Isaac Asimov - Vergangene Zukunft. Elf der besten Stories des weltberühmten SF-Autors

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Vergangene Zukunft. Elf der besten Stories des weltberühmten SF-Autors: краткое содержание, описание и аннотация

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Der 1920 geborene Autor ergriff den Beruf des Biochemikers und wurde schließlich Universitätsprofessor. Doch seinen Weltruhm erlangte Asimov als Science-Fiction-Autor. Wir bringen hier im 3. und letzten Teil seiner Kollektion »Nightfall« die Story von den ausgedienten Autos - die Story des Gottes der Fliegen - die Story des kleinen Fußgängers - die Story der modernen Parias - die Story von der Gebrauchsanweisung - die Story von den Hormonen - die Lefkowitz-Story - die Story von den schleimigen Ungeheuern -die Story vom Computer, der den Krieg gewann -die Story von den Kommunikationsproblemen -und die Story von den Augen, die nicht nur sehen. Die ersten beiden Teile der Asimov-Kollektion erschienen als Bände 45 und 47 in der Taschenbuchreihe UTOPIA CLASSICS. UTOPIA CLASSICS-Band 49
Titel des Originals: NIGHTFALL - 3. Teil

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»Das Geld würde aber doch der Farm zufließen.«

»Die Kooperationspapiere der Farm besagen, daß jedes Auto ständige Pflege zu erhalten hat. Keines von ihnen darf verkauft werden.«

»Und wie steht es mit den Motoren?«

»Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«

Gellhorn rückte etwas näher. Seine Stimme klang vertraulich.

»Hören Sie mir einmal zu, Jake. Ich werde Ihnen die Situation erklären. Auf dem Markt herrscht große Nachfrage nach Privatautomatics. Sie müßten eben nur etwas billiger sein. Wis-sen Sie das?«

»Das ist kein Geheimnis.«

»Und neunundfünfzig Prozent der Gesamtkosten entfallen auf den Motor. Ich weiß, woher wir die übrigen Teile bekommen könnten. Ich weiß auch, wo wir die Automatics zu einem guten Preis verkaufen könnten - zwanzig- oder dreißigtausend für die billigeren Modelle, fünfzig- oder sechzigtausend für die besseren. Ich brauche nur die Motoren. Sehen Sie schon die Lösung unserer Probleme?«

»Nein, Mr. Gellhorn.« Ich wußte natürlich, worauf er hinauswollte, aber er sollte es aussprechen.

»Die Sache ist so, Jake. Sie haben einundfünfzig Autos. Sie sind ein erfahrener Automechaniker. Sie könnten den Motor aus einem Ihrer Autos ausbauen und ihn in ein anderes einbauen. Niemand würde den Unterschied bemerken.«

»Das wäre nicht besonders moralisch.«

»Sie tun den Autos doch nicht weh. Nehmen Sie die alten Modelle. Zum Beispiel den Mat-O-Mot.«

»Einen Moment, Mr. Gellhorn. Der Motor und das Fahrgestell sind keineswegs zwei verschiedene Dinge. Sie bilden eine Einheit. Jeder Motor gehört zu einem bestimmten Körper. In einem anderen würde er sich nicht wohl fühlen.«

»Ja, das ist ein sehr wichtiger Gesichtspunkt, Jake. Es wäre so, wie wenn man Ihren Verstand aus Ihrem Gehirn herauslöste und ihn in ein anderes einpflanzte, nicht wahr? Das würden Sie doch nicht wollen.«

»Nein, ich glaube nicht.«

»Aber wenn ich nun Ihren Verstand in den Kopf eines jungen Athleten einpflanzen würde? Was würden Sie davon halten, Jake? Sie sind nicht mehr der Jüngste. Wenn Sie die Chance hätten, würden Sie es nicht genießen, noch einmal zwanzig zu sein? Und diese Chance biete ich Ihren Elektromotoren. Sie können in '57-Gestelle eingebaut werden. Die allerneueste Konstruktion.«

Ich lachte.

»Das ist doch sinnlos, Mr. Gellhorn. Sicher, einige meiner Autos sind schon sehr alt, aber es wird gut für sie gesorgt. Niemand lenkt sie, sie können herumfahren, wie es ihnen Spaß macht. Sie haben den Dienst quittiert, Mr. Gellhorn. Ich will keinen zwanzigjährigen Körper, wenn ich mich womöglich für den Rest meines neuen Lebens abrackern müßte und nie genug zu essen hätte ... Was meinst denn du dazu, Sally?«

Sally öffnete ihre beiden Türen und schlug sie mit federndem Knall wieder zu.

»Was soll das?«

»Das ist Sallys Art, herzhaft zu lachen.«

Gellhorn zwang sich zu einem Lächeln. Anscheinend glaubte er, ich hätte einen schlechten Witz gemacht.

»Seien Sie doch vernünftig, Jake«, sagte er. »Autos sind dazu da, um gelenkt zu werden. Vielleicht sind sie gar nicht glücklich, wenn Sie sie nie lenken.«

»Sally ist schon seit fünf Jahren nicht mehr gelenkt worden, und ich finde, sie sieht sehr glücklich aus.«

»Das bezweifle ich.« Er stand auf und ging langsam auf Sally zu. »He, Sally! Würde es dir gefallen, wenn ich mich einmal hinter dein Lenkrad setze?«

Sallys Motor kreischte auf. Sie wich zurück.

»Quälen Sie sie nicht, Mr. Gellhorn«, sagte ich. »Sie ist ein bißchen scheu.«

Zwei Limousinen hielten etwa hundert Yards entfernt auf der Straße. Sie schienen uns zu beobachten. Ich kümmerte mich nicht um sie. Ich mußte auf Sally achten.

»Ganz ruhig, Sally«, sagte Gellhorn. Er faßte nach dem Türgriff, der sich natürlich nicht herabdrücken ließ.

»Vor einer Minute hat sie doch noch die Türen aufgemacht«, sagte Gellhorn verwundert.

»Sie kann sie automatisch versperren. Sally legt sehr viel Wert auf ihr Privatleben.«

Gellhorn ließ den Türgriff los und sagte ganz langsam und deutlich: »Ein Auto, das sein Privatleben liebt, sollte aber nicht mit offenem Verdeck herumfahren.« Er trat drei oder vier Schritte zurück, dann rannte er so blitzschnell vor, daß ich ihn nicht aufhalten konnte, und sprang in den Wagen. Er überrumpelte die verdutzte Sally völlig, denn bevor sie sich wehren konnte, schaltete er den Motor ab.

Zum erstenmal seit fünf Jahren war Sallys Motor tot.

Ich schrie auf, aber Gellhorn hatte schon auf »Handbetrieb« geschaltet. Er ließ den Motor an, und Sally erwachte wieder zum Leben. Aber sie hatte keine Handlungsfreiheit mehr.

Gellhorn fuhr die Straße hinauf. Die Limousinen waren noch immer da. Sie wendeten und fuhren davon. Nicht sehr schnell. Ich glaube, sie waren ziemlich verwirrt.

Die eine Limousine hieß Giuseppe. Sie stammte aus einer Mailänder Firma. Der Name der anderen lautete Stephen. Die beiden steckten immer zusammen. Sie waren neu auf der Farm, aber immerhin waren sie schon lange genug da, um zu wissen, daß die Autos hier normalerweise nicht gelenkt wurden.

Gellhorn fuhr geradeaus, und als die Limousinen endlich begriffen hatten, daß Sally nicht langsamer fahren würde, nicht langsamer fahren konnte, war es bereits zu spät für sie, um anders als in äußerster Verzweiflung zu reagieren. Sie machten einen Satz zur Seite, jeder nach einer anderen, und Sally sauste zwischen ihnen hindurch.

Stephen raste durch das Straßengeländer und kam auf dem Rasen zum Stehen, kaum sechs Zoll vom Seeufer entfernt. Auf der anderen Straßenseite hielt Giuseppe taumelnd an.

Ich hatte Stephen gerade wieder auf die Straße bugsiert und untersuchte, ob er sich verletzt hatte, als Gellhorn zurückkam. Er öffnete Sallys Tür und stieg aus. Dann schaltete er die Zündung ein zweitesmal aus.

»Ich glaube, das hat ihr viel Spaß gemacht«, sagte er.

Ich beherrschte mich mühsam.

»Warum mußten Sie unbedingt zwischen den beiden Limousinen hindurchrasen?«

»Ich erwartete, daß sie ausweichen würden.«

»Das taten sie auch. Und dabei ist eine durch das Geländer gekracht.«

»Es tut mir leid, Jake. Ich dachte, sie würden schneller sein. Sie wissen doch, wie das ist. Ich habe schon in vielen automatischen Bussen gesessen. Aber in einer Privatautomatic bin ich erst zwei- oder dreimal gefahren, und das war soeben das erste Mal, daß ich eine Automatic lenkte. Es hat mich einfach mitgerissen, Jake. Und dabei bin ich sonst nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Ich sage Ihnen, Jake, wir müssen nicht mehr als zwanzig Prozent unter den Listenpreis gehen. Wir können neunzig Prozent Profit erreichen.«

»Und den würden wir teilen?«

»Fünfzig zu fünfzig. Und vergessen Sie nicht, ich nehme das ganze Risiko auf mich.«

»Also gut. Ich habe Ihnen zugehört. Jetzt werden Sie einmal mir zuhören.« Ich schrie beinahe, denn jetzt war ich zu wütend, um noch länger höflich zu sein. »Wenn Sie Sallys Motor abstellen, tun Sie ihr weh! Würde es Ihnen Spaß machen, bewußtlos geschlagen zu werden? Genau das haben Sie nämlich mit Sally gemacht, als sie den Motor abdrehten.«

»Sie übertreiben, Jake. Die automatischen Busse werden jede Nacht abgestellt.«

»Sicher, und deshalb will ich keinen von meinen Jungen oder Mädchen in einem Ihrer großartigen '57-Gestelle sehen. Ich kann mir schon ausmalen, wie man sie da behandeln würde. Die Elektronenmotoren der Busse müssen alle paar Jahre repariert werden. Der Elektronenmotor des alten Matthew ist seit zwanzig Jahren nicht einmal berührt worden. Können Sie ihm etwas Gleichwertiges bieten?«

»Nun, Sie sind jetzt etwas aufgeregt. Vielleicht überlegen Sie sich meinen Vorschlag noch, einmal, wenn Sie sich wieder beruhigt haben. Dann können Sie ja mit mir in Verbindung treten.«

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