1 ...8 9 10 12 13 14 ...21 „sowieso (unter allen Umständen, jedenfalls); der Herr Sowieso“. Es ist zum Weinen [82]. Denn auf Seite 516 steht richtig:
„soundso (unbestimmt wie); Paragraph soundso; der Herr Soundso“. Beides kann nicht richtig sein; eines kann nur richtig sein; was ist richtig?
Bei Courteline kommt einmal eine Dame in einen Buchladen und fragt den Sortimenter nach einem Buch, dessen Titel sie vergessen habe. „Von wem solls denn sein?“ Von Daudet. „Von Alphonse Daudet?“ Ja. Der Buchhändler zählt auf. Nein, das nicht: nicht die Briefe aus meiner Mühle und nicht dies und nicht das… es sei, aber der Herr Buchhändler müsse nichts schlechtes denken, man sei Gottseidank eine verheiratete Frau… es handele sich… kurz: dass Buch sei etwas… ein wenig… wie? „Von Daudet?“ – Ja. Der Buchhändler denkt nach. Er führt keine Erotika, kein Buchhändler führt Erotika… und Daudet? Der verzweifelte Buchhändler sagt alle unanständigen Buchtitel auf, die er kennt – aber von Daudet ist keines darunter. Und es ergibt sich, dass die immer mehr errötende Dame den Titel eines Daudetschen Buches daneben verstanden hat. Das Buch heißt: „Le Petit Chose“ [83]. Der kleine Dingsda.
Denn – so lehrt die Moral dieser Geschichte – wenn man den Namen eines Mannes nicht weiß, so nennt man ihn Herr X oder Herr Dingsda oder Herr Soundso, weil ja „soundso“ etwas Unbestimmtes bedeutet. Gussy Holl hat für Leute ihr unbekannten Namens die Bezeichnung „Herr Pimm“ eingeführt, aber das steht wieder nicht im Duden.
Immerhin scheint mir Pimm noch zulässiger als „Herr Sowieso“, was eine klar erkennbare Verwechslung mit dem „Soundso“ ist… aber es ist nichts mehr zu machen. Alle Leute sagen es. Weil wir aber nicht Eduard Engel [84]heißen und also der Sprache nicht nachbelfern, wenn sie einmal anders will als wir —: so wollen wir uns damit begnügen, es nicht zu schreiben, und wir wollen nicht weinen, sondern die Sowieso-Sager mit jener höchst schauderhaften Klischee-Redensart entlassen: „Das sowieso.“
Ich werde ins Grab sinken, ohne zu wissen, was die Birkenblätter tun. Ich weiß es, aber ich kann es nicht sagen. Der Wind weht durch die jungen Birken; ihre Blätter zittern so schnell, hin und her, dass sie… was? Flirren? Nein, auf ihnen flirrt das Licht; man kann vielleicht allenfalls sagen: die Blätter flimmern… aber es ist nicht das. Es ist eine nervöse Bewegung, aber was ist es? Wie sagt man das? Was man nicht sagen kann, bleibt unerlöst – „besprechen“ hat eine tiefe Bedeutung. Steht bei Goethe „Blattgeriesel“? Ich mag nicht aufstehen, es ist so weit bis zu diesen Bänden, vier Meter und hundert Jahre. Was tun die Birkenblätter —?
(Chor): „Ihre Sorgen möchten wir… Hat man je so etwas… Die Arbeiterbewegung… macht sich da niedlich mit der deutschen Sprache, die er nicht halb so gut schreibt wie unser Hans Grimm…“ Antenne geerdet, aus.
Ich weiß: darauf kommt es nicht an; die Gesinnung ist die Hauptsache; nur dem sozialen Roman gehört die Zukunft; und das Zeitdokument – o, ich habe meine Vokabeln gut gelernt. Aber ich will euch mal was sagen:
Wenn Upton Sinclair [85]nun auch noch ein guter Schriftsteller wäre, dann wäre unsrer Sache sehr gedient. Wenn die pazifistischen Theaterstücke nun auch noch prägnant geschrieben wären, dass sich die Sätze einhämmern, dann hätte unsere Sache den Vorteil davon. Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf. Wer schludert, der sei verlacht, für und für. Wer aus Zeitungswörtern [86]und Versammlungssätzen seines dahinlabert, der sei ausgewischt, immerdar. Lest dazu das Kapitel über die deutsche Sprache in Alfons Goldschmidts „Deutschland heute“. Wie so vieles, ist da auch dieses zu Ende gesagt.
Was tun die Birkenblätter —? Nur die Blätter der Birke tun dies; bei den andren Bäumen bewegen sie sich im Winde, zittern, rascheln, die Äste schwanken, mir fehlt kein Synonym, ich habe sie alle. Aber bei den Birken, da ist es etwas andres, das sind weibliche Bäume – merkwürdig, wie wir dann, wenn wir nicht mehr weiterkönnen, immer versuchen, der Sache mit einem Vergleich beizukommen; es hat ja eine ganze österreichische Dichterschule gegeben, die nur damit arbeitete, dass sie Eindrücke des Ohres in die Gesichtsphäre [87]versetzte und Geruchsimpressionen ins Musikalische – es ist ein amüsantes Gesellschaftsspiel gewesen, und manche haben es Lyrik genannt. Was tun die Birkenblätter? Während ich dies schreibe, stehe ich alle vier Zeilen auf und sehe nach, was sie tun. Sie tun es. Ich werde dahingehen und es nicht gesagt haben.
Übungen zur Erzählung
I. Übersätzen Sie ins Deutsch:
1. Я очень устал. Я больше не могу.
2. Кто будет халтурить, не получит хороших оценок.
3. Мы обязательно придумаем, как справиться с этой проблемой.
4. Я должен проверить отчет, прежде, чем сдам его.
5. Наш телевизор, похоже, сломался: картинка мигает.
II. Welches Wort fehlt?
1. Unsere Kinder sind jetzt erwachsen. Da ist nicht zu ______________.
2. Von _______ soll der Film, den Sie suchen, sein?
3. Es kommt ____________ an! Es handelt sich ________ unsere Gesundheit!
4. Er kann alle Titel der Bücher von seinem Lieblingsschriftsteller ________________.
5.Philosophie Nietzsches hat eine ___________ Bedeutung für seinen Leben.
III. Themen zum Besprechen:
1. Was glauben Sie, wer ist der berühmteste Mensch der Welt?
2. Ist es genau so, dass alles, was man empfinden oder entdecken kann, ist schon mals gewesen?
3. Können Sie sagen, dass ihre Generation kriegablehnend ist?
4. Gilt noch heute die Auffassung über kleinbürgerliche und grossbürgerliche Neurosen?
5. Ist Nostalgie eine Schwäche oder eine Stärke?
Schlüssel zur Übungen:
I.
1. Ich bin sehr müde. Ich kann nicht weiter.
2. Wer schuldert, wird keine gute Note erhalten.
3. Wir denken unbedingt aus, wie diesem Problem beizukommen.
4. Ich muss den Bericht nachsehen, bevor ich den abgebe.
5. Unser Fernseher scheint kaputt gegangen: das Bild flimmert.
II.
1. machen
2. wem
3. drauf; um
4. aufzählen
5. tiefe
A
abbildenизображать, представлять; отражать, воспроизводить
Abendmahl, das причастие
Abendmahlzeit, die <-en> ужин
Aberglaube, der <-ns> суеверие
abgebenотдавать; вручать; сдавать; передавать; вверять; сообщать, выражать
Abgeordneter, der депутат
ablehnenотклонять, не принимать; отказываться; отвергать
abräumenубирать
Absägung, die <-, -en> увольнение, снятие с должности
abscheulichотвратительный, мерзкий; ужасно, невообразимо (о степени проявления чего-л.)
Absetzung, die <-, -en> смещение, отстранение от должности
abtunотмахиваться; разделаться (с чем-л.)
Abwehr, die <-> оборона; сопротивление; защита
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