Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Ach, hier im Altersheim sind Afrikaner untergebracht? Das wusste ich gar nicht.

Doch, ich hab schon manchmal welche beim Einkaufen gesehen und mich gewundert.

Apoll, Tristan und der Olympier bekommen nun ihren Platz in einem deutschen Wohnzimmer mit Couchecke, Fernseher, Obstschale und Bücherregal.

Während Richard von den Auseinandersetzungen der Tuareg mit Al-Qaida-Gruppen in der Wüste von Mali und Niger spricht, sieht er draußen im Garten ein Eichhörnchen laufen, während er erzählt, dass Tristans Vater die Rollos auf der Südseite seines Hauses in Tripoli erst am Abend wieder hinaufzog, fällt sein Blick auf die Fernsehzeitung für diese Woche, die auf dem kleinen Tisch neben dem Sofa liegt. Als die Zahl auf der digitalen Uhr, die im Regal zwischen den Büchern steht, von 12.36 auf 12.37 springt, ist er gerade fertig mit der Geschichte von dem blauen Gewand, das Raschid, der Blitzeschleuderer, an Eid Mubarak trug und noch immer trug, als er floh.

Verstehe, hat sein Freund von Zeit zu Zeit gesagt, während er erzählte. Nun, da Richard mit seinem Bericht fertig ist, bleibt er eine Weile still und nickt nur.

Also arbeiten dürfen sie nur in Italien? fragt er schließlich.

Genau.

Wo es aber keine Arbeit gibt.

Genau.

Und das Geld, das sie hier bekommen?

Das wird nur ein paar Monate lang gezahlt — so lange, bis ein für allemal nachgewiesen ist, dass Deutschland nicht zuständig ist.

Und dann?

Dann werden sie nach Italien zurückgeschickt.

Wo es aber keine Arbeit gibt.

Genau.

Da geht es uns ganz schön gut hier, sagt Sylvia.

Richard denkt an seinen Vater, der als deutscher Soldat in Norwegen und Russland war, um Kriegswirren zu erzeugen. Detlef denkt an seine Mutter, die mit der gleichen Sorgfalt, mit der sie sich als deutsches Mädchen die Zöpfe flocht, dann später als Trümmerfrau Steine klopfte für den Wiederaufbau. Sylvia denkt an ihren Großvater, der seiner Frau für die eigenen Kinder blutige russische Kinderwäsche geschickt hatte: Die Flecken gehen leicht mit kaltem Wasser heraus . Das Verdienst ihrer Großväter und Väter, Großmütter und Mütter, war, wenn man so wollte, die Zerstörung gewesen. Die Schaffung einer leeren Fläche, die von Kindern und Enkeln neu beschrieben werden musste. Und der Verdienst ihrer eigenen Generation? Der Grund dafür, dass es ihnen jetzt um soviel besser geht als zum Beispiel diesen drei afrikanischen Männern, von denen Richard gerade erzählt hat? Nachkriegskinder sind auch sie, die da auf dem Sofa sitzen, deshalb wissen sie, dass die Aufeinanderfolge von Vorher und Nachher oft ganz anderen Gesetzen folgt als denen von Belohnung oder Strafe. Nicht direkt sind die Wirkungen, sondern indirekt, denkt Richard, wie er es in den letzten Jahren schon oft gedacht hat. Die Amerikaner hatten mit der einen Hälfte von Deutschland ihre Pläne gehabt — und die Russen mit der anderen Hälfte von Deutschland andere. Und weder der materielle Wohlstand auf der einen Seite noch die Planwirtschaft auf der anderen ließen sich durch irgendeine besondere Charaktereigenschaft der deutschen Bürger, die nur das Material der politischen Versuchsanordnung abgaben, erklären. Worauf also sollte man stolz sein? Was hätten sie das bessere Ihre nennen sollen — im Gegensatz zu dem, was irgendein schlechteres Andere war? Gearbeitet haben sie ihr ganzes Leben, das ist wohl wahr, aber ihnen hat das auch niemand verboten. Als Blutsverwandte sind sie, die aus dem Osten, schließlich von ihren Brüdern und Schwestern auf der wohlhabenderen Seite der Mauer in die Arme geschlossen worden, aber mit dem Blut waren sie schon geboren, und konnten weder etwas dafür noch dagegen. Die Schwiegertochter von Monika hat, wenn sie ihr Nachwende-Kind stillte, immer das Wunder bestaunt, dass ein Glas Coca Cola, das sie trank, sich in ihrem Körper in Milch verwandelte. Ob Blut, Coca Cola oder Milch in ihren Adern floss, konnte niemand so ganz genau wissen, und ebenso wüsste keiner von ihnen eine Antwort auf die Frage, wessen Verdienst es in Wahrheit war, dass selbst die Ärmeren aus ihrem Freundeskreis einen Geschirrspüler in ihren Küchen hatten, Weinflaschen im Regal und doppelt verglaste Fenster. Wenn es aber nicht ihr eigenes Verdienst war, dass es ihnen so gut ging, war es andererseits auch nicht die Schuld der Flüchtlinge, dass es denen so schlecht ging. Ebensogut könnte es umgekehrt sein. Einen Moment lang reißt dieser Gedanke sein Maul weit auf und zeigt seine grässlichen Zähne.

Sylvia sagt: Ich stelle mir immer vor, dass auch wir noch einmal fliehen müssen, und dann wird uns auch niemand helfen.

Detlef sagt: Rein nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit.

Sylvia sagt: Und wohin überhaupt?

Richard sagt: Ich hab schon mal überlegt, mein altes Motorrad auf die andere Seite vom See zu stellen. Wenn es dann soweit ist, hinüberrudern, aufs Motorrad steigen und ab nach Osten. Dahin will bestimmt keiner. Da ist dann noch Frieden.

Apropos, sagt Sylvia, der Mann ist noch immer unten im See, oder?

Ja, er ist immer noch unten.

Vor dem Fenster steht auf der Terrasse ein Aschenbecher im Kalten, der ist schon verrostet. Seit der Diagnose vor einem Dreivierteljahr hat Sylvia aufgehört mit dem Rauchen.

Detlef steht auf und sagt: Ich bring uns mal ein paar Sachen zu essen. Wir haben noch von der Entenbrust. Und auch Suppe.

20

Die Mischbatterien darf man nicht mit einem Mikrofasertuch putzen, sagt der Klempner, das zerstört den Metallüberzug, der so aussieht wie Chrom. Gut. Die Spülung war auch nicht ganz in Ordnung. Freitag nach eins macht jeder seins , es ist Freitag, nach eins, der Mann packt gerade sein Werkzeug zusammen, dann noch hier unterschreiben.

Als Richard ins Altersheim kommt, erfährt er: Da haben Sie heute wohl Pech, freitags gehen die Schwarzis immer nachmittags beten.

Ist gar keiner da?

Doch, die paar Christen.

Dann versuche ich’s einfach mal, sagt Richard. In 2017 öffnet auf sein Klopfen hin niemand, aber in 2019 macht ihm ein junger Mann, der verschlafen aussieht, die Tür auf. Ein paar weiche Barthaare sprießen ihm aus den Wangen. Er muss einer von denen sein, die während Richards erstem Besuch bei Apoll auf den beiden anderen Betten lagen und schliefen.

Richard erklärt noch einmal, wer er ist und was er vorhat, und der junge Mann sagt: Okay.

Würden Sie also vielleicht mit mir sprechen?

Der junge Mann zuckt mit den Schultern.

Verstehen Sie Englisch?

Yes, sagt er, macht aber keine Anstalten, Richard eintreten zu lassen. Vielleicht hat er Angst, mit Richard allein in einem Zimmer zu sein?

Richard sagt: Wollen wir hinausgehen, in ein Café?

Der junge Mann zuckt wieder nur mit den Schultern.

Es gibt so viel Unsicherheit auf beiden Seiten, denkt Richard, auf seiner eigenen und wahrscheinlich auch auf der Seite des Flüchtlings. Aber gerade als Richard sich entschuldigen und wieder fortgehen will, macht der Junge doch einen Schritt nach vorn, nickt Richard zu, schließt die Tür hinter sich, und folgt ihm — einfach so, wie er ist: ohne sich die Haare zu kämmen, ohne irgendeine Tasche zu nehmen, und in einer Jacke, die viel zu dünn ist.

Es ist Richard nicht unrecht, das Haus einmal zu verlassen, um ein Gespräch zu führen. Die Zimmer, die er bis jetzt kennengelernt hat, sind ja schon bis zum Rand von Gespenstern bewohnt. Nebenan, in Zimmer 2020, weiß er, hängt zwar ein Vorhang, blaukariert und gebügelt, noch vor dem Fenster, aber all der übrige Hausrat wird gerade von marodierenden Truppen zerschlagen, das Bett geht zu Bruch und der Schrank wird umgekippt, auf den Anziehsachen trampeln welche herum, das Geschirr wirft irgendwer gegen die Wand, allein dieser blaukarierte Vorhang, für eine 102-jährige deutsche Rentnerin vom Enkel montiert, ist nach wie vor heil und gebügelt, und wirft an einem sonnigen Herbsttag in ein Zimmer vor den Toren Berlins seinen Schatten. In Zimmer 2017 warten Geister filetierter Fische auf Futter, aber noch sind alle 800 Passagiere am Leben, und unten beim Ausgang, im Abstellraum, an dessen Tür Richard und der Junge in der dünnen Jacke eben vorbeigehen, türmen sich gelb- und rotgepolsterte, hölzerne und eiserne Stühle für die große Familie, die sich gleich zum großen Fest, Eid Mubarak, versammeln wird, 5 Frauen, 24 Töchter und Söhne, darunter Raschid. Und Raschids Vater.

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