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Agatha Christie: Das Geheimnis der Schnallenschuhe

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Agatha Christie Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe: краткое содержание, описание и аннотация

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Auch ein Meisterdetektiv geht nicht gern zum Zahnarzt. Und die Rätsel in der Praxis von Hercule Poirots Zahnarzt häufen sich: Ein Patient stirbt, ein anderer verschwindet, auf einen dritten wird ein Attentat verübt. Wie gut nur, dass Poirot vor der Tür des Zahnarztes die Dame mit den merkwürdigen Schnallenschuhen aufgefallen ist. So bereitet ihm die Lösung des geheimnisvollen Geschehens schließlich doch keine Zahnschmerzen. Die Originalausgabe erschien unter dem Titel ONE, TWO BUCKLE MY SHOW © 1940 Agatha Christie Limited, a Chorion Company.

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Aber gleichzeitig passte all das ebenso gut auf eine geschickte Schauspielerin, die sich in eine bestimmte Rolle hineingelebt hat. Und schließlich hatte ja Mabelle Sainsbury Seale ihre Laufbahn als Schauspielerin begonnen! Stark beeindruckt war ich von einem Gespräch, das ich mit Mr Barnes aus Ealing führte – auch er war an dem betreffenden Tag in der Queen Charlotte Street zur Behandlung gewesen. Seine Theorie, die er sehr nachdrücklich vertrat, ging dahin, dass die Morde an Morley und Amberiotis sozusagen nur Randerscheinungen waren, und dass Sie, Mr Blunt, das beabsichtigte Opfer darstellten.»

«Ach, gehen Sie, das ist doch ein bisschen weit hergeholt!», meinte Alistair Blunt wegwerfend.

«Wirklich, Mr Blunt? Stimmt es nicht, dass es augenblicklich mehrere politische Gruppen gibt, für die es eine Existenzfrage ist, dass Sie – sagen wir – beseitigt werden?»

«Ja, das ist schon richtig. Aber was soll das mit der Ermordung Morleys zu tun haben?»

«Dieser Fall weist einen bestimmten – wie soll ich mich ausdrücken – verschwenderischen Zug auf. Die Kosten spielen keine Rolle – auch Menschenleben spielen keine Rolle. Ja, wir stehen hier vor einer Kühnheit und Rücksichtslosigkeit, die auf ein wahrhaft großes Verbrechen hindeuten!»

«Sie glauben also nicht, dass sich Morley wegen eines Irrtums erschossen hat?»

«Ich habe das nie geglaubt – keine Sekunde lang. Nein: Morley wurde ermordet, Amberiotis wurde ermordet, die unkenntlich gemachte Frau wurde ermordet. Und warum? Um eines bestimmten hohen Einsatzes willen. Barnes neigte zu der Theorie, man habe versucht, Morley oder seinen Partner zu bestechen, Sie aus dem Weg zu räumen.»

«Unsinn!», sagte Alistair Blunt scharf.

«Ah – ist es wirklich Unsinn? Nehmen wir an, es soll jemand aus dem Weg geräumt werden. Ja, aber der Betreffende ist gewarnt, gewappnet, und man kommt schwer an ihn heran. Um einen solchen Menschen umzubringen, muss man es so einrichten, dass man zu ihm gelangt, ohne seinen Verdacht zu erregen. Wäre das Sprechzimmer des Zahnarztes dafür nicht der ideale Ort?»

«Ja, das dürfte stimmen. Von dieser Seite habe ich die Sache noch nie betrachtet.»

«Sicher stimmt es. Und als mir das aufgegangen war – da sah ich zum ersten Mal einen Schimmer der Lösung vor mir.»

«Sie haben sich also die Theorie des Mr Barnes zu Eigen gemacht? Wer ist übrigens dieser Barnes?»

«Barnes war Reillys Zwölf-Uhr-Patient. Er ist pensionierter Beamter des Innenministeriums und wohnt in Ealing. Ein unauffälliger kleiner Mann. Aber Sie irren sich, wenn Sie sagen, ich hätte mir seine Theorie zu Eigen gemacht. Das habe ich nicht getan. Ich habe mir nur Ihr Prinzip zu Eigen gemacht.»

«Was meinen Sie damit?»

«Von Anfang an bin ich immer wieder vom richtigen Weg abgedrängt worden – manchmal unbeabsichtigt, manchmal bewusst und zu einem bestimmten Zweck. Dauernd wurde mir eingeredet, ja aufgezwungen, es handle sich hier um ein sozusagen öffentliches Verbrechen. Das heißt: Sie, Mr Blunt, standen als öffentliche Erscheinung im Brennpunkt der Geschehnisse Sie, der Bankier, der Finanzmagnat, der Verfechter der konservativen Ideen! Aber jede Person des öffentlichen Lebens hat auch ihr Privatleben. Und das war mein Fehler: Ich vergaß das Privatleben. Es gab private Gründe für die Ermordung Morleys – Frank Carter besaß zum Beispiel solche Gründe. Es konnte auch private Gründe dafür geben, Sie zu ermorden, Mr Blunt. Sie hatten Angehörige, die bei Ihrem Tod erben würden. Es gab Leute, die Ihnen Liebe oder Hass entgegenbrachten – und zwar dem Menschen, nicht dem Politiker.

Und so gelangte ich zu dem klassischen Fall dessen, was ich die ‹aufgezwungene Karte› nenne – zu dem angeblichen Attentat Frank Carters auf Sie. War dieses Attentat echt, dann handelte es sich wirklich um ein politisches Verbrechen. Oder gab es eine andere Erklärung dafür? Es konnte sie geben. Im Gebüsch befand sich noch jemand: der Mann, der herbeieilte und Carter packte. Ein Mann, der mit Leichtigkeit den Schuss abgefeuert und dann die Pistole Carter vor die Füße geschleudert haben konnte, so dass dieser sie fast unvermeidlich aufheben und damit ertappt werden musste.

Ich dachte über das Problem Howard Raikes nach. Raikes befand sich an dem kritischen Vormittag in der Queen Charlotte Street. Raikes ist ein erbitterter Gegner alles dessen, was Sie, Mr Blunt, verkörpern und sind. Ja, aber Raikes ist noch mehr: Er ist der Mann, den Ihre Nichte wahrscheinlich heiraten wird, und Ihre Nichte soll bei Ihrem Tod ein beträchtliches Vermögen erben, wenn Sie auch vorsichtig dafür gesorgt haben, dass sie das Kapital nicht angreifen kann.

War das Ganze schließlich doch ein privates Verbrechen – ein Verbrechen um privater Vorteile, um privater Ziele willen? Warum hatte ich es für ein öffentliches Verbrechen gehalten? Weil mir dieser Gedanke nicht nur einmal, sondern wiederholt – suggeriert und wie eine Spielkarte, die ich unbedingt ziehen sollte, aufgezwungen worden war!

Als mir dieser Einfall gekommen war, sah ich, wie gesagt, zum ersten Mal einen Schimmer der richtigen Lösung. Ich war damals in der Kirche und sang einen Psalm: ‹und stellen mir Fallen an den Weg›, hieß es darin.

Eine Falle? Für mich gestellt? Ja, das konnte sein. Aber dann gab es nur einen einzigen Menschen, der sie gestellt haben konnte. Und das wäre doch widersinnig gewesen! Oder war es nicht widersinnig? Hatte ich den Fall bisher aus der verkehrten Perspektive betrachtet? Geld spielt keine Rolle? Natürlich! Rücksichtslose Opferung von Menschenleben? Jawohl, richtig! Denn der Einsatz, um den es für den Schuldigen ging, war riesengroß…

Aber wenn meine neue, sonderbare Theorie stimmte, dann musste sie sich nicht nur auf vereinzelte Punkte anwenden lassen, sondern auf alles. Sie musste beispielsweise das Geheimnis der gespaltenen Persönlichkeit von Miss Sainsbury Seale erklären. Sie musste das Rätsel des Schnallenschuhs lösen. Und sie musste die Frage beantworten: Wo befindet sich Miss Sainsbury Seale jetzt?

Eh bien – meine Theorie erfüllt alle diese Wünsche, und noch mehr. Sie zeigte mir, dass Miss Sainsbury Seale Anfang, Mitte und Ende des ganzen Falles bildet. Kein Wunder, dass ich geglaubt hatte, es gebe zwei Mabelle Sainsbury Seales. Es gab tatsächlich zwei solche Frauen. Die eine war die liebe, gute, dumme Person, für die ihre Freunde so warm eintraten. Und die andere war die Frau, die in zwei Mordfälle verwickelt war, Lügen erzählte und auf geheimnisvolle Weise verschwand. Denken Sie daran: Der Portier der King Leopold Mansions hat ausgesagt, Miss Sainsbury Seale sei vorher schon einmal da gewesen…

In meiner Rekonstruktion des Falles wurde dieses erste Mal zum einzigen Mal. Sie hat die King Leopold Mansions nicht wieder verlassen. Ihre Rolle wurde von der andern Miss Sainsbury Seale weitergespielt. Diese andere Mabelle Sainsbury Seale zog sich entsprechende Kleider an, trug ein neues Paar Schnallenschuhe, weil die anderen ihr zu groß waren, ging zu einer belebten Tageszeit in das Hotel am Russell Square, packte die Sachen der Toten, bezahlte die Rechnung und zog ins Glengowrie Hotel. Denken Sie daran, dass niemand von den Bekannten der echten Sainsbury Seale sie von da an gesehen hat. Dort spielte sie die Rolle Mabelle Sainsbury Seales über eine Woche lang. Sie trug Mabelle Sainsbury Seales Kleider, sprach mit deren Organ, aber sie musste sich auch ein kleineres Paar Schuhe kaufen. Und dann verschwand sie: Zum letzten Mal wurde sie gesehen, als sie am Abend von Morleys Todestag wiederum die King Leopold Mansions aufsuchte.»

«Wollen Sie behaupten», fragte Alistair Blunt, «dass die Leiche in der Pelztruhe schließlich doch Mabelle Sainsbury Seale war?»

«Natürlich war sie es! Es handelte sich um einen sehr geschickten doppelten Bluff: Das verstümmelte Gesicht sollte Zweifel an ihrer Identität wecken!»

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