Jakob Wassermann - Engelhart Ratgeber

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Engelhart trat, mit der Hand das schmerzende Ohr bedeckend, in den Saal und gewahrte unter den ersten Paaren, die sich zum Walzer anschickten, seine Mutter und den Premierleutnant Siderlich. Er erstaunte über ihr Aussehen, über ihre roten Wangen und glänzenden Augen. Ihre Bewegungen hatten etwas Fräuleinhaftes, wenn sie dankte, den Kopf zur Schulter neigte, den Fuß zum Tanz vorsetzte.

Der Premierleutnant Siderlich lag schon seit zehn Jahren mit einer Halbkompagnie im Ort, man sagte, daß es eine ewige Strafversetzung sei. Er wohnte bei Wahrmanns zur Miete, doch gingen diese mit dem Plan um, ihm zu kündigen, da er in der letzten Zeit oft betrunken war. Das gewöhnliche Volk nannte ihn wegen seiner außergewöhnlichen Länge und Magerkeit den Lattenhanni. Er verkehrte mit niemand, hatte weder Kameraden noch Freunde und empfing oder schrieb nie einen Brief. Jeden Abend um acht Uhr ging er ins Gasthaus zur Post und verzehrte dort sein kärgliches Nachtessen. Wenn er fertig war und neben seinem Tisch bekam etwa ein andrer Gast zu essen, so beugte er sich gegen dessen Teller herüber und sagte, mit der Zunge schnalzend, gierig und überrascht: »Ah, das ist aber ein schöner Braten, so einen Braten bekomme ich nie,« oder: »Das ist aber ein kolossaler Fisch, so einen bekomme ich nie.« Hierauf rief er die Kellnerin oder den Wirt und fragte mit trauriger Stimme: »Warum bekomme ich nie eine so große Portion wie der Herr Expeditor?«

»Aber ich bitte, Herr Premier,« sagte der Wirt, »es ist ganz genau dasselbe Stück.«

Beim nächtlichen Nachhausegehen nahm er sich auf der Straße sehr zusammen, kaum hatte er jedoch die Haustüre bei Wahrmanns aufgesperrt, so stimmte er einen greulich unmelodischen Gesang an und stolperte geräuschvoll die Stiege empor.

Seit Frau Ratgeber im Hause weilte, betrank er sich nicht mehr und verwendete größere Sorgfalt als bisher auf seinen Anzug. Am Morgen nach dem kleinen Tanzfest schickte er seinen Burschen mit einem Strauß von Rosen und einer Visitenkarte, auf deren Rückseite in sorgfältig gemalten Buchstaben zu lesen stand:

Schönheit besiegt ein jedes Herz
Und sei es auch so hart wie Erz.

Bald danach hörte man ihn mit klirrendem Wehrgehänge die Stiege herabpoltern, er machte im Frühstückszimmer seine Aufwartung, aber seine Haltung verlor an Sicherheit, als die Kinder, durch sein wunderliches Grimassenschneiden belustigt, kichernd entflohen.

Es nahte die Zeit der Reife, das Obst auf den Bäumen wurde schwer. Täglich wanderten die Kinder in die Beeren. Spät nachmittags zog die belebte Schar heimwärts, die Mütter kamen ihnen auf der Landstraße entgegen und freuten sich der reichen Ausbeute. An einem schönen Septembertag brachen beide Familien morgens um fünf Uhr auf und fuhren nach Pappenheim, wo sie von Bekannten zur Obstlese eingeladen waren. Engelhart, sich von den Seinen mit Absicht entfernend, schritt durch den riesengroßen Garten, der über mehrere Hügel hingebreitet war, und sah ein Schloß, das den Gipfel eines Berges krönte. Es wurde ihm feurig zu Sinn, als er wieder zu den andern zurückkehrte, stieß er ein Jubelgeschrei aus. Doch diese waren ebenfalls in Glückseligkeit gefangen, Frau Agathe schritt mit stillem Lächeln umher und deutete manchmal auf den Himmel, der so strahlend war, als ob ein blaues Feuer ihn erfüllte. Dann sank die Sonne, Engelhart hatte ein schneidendes Gefühl von Schmerz, es tönte eine Stimme: jetzt ist es genug der Freuden.

Wenige Tage später mußten sie nach Hause reisen, Herr Ratgeber war früher, als er gedacht, zurückgekehrt. Kisten und Koffer wurden gepackt, und gegen Abend setzte sich die ganze Karawane nach dem Bahnhof in Bewegung. Erst dort begriff Engelhart, daß es sich um Scheiden und Trennung handle. Wie im Schlaf küßte er die Mädchen, später durchzuckte es ihn, daß er Esmees Mund feucht auf dem seinen gefühlt. Der Zug rasselte davon, die Nacht brach ein, fremde Leute saßen im Coupé, Ketti hielt den Säugling im Arm, Gerda und Abel schlummerten aneinandergelehnt. Auch Frau Agathe schien müde, ihr Blick war in die Dunkelheit hinaus gerichtet, die Hände lagen still im Schoß. Engelhart schaute sie an und seine Lippen murmelten wie von selber Esmees Verse und zerhackten sie mit dem Takt der Eisenbahnräder:

»In den Garten wollen wir gehn,
Wo die schönen Rosen stehn,
Stehn der Rosen gar zu viel,
Brech’ ich mir eine, wo ich will.«

Er träumte, daß ein ungeheurer Mensch käme und ihn wie ein Stück Holz unter den Arm schiebe. Der Mensch schritt durch eine eiserne Tür, die er hinter sich zuschlug, und betrat ein dunkleres Gemach. Er eilte weiter zur nächsten Tür, die er ebenfalls zuschlug, und so weiter, von Tür zu Tür, bis sie in einen grauenvoll finstern Raum kamen.

Ein paar Tage hernach schrieb Frau Agathe einen langen Brief an ihre Schwester in Gunzenhausen. Sie meldete die glückliche Ankunft, und daß weder den Kleinen noch den Großen ein Unfall zugestoßen sei. Dann beschrieb sie ausführlich, in welchem Zustand sie die Wohnung angetroffen habe; in den Fugen des Flurgatters sei der Staub fingersdick gelegen, das Türschloß im Wohnzimmer sei vollständig eingerostet; im grünen Zimmer hätten die Motten trotz aller Schutzmaßregeln die Rücklehne des Plüschsofas angefressen; in der Küche sei vom Hagelwetter im August ein Fenster zertrümmert worden. Nachdem alles das ausführlich geschildert war, dankte Frau Ratgeber ihrer Schwester und deren Gatten für die lange Gastfreundschaft. Sie drückte ihre Dankbarkeit in den leidenschaftlichsten Worten aus, zu denen sie in mündlicher Rede nie den Mut gefunden hätte, und erklärte sich unvermögend, solche Opfer nur annähernd in gleicher Münze zu bezahlen. Sie gestand, daß sie sich seit der Abreise grenzenlos unglücklich fühle und daß sie wisse, eine geheime Stimme habe es ihr zugeflüstert, sie werde die Schwester und die Nichten nicht mehr wiedersehen. Sie erzählte, wie trostlos Engelhart sich benehme und fügte hinzu, daß sie seines versteckten und träumerischen Charakters wegen recht besorgt sei.

Ungern besuchte Engelhart die Schule. Aber er mußte. Schon tönte das Wort Pflicht als ein Fanfarenstoß an seine Ohren. Ihm war es das liebste, zu gehen, wohin er wollte, zu unternehmen, wozu sein Inneres ihn antrieb. Er spielte mit sich selbst; sogar das Sehen seiner Augen wurde zum Spiel; auf der Gasse gehend, probierte er, ob man nicht auch mit dem Mund sehen könne. Er dachte klüger zu sein als Gott oder ihn wenigstens zu kontrollieren. Er schloß die Augendeckel, schob die Lippen vor, und da er nun weiter zu gehen vermochte, dachte er in seiner Albernheit, Gott eines Bessern belehrt zu haben, während er ihn nur beschummelt hatte, denn ein ganz klein wenig hatte er doch durch den Spalt zwischen den Lidern gespäht.

Herr Ratgeber tadelte das Guckindieluftwesen heftig. »Hände aus den Taschen! Frisch, frisch! Munter!« rief er, wenn der Knabe sinnend einhertrottete. Aber Engelhart fand sich nur eingeschüchtert, und er verbarg eifersüchtig sein Herz. Tausend Fragen waren in ihm erwacht, Bedeutendes und Nichtiges lag gleich schwer vor seinem Weg. Er hatte niemand, um zu fragen; die Mutter war in solchen Dingen nicht entgegenkommend, dem Vater war nichts lästiger, als wenn man ihn viel und um vielerlei befragte. Von den Lehrern erwartete er nichts und sie gaben auch nichts.

Im Spätherbst verbreitete sich das Gerücht von einem Weltuntergang. Der furchtbare Termin war für Anfang November prophezeit. Engelhart wunderte sich über das gefaßte Wesen der Leute, er wunderte sich, daß sie noch aßen und tranken, daß sie schwatzend unter den Haustoren standen und den hellen Himmel betrachteten, und er freute sich auf ihren Schrecken und ihre Verzweiflung, wenn das Ungeheure kam. Er spazierte in der Mitte der Straße auf und ab, um beim Zusammensturz der Häuser verschont zu bleiben. Allmählich sammelten sich vor der Pfistergasse, wo man den Ausblick auf das freie Feld hatte, viele Erwartungsvolle an und starrten in den aufgehenden Mond. Die Abergläubischen hatten wenig Zuspruch, wer Angst hatte, wollte sie doch nicht zeigen, denn man lebte in einer aufgeklärten Protestantenstadt. Dennoch war die Enttäuschung allgemein, als es Abend ward und Himmel und Erde ihr friedliches Aussehen nicht veränderten. Engelharts Unzufriedenheit wurde gemildert durch das gebundene und sehnsüchtige Gefühl, das ihm der Mond einflößte; die unsichtbare Bewegung des Gestirns bewegte ihn mit. Auf dem Heimweg traf er Selma Weber, sie gingen zusammen und plauderten; doch da unterbrach Selma das Gespräch und fragte ängstlich: »Ist es wahr, daß du ein Jud bist?« Er stutzte, bejahte, aber der Ton ihrer Stimme wollte ihm nicht aus dem Kopf. Eines Tages, es war schon Winter geworden, tiefer Schnee lag, vergnügte er sich damit, in die Fußstapfen eines vor ihm her gehenden Knaben zu treten. Da dieser aber viel größere Schritte machte, mußte er seine Beine übermäßig spreizen, was einen komischen Anblick bot. Er hörte denn auch ein schallendes Gelächter und sah Fräulein Holländer, die am Fenster ihrer ebenerdigen Wohnung lehnte und sein Treiben belustigt mitansah. Dieses Fräulein war eine Jüdin, eine ältliche Jungfer, die mit ihrer Mutter ein kleines Häuschen gegen den Spitalgarten bewohnte. Engelhart kam oft dorthin, weil das Hoftor mit bunten Glasscheiben versehen war, und er liebte es, durch die farbigen Gläser auf die fernen Hügel des Vestnerwaldes und auf die Wiesen des Flußtals hinunterzublicken.

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