Jakob Wassermann - Engelhart Ratgeber

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»Gewiß,« rief sie lachend und schlug sich auf die Hüfte, »hier.«

Er kam nun öfter zu Fräulein Frühwald, die für jede Gesellschaft dankbar war, setzte sich an den Tisch und las in der Bibel. Doch erwuchs ihm wenig Verstand daraus, obwohl er das Fabelmäßige leicht begriff. Die erwachten Zweifel über Geburt und Geborenwerden fanden Nahrung, doch keine Lösung; Unverstehbares mischte sich mit der geahnten Natur, die er auch in seinem Innern beben und wachsen fühlte. Eines aber riß sein Gemüt hin, vielleicht weil es mit Worten nicht ausgedrückt war, nämlich das Landschaftliche: die Finsternis des Anfangs, das Paradies mit seinem Frieden, die Wasserflut und die um den Berg Ararat neu sich hebende Welt, der Turmbau im babylonischen Land, der Brand der sündhaften Städte und das Meer über ihnen. Mit andern Augen als bisher trat er unter den freien Himmel; es war ihm derselbe Himmel, der jene Länder und Zeiten überwölbt hatte, und wie eine Stirn die Erinnerung des Gelebten aufbewahrt, glaubte er im Firmament das Andenken jener gewaltigen Ereignisse vergraben.

Als er zum erstenmal wieder die Mutter sehen durfte, vermochte er kein Wort über die Lippen zu bringen. Stumm blieb er am Bette stehen, als sie mit der alten klaren Stimme einige belanglose Fragen stellte. Zuerst wunderte sich Frau Agathe, dann schalt sie, noch halb gutmütig, dann wandte sie sich unwillig, ja verletzt von ihm ab. Als Herr Ratgeber nach Hause kam, berichtete sie über die Verstocktheit des Knaben. Herr Ratgeber glaubte, daß Engelhart irgendetwas auf dem Gewissen habe, er nahm ihn bei der Hand, führte ihn beiseite und fing ebenfalls an zu fragen. Die aufgerissenen Augen und das unbewegliche Stillehalten des Knaben bestärkten seinen Verdacht, er wurde zornig und schlug Engelhart mit Heftigkeit ins Gesicht. Die unbegreifliche Tat entpreßte dem Gezüchtigten Tränen, es schien ihm, als ob die Unbill alles Maß übersteige, es erfaßte ihn auf einmal ein Gefühl von Liebe für etwas Unsichtbares, Unnennbares, das außerhalb der Welt lag, in der er sich bewegte.

Zwei Tage lang durfte er nicht zur Mutter. Am dritten entschloß er sich, ohne Erlaubnis an ihr Bett zu kommen, um sie zu versöhnen. Doch sie hatte Besuch. Der alte Ratgeber aus Altenberg war da und außerdem dessen Vater, der also Engelharts Urahn war, ein Mann von sechsundneunzig Jahren. Er lebte in Rot am Sand, zwei Stunden hinter Nürnberg. Ein zottiger Bart von rötlichweißer Farbe schloß das ungemein große, rote, zerwühlte, volle Gesicht wie in einen Rahmen. Als er Engelhart gewahrte, hielt er die Hand wie einen Schirm vor die dicken Brauen und stierte mit den scheu versteckten Augen auf ihn wie auf etwas Weitentferntes, Winziges, gleich als ob er zeigen wolle, daß achtundachtzig Jahre zwischen ihm und diesem Kinde lägen. Er griff in die Manteltasche und reichte mit der zitronengelben Hand Engelhart zwei halbverschimmelte Schokoladestückchen. Seit dreißig Jahren war er nicht in der Stadt gewesen, und nicht etwa die Liebe zu seinem Geschlecht hatte ihn angetrieben, sondern die bloße Neugierde zu sehen, was die Zeiten gebracht hätten. Der andre Alte verhielt sich gleichmütig, der Besuch des Vaters war ihm, dem Siebzigjährigen, eine Last. Frau Agathe blickte mit stiller Verwunderung auf die beiden Greise, von denen keiner um die Nähe des Grabes zu wissen schien.

Drittes Kapitel

Mitte Juli mußte Herr Ratgeber eine Reise antreten, die ihn für einige Monate von seiner Familie trennte. Frau Agathe beschloß, diese Zeit auf dem Lande zuzubringen und mit den Kindern ihre Schwester Emilie Wahrmann in Gunzenhausen zu besuchen. Ihr Leib, ihr Geist bedurften der Ruhe. Die Tage vor der Fahrt vergingen mit vielfacher Arbeit. Noch in der letzten Stunde war sie beschäftigt, die Polstermöbel zu überziehen, die Läden herabzulassen, Kampfer zu streuen; dann stand sie ermüdet auf der Schwelle, ihre Gestalt hob sich schmal aus dem Dämmer des verdunkelten Raumes, sie war blaß von dem überstandenen Wochenbett, die Stirn, für eine Frauenstirn ungewöhnlich hoch, war an den Schläfen wie Marmor von blauen Adern durchzogen, ihre Augen hatten einen doppelten Blick, den nach außen für die Gegenstände, und den ruhigen, warmen süßen Blick nach innen für das Unbekannte.

Die Familie Wahrmann bewohnte ein einstöckiges Haus an der Straße, die vom Tor des Blasturms aus gegen den Wald führte und wenige hundert Meter weiter schon Landstraße wurde. Auf jeder Seite standen etwa ein Dutzend solcher Häuser von ganz gleicher Bauart, und zwischen je zweien war ein kleiner Garten oder Hof. Frau Agathe fand bei der Schwester, was sie vom Leben innig wünschte: Sorglosigkeit. Die Erinnerung an ihre Mädchentage erwachte; hier hatte sie, nachdem der Vater gestorben war, bis zu ihrer Verheiratung gelebt; hier hatte sie manche Nacht durchtanzt, hier hatte sie Herr Ratgeber zum erstenmal erblickt. Nun war sie wieder da, von liebreicher Gastfreundschaft gehegt, und vier Kinder mit ihr als Zeugen der verflossenen Jahre. Ihre gehobene Stimmung wirkte wie ein seelenvolles Leuchten auf die Gemüter der andern Hausbewohner.

Engelhart vertrug sich gut mit den Cousinen. Helene, die älteste, liebte es, ihn zu necken. Nicht seine Gedanken waren vor ihrem Spott sicher. Sie war selten schlecht gelaunt, sie entdeckte mit Scharfblick an jedem Menschen die komische Seite und jeder bot ihr daher unerschöpflichen Stoff zum Lachen. Sie hatte aber auch Respekt für geistige Dinge, für gute Bücher, es war nichts Kleinstädtisches in ihr. Ganz anders Jettchen, die zweite. Sie war eine trübe Träumerin, stets von Unzufriedenheit und zielloser Eifersucht erfüllt. Sie neigte schon als Kind zu einer halb schwärmerischen, halb gottmeisternden Frömmigkeit, und da sie nicht hübsch war, sprach sie gern mit Verachtung von dem eiteln Wesen schöner Mädchen. Die jüngste nun, Esmee, hatte etwas Teuflisches für Engelhart; er fürchtete sie, wenn sie an den Sommerabenden auf der Straße wandelten und sich das Mädchen lächelnd an ihn drängte, ihren Arm in den seinen schob und beim Sprechen ihr Gesicht so nahe wie möglich an das seine brachte. Sie war immer von einem einzigen Zustand vollkommen beherrscht, von Wildheit oder Angst, Müdigkeit oder Begierde. An Regentagen gebärdete sie sich oft, als wolle sie vor Ungeduld die Mauern niederreißen, und im Wald pflegte sie mit schmetternder Stimme zu singen:

»In den Garten wollen wir gehn,
Wo die schönen Rosen stehn,
Stehn der Rosen gar zu viel,
Brech’ ich mir eine, wo ich will.«

Am Anfang des Waldes stand ein Wirtshaus, kurzweg die »Höhe« genannt, und an Sonntagen pilgerte das halbe Städtchen hinauf. Engelhart fand sich dann unbehaglich in dem Menschentrubel, und er schlich davon. Er hatte einen Lieblingsplatz im Wald unter einer alten Eiche; nahebei war ein Ruinenstein der römischen Mauer. So saß er einmal und lauschte auf die Tanzmusik, die von der »Höhe« herüberklang. Da legten sich zwei kleine Hände über seine Augen und eine zarte Stimme wisperte: »Wer bin ich?« Eigensinnig schwieg er still, und als sich Esmee schmollend an seine Seite setzte, herrschte er sie an: »Warum bist du mir denn nachgelaufen?« Sie antwortete nichts, sondern schüttelte heftig ihr lose hängendes Haar. Er verfiel wieder in sein verstocktes Schweigen. Es flogen Glühwürmer auf, hinter dem Weg schimmerte es goldgelb vom Mond, aus dem Westen brummte dumpf der Donner. Plötzlich sprang Esmee auf, packte blitzschnell mit beiden Händen Engelharts Kopf und biß ihn ins Ohr. Er schrie, sie lief davon, ihr Lachen vermischte sich mit dem Rascheln der Zweige, Engelhart eilte ihr nach. Als er in den Wirtsgarten kam, hatten sich die Gäste schon in den Saal geflüchtet, da es zu tröpfeln anfing. Esmee stand auf der obersten Stufe der Terrasse. Sie hatte einen Zipfel ihres Taschentuchs zwischen den Zähnen und riß daran, während sie in den Saal blickte, die Augen in unheimlicher Wildheit funkelnd.

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