Marcius
Titus
Nein, ich verkauf und geb's nicht; doch Euch borg ich's
Für fünfzig Jahr. – Die Stadt nun fordert auf.
Marcius
Wie weit ab stehn die Heere?
Bote
Marcius
So hören wir ihr Feldgeschrei, sie unsers. —
Nun, Mars, dir fleh ich, mach uns rasch im Werk,
Daß wir mit dampfendem Schwert von hinnen ziehn,
Den kampfgescharten Freunden schnell zu helfen.
Komm, blas nun deinen Aufruf. Es wird geblasen, auf den Mauern
erscheinen Senatoren und andre. Tullus Aufidius, ist er in der Stadt?
Erster Senator
Nein, doch gleich ihm hält jeder Euch gering
Und kleiner als das Kleinste. Horcht die Trommeln
(Kriegsmusik aus der Ferne.)
Von unsrer Jugend Schar. Wir brechen eh die Mauern,
Als daß sie uns einhemmten. Unsre Tore,
Zum Schein geschlossen, riegeln Binsen nur,
Sie öffnen sich von selbst. Horcht, weit her tönt's.
(Kriegsgeschrei.)
Das ist Aufidius. Merkt, wie er hantiert
Dort im gespaltnen Heer.
Marcius
Titus
Der Lärm sei unsre Weisung. Leitern her! Die Volsker kommen aus der Stadt.
Marcius
Sie scheun uns nicht; nein, dringen aus der Stadt.
Werft vor das Herz den Schild und kämpft mit Herzen,
Gestählter als die Schild'. Auf, wackrer Titus!
Sie höhnen uns weit mehr, als wir gedacht;
Das macht vor Zorn mich schwitzen. Fort, Kamraden!
Wenn einer weicht, den halt ich für 'nen Volsker,
Und fühlen soll er meinen Stahl. Römer und Volsker gehn kämpfend ab.
Die Römer werden zurückgeschlagen. Marcius kommt wieder.
Marcius
Die ganze Pest des Südens fall auf euch!
Schandflecke Roms ihr! – Schwär' und Beulen zahllos
Vergiften euch, daß ihr ein Abscheu seid,
Eh noch gesehn, und gegen Windeshauch
Euch ansteckt meilenweit! Ihr Gänseseelen
In menschlicher Gestalt! Vor Sklaven lauft ihr,
Die Affen schlagen würden? Höll und Pluto!
Wund rücklings, Nacken rot, Gesichter bleich
Vor Furcht und Fieberfrost. Kehrt um! Greift an!
Sonst, bei des Himmels Blitz! lass' ich den Feind
Und stürz auf euch. Besinnt euch denn, voran!
Steht, und wir schlagen sie zu ihren Weibern,
Wie sie zu unsern Schanzen uns gefolgt! Ein neuer Angriff, Volsker
und Römer kämpfen. Die Volsker flüchten in die Stadt. Marcius verfolgt
sie. Auf geht das Tor, nun zeigt euch, wackre Helfer!
Für die Verfolger hat's das Glück geöffnet,
Nicht für die Flüchtgen. Nach! und tut wie ich.
(Er stürzt in die Stadt und das Tor wird hinter ihm geschlossen.)
Erster Soldat.
Tolldreist! ich nicht —
Zweiter Soldat.
Noch ich.
Dritter Soldat.
Da seht! sie haben
Ihn eingesperrt.
Alle
Nun geht er drauf, das glaubt nur.
(Titus Lartius tritt auf.)
Titus
Alle
Tot, Herr, ganz gewiß.
Erster Soldat.
Den Flüchtgen folgt' er auf den Fersen nach
Und mit hinein; sie Augenblicks die Tore
Nun zugesperrt: drin ist er, ganz allein,
Der ganzen Stadt zu trotzen.
Titus
Edler Freund!
Du, fühlend kühner als dein fühllos Schwert,
Feststehend, wenn dies beugt, verloren bist du, Marcius!
Der reinste Diamant, so groß wie du,
Wär nicht ein solch Juwel; du warst ein Krieger
Nach Catos Sinn, nicht wild und fürchterlich
In Streichen nur; nein, deinem grimmen Blick
Und deiner Stimme donnergleichem Schmettern
Erbebten deine Feind', als ob die Welt
Im Fieber zitterte. Marcius kommt zurück, blutend, von den Feinden verfolgt.
Erster Soldat.
Seht, Herr!
Titus
O! da ist Marcius!
Laßt uns ihn retten, oder mit ihm fallen.
(Gefecht. Alle dringen in die Stadt.)
In Corioli, eine Straße Römer kommen mit Beute
Erster Römer
Das will ich mit nach Rom nehmen.
Zweiter Römer
Dritter Römer
Hol's der Henker! ich hielt das für Silber. Marcius und Titus treten auf mit einem Trompeter.
Marcius
Seht diese Trödler, die die Stunden schätzen
Nach rostgen Drachmen. Kissen, bleierne Löffel,
Blechstückchen, Wämser, die der Henker selbst
Verscharrte mit dem Leichnam, stiehlt die Brut,
Eh noch die Schlacht zu Ende. – Haut sie nieder! —
O, hört des Feldherrn Schlachtruf! Fort zu ihm!
Dort kämpft, den meine Seele haßt, Aufidius,
Und mordet unsre Römer. Drum, mein Titus,
Nimm eine Anzahl Volks, die Stadt zu halten;
Mit denen, die der Mut befeuert, eil ich,
Cominius beizustehn.
Titus
Du blutest, edler Freund!
Die Arbeit war zu schwer, sie zu erneun
In einem zweiten Gang.
Marcius
Herr, rühmt mich nicht.
Dies Werk hat kaum mich warm gemacht. Lebt wohl!
Das Blut, das ich verzapft, ist mehr Arznei
Als mir gefährlich. Vor Aufidius so
Tret ich zum Kampf.
Titus
Fortunas holde Gottheit
Sei jetzt in dich verliebt; ihr starker Zauber
Entwaffne deines Feindes Schwert. O Held!
Dein Knappe sei das Glück!
Marcius
Dein Freund nicht minder,
Als derer, die zuhöchst sie stellt! Leb wohl!
(Geht ab.)
Titus
Ruhmwürdger Marcius! —
Geh du, blas auf dem Marktplatz die Trompete
Und ruf der Stadt Beamte dort zusammen,
Daß sie vernehmen unseren Willen. Fort!
(Ab.)
In der Nähe von Cominius' Lager Cominius und sein Heer auf dem Rückzuge
Cominius
Erfrischt euch, Freunde. Gut gekämpft! Wir hielten
Wie Römer uns; nicht tollkühn dreist im Stehn,
Noch feig im Rückzug. Auf mein Wort, ihr Krieger,
Der Angriff wird erneut. Indem wir kämpften,
Erklang, vom Wind geführt, in Zwischenräumen
Der Freunde Schlachtruf. O! ihr Götter Roms!
Führt sie zum Ruhm und Sieg, so wie uns selbst
Daß unsre Heere, lächelnd sich begegnend,
Euch dankbar Opfer bringen.
(Ein Bote tritt auf.)
Bote
Die Mannschaft von Corioli brach aus
Und fiel den Marcius und den Lartius an.
Ich sah die Unsern zu den Schanzen fliehn,
Da eilt ich fort.
Cominius
Mich dünkt, sprichst du auch wahr,
So sprichst du doch nicht gut. Wie lang ist's her?
Bote
Mehr als 'ne Stunde, Herr.
Cominius
's ist keine Meil, wir hörten noch die Trommeln.
Wie – gingst du eine Stund auf diese Meile?
Und bringst so spät Bericht?
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