Jakob Wassermann - Engelhart Ratgeber

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Als es Frühling wurde, durfte Engelhart an Sonntagnachmittagen mit seinem Vater nach Altenberg gehen, einem kleinen Dorf zwischen Nürnberg und Kadolzburg, wo Herrn Ratgebers Vater wohnte. Der alte Ratgeber war Seiler, und oft schaute Engelhart zu, wenn der Greis im steingepflasterten Hof tappend, auf und ab schreitend, seine Stricke drehte. Auf ihm lasteten die Zeit und die Sorge sichtbar. Er war gewöhnlich still und müde, aber ein höherer Glanz ging von ihm aus, wenn er von seiner Gesellen- und Wanderzeit erzählte. Er hatte die Welt gesehen und sprach mit scheuer Verehrung davon. »Als ich im Jahr dreißig nach Wien kam,« sagte er und berichtete, bei welchem Tor er eingezogen und durch welche Straßen er gegangen war. Er meinte, damals sei das Leben noch lebenswert gewesen. ›Im Jahre dreißig,‹ dachte Engelhart; er wußte nicht, daß achtzehnhundertdreißig gemeint sei, und er sah im Großvater eine Figur von mythisch gotthaftem Alter.

Bisweilen war auch der Bruder des Herrn Ratgeber anwesend. Die beiden Brüder hatten gemeinschaftlich das Geschäft in der Stadt, aber sie waren feindselig gegeneinander gestimmt. Herrn Ratgebers Bruder Hermann war ein Mann, der nichts in der Welt liebte außer seine eigne Person, die aber gründlich. Er pflegte mit selbstzufriedenem Schmunzeln von seiner Geschicklichkeit im Sparen zu sprechen, von seiner trockenen Geschäftspraxis; für die geistig überschauende Art des älteren Bruders hatte er kein Verständnis, er bezeichnete diese Art als phantastisch und ging insgeheim mit dem Plane um, die Firma ganz an sich zu bringen. Er hatte den siebziger Krieg als Trompeter mitgemacht; es war auch in seiner Stimme etwas Trompeterhaftes, aber wenn er schwieg, sah er schlau und schläfrig aus.

Einmal erzählte Frau Agathe auch von ihren verstorbenen Eltern. Es war an einem schönen Tag im Mai, und Engelhart ging mit der Mutter über die Wiesen jenseits der Maxbrücke gegen die Wolfschlucht. Dort setzten sie sich unter einem Kastanienbaum nieder, Frau Ratgeber nahm ihre Handarbeit, und dann begann sie kameradschaftlich mit dem Knaben zu sprechen; seine Fragen führten auf den Weg ihrer eignen Gedanken.

Ihr Vater war ein weitgewanderter gebildeter Mann von lebhaftem Geist gewesen. Er hatte an der Rhone, in Marseille, in der Lombardei und in Zürich gearbeitet, und als er mit nicht geringen Ersparnissen in seine unterfränkische Heimat zurückkehrte, kaufte er vier Webstühle, nahm vier Gesellen ins Haus und machte sich in kurzer Zeit als Verfertiger solider Ware unter den Abnehmern bekannt. Bald dachte er daran, sich zu verheiraten. Auf der Heimreise hatte er in Uhlfeld bei Fürth ein überaus schönes Mädchen aus vornehmer Judenfamilie kennen gelernt, und er hielt um ihre Hand an. Nun war es üblich, nicht nur daß der Mann im Haus der Braut einen Besuch abstattete, sondern daß auch das Mädchen ins Haus des Bräutigams kam, und zwar allein. Daher machte sich die schöne Uhlfelderin auf und marschierte drei Tage lang zu Fuß, da eine Postfahrt zu viel Geld gekostet hätte, nach Sommerhausen am Main. Wenn ihr das Gehen in den Stiefeln beschwerlich wurde, zog sie diese aus und stopfte sie in das Bündel auf ihrem Rücken. Der Bräutigam kam ihr bis Ochsenfurt entgegen.

Die Weberei nahm einen guten Aufschwung, die Familie geriet in Wohlstand und konnte einen Weinberg, ein Stück Ackerland und einen Gemüsegarten erwerben. Dazu brachte Herr David Herz einige Verbesserungen an den Webstühlen an. Aber mit einem Male kamen die Maschinenwebstühle auf und Tausende der kleinen Webermeister gingen rasch zugrunde. David Herz wartete nicht das letzte Ende ab; er schickte die Gesellen fort, ließ die Stühle auf den Speicher bringen und eröffnete einen Tuchladen. Weil aber keine Käufer kamen, mußte man mit den Waren über Land gehen, doch war es nach damaligem Gesetz den Juden verboten, zu hausieren, und das Gesetz mußte umgangen werden, wenn anders die Familie vor Hunger bewahrt werden sollte. Nach und nach waren zehn Kinder auf die Welt gekommen, die ältesten halfen schon, sie mußten bei Nacht und Nebel mit dem Warenbündel auf Schleichwegen in die Dörfer wandern, und die Gendarmen mußten mit kostbarem Geld bestochen werden. Aber es wurde noch schlechter, Mißernten kamen, politische Finsternis hielt die Regsamkeit des Landes und der Gewerbe in Fesseln, Emilie, die älteste, sollte vorteilhaft heiraten, aber das sogenannte Matrikelgesetz erschwerte auf die grausamste Weise die Ehe der Juden. Sechs Kinder starben innerhalb dreier Jahre hinweg, darauf folgte die Mutter, erschöpft an Leib und Seele, und der Vater war ebenfalls vernichtet durch die Zeiten. Ihn hatte das Handwerk betrogen, die Erde gab ihm keine Frucht, er verlor den Glauben an Gott und Menschheit und starb, noch nicht fünfzig Jahre alt.

Engelhart ward betrübt von der Erzählung. Das Ereignisvolle daran, Tod, Krankheit, Armut, prägte sich ihm unvergeßlich ein. Als er mit der Mutter nach Hause wanderte, begann schon der Mond in die silberne Abenddämmerung zu blicken. Frau Agathe nahm den Knaben an der Hand und sie schritten schweigsam dahin. Engelhart begriff plötzlich, daß seine Mutter nicht glücklich war.

In einer der folgenden Nächte erwachte Engelhart und merkte, daß fremde Leute in den Zimmern waren, Leute mit einem ängstlichen und geschäftigen Wesen. In dem Raum, wo Engelhart lag, blieb das Licht brennen; bald kam einer und schraubte es höher, bald ein andrer und drehte es tiefer, sie flüsterten, sie lächelten, und da sich der Knabe schlafend stellte, achteten sie nicht ihrer Worte, und er fing ein paar Wendungen auf, die ihm zu denken gaben. Da hörte er aus dem Zimmer der Mutter ein Stöhnen, das ihm durch Mark und Bein ging. Er richtete sich auf, sah sich allein und lauschte. Die erschütternden Töne wiederholten sich. Er sprang aus dem Bett, schlüpfte mit Eile in die Kleider und wollte zur Mutter. Aber eine unbezwingliche Scheu hielt ihn zurück, Ahnung nicht, Halbahnung vielleicht. Er lief in die Küche. Ketti saß am Herd; ihr rannen Tränen über die Backen, doch trank sie mit ziemlicher Seelenruhe eine Schale aufgewärmten Kaffees. Sie begehrte auf, als sie des Knaben ansichtig wurde, er entwischte ihr und begab sich in den Hof, setzte sich, in der Nachtkühle schauernd, auf die Hühnersteige und schlief dort unversehens ein. Er schlief über eine Stunde, das Krähen des Hahns weckte ihn, da ging er ins Haus zurück und begegnete auf der Treppe der Tante Iduna Hopf, einer Verwandten des Herrn Ratgeber. Sie war groß und hager, ein riesenhafter grüner Schal hing um ihre Schultern, mit strengem Erstaunen betrachtete sie den Knaben und sagte endlich mit zweideutigem Lächeln und unehrlicher Kameraderie in ihrer hellen Stimme: »Nun, Engelhart, der Storch ist zu euch gekommen und hat ein Brüderchen gebracht. Hast du ihn nicht klappern gehört?«

Engelhart senkte den Kopf und erwiderte: »Nein, ich habe die Mutter weinen gehört.«

Es malte sich in seinem Bewußtsein dies: nicht, daß ein Kind gebracht, sondern daß es geboren worden sei. Eine tote Buch- oder Zeitungswendung wurde in seinem Geiste flammend lebendig. Am andern Tag ging er zu Fräulein Frühwald, die mit Ratgebers auf demselben Flur wohnte. Fräulein Frühwald war eine Person, die immer Neuigkeiten wissen wollte. Das einzige Zimmer, das sie innehatte, war voll von Sägespänen, denn sie verdiente ihren Unterhalt damit, daß sie Blechkapseln glänzend machte. Während sie Engelhart in ein Gespräch zu verwickeln versuchte, schlug dieser ein umfängliches Buch auf, das auf dem Tische lag. Es war die Bibel, Altes und Neues Testament. Er blätterte unschlüssig umher, da fiel sein Blick auf die Stelle: Gideon aber hatte siebzig Söhne, die alle aus seiner Lende entsprossen waren, denn er hatte viele Weiber. »Was ist das, eine Lende?« fragte er das unablässig redende Fräulein. Sie antwortete, eine Lende sei ein Stück Fleisch. »Auch beim Menschen ein Stück Fleisch?« fragte er.

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