Jakob Wassermann - Engelhart Ratgeber

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Als der größere Knabe das Lachen vernahm, blieb er stehen und sah sich um, und Engelhart, mit beiden Füßen in einer einzigen seiner Fußstapfen, blieb ebenfalls stehen. Der andre stierte ihn drohend an und sagte haßerfüllt: »Du Jud.« Darauf kamen noch ein paar Burschen, stellten sich um Engelhart herum und beobachteten ein feindseliges Schweigen. Er wußte sich beschimpft, begriff aber nicht, wodurch. Er grübelte noch in sich hinein, als jene schon verschwunden waren; da winkte ihm Fräulein Holländer zu, er folgte, und als er im Zimmer war, schloß sie das Fenster, reichte ihm einen gebratenen Apfel aus der Ofenröhre, und während er aß, holte sie ein dickes Buch herbei, schlug es auf und las ihm folgende Stelle vor: »Da wohnten die Nachkommen der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft. Sie bewahrten noch ihre Stammbäume und konnten ihre Geschlechter auf die Fürsten und Propheten Judas zurückführen. Ihr Oberhaupt wohnte zu Bagdad und führte den Titel: Fürst der Gefangenschaft. Er stammte in gerader Linie vom König David; Christen und Heiden anerkannten seine Abkunft und nannten ihn unser Herr, der Sohn Davids. Sein Ansehen erstreckte sich über die Länder des Ostens bis Tibet und Hindostan. Es wurden ihm die größten Ehren erwiesen, und wenn er öffentlich erschien, trug er Kleider von gestickter Seide und einen weißen Turban mit goldenem Diademe.«

Engelhart senkte den Kopf und dachte nach. »Ist es ein Märchenbuch?« fragte er.

»Nein, kein Märchenbuch!« erwiderte sie. Sie zeigte das Titelblatt, und er las: Benjamin von Tudelas Reisen. Da lächelte Engelhart aufatmend vor sich hin und war dessen gewiss, daß er ein Mensch unter Menschen bleiben durfte. Nachmittags kam Fräulein Holländer zu Frau Agathe. Sie trug gelbe Handschuhe, die an allen zehn Fingerspitzen zerrissen waren, einen außerordentlich großen Hut mit Federn und ein kupferglänzendes Seidenkleid. Sie sprach mit der ihr eignen geschraubten Lebhaftigkeit über den Knaben, über seine Begabung, sein schönes, belebtes Gesicht und schloß ihre Rede mit den Worten aus der Geschichte Bileams: »Es wird ein Stern aufgehen aus Jakob.« Frau Ratgeber ward es angst und schwül, und sie war froh, als die Person wieder fort war.

An seinem Geburtstag, wo er neun Jahre alt wurde, erhielt Engelhart die Erlaubnis, sich Spielwaren aus dem Geschäft des Vaters zu holen. Am Nachmittag nach der Schule ging er hin. Es waren niedrige, lichtlose Räume dort. Hinter einem Holzgitter saßen Herr Ratgeber und sein Bruder, ein jeder wachsam im dumpfen Haß. Nebenan befanden sich die jungen Leute und Peter Salomon Curius, den Herr Ratgeber als Buchhalter angestellt hatte. Er war stets muntrer Laune, schmunzelte zum Fenster hinaus, wenn die Dienstmädchen der Nachbarschaft vorübergingen, rauchte, trank Bier, erzählte Geschichten, die alle einen Anhauch von Größenwahn hatten. Er glich einem Herzog, der zum Scherz Lakaiendienste verrichtet, oder einem Millionär, der zur Belustigung seiner Gäste selber den Koch macht. Er wußte alles besser, und wenn einer die Kunst zu fliegen erfunden, hätte Herr Peter Salomon mit geringschätzigem Lachen gesagt: »Ach was, das hab’ ich schon vor zehn Jahren gekonnt, es ist gar nichts weiter dabei, jeder windige Sperling macht dasselbe, ich habe es längst aufgegeben, denn, unter uns, es ist eine langweilige Sache.«

In den verliesartigen Zimmern roch es nach Tinte, Staub und Spinnweben. Lange suchte Engelhart, um etwas zu finden, was nicht bloß der augenblicklichen Lust, sondern auch zukünftigen Wünschen Genüge tun konnte, und er wählte schließlich eine Trommel und einen Spiegel. Zu Hause fingen Gerda und Abel zu weinen an und wollten auch etwas haben; er lachte sie aus, die Mutter schalt, sie empfand vielleicht dunkel, daß da keine Unschuld mehr sei, wo mißgünstiges Behagen an fremdem Neid sich sättigt. Sie warf ihm vor, er habe kein Herz für seine Geschwister, doch konnte sie nicht ermessen, wie es sich damit in Wirklichkeit verhielt.

Wie ihr alles in der Stille Sorge machte, so auch dies. Zudem erfuhr sie von einer ungewöhnlich hinterlistigen Handlung, die er bald hernach beging, und ihr Urteil über den Knaben verwirrte sich noch mehr. Er hatte mit den Kindern des Pedells von der nahegelegenen Bürgerschule Bekanntschaft geschlossen und jagte mit ihnen oft in dem großen, mit Bäumen bepflanzten Hof umher. An den Spielen beteiligte sich Selma Weber, ferner das Töchterchen des Direktors, ein liebliches, ausgelassenes Ding, und Sophie Hellmut, das Kind eines Arztes. Vor den drei Mädchen suchte sich Engelhart durch Geschrei und heldenmäßiges Wesen hervorzutun, oder wenn nicht so, dann durch ein gekränktes und sauertöpfisches Beiseitestehen, das ganz grundlos war, wodurch er aber doch die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken wähnte. Den tiefsten Eindruck machte Sophie Hellmut auf ihn. Sie war so schwermütig wie eine Nacht, die von Stürmen in der Ferne zittert und doch ihre Wolken ruhig vorübergleiten läßt, weil sie hofft, daß es Morgen wird.

Nun war ein gewisser Rindsblatt in der Gesellschaft, ein rothaariger, häßlicher Knabe, der sich scharwenzelnd und prahlend um Sophie zu schaffen machte und gegen den Engelhart bösen Groll hegte. Einmal fing es an zu regnen, und alle flüchteten in eines der leeren Schulzimmer. Sie schrien und lärmten, bis die Dämmerung einbrach, da kam Rindsblatt dazu, sprang mit einem Satz auf den Katheder, ließ die Beine baumeln und spuckte mit einem Ausdruck zur Seite, als wolle er sämtliche Lehrer der Welt totspucken. Die Mädchen wurden von unten zum Nachtessen gerufen und schossen tobend hinaus, Engelhart folgte verdrossen, nur Rindsblatt blieb sitzen, um zu zeigen, daß er keinem Ruf gehorchen müsse, und begann laut zu singen; Engelhart kehrte noch einmal zur Tür zurück und hörte, wie die Stiefelhacken des Knaben hohl gegen das Brett schlugen, er sah den Schlüssel im Schloß stecken und drehte ihn um, so daß der Verhaßte gefangen war. Dann rannte er die Treppe hinab und setzte sich auf die Brunnenbank im Hof. Der Abend war schon eingebrochen, hohe Mauern blickten durch den rieselnden Regen. Lang blieb es still, endlich wurde oben ein Fenster aufgerissen, und Rindsblatt schrie. Niemand hörte, er wiederholte sein Geschrei, schon saß ihm die Furcht in der Kehle. Engelhart verspürte eine trotzige Genugtuung, den trockenen Prahler so bang zu wissen, gleichwohl schlich er zaghaft in den Flur, da sah er den Pedell mit der Lampe die Stiege hinaufschreiten, denn oben hämmerte es so fürchterlich an die Türe, daß das Treppenhaus dröhnte. Rindsblatt wußte, wer ihm den Streich gespielt, und gab es an. Doch ließ er sich Engelhart gegenüber nichts merken, er rächte sich nicht, obschon er stärker und älter war. Das erschreckte Engelhart, nie ging er ohne das unheimlichste Gefühl an dem Burschen vorüber, und er ahnte, daß in jener Brust ein gefährlich-giftiger Haß brüte und sich mit Vorsicht der rechten Stunde gewärtig hielt.

Es wurde Frühling. Am zweiten Sonntag im April während eines Spazierganges sagte Frau Ratgeber, es sei ihr heute besonders wohl zumut. Aber als sie nach Hause kamen, war Engelhart eine Zeitlang mit der Mutter allein im Zimmer, Herr Ratgeber war im Hohlwegsgarten zu einem Glas Bier eingekehrt, Gerda und Abel waren bei Tante Curius, Ketti ging mit dem kleinen Benjamin noch auf der Straße, da sah Frau Ratgeber den Knaben eigentümlich an und sagte, es verlange sie, ins Bett zu gehen und zu ruhen. Sie klagte über Schmerzen im Ohr.

Am nächsten Tag begannen die Osterferien. Festlich gestimmt trat Engelhart nach der Schule ins Schlafzimmer, wo Frau Agathe lag. Die grünen Rolläden waren herabgelassen, um die Sonnenstrahlen abzuhalten, auf dem Tischchen stand eine Arzneiflasche mit brauner Flüssigkeit. Die Mutter fragte ihn nach diesem und jenem und gab ihm Ermahnungen allgemeiner Art. Sie meinte, das beste im Leben sei Gehorsam und Sichfügen. Aber Engelhart suchte den Sinn ihrer Worte als etwas Unbehagliches beiseite zu schieben. Was war ihm Gehorsam? Ein Zwang, dem seine Schwäche unterlag. Er wollte frei sein, er hatte die eigensinnige Überzeugung von einer im Innern der Brust wirkenden Kraft, die sich frech über alle Vernunft der Wohlgesinnten hinwegsetzte. Er erwiderte nichts, und da Frau Agathe den Zustand des verstockten Schweigens bei ihm kannte und fürchtete, hieß sie ihn gehen. Als er die Schwelle des Zimmers überschritt, hörte er sie seufzen.

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