringern oder zu erhöhen, und wer es trotzdem tut, wird in einer Dachgeschosswohnung am Kollwitzplatz wiedergeboren.

In den letzten zwanzig Jahren achtzig Prozent verdrängt. Schlimm. Welcher Schrecken wird die Menschen überkommen, wenn sie erst einmal erfassen, dass in den letzten hundert Jahren sage und schreibe hundert Prozent der Bevölkerung verdrängt worden sind? Ja, man muss es so hart sagen: Von denen, die 1910 in Prenzlauer Berg lebten, ist praktisch keiner mehr übrig! Wo sind sie hin? Keine Panik – die meisten sind ins Grüne gezogen.

Ende des Exkurses .

Jeder klagt über Gentrifizierung. Dass die Häuser alle saniert werden. Dass die Mieten jetzt so hoch sind. Am lautesten jammert, wer selbst am meisten dazu beigetragen hat.

»Mieter vor Wild-West schützen!« plakatiert im Wahlkampf DIE LINKE – eine Partei, die in Berlin zehn Jahre lang an der Regierung war und alles getan hat, Zigtausende von landeseigenen Wohnungen irgendwelchen Investmentfonds zum Fraß vorzuwerfen und die Verwandlung von Wohnraum in Ware bloß nicht zu behindern.

Ach, Linkspartei. Fidel Castro zum Geburtstag gratulieren, aber eine Wohnungspolitik wie von Batista.

Der Lokalpatriotismus will wie der große Patriotismus eines Sarrazin, dass alles bleibt, wie es ist. Wer zuerst da war, ist im Recht!

Jeder will, dass die Straße exakt so bleibt, wie er sie zuerst gesehen hat. Egal, ob das vor zwei, vor fünf oder vor zwanzig Jahren war. Die kleine Graugans schlüpft, sieht eine Bruchbude und hält sie bis zum Ende ihres Lebens für die Mama.

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