Владимир Каминер - Meine russischen Nachbarn

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Иллюстрации Виталия Константинова.

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Ein Arbeitsloser kommt zu einem Neureichen.

»Ich habe gehört, Sie suchen einen neuen Buchhalter.«

»Ja«, sagt der Neureiche, »und den alten suche ich auch.«

Eine Zeit lang musste der Neureiche ganz allein für den Neuhumor des Neukapitalismus herhalten. In diesen Witzen grüßte er die Menschen mit dem Fuß, statt mit der Hand, damit alle seine goldenen Schuhe sahen. Er bestellte im Juwelierladen ein Kruzifix, um es als großes Kreuz an seine Halskette zu hängen, wobei er den Verkäufer bat, den »Schwimmer«, also Jesus, abzulöten. Er kaufte sich ein Hotel in Nizza mit allen Gebäuden im Umkreis von fünf Kilometern und ließ den Strand weiträumig absperren. Dann stand der Neureiche allein mit einem bescheidenen Badetuch am Strand, beobachtete, wie die Sonne im Wasser unterging, und seufzte: »Wie wenig braucht der Mensch doch, um glücklich zu sein.«

Alle konnten diese Witze verstehen und über sie lachen. Außer Putin. Er fand die Neureichen nicht lustig und sprach sich für eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Privatkapital und dem Staat aus. Übersetzt aus der Sprache der Politik in die Menschensprache hieß das ungefähr: »Ich zähle bis drei. Wer bis dahin keinen sicheren Baum gefunden hat, ist selber schuld.« Und der sicherste Baum des Landes war Putin selbst, ein Mann, der keine Witze verstand.

Der russische Witz verabschiedete sich endgültig aus der Politik und dem Business, er ging ins Private: Ein wenig Sex, ein bisschen Fußball, und ganz viel Fremdenfeindlichkeit. Früher waren die Tschuktschen und die Judenwitze absolute Renner. Der Tschuktsche wurde als der dumme Wilde dargestellt und der Jude als der Gerissene.

Beispiel eins:

Ein jüdischer Soldat ist verletzt, kann seine Leiden nicht mehr ertragen und bittet seinen Freund, ihn zu erschießen.

»Ich kann nicht, ich habe keine Munition mehr«, sagt der.

»Ach, ich kann dir welche verkaufen«, meint der Verletzte.

Beispiel zwei:

Ein Tschuktsche geht zur Polizei, um seine Frau als vermisst zu melden.

»Wie sieht sie denn aus?«, fragt ihn der Polizist.

»Weiß nicht«, sagt der Tschuktsche.

»Du musst sie aber beschreiben, damit wir sie suchen können«, erklärt ihm der Polizist. »Meine Frau zum Beispiel ist groß, schlank und blond.«

»Na dann, lass uns lieber deine Frau suchen«, sagt der Tschuktsche.

Die Tschuktschen waren lange Zeit davon überzeugt, dass Juden sich die Tschuktschenwitze ausgedacht hatten, damit man nicht nur über sie lachte. Aus demselben Grund vermuteten die Juden, dass die Tschuktschen für die Judenwitze verantwortlich waren.

Nach Auflösung der Sowjetunion haben sich die Dummen multipliziert. Alle Völker wurden im Kapitalismus zu Tschuktschen. Die Russen erzählen zum Beispiel gerne Witze über die geizigen Ukrainer, die verstockten Esten und die wilden Georgier. Die Ukrainer lachen ihrerseits gerne über die zurückgebliebenen Moldawier, die gierigen Russen und geschäftstüchtigen Armenier. Die Esten kennen viele Witze über die unzivilisierten Russen, und alle postsowjetischen Völker sind nach wie vor gut auf Juden und Tschuktschen zu sprechen. Es sind oft die gleichen alten Witze, nur die Nationalitäten wurden ausgetauscht. Den Witz über den verletzten jüdischen Soldaten habe ich zum Beispiel auch über einen Ukrainer, einen Russen und einen Armenier gehört. Aus der allgemeinen Hilflosigkeit und Unsicherheit gegenüber den neuen Verhältnissen entsteht so ein neuer Internationalismus, der alle Ethnien und Bevölkerungsgruppen in ihrer Dämlichkeit gegenüber dem Kapitalismus vereint.

In der russischen Politik, wie in der deutschen auch, sind die einzigen Spaßvögel die Liberalen. Der russische Chef der liberalen Partei, Schirinowski, versucht auf russische Art lustig zu sein: Mal haut er einem Parlamentarier während der Sitzung eins in die Fresse, mal wendet er sich an den amerikanischen Präsidenten Bush mit den Worten: »Vergiss den Irak, du Arschgeige, lass uns lieber gemeinsam Georgien plattmachen.«

Aber auch er schaffte es nicht, den russischen Präsidenten zum Lachen zu bringen. Er lacht nicht in der Öffentlichkeit. Höchstens hinter verschlossenen Türen, wenn jemand einen dieser modernen tschetschenischen Terrorwitze erzählt:

Ein Soldat der Einheit zur Terrorbekämpfung schickt seiner Oma nach Sibirien einen Sprenggürtel als Souvenir.

»Liebe Oma«, schreibt er, »du wolltest doch schon immer eine warme Weste haben, jetzt habe ich eine für dich. Sie ist große Mode in Moskau und birgt eine Überraschung. Da ist so ein kleiner Ring hintendran, wenn du daran ziehst, bekomme ich drei Tage Urlaub.«

Da lacht der Präsident!

Das russische Rebellen-Gen

Jede Nation hat eine Geschichte die am besten mit einer anständigen Schlacht - фото 21

Jede Nation hat eine Geschichte, die am besten mit einer anständigen Schlacht beginnt, möglichst mit einer gewonnenen. Wenn nicht, wird sie im Gründungsmythos zu einer gewonnenen umgedeutet. Bei den Amerikanern war es der Unabhängigkeitskrieg gegen England, der mit der berühmten Boston Tea Party begann. Die Deutschen leiten ihre Geschichte gerne aus der Hermannsschlacht im Teutoburger Wald ab, die neuerdings aus Gründen der politischen Korrektheit in »Varusschlacht am Kalkrieser Berg« umbenannt wurde. Laut Legende haben dort vor knapp 2000 Jahren wilde Germanen, mit handgeschnitzten Keulen bewaffnet, mehrere römische Legionen komplett im niedersächsischen Sumpf versenkt.

Sicher hat diese Schlacht aus heutiger Sicht den Deutschen mehr geschadet als genutzt. Hätten diese Barbaren damals die Römer nicht geschlagen, wäre in Deutschland einiges anders gelaufen. Wir hätten zum Beispiel leckeres Risotto statt Klopse, guten Wein statt Bier und leidenschaftliche Liebesromanzen statt Blaskapellen als Volksmusik. Alle Nachrichtensprecher wären Blondinen mit großem Busen und die jungen Männer trügen dunkle Locken statt Glatzen. Aber die Germanen mussten ja den Römern zeigen, wer der Boss im Wald ist. Was haben sie nun davon? Döner Kebap! Natürlich hat dieser Sieg das germanische Selbstwertgefühl enorm gesteigert. Er hat den vereinzelten Stämmen geholfen, zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zu werden, die Verantwortung für ihren Wald und Sumpf übernahm, sie pflegen und hegen und das Ganze »Heimat« nannte. Die Germanen haben gelernt, gemeinsam Entscheidungen zu treffen und sie durchzusetzen.

In der russischen Geschichte spielt die Schlacht bei dem Dorf Kulikowo eine ähnlich herausragende Rolle. Im Jahr 1380 standen die Russen auf dem Feld vor Kulikowo den ganzen Sommer hindurch den Tataren gegenüber, angeblich um zu klären, wer wem wie viel Steuern schuldete. Nach heutigem Kenntnisstand spricht vieles dafür, dass damals auf beiden Seiten Russen sowie Tataren aufmarschiert waren. Die einen wollten die anderen knebeln. Um es bürokratisch auszudrücken: Am Feld von Kulikowo kam es zum Konflikt zwischen dem damaligen russischen Ur-Finanzamt - das auch heute das stärkste und bestbewaffnete Amt in Russland ist - und den Steuerflüchtlingen, die sich vom Joch des Staates zu befreien suchten. In Russland lag die Hauptdemarkationslinie schon immer zwischen dem Staat und dem Volk. Sie trauten und mochten einander nie und nutzten jede Gelegenheit, um einander eins auszuwischen. Aber keiner konnte den anderen besiegen. Die Schlacht auf dem Kulikowo-Feld zog sich ebenfalls in die Länge. Wer letzten Endes damals gewonnen und wer verloren hat, ist bis heute unklar.

Während die Europäer sehr früh einen schwermütigen Patriotismus, eine gemütliche Zuneigung ihren kleinen Ländchen gegenüber entwickelten, gaben sich die Russen in ihrem Riesenland stets Mühe, nach alternativen Lebenskonzepten zu suchen. Sie wollten sich auf keine klare gesellschaftliche Form festlegen. Um in einem kleinen europäischen Land zu überleben, braucht es Gehorsam und Disziplin. Es werden jede Menge Gesetze verabschiedet, um das gesellschaftliche Zusammenleben bis in jede Kleinigkeit zu regeln. Individualisten werden von der Allgemeinheit abgelehnt. Die Europäer sind allein schon wegen der Enge ihrer Länder aufeinander angewiesen. Hat einer kurz mal nicht aufgepasst, schon steht er einem anderen auf dem Fuß. Im russischen Riesenreich entwickelten die Einwohner dagegen eine ablehnende, anarchistische Haltung gegenüber jeder Art von Gesetzgebung. Sie wollten und wollen keine Macht über sich dulden.

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