Ich errötete artig und nickte, um den Beifall einer Vielzahl von Bewunderern anzuerkennen.
Dr. Horkkk löschte das Feuer meines Stolzes zum Teil, indem er sagte: „Lassen Sie mich hinzufügen, daß dieses großartige Artefakt als Resultat einer rücksichtslosen Ausgrabungstechnik beinahe zerstört worden wäre.“
Ich blickte beschämt zu Boden, und aus Mangel an einer sinnvolleren Beschäftigung zählte ich meine Zehen. In seiner eleganten und vernichtenden Art und Weise führte Dr. Horkkk einige weitere Kritikpunkte an, und ich versuchte unterdessen, im Boden zu versinken. Jan, die direkt neben mir saß, flüsterte: „Laß dich von ihm nicht ins Bockshorn jagen. Du hast sie gefunden. Und du hast sie nicht zerstört.“ Ich sollte noch hinzufügen, daß sich Jan dazu entschlossen hatte, neben mir zu sitzen anstatt neben Saul Shahmoon. Interessant. Versucht sie, seine schlummernde Eifersucht zu wecken, oder beginnt sich zwischen Jan und mir etwas abzuspielen?
Als Dr. Horkkk damit fertig war, mir das Fell über die Ohren zu ziehen, sagte 408b: „Es ist fraglich, ob dieses Gerät tatsächlich Bilder von der Lebensweise jener Geschöpfe zeigt. Vielleicht stellt die Kugel ein Unterhaltungsinstrument dar und projiziert nur Phantasieszenen.“
„Ein guter Hinweis“, sagte Dr. Schein. „Aber ich kann mich dieser Auffassung nicht anschließen.“
Pilazinool nahm eine Hand ab und winkte damit, um das Wort zugeteilt zu bekommen. „Auf der Grundlage einer raschen Analyse“, sagte das Maschinenwesen, „bezweifle ich, daß 408b recht hat. Ich habe den Eindruck, wir haben es hier mit einer authentischen Darstellung des Lebens der Erhabenen zu tun. Ich kann nicht sagen, welchen Zweck diese Kugel einst erfüllt hat, aber ich bin davon überzeugt, bei jenen Bildern handelt es sich um echte Szenen des Alltagslebens, wie Dr. Schein zum Ausdruck brachte.“
Dr. Schein strahlte. 408b faltete verärgert seine Tentakel zusammen. Mirrik, Saul Shahmoon und Kelly trugen ihre Auffassungen mehr oder weniger gleichzeitig vor. Nach all den Dingen, die Dr. Horkkk über mich gesagt hat, hatte ich nicht den Schneid, meine Klappe aufzureißen, aber insgeheim stimme ich Pilazinool und Dr. Schein zu.
„Es stellt sich nun folgende Frage“, sagte Dr. Schein. „Sollen wir die Kugel zu einer detaillierten Analyse der in ihr enthaltenen Bilder an Zentralgalaxis schicken, oder sollen wir sie hierbehalten, damit sie uns während der noch verbleibenden Zeitspanne unserer Ausgrabungsarbeiten anleiten kann?“
„Hierbehalten“, sagte Pilazinool.
„An Zentralgalaxis schicken“, sagte Dr. Horkkk.
Eine ganze Zeitlang beratschlagten wir darüber. Und es stellte sich folgendes heraus: Dr. Horkkk war so von der Kugel gefesselt, daß er vorschlug, die Expedition an diesem Punkt abzubrechen, zur Zivilisation zurückzukehren und fort alle Anstrengungen auf den Versuch zu konzentrieren, aus den projizierten Bildern neue Erkenntnisse zu gewinnen. Leroy Chang unterstützte diese Anregung. Ich glaube, Leroy sucht nach irgendeinem Vorwand, Higby V nach dem Fiasko mit Jan verlassen zu können.
„Das erscheint mir zu überstürzt“, sagte Steen Steen. „Warum sollten wir die Fundstelle jetzt verlassen, obwohl wir dicht vor noch erstaunlicheren Entdeckungen stehen könnten?“
Die erste vernünftige Bemerkung, die ich überhaupt von ihm/ihr gehört habe.
„Solange wir und die Kugel hierbleiben“, gab Dr. Horkkk zurück, „riskieren wir, daß sie verloren gehen oder zerstört werden könnte. Es ist unsere Pflicht, sie sicher zu einem zivilisierten Planeten zu bringen.“
Dr. Schein, der in seiner sanften Art mörderisch sein kann, lächelte seinem thhhianischen Rivalen freundlich zu und sagte: „Dr. Horkkk, vielleicht sind Sie und Professor Chang geneigt, diese Expedition zu verlassen und die Kugel zu einer sicheren Welt zu transportieren, während wir anderen die Arbeit weiterführen?“
Dr. Horkkk gab ein gurgelndes Geräusch von sich. Dieser Schachzug gefiel ihm gar nicht.
Als die verbale Schlacht schließlich zu Ende ging, kam eine vernünftige Entscheidung heraus. Wir alle — und die Kugel — bleiben so lange auf Higby V, bis die geplante Dauer der Ausgrabungsarbeiten vorüber ist. Aber um der Sicherheit willen werden wir jeweils einige Kopien von den Filmaufnahmen der Kugelprojektionen anfertigen und sie an Bord des monatlichen Transporters zur Zivilisation schicken. Jan und mir wurde der Auftrag erteilt, eine Pressemitteilung über die Kugel zu schreiben, die dann so schnell wie möglich via TP-Kommunikationsnetz weitergegeben werden soll. Wir werden die Mitteilung heute abend zu Papier bringen.
Der Arbeitsplan wird ein wenig abgeändert. Pilazinool, 408b und Dr. Horkkk werden von allen Aufsichtspflichten bei der Ausgrabungsstelle befreit und befassen sich statt dessen praktisch die ganze Zeit über damit, die von der Kugel projizierten Szenen zu betrachten und über die Bedeutung der Bilder zu rätseln. Wir hoffen, wir erhalten dadurch einige Hinweise, die uns zu anderen bedeutenden Entdeckungen führen. Das bedeutet, die Verantwortung, die Grabarbeiten zu überwachen, wird Dr. Schein und Leroy Chang zufallen, denn Saul ist vollauf damit beschäftigt, die Artefakte im Laboratorium zu datieren. Und daß der größte Teil der tatsächlichen Ausgrabungsarbeiten in der Grube von unseren beiden Spezialgräbern, Mirrik und Kelly, und den drei Lehrlingen ausgeführt werden muß: Steen, Jan und deinem lieben Brüderchen.
Essenszeit jetzt. Das Wetter draußen ist scheußlich: Es regnet mal wieder.
Ich fühle mich noch immer wie benommen von den Bildern, die von der Kugel projiziert worden sind. Jene herabhängenden Häuser… die seltsamen Gebräuche… vor allem aber, die Gesichter von Erhabenen gesehen zu haben. Habe ich ihre Augen erwähnt? Drei sind es, und sie stehen dicht beisammen. Kalt. Funkelnd. Sie betrachten einen aus diesen Projektionsszenen, und man möchte sich am liebsten irgendwo verkriechen. Dieser Ausdruck kühler Intelligenz… das Gefühl, einem Wesen ins Gesicht zu sehen, das hunderttausend Jahre alt ist. Es ist schrecklich, dem Blick eines Erhabenen zu begegnen, der einen über eine so breite Zeitkluft hinweg trifft. Was war es für eine Rasse? Wo erwarben sie die Fähigkeiten, die sie so groß werden ließen, noch bevor sich die anderen Völker der Galaxis zu entwickeln begonnen hatten? Wie gelang es ihnen, ihre Zivilisation über all die Hunderte von Millionen Jahren funktionsfähig zu erhalten? (Hunderte von Millionen Jahren! Jene uralten Ägypter und Cro-Magnons lebten in einer Zeit, die nur ein Augenzwinkern zurückliegt — mit solchen Maßstäben haben wir es zu tun!)
Und damit genug der tiefschürfenden philosophischen Betrachtungen. Dein aufgeweckter und tiefsinniger Bruder hat Hunger. Bis später, Ende.
Schlafenszeit, fünf Stunden später, am gleichen Abend.
Nach dem Essen haben Jan und ich einige Stunden damit verbracht, die Pressemitteilung zu formulieren. Eigentlich hat sie das alles geschrieben, obwohl man mir nachsagt, ich könnte gut mit Worten umgehen und so weiter. Ich habe die Zeit damit vertrödelt, indem ich einige Skizzen entwarf und sie dann wieder zerknüllte. Dann klemmte sie sich dahinter und schrieb ohne die geringste Schwierigkeit ein professionell klingendes Statement herunter. Dieses Mädchen ist mächtig auf Zack. Morgen fahren wir in die Stadt und geben die Mitteilung den TP-Leuten, und ich hoffe, diese Kuh von Marge Hotchkiss hat dienstfrei.
Alle anderen haben den Abend im Laboratorium verbracht. Als wir fertig waren, sind Jan und ich hinübergegangen. Schach ist hier jetzt altmodisch geworden. Wie heute besteht die allabendliche Unterhaltung darin, die von der Kugel projizierten Bilder zu betrachten. Heute abend waren einige neue zu sehen, ebenso verblüffend wie die anderen. Offenbar hat das Ding in seinem Innern eine unbegrenzte Anzahl von Filmrollen oder was auch immer. Ich hoffe, wir lassen es nicht heißlaufen.
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