DOROTHY GILMAN - MRS. POLLIFAX UND DER HONGKONG-BUDDHA. Ein heiterer Roman
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MRS. POLLIFAX UND DER HONGKONG-BUDDHA. Ein heiterer Roman: краткое содержание, описание и аннотация
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Der Regen fiel in Strömen; ein heftiger Frühlingsregen, der wütend gegen die Fensterscheiben schlug. Mrs. Pollifax dachte an Cyrus, der sich auf einer zehntägigen ornithologischen Expedition befand. Sie hoffte, er würde besseres Wetter haben, wenn er mit seinem Fernglas bewaffnet stundenlang im Gebüsch kauerte oder im Geäst eines Baumes hockte, um den Geheimnissen der Vogelwelt auf die Spur zu kommen. Sie hatte es vorgezogen, zu Hause zu bleiben - eine recht weise Entscheidung, wie sie inzwischen fand -, um sich um die Handwerker zu kümmern, die durch das alte Haus schwärmten, das Cyrus und sie gekauft hatten, und die damit beschäftigt waren, ein Gewächshaus für ihre Geranien, einen Balkon, von dem aus Cyrus die Vögel beobachten konnte, und ein leicht asymmetrisch versetztes Rundfenster zu bauen; ein Wunsch, der Mr. Lupalak, den Handwerkermeister, schier zur Verzweiflung brachte, da er ein Mensch war, dem vergessene i-Tüpfelchen und t-Striche Pein bereiteten und dessen exakt und penibel gezogener Mittelscheitel seine Leidenschaft für Symmetrie verriet. Mr. Lupalak war der perfekte Handwerker, den man allerdings keinen Moment lang aus den Augen lassen durfte.
Mrs. Pollifax stand am Fenster und sah auf das üppig grüne und sehr nasse Land hinaus, und zum ersten Mal kamen ihr Zweifel, ob sie das Landleben überhaupt mochte. Die makellos grünen Hügel, das gewundene Band der Straße, die Spitze des Kirchturms, die hinter der tropfnassen Trauerweide hervorlugte, entbehrten zwar nicht eines gewissen Charmes, doch etwas ließ diese Idylle ganz eindeutig vermissen: Bewegung, Aktion, Spannung. Als die Handwerker, die während des Vormittags eine Menge Lärm im Haus gemacht hatten, gegangen waren, fragte sich Mrs. Pollifax, ob es hier draußen möglicherweise nicht doch ein wenig... einsam werden würde. Sie wußte, daß es in den Wiesen und Hecken dort draußen vor Tieren nur so wimmelte -Mäuse, Kröten, Ameisen, und in den Büschen jenseits der Steinmauer lebte sogar eine Igelfamilie -, doch was es hier nicht gab, waren Menschen.
Mrs. Pollifax mochte Menschen - Menschen jeder Gestalt und jeder Größe. Menschen jeder Art und jeden Temperaments.
Mit einem Mal - als hätte das Schicksal ihre Gedanken belauscht - kam Bewegung in die beschauliche Idylle: Ein Wagen fuhr die Route 2 herab, hielt an, setzte ein Stück zurück und bog dann in die Zufahrt zu ihrem Haus ein. Mit hoher Geschwindigkeit jagte er durch die Pfützen, spritzte Wasserfontänen rechts und links über den Wegrand und kam schließlich vor der Haustür zum Stehen.
>Wer könnte.. .?< überlegte Mrs. Pollifax.
Ein gutaussehender junger Mann stieg aus dem Wagen. Er trug einen auffallenden, karierten Anzug mit passender Weste und hatte einen schwarzen Diplomatenkoffer bei sich. Mrs. Pollifax kannte den Mann sehr gut, und er erinnerte sie an Zeiten in ihrem Leben, in denen es außer Geranienzüchten noch eine Menge Aufregung, Gefahr, Abenteuer und Menschen gegeben hatte.
Sie war vor ihm an der Tür. »Bishop!« rief sie. »Was für eine Überraschung! Wie, um alles in der Welt...?«
»Reichlich mühsam, Sie zu finden«, erwiderte er und umarmte sie stürmisch. »Von irgendwo höre ich das Kreischen von Motorsägen; lassen Sie sich etwa eine Arche bauen?«
Sie lachte. »Es regnet nicht immer hier bei uns auf dem Land, und wenn Sie angerufen hätten, hätte ich Ihnen den Weg hierher ganz genau beschrieben. Ich werde Kaffee aufstellen. Ich freue mich. Sie zu sehen. Kommen Sie doch herein, und sehen Sie sich unser Haus an!«
»Gerne«, erwiderte er. »Wo ist übrigens Cyrus?«
»Er ist vor drei Tagen nach Vermont gefahren.«
»Uh - oh«, machte Bishop.
Mrs. Pollifax bedachte ihn mit einem schnellen wachsamen Blick. Also, kein Höflichkeitsbesuch, dachte sie und fühlte einen Anflug von Erregung und Vorfreude. »Eine ungewöhnliche Antwort«, stellte sie fest.
Er ignorierte ihre Bemerkung. »Stellen Sie den Kaffee auf, und zeigen Sie mir das Haus - es sei denn. Sie veranstalten nur bezahlte Führungen. Ich habe nicht viel Zeit«, fügte er beiläufig hinzu und plazierte seinen schwarzen Diplomatenkoffer auf die rosa und rot geblümte Couch.
Mrs. Pollifax rührte ihn durch die Zimmer des Hauses: Die drei Schlafzimmer im Obergeschoß - zwei davon mit mächtigen Kaminen ausgestattet -, durch die Küche im Erdgeschoß ins Eßzimmer, von dem aus sie über die Steinterrasse zum Gewächshaus gingen, dem noch immer einige Glasscheiben fehlten. Sie führte ihn in das Untergeschoß und stellte ihn Mr. Lupalak vor, der Bishops karierten Anzug mit einem fast ehrfurchtsvollen Blick streifte. Gewöhnlich hatte Bishop auf alles die richtige Antwort, doch Mrs. Pollifax fühlte, daß er heute mit seinen Gedanken nicht bei der Sache war - und ihre Neugier wuchs.
Als sie ins Eßzimmer zurückkehrten, schenkte Mrs. Pollifax Kaffee ein, stellte Zucker auf den Tisch und brachte einen Teller mit Makronen aus der Küche. Dann ließ sie sich Bishop gegenüber auf der anderen Seite des blankpolierten Tisches nieder. Hinter Bishop schlug der Wind den Regen gegen die Glasscheibe der Schiebetür. Die Steine der Terrasse schimmerten feucht, und nur ein Forsythienbusch mühte sich tapfer, ein bißchen Farbe in das Bild zu bringen.
»Wie geht es Carstairs?« erkundigte sich Mrs. Pollifax und knabberte an einem Makronenhörnchen.
»Gut geht es ihm«, antwortete Bischop. »Wenn man bedenkt, daß er den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt und ständig Streß und Aufregung ausgesetzt ist, ist er für mich ein medizinisches Phänomen. Er weigert sich beharrlich, zu laufen, zu joggen oder auch nur spazierenzugehen. Seine ganze Lebensweise spricht jeder ärztlichen Erfahrung Hohn. Ihm geht es gut - allen Regeln der Gesundheit zum Trotz. Und wie geht es Cyrus?« erkundigte er sich gleichermaßen höflich.
»Ornithologische Exkursion.«
Bishop nickte verstehend. »Und Sie sind noch immer Mrs. Reed-Pollifax?«
»Allen Regeln der Konvention zum Trotz - ja«, entgegnete sie. »Cyrus bestand darauf.«
Ein vielsagendes Schweigen entstand, als Bishop sie in Gedanken versunken betrachtete. »Also schön, Bishop«, lächelte sie schließlich. »Sie werden von mir nicht erwarten, daß ich annehme. Sie seien aus purem Zufall hier in der Gegend und nur schnell auf einen kurzen Besuch vorbeigekommen.«
»Nein«, sagte er und ließ sich sein drittes Makronenhörnchen schmecken.
»Nein was?«
Er schluckte. »Nein, ich bin nicht aus purem Zufall in der Gegend«, erklärte er grinsend. »Um hierherzukommen, brauchte ich ein Flugzeug, ein Taxi und einen Mietwagen. Mit anderen Worten, ich scheute weder Mühen noch Kosten, um Cyrus auf dem schnellsten Wege zu erreichen.«
»Doch der ist nicht hier.«
»Nein... Wir hatten ohnehin schon Bedenken, da Sie jetzt verheiratet sind und alles... Doch es läßt sich nicht ändern: Wir brauchen Sie. Wir brauchen Sie dringendst und sofort.«
»Wofür?« fragte sie. »Und was heißt sofort?«
Er setzte seine Kaffeetasse ab. »Wenn Sie uns helfen wollen, dann jetzt sofort. Keine Zeit, Cyrus zu kontaktieren oder irgend etwas anderes zu erledigen. Sie müßten sofort mit mir aufbrechen - binnen einer Stunde.« Er warf einen flüchtigen Blick auf seine Uhr. »Bis um zwölf müßten wir unterwegs sein.«
Mrs. Pollifax sah auf ihre Uhr. Es war fünf nach elf. »Und Sie haben sich fünf Minuten Zeit genommen, das Haus anzusehen!«
Bishop grinste verlegen. »Ich brauchte Zeit, um nachzudenken - um mich mit der neuen Situation abzufinden. Außerdem bin ich nun mal zur Höflichkeit erzogen worden und all das. Wir haben fest mit Cyrus gerechnet, doch das ändert nichts daran, daß wir auch Ihre Hilfe brauchen - und zwar verdammt dringend.«
Natürlich war dies völlig unmöglich, dachte sie. Sie war viel zu beschäftigt - und das Rundfenster mußte eintesetzt werden, und Cyrus wußte von nichts... »Weshalb ich?« fragte sie. »Und wohin soll ich?« Hongkong«, sagte Bishop.
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