»Meine Volksgenossen«, begann er einfach, »was ich heute sagen muß, wird kurz, unausweichlich und unumwunden sein. Wie bereits bekanntgegeben wurde, ist das Genreservoir unserer Bevölkerung durch die perfide letzte Untat der nichtswürdigen Dominatoren, die ihre Niedertracht und Tücke mit der totalen Ausrottung bezahlt haben, vollständig und permanent verseucht worden. Dies bedeutet, daß unser aller Erbgut nicht mehr in der Lage ist, etwas anderes als krankhaft deformierte und degenerierte Mutanten hervorzubringen. Es ist klar, daß die Erzeugung einer solchen Nachwelt eine absolut unannehmbare Verhöhnung alles dessen wäre, wofür das Hakenkreuz steht.«
Er machte eine längere Pause, um die Bedeutung seiner Worte eindringen zu lassen und sicherzugehen, daß keinem Helder die volle Bedeutung der Situation verborgen bliebe. Dann, als ganz Heldon sich anschickte, in Trauer und unerträglicher Resignation zu versinken, gab er seinem Volk Hoffnung.
»Seit einiger Zeit haben Genetiker der SS Entwicklungsarbeit auf dem Gebiet der Zellkernverschmelzung geleistet. Wenn eine winzige Probe Körpergewebe verwendet werden kann, um den in jedem Zellkern vorhandenen intakten Chromosomensatz zur Züchtung eines neuen menschlichen Wesens zu verwenden, dann wird es möglich sein, den exakten Genotyp unserer rassischen Elite in der nächsten Generation unverwässert und ohne Gefahr von Mutationen zu duplizieren. Auf diesem Wege können wir der Gefahr des Aussterbens oder der Entartung durch Bastardisierung entgehen und darüber hinaus die menschliche Evolution in nur einer Generation um tausend Jahre voranbringen und eine Rasse wahrhafter Übermenschen schaffen: Riesen von zwei Meter zwanzig Größe, mit dem Körperbau griechischer Götter und einer durchschnittlichen Intelligenz auf dem Niveau von Genies. Aus der Tragödie genetischer Verseuchung können wir den höchsten Triumph rassischer Reinheit erschaffen. Denn die Strahlung, die unsere Fortpflanzungskeime unwiederbringlich geschädigt hat, konnte unserem Körpergewebe nichts anhaben. So wird es möglich sein, aus der rassischen Elite unserer Nation eine neue Herrenrasse zu züchten! Die nächste Generation von Volksgenossen wird ausschließlich aus Menschen bestehen, die durch Zellkernverschmelzung als exakte Duplikate ihrer jetzt lebenden Spender und Spenderinnen heranwachsen werden. Ihr genetisches Erbgut wird das der ausgesuchtesten und rassereinen Volksgenossen sein, die heute unter uns leben!«
Wieder hielt Feric inne. Funken neuer Hoffnung und Lebenszuversicht glommen in den Augen der Techniker und seiner Kampfgefährten auf. Von einer Vision endgültigen Untergangs hatte er das Volk von Heldon zu einem Traum von höchster rassischer Vollendung geführt. Sicherlich würden sie jetzt wie ein Mann bereit sein, die Opfer zu bringen, welche ein solches Ziel verlangte!
»Obwohl die Wissenschaftler der SS nahe daran sind, diese Technik zu vervollkommnen, bedarf es noch großer heroischer Anstrengungen, bis die Hervorbringung einer Herrenrasse von Trägern ausgesuchten Erbgutes als gesichert angesehen werden kann. Darum habe ich als Führer der Nation und Oberster Feldherr aller Streitkräfte entschieden, daß jeder Volksgenosse seinen Beitrag in Gestalt einer wahrhaft heroischen Tat leisten muß, die unsere Wissenschaftler zu neuen übermenschlichen Leistungen anspornen wird, mit dem Ziel, das völlige Aussterben des Homo sapiens auf diesem Planeten in die Schöpfung einer reinen Herrenrasse umzuwandeln, die fähig und würdig sein wird, unser Erbe anzutreten und der Welt eine lichtere Zukunft zu bescheren.
Im Laufe der nächsten drei Monate werden alle Volksgenossen von neuem durch die Überprüfungslager gehen. Dort werden wir uns alle der Sterilisierung unterziehen, das heißt, für den Rest unserer Lebenszeit unfähig gemacht werden, aus Schwäche einer unedlen Versuchung nachzugeben und unser geschädigtes Erbgut durch herkömmliche geschlechtliche Mittel fortzupflanzen. Entweder wird Heldon eine Nachkommenschaft von rassisch hochwertigem Menschenmaterial hervorbringen, oder es wird überhaupt keine Nachkommenschaft haben! Rassische Vollkommenheit oder rassischer Tod!«
Die Rücken der Feldmarschälle versteiften sich deutlich. Feric war zuversichtlich, daß das Volk von Heldon landauf, landab zu einer ähnlich fanatischen Entschlossenheit angefeuert worden war, denn obgleich die Genetiker nach wie vor der Schlüssel zur Situation blieben, hatte er jedem letzten Volksgenossen ein Mittel gegeben, durch das er seine eigene heldenhafte Entschlossenheit zur geheiligten Sache beitragen konnte. Der Ruhm des endgültigen Triumphes würde von allen Volksgenossen persönlich geteilt werden!
»Als eine persönliche Demonstration meiner eigenen vollkommenen Treue zur geheiligten Sache des Hakenkreuzes und der Hervorbringung einer Herrenrasse, werde ich selbst der erste sein, der sich der Sterilisierung unterzieht, gefolgt von meinen Feldmarschällen, der gesamten SS und dann dem Volk von Heldon. Es lebe Heldon! Es lebe der Endsieg! Es lebe die Herrenrasse!«
Die letzten Worte waren ihm kaum von den Lippen, als Bogel, Remler, Waffing und Best mit einer Energie, die selbst Feric überraschte, die Hacken zusammenknallten, Haltung annahmen, die gestreckten Arme zum Parteigruß hochrissen und mit einer übermenschlichen Entschlossenheit »Heil Jaggar!« riefen, die Augen flammend in der höchsten Kraft des rassischen Willens.
Nachdem die Inbrunst des Volkes von Heldon solchermaßen zu unglaublichen Höhen rassischen Bewußtseins und eiserner Entschlossenheit emporgehoben worden war, konnte das Schicksal dieser Heldenrasse kaum den Erfolg verweigern, den eine derart selbstaufopfernde Vaterlandsliebe verdiente.
Die gesamte Bevölkerung marschierte wie ein Mann ohne auch nur ein gemurmeltes Wort des Protestes durch die Überprüfungslager. Tatsächlich war das einzige größere Problem im Zuge der Sterilisierungsaktion, daß die guten Leute dazu neigten, untereinander um frühe Plätze in der Reihenfolge der Behandlung zu streiten und zu feilschen; dabei handelte es sich jedoch mehr um einen gutmütigen Wettstreit in patriotischer Hingabe als um ernste Bitterkeit, und die SS führte die Aktion zuverlässig innerhalb der Dreimonatsfrist aus, die Feric ihr gesetzt hatte.
Bald darauf verkündete Remler freudig, daß die ersten lebensfähigen Embryonen existierten, die durch Zellkernverschmelzung entstanden waren. Acht Monate später wurden diese ersten experimentell erzeugten Vertreter einer neuen Generation erfolgreich zur Welt gebracht. Bald danach wurde der erste funktionsfähige Großbetrieb zur serienmäßigen Anwendung der Verschmelzungstechnik vollendet und neun Monate später stattete Feric, geführt vom strahlenden Remler, den Feric-Jaggar-Reproduktionswerken einen Besuch ab, um der Entnahme der ersten kompletten Serie von SS-Übermenschen aus den Aufzuchtbehältern beizuwohnen.
Dieses Gebäude war ein mächtiger weißer Würfel, makellos und geschmückt von großen schwarzen Hakenkreuzen auf jeder Seite. Remler führte Feric an der Ehrenformation vorbei durch den Haupteingang des Gebäudes und durch eine lange und einigermaßen verwirrende Serie von Hallen, Räumen und Korridoren, die allesamt mit weißen Fliesen und Kacheln ausgekleidet waren. Die glänzenden weißen Wände reflektierten die knapp sitzenden schwarzen Lederuniformen und die scharlachroten Hakenkreuzumhänge der hochgewachsenen blonden SS-Techniker, die jeden Winkel der Reproduktionswerke mit Geschäftigkeit, Energie und Entschlossenheit auszufüllen schienen, wissenschaftliche Priester im Tempel rassischer Reinheit.
»Es läßt sich nicht leugnen, daß hier gearbeitet wird, Remler!« sagte Feric, als Remler eine weiße Tür öffnete und ihn in einen der großen Räume führte, wo die Aufzuchtbehälter standen. Dies war ein rechteckiger Saal mit weißgekachelten Wänden und kleinen weißen Fliesen am Boden, von denen jede mit einem schwarzen Miniaturhakenkreuz geschmückt war. In diesem großen Raum standen Reihen von glänzenden weißen Porzellanbehältern, insgesamt zweihundert. Am Kopfende eines jeden Behälters war eine weiße Porzellankonsole, die Pumpen, Instrumente und anderes medizinisches Gerät beherbergte; in jedem Behälter schwebte ein über zwei Meter großer blonder Riese in gelblicher Nährflüssigkeit, die Augen geschlossen in glückseligem Schlaf.
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