Meridion stieß langsam die Luft aus und sah dem Vogel nach, bis er sich in die Höhe aufschwang. »Wer sagt, dass sie nicht Recht hat?«
»Manchmal liegt sie daneben, oder etwa nicht?«
Er schüttelte den Kopf und sah sie nicht an. »Nein. Sie ist verrückt und listig und schwerhörig, aber sie liegt nie daneben.« Endlich erwiderte er Rhapsodys Blick. »Erinnerst du dich daran, was Jo dir bei den Rowans erzählt hat? Dass man das Nachleben erst verstehen kann, wenn man es erlangt hat?«
Rhapsody stellte den Becher ab. »Ja.«
»Das stimmt auch für die Zukunft. Manwyn mag sie sehen, aber das bedeutet nicht, dass sie sie versteht.« Nicht besser als du, dachte er mit einer Spur von Trauer.
»Aber du verstehst sie?«
Er beugte sich zum Fenster und hoffte, den Vogel wieder zu sehen. »Meistens.«
»Hmmm.« Rhapsody folgte seinem Blick nach draußen. Das Licht der Herbstsonne ergoss sich in den Raum. Als sie Meridion wieder ansah, lächelte sie.
»Hast du je herausgefunden, woher deine Gabe stammt? Ich verstehe, warum die drei Seherinnen ihre Fähigkeit erhalten haben. Ihr Vater wurde am Geburtsort der Zeit und ihre Mutter an deren Todesort geboren, und beide stammten von alten Rassen ab. Aber warum du, Meridion?«
Er biss ein Stück von der Pastete ab. »Lecker«, sagte er. Ihre Frage hing schwer in der Luft und blieb unbeantwortet.
Nach einigen Momenten des Schweigens wurde Meridion nervös. Schließlich seufzte er auf.
»Sicherlich war es wie bei den Seherinnen wichtig, dass meine Eltern von Entgegengesetzten Seiten des anfänglichen Meridians stammen und viel Zeit in beiden Welten verbracht haben.«
Und dass die eigene Seele in der einen Welt gezeugt, dann ungeboren durch die Zeit getragen wurde und in der anderen Welt das Licht erblickte, dachte er.
Er wandte den Blick ab und vermied es, in ihre klaren grünen Augen zu schauen. Er hatte noch keine Möglichkeit gefunden, wie er ihr erklären konnte, dass die Gegenwart seiner ungeborenen Seele in ihr sowie die Brücke über die Zeit und das Band zwischen seiner Mutter und seinem Vater, das in jener Nacht auf der Wiese gefestigt worden war, der Grund dafür waren, dass Rhapsody ihr ganzes Leben hindurch Visionen der Zukunft erlitten hatten, die bei seiner Geburt abgebrochen waren. Er war sich selbst nicht sicher, wie das alles zusammenhing. Auf seinen Reisen hatte er oft nach der Antwort auf die größte Frage gesucht, wie es möglich gewesen war, dass sein Vater für einen Augenblick aus der Zeit herausgenommen und zu dem Moment zurückgeschickt worden war, an dem seine Eltern ihre Seelen vereinigt und ihn gezeugt hatten, doch er hatte diese Antwort nie gefunden. Rhapsody sah ihn liebevoll an. »Dein Name kommt nicht von dem anfänglichen Meridian, falls du das geglaubt haben solltest. Du bist nach deinem Vater und nach Merithyn benannt.«
»Ich weiß. Ich habe die Reden anlässlich meiner Namensgebung als Säugling gehört. Schließlich hast du mich benannt. Du hast die Angewohnheit, den Namen, die du verleihst, unbeabsichtigt Macht beizugeben.« Meridion stand aus dem Marmorsessel auf. »Kann ich jetzt spielen gehen?«
»Natürlich.« Rhapsody betrachtete ihren Sohn nachsichtig. »Wie groß du geworden bist. Bald bist du so groß wie ich.«
»In drei Jahren, drei Monaten und siebzehn Tagen«, antwortete Meridion und stopfte sich den Rest der Pastete in den Mund. »Tschüss, Mama.« Er küsste sie auf die Wange, als sie sich bückte, um ihn zu umarmen. Die seltsamen vertikalen Schlitze in seinen blauen Augen glitzerten warm. Dann rannte er zur Tür hinaus und tauchte ein in die klare Herbstluft.
Herzlichen Dank an die üblichen Verantwortlichen die netten Leute bei Tor, besonders Jim Minz und Jodi Rosoff, sowie an den großartigen Tom Doherty. Und, wie immer, an Richard Curtis.
Zutiefst dankbar bin ich dem HenryMercerMuseum und der Tile Foundry, dem Comparative Literature Departement der SMU, dem International Maritime Museum und den Häuptlingen und Klanmüttern des OnondagaStammes.
Dank an Glynn Gomes für die hydrogeologische Überprüfung.
Tiefe Dankbarkeit bringe ich Aidan Rose, MJ Urist, Rebecca Caballo, Diane Rogers, AzKim, dem WeltmanClan und den Friedmans für ihre nie enden wollende Unterstützung entgegen. Und ein herzlicher Dank an meine geliebten Eltern für alles, was sie mir beigebracht, und für die Welt, die sie mir gezeigt haben.
Und an Bill und die Kinder, die jetzt meine ganze Welt sind.