Ich weiß: Unsere Nachkommen werden sich als echte Römer gründlich, bedenkenlos und weitsichtig auf den Heimweg begeben; wer aber weist ihn ihnen, wenn ich schweige? Niemand. Hundert Generationen wird es dauern, sagte Durgal; ich kenne die römische Zähigkeit besser: Wir werden eher heimfahren… oder fliegen, wie er meinte.
Ob er wiederkehrt? Auf jeden Fall seine Brüder. Sie kennen ja den Weg. Oder finden Roms Söhne — hier oder daheim — ihn eher? Das werde ich nie erfahren, und dabei möchte ich es so gern wissen!
Das ist ein Grund mehr, den Bericht zu schreiben. Auch er wird nach ihm suchen — er vielleicht als erster. Er muß mein Urteil hören. Wahrscheinlich wird er mich einen undankbaren Dummkopf nennen, aber ich fechte seine gepriesene Moral an. Wir sind keine Haustiere, die man nach Belieben verfrachten darf. Er hätte die anderen wie mich überzeugen müssen; ich glaube nicht, es wäre unmöglich gewesen, Kolonisten zu finden.
Das muß geschrieben werden, das vor allem.
Die schillernden Quarra-Vögel haben ihr Lied angestimmt. Immer heller wird der Strich entlang der runden Kuppen am Osthorizont. Wolken schweben am Himmel, blasser wird der Schein der Sterne. Wo ist die Mondsichel? Wölkchen haben sie verschlungen.
Die Cystalla duftet immer stärker. Sie verdrängt meine Träume von Hispanien. Für diese Generation und für die nächsten ist es das beste, gar nicht mehr zurückzudenken und nur noch nach vorn zu schauen. Wir müssen in allem neu beginnen, da bleibt kein Platz für Durgal. Ich werde also nicht sprechen, sondern schreiben. Gleich heute abend werde ich beginnen. Erst die Urenkel sollen erfahren, was tatsächlich geschah. Für uns gibt es Wichtigeres. Und wenn unsere Ururenkel die Heimat ernstlich suchen, dann werden sie sie auch finden. Notfalls ohne Durgal.
«Kannst du nicht schlafen?«
Ich habe Cassia nicht kommen hören. Besorgt blickt sie mich an. Mir scheint, in ihren Locken ist eine Spur Grau. Ja, wir werden alt. Es ist Zeit, den Stab an die Jüngeren abzugeben.
«Ich wollte den Sonnenaufgang sehen«, lüge ich.»Wie geht es den Kindern?«
«Sie schlafen. - Sehen wir uns den Sonnenaufgang an. «Ihr Lächeln verrät mir, daß sie mich durchschaut. Womöglich weiß sie längst die Wahrheit. Ich werde sie nie danach fragen. Es ist besser so.
Feuerfarben steigt die Sonne über die Berge, hüllt den Horizont in ein flammendes Meer. Ein neuer Tag bricht an in unserer neuen Heimat.