Eine gewaltig aufflammende Wut brannte durch Ferics Bewußtsein und zerbrach augenblicklich das Dominanzmuster, als hätte es nie existiert. Den Großen Knüppel von Held schwingend, sprang er vorwärts und ließ die mächtige Waffe auf den Schädel des sabbernden, kichernden Dom niedersausen, daß er wie eine Melone zerplatzte und schmieriges graues Gehirn überallhin verspritzte. Damit nicht genug, fuhr die stählerne Faust durch den Rumpf der Kreatur, spaltete ihn entzwei und verschüttete pulsierende, schleimige Organe über den feuchten Steinboden. Mit einem zweiten Streich schlug Feric die Instrumentenkonsole in Stücke, und die Gewalt seines im Zorn geführten Schlages war so, daß das Kopfstück seiner Waffe einen Fuß tief in den Steinboden fuhr.
Mit dem Tod des letzten Dom waren Ferics Begleiter vom Dominanzmuster frei und begannen alle auf einmal verwirrt und bestürzt durcheinander zu reden.
»Es kann nicht sein!«
»Das Feuer!«
»Der Tod der menschlichen Rasse! Es ist das Ende!«
»Unsinn! Sie können nicht...«
»Ruhe!« brüllte Feric, dem rotglühender Zorn im Herzen brannte und die Kehle beengte. »Hören Sie auf mit dem Geschnatter! Gehen wir hinauf und sehen selbst, ob der alte Teufel mehr als leere Drohungen ausstieß, bevor wir unsere Rasse betrauern!«
Als sie die Oberfläche erreichten, hatte sich nichts geändert: eine endlose Fläche aus grauer Asche und schwelendem Gemäuer, durchkämmt von den Schützenketten der Armee, die auf keinen Widerstand stießen und nichts Lebendiges fanden.
Ferics und seiner Gefährten Stimmung hob sich ein wenig, als sie wieder unter freiem Himmel standen und nichts Außergewöhnliches bemerkten.
»Ich sehe kein Feuer der Alten, mein Führer«, sagte Best.
»Pah, das alte Ungeheuer war einfach verrückt«, sagte Waffing, und Feric neigte dazu, sich dieser Einschätzung anzuschließen.
»Vielleicht«, sagte Bogel unbehaglich, »aber Sie selbst sagten uns, daß die Doms damit beschäftigt wären, die nuklearen Waffen der Alten zu exhumieren.«
Diese Bemerkung verdüsterte die Stimmung der Gruppe abermals, und Feric erkannte, daß es keinen Sinn hatte, länger an diesem öden Ort zu verweilen und auf eine Katastrophe zu warten, die niemals eintreffen mochte. Er führte die Gruppe zurück zum Kommandowagen und setzte die Fahrt durch die zerstörte Stadt fort, als ob nichts Widriges geschehen wäre.
Mehrere Minuten lang fuhren,sie durch Asche und Trümmer, begleitet von der Motorradeskorte, wirbelten graue Wolken auf und sichteten nichts. Feric und seine Vertrauten hatten sich vom Bierfaß erfrischt, und der verrückte Dom in seiner unterirdischen Kammer mit seinen Drohungen von nuklearer Vernichtung schien bereits ganz und gar unwahrscheinlich und unwirklich.
Doch plötzlich schien der Himmel selbst zu explodieren; ein enormer Lichtausbruch strahlte am östlichen Horizont auf, eine Glut heller als tausend Mittagssonnen erfüllte die Hälfte des Himmels mit ihrem grellen Licht und bleichte dem Rest des Himmels und der Erdoberfläche alle Farbe aus.
Ferics Magen krampfte sich zusammen und Übelkeit befiel ihn, noch als er die Hände vor die schmerzenden, geblendeten Augen preßte, denn diese Erscheinung konnte nichts anderes sein als das Feuer der Alten. Nach endlosen Sekunden schien die schreckliche, weltüberstrahlende Glut ein wenig zu verblassen und enthüllte einen enormen orangegelben Feuerball vom Zehnfachen des scheinbaren Sonnendurchmessers, der unheilverkündend über dem Osthorizont schwebte.
Langsam stieg diese enorme Feuerblase aufwärts, sog eine riesenhafte, brodelnde, schwarze Wolke von Staub und Schutt mit sich in den Himmel, als sie emporstieg. Wenig später hatte die feurige, überkochende Wolke ihre volle Form erreicht, und niemand, in dessen Sichtweite sie war, konnte umhin, den erschrekkenden Anblick des legendären Zeichens und der gefürchteten Inkarnation des Feuers der Alten wiederzuerkennen, den Atompilz.
Niemand brachte im Angesicht dieses grauenhaften himmlischen Giftpilzes ein Wort hervor. Die Größe der Explosion und ihre Gewalt waren jenseits des menschlichen Begriffsvermögens. Es gab keinen Grund zu zweifeln, daß die Drohung des letzten Dominators den Tatsachen entsprochen hatte.
Viele Minuten später wurde die Welt von einem Donnerschlag erschüttert, der den Himmel zu spalten schien und zu einem rumpelnden Erdbeben wurde, ohne an Intensität nachzulassen. Zur gleichen Zeit spürte Feric einen Luftstoß von der Gewalt eines körperlichen Schlages; die SS-Männer wurden wie Papierfetzen von ihren Motorrädern gefegt, und das widerstandsfähige Stahlchassis des Kommandowagens knarrte und ächzte.
Der pfeifende, winselnde bitterheiße Wind, der dieser Druckwelle folgte, war für Feric das letzte Ausatmen der wahren Menschheit. Er glaubte geradezu die radioaktive Pestilenz zu spüren, wie sie von allen Seiten in seinen Körper eindrang und seine Gene schädigte.
Aber während der radioaktive Atompilz noch fortfuhr, sein genetisches Gift in die Atmosphäre zu speien, entschied Feric Jaggar bereits, daß der reine menschliche Genotyp überleben würde, weil er überleben mußte. Ein Versagen vor dieser Aufgabe konnte nicht geduldet werden, ob er versagte, oder irgendein anderer. Die Menschheit würde durch einen reinen Willensakt gerettet werden, wenn es notwendig sein sollte. Und wenn ein Wunder vonnöten wäre, so würde jeder Helder seine ganze Kraft daran wenden, es zustande zu bringen, oder bei dem Versuch sterben.
In den düsteren Tagen, die auf die Explosion der monströsen letzten Waffe von Zind folgten, hinderten nur der fanatische Wille Feric Jaggars und die eiserne Disziplin des Volkes von Heldon die Menschheit daran, in Verzweiflung und Apathie zu verfallen. Als die radioaktive Wolke ihr Gift durch die Atmosphäre der Erde verstreute, begannen viele Pflanzen zu kränkeln und abzusterben, Kinder, alte Leute und Kranke litten unter schrecklichen Strahlenkrankheiten und beinahe zwei Millionen wahre Menschen fanden qualvoll den Tod.
Statt die Kräfte mit der hoffnungslosen Behandlung dieser Symptome von Strahlungskrankheit zu verzetteln, lenkte Feric die ganze Kraft und alle verfügbaren Hilfsquellen des neuen Weltreiches von Heldon einzig und allein in die Bemühungen zur Erhaltung des wahren menschlichen Genotyps. Innerhalb von zwei Monaten nach der Katastrophe hatten die Genetiker der SS die schreckliche Wahrheit bestätigt: es gab auf Erden keinen wahren Menschen, dessen Fortpflanzungskeime in der Lage waren, rein weiterzuvererben. Selbst Feric war davon betroffen. Die letzte Generation der Menschheit war bereits geboren — von nun an war das Genreservoir des Volkes der Helder nur noch zur Hervorbringung abstoßender Mutanten und obszöner Monstrositäten imstande.
Keine drei Tage nachdem ein eingefallener, verdüsterter Remler diese rassische Todesanzeige überbracht hatte, hatte Feric die härteste Entscheidung seines Lebens getroffen und stand zusammen mit Waffing, Remler, Bogel und Best vor den Fernsehkameras, um seinem trauernden und betroffenen Volk den Weg aufzuzeigen, den Heldon nun einschlagen mußte.
Zu diesem Anlaß hatte Feric seine gutsitzende schwarze Uniform angelegt und den Großen Knüppel von Held stundenlang polieren lassen, so daß das Reichszepter und jeder Uniformknopf das Licht der Scheinwerfer blitzend und spiegelnd reflektierte. Er stand auf einem niedrigen Podium, im Hintergrund eine große, aufgespannte Hakenkreuzflagge. Zu seinen Füßen standen seine Feldmarschälle in ähnlich brillanten Uniformen; es war notwendig, daß in jedem Volksgenossen ein Höchstmaß an Heldentum wachgerufen und gestärkt wurde. Feric hatte keinen Menschen in seinen Plan eingeweiht; er benötigte eine spontane Demonstration der Unterstützung von Seiten seiner Feldmarschälle, und ganz Heldon mußte Zeuge davon sein, denn was er verlangte, würde der größte und schwerste Treuebeweis zum Hakenkreuz sein, der je vom Volk erwartet worden war.
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