»Ich gehe davon aus, daß Großkommandeur Waffing Sie bereits über die Gesamtlage unterrichtet hat«, begann Feric.
Forman betrachtete ihn kühl. »Man hat mir zu verstehen gegeben, daß Ihre Leute den Palast des Staates besetzt haben, um einem Komplott der Universalisten zuvorzukommen, an welchem der Nationalrat selbst beteiligt war«, sagte er vorsichtig.
»Die Ereignisse haben sich überstürzt«, sagte Feric. »Wir haben der schmutzigen Kabale ein Ende gemacht. Gelbart war ein Dom; alle Nationalräte bis auf mich selbst waren in sein Dominanzmuster verstrickt. Gelbart beabsichtigte, durch die Mehrheit des Nationalrates ein Verbot der SS und der Ritter des Hakenkreuzes durchzusetzen. Ich bedaure sagen zu müssen, daß Stag Stopa, der Kommandeur der Ritter, an dem Komplott beteiligt war. Seine Leute sollten dann die führenden Persönlichkeiten des Generalkommandos liquidieren und damit einen ruinösen Bürgerkrieg zwischen den Söhnen des Hakenkreuzes und der Armee auslösen. Der Bürgerkrieg würde die patriotischen Kräfte Heldons dermaßen dezimiert haben, daß es den Horden von Zind daraufhin ein Leichtes gewesen wäre, unser Land zu besetzen und den wahren menschlichen Genotyp auszulöschen. Als die SS dieses Komplott aufdeckte, ließ ich natürlich augenblicklich geeignete Gegenmaßnahmen anlaufen. Gelbart wurde ausgeschaltet, und die ihm hörigen Ratsmitglieder gestanden.«
Feric nahm eine Anzahl von Dokumenten vom Schreibtisch, die er Forman übergab. Dieser nahm sie ohne Kommentar entgegen. »Das Generalkommando mag ihre unterschriebenen Geständnisse in Ruhe prüfen«, fuhr Feric fort. »Bevor sie ihre Rücktrittserklärungen abgaben, verabschiedeten die Nationalräte einstimmig einen Beschluß zur Suspendierung der Verfassung und der Übertragung aller Machtbefugnisse auf mich, so daß mir die Möglichkeit gegeben ist, durch Dekrete zu regieren. Ich habe den Titel des Führers und Oberkommandierenden von Heldon angenommen und die vakant gewordenen Sitze im Nationalrat, der nun Staatsrat heißen wird, mit wahrhaften Patrioten von unzweifelhafter Loyalität zum Vaterland und dem Ziel der Reinhaltung der Rasse besetzt. Die Notstandssituation ist jetzt vorbei.«
»Was ist aus den Verrätern geworden?« forschte Forman. »Mit Stopa muß ich mich noch befassen«, sagte Feric, »aber meine erste Handlung als Führer und Oberkommandierender von Heldon war, daß ich die ganze Verräterbande von Ratsmitgliedern erschießen ließ.«
Zum erstenmal zeigte das Gesicht des Feldmarschalls einen zurückhaltenden Ausdruck von Gemütsbewegung: eine gewisse soldatische Anerkennung für eine rasch und entschlossen gelöste Aufgabe. »Sie haben die Situation offensichtlich gut in der Hand«, sagte er. »Vorausgesetzt, alles verhält sich so, wie Sie sagen, wird das Generalkommando bereit sein, Sie als den rechtmäßigen Herrscher von Heldon anzuerkennen; ich sage dies als ein Beauftragter mit unbegrenzten Vollmachten.«
Feric gab Waffing einen anerkennenden Seitenblick, den Waffing mit einem Nicken quittierte; der Großkommandeur hatte gute Arbeit geleistet. Forman hatte die Vollmacht, bindende Abmachungen zu treffen, und verstand die Situation genau, so daß keine Partei zu Winkelzügen würde Zuflucht nehmen müssen.
»Es gibt in dieser Angelegenheit nur einen Aspekt, der das Generalkommando beunruhigt«, fuhr Forman fort. »Sie selbst sind fraglos ein Mann von überlegener Qualität, und wir erwarten, daß Sie den Zielen und Bestrebungen des Militärs als oberster Führer von Heldon weitaus aufgeschlossener gegenüberstehen werden, als das liberale Gesindel es je gewesen ist. Ich muß Sie jedoch davon unterrichten, daß das Generalkommando die fortdauernde Existenz einer vollausgerüsteten Privatarmee wie der Ritter des Hakenkreuzes als absolut unannehmbar betrachtet, und dies erst recht im Lichte der Tatsache, daß ihr Kommandeur an einer Verschwörung gegen Heldon beteiligt war. Es kann nur eine heldonische Armee geben; in diesem Punkt gibt es für uns keinen Kompromiß.«
»Das ist vernünftig gesprochen«, erwiderte Feric. »Es liegt auf der Hand, daß die jüngsten Ereignisse mich von der Weisheit einer solchen Position überzeugt haben. Die Angelegenheit mit Stopa und den anderen Verrätern innerhalb der Ritter muß in jedem Fall bereinigt werden, und Sie haben mir gerade die geeignete Verfahrensweise nahegelegt.«
»Bitte fahren Sie fort«, sagte Forman mit unverhohlenem Interesse.
»Die Ritter des Hakenkreuzes werden aufgelöst. Die Masse der Männer, das heißt jene, die sich nichts haben zuschulden kommen lassen, werden ein Angebot zur Übernahme in die reguläre Armee erhalten. Würden Sie zustimmen?«
»Wir können kräftige, gut ausgebildete Burschen immer gebrauchen«, sagte Forman. »Ich sehe keinen Grund, warum der großen Masse der Ritter die Übernahme in den Militärdienst verwehrt werden sollte, nur weil einige wenige Führer Verrat geübt haben.«
»Die SS wird als eine Eliteeinheit weiterexistieren«, sagte Feric. »Wie Sie wissen, ist die genetische, intellektuelle, körperliche und ideologische Qualifikation der SS von höchstem Niveau. Daraus folgt, daß die zahlenmäßige Stärke der SS niemals an jene der Armee heranreichen wird. Darauf haben Sie mein heiliges Wort.«
»Akzeptiert«, sagte Forman.
»Schließlich werde ich Großkommandeur Waffing zum Minister der Sicherheitskräfte ernennen. Obwohl diese Position traditionell von Zivilisten besetzt wurde, wird Waffing gleichzeitig zum Feldmarschall ernannt werden, um deutlich zu machen, daß die Beziehungen zwischen der Armee und der obersten Führung von Vertrauen und Wärme geprägt sein werden.«
Darauf ließ Forman endlich ein Lächeln sehen. Er stand auf. »Im Namen des Generalkommandos gelobe ich dem neuen Führer und Oberkommandierenden von Heldon die Treue.« Der Feldmarschall knallte forsch die Hacken zusammen und entbot ihm den Parteigruß. »Heil Jaggar!« erklärte er.
Feric erhob sich und erwiderte den Gruß, übermannt von seinen Gefühlen. Welch ein großartiger Augenblick war dies für ganz Heldon! Das Hakenkreuz und die Armee endlich vereint!
»Wenn Sie wünschen, daß die Armee sich Stopas und seiner Clique annimmt, brauchen Sie nur den Befehl zu geben«, sagte Forman.
Betrübnis verdrängte die frohe Heiterkeit, die Ferics Herz erfüllte; der perfide Verrat Stopas und der ehemaligen Rächer beschwerte seine Seele mit Trauer. Für ihn persönlich würde es weniger schmerzhaft sein, die Angelegenheit der Armee zu überlassen; der Vorschlag hatte etwas Verlockendes. Aber es war Sache der Partei, ihre Mitglieder zu disziplinieren.
»Ich muß das Angebot ablehnen«, sagte Feric bekümmert. »Diese Männer haben das Hakenkreuz verraten. Wir sind es uns selbst und Heldon schuldig, unsere eigenen Reihen von fäulnisverbreitenden Elementen zu reinigen.«
»Ich habe Verständnis für den Mut, den es erfordert, eine solche Entscheidung zu treffen«, sagte Forman. »Ja, ein rechter Mann muß innerhalb seines Befehlsbereichs selbst für Disziplin sorgen.«
In den trüben kalten Stunden vor dem Morgengrauen führte Feric selbst eine SS-Kolonne durch die stillen, leeren Straßen von Heldheim und hinaus in das schlafende Land zu der Ritterkaserne. Die Ehre verlangte, daß er selbst die Kolonne anführte, denn Stopa hatte einen Treueid nicht nur auf Heldon abgelegt, sondern auch auf Ferics eigene Person. Feric fühlte die gleiche soziale Verpflichtung wie der Eigentümer eines tollwütig gewordenen Hundes: es war seine Pflicht, das Geschöpf eigenhändig von seinen Qualen zu erlösen.
Für diese Mission hatte Feric dreihundert SS-Männer mit Maschinenpistolen und Knüppeln bewaffnet und auf Lastwagen verladen. Dreihundert Elitesoldaten, die ohne unnötigen Lärm operierten, konnten eine chirurgische Ausschneidung vornehmen, während ein massierter Angriff zu einer blutigen Schlacht führen würde, in welcher viele rettenswerte Ritter verlorengehen würden.
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