Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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Er war als Kind bereits erwachsen gewesen, er hatte seine Jugend übersprungen. Von Kindern und Jugendlichen fühlte er sich in Frage gestellt. Er sah an ihnen vorbei, als fürchte und wünsche er ihre Aufmerksamkeit.

Odilo trug zu Hause Strickjacken wie der Kanzler, er war jemand, von dem man sich vorstellen konnte, daß er auch mit vierzig noch bei seiner Mutter wohnte, nachts, wenn sie zu Bett gegangen war, vor dem Fernseher saß und onanierte, auf eine eigenartige Weise Hausherr und auf eine ebenso eigenartige Weise zurückgeblieben; er suchte das Stockfleckig-Unbewegliche seiner Herkunft, die desolate Situation, seiner Mutter der Gattenersatz zu sein, mit Arroganz zu kompensieren.

Dieser Ort, der Vorort, Halbort, wo er wohnte, war einer jener Orte, an denen man auf das Älterwerden wartete, ein Ort, den man selbst als vorläufig betrachtete und der seinerseits unveränderlich blieb, ein Ort, dem das Vorläufige, notdürftig Angebaute, das Vorgartenhafte zum Dauerzustand geriet, und man mußte sich wundern, daß er es nicht anstrebte, den Ort seiner nicht einmal mißratenen, sondern schlicht ausgebliebenen Jugend zu verlassen, um endlich ein Leben zu führen, das seinem Erwachsenenstand, seinem Anspruch, seinem Intellekt entsprach.

Mila trank ihre Limonade aus und drückte ihre Dose mit einem Knacken zusammen. Sie knackte immer weiter, penetrant, knackfroschhaft, wütend und wild, unausstehlich, und ich leerte hastig meine eigene Dose, legte sie auf den Boden und trat hinein. Trat so hinein, daß sich die runden Scheiben von Deckel und Boden um meine Beerdigungsschuhe klemmten, wie ich es früher einmal auf dem Schulhof gelernt hatte. Knackend schritt ich in der Küche auf und ab.

Ich, sagte ich schließlich, muß unsere Eltern anrufen.

Die Eltern erwarteten, daß ich bei ihnen an diesem, meinem Kölner Abend übernachtete. Ich, sagte ich, weiß nicht, wie ich es ihnen erklären soll.

Die Fliege kreiste jetzt unter der Decke, die Katze blinzelte, ihre rosa Nase zuckte, sie streckte eine Pfote heraus, drehte sich und rollte sich behaglich wieder zusammen. Die Katze war faul und verwöhnt, sie ließ sich nur selten dazu herab, Fliegen zu fangen.

Unsere Mutter vor dem gedeckten Kaffeetisch, der Kaffee allmählich verdampft. Unser Vater am Fenster, die Auffahrt beobachtend. Das ganze Gerede vom Autounfall wieder akut.

Mila hob die Brauen. Du sagst ihnen, du kommst dort nicht weg. Die Trauerfeier dehnt sich ins Endlose aus. Seine Mutter hat dich in Anspruch genommen. Du mußt sie trösten. Sie zahlt dir ein Hotel.

Das sagte sie nicht, sie teilte es mit durch ihren Blick. Ausgeschlossen offenbar, den Eltern gegenüber ihre Teilnahme am Begräbnis zu erwähnen. Ausgeschlossen aber auch, den Eltern solche Märchen aufzutischen. In unserer Familie war es üblich, daß Verabredungen eingehalten wurden. Ich jedenfalls war zu Zuverlässigkeit erzogen. Und bisher war ich imstande gewesen, mein Leben so zu organisieren, daß mir, wenn ich etwas zugesagt hatte, nicht plötzlich etwas dazwischenkam.

Der Brummer heftete sich erneut an die Kante des Lampenschirms, nahm seinen Lauf wieder auf. Ich zwang mich, nicht mehr auf die Wand und den huschenden Schatten zu sehen, aus den Augen, aus dem Sinn.

Das Haus an der Beke, dem begradigten Bach, in den Rohre ragten. Im Winter der Bodennebel, weil das Abwasser, welches der Bach führte, warm war. Odilo, der abends im Dunkeln noch spazierenging, Formeln memorierte, nachdachte, Odilo, der durch den Bodennebel schritt.

Jetzt seine Mutter in diesem Haus, von Dämmerlicht umgeben. Mit alten Gewohnheiten, die nicht mehr zählten. Ihre demonstrative Stärke und das Mitleidheischende in dieser Demonstration.

Ich ging zum Telefon im Flur, hob den Hörer mit schlaffer Hand, mit einer Hand wie geronnenes Eiweiß, ich sprach mit belegter Stimme, mit einer Stimme, die in all ihre Einzelklänge zerfiel.

Ich kam mit dem Mantel über dem Arm zurück.

Mila schob die Katze weg und stand auf. An ihrem schwarzen Wollrock hafteten weiße Haare, sie schüttelte sie nicht ab. Ich sah mich die nächsten Tage mit Bindehautentzündung verbringen, mit Ausschlägen und Atemnot. Ich sah auch meinen dunklen Anzug weiß übersät, ich würde in ihm nach Hause fahren und mein Auto kontaminieren. Aber es war nicht der Zeitpunkt, kleinlich aufzurechnen.

Ich nahm sie in den Arm, ich drückte sie fest an mich.

5 Verblendklinker

Odilos Elternhaus lag neben den Weck-Werken in einem gemischten Wohngebiet. Von seinem Studierzimmer aus blickte er auf eine Zypressenwand, die den Palisadenzaun zum Glaswerk verdeckte. Man hörte Tag und Nacht die Bundesstraße, man hörte die Bahnlinie, auf der tags der Personennahverkehr und nachts der Güterverkehr vorüberrollte, man hörte ein nie nachlassendes Summen, da das Werk die Produktion in der Nacht nicht stoppte. Speziell des Nachts hörte man die Gabelstapler, die hinter dem Zaun die Paletten mit den Einmachgläsern verluden, ein durchdringendes Raunen, ein Einflüstern, gegen das man sich nicht schützen konnte.

Die Gläser waren gut abgepolstert; kein Scheppern, kein Klirren. Aber man bildete es sich ein, daß sich bei dem unentwegten Hin- und Hermanövrieren auch die Ware bewegte auf ihrem Weg zum Verladebahnhof; ich bilde mir ein, daß ihn das Knirschen, mit dem dickwandiges Glas aneinanderstieß, die ganze Nacht wachhielt. Haushaltskonservenglas, Weithalsgetränkeflaschen. Kerzenlicht-Glas, Verpackungsglas, Glasbausteine. Eine Umgebung aus Glas, das man nie zu Gesicht bekam.

Seine Mutter, Apothekerstochter, heiratete unter Niveau. Sein Vater erlag allzufrüh einer Krankheit, die Mutter lebte von ihrem Erbteil. Blieb in dem Haus mit der weißen Klinkerfassade, dessen Lage ihren Ansprüchen nicht angemessen schien, blieb dort aus Trotz.

Sie nahm es dem Gatten übel, daß er sie alleingelassen hatte, weigerte sich, ihr Schicksal zu akzeptieren, und zog Odilo wie ein Scheidungskind auf. Wenn man ihm begegnete, erfaßte man augenblicklich die Resignation seiner Mutter bei der Erziehung. Ihr fehlte das Einschätzungsvermögen, daß seine kindliche Affektiertheit nicht altersgemäß war, daß sein Erwachsenengehabe auf Verzweiflung beruhte, und sie beabsichtigte auch nicht, dagegen anzuwirken. Sie hatte ein Kind, vernünftig und ruhig, mit dem sie sich austauschen konnte. Ein fleißiges, ein ehrgeiziges Kind, überbehütet, eingeschlossen, verwöhnt, und doch in den entscheidenden Punkten im Stich gelassen. Er war schon als Kind ganz auf sich gestellt. Schon als Kind war er einer von denen, deren Leben sich leicht zur Patientengeschichte entwickeln kann. Schon als Kind sah ihn sein Umfeld als Fall.

Er bezog das väterliche Arbeitszimmer, das noch die Möbel des Verstorbenen enthielt. Sein Vater hatte diese Möbel kaum genutzt, er war den ganzen Tag außer Haus gewesen. Odilo hingegen empfand diesem Raum gegenüber eine Verpflichtung, er bemühte sich, in ihn hineinzuwachsen, sich wie eine Intarsie in ihn einzubetten. Ich sehe ihn sepiafarben in diesem Raum, er vergilbt immer mehr, er verschwindet in einem erschreckenden Tempo in der Umgebung, den dämpfenden Teppichen, den hohen Bücherregalen mit ledergebundenen Klassikern, er geht chamäleonhaft in dieser Umgebung auf.

Den Tag vor seinem Unfall, es war ein Samstag, verbrachte er, so viel weiß ich von Frau Leonberger, in äußerster Normalität.

Er wohnte immer noch im Haus seiner Mutter. Oft witzelte er darüber, daß er die Rolle des Partnerersatzes blendend ausfülle, aber er sah keinen Grund, die Situation zu verändern. Warum sollte er eine teure andere Wohnung suchen, wenn er ausreichend Räume zur Verfügung hatte, und wer sollte seiner Mutter Gesellschaft leisten, die anfallenden Reparaturen im Haus erledigen, den Garten pflegen, wenn nicht er?

Er stand im Morgengrauen auf und setzte sich an den Schreibtisch. Er beobachtete, wie es zwischen den Eibenzweigen heller wurde, wie der fahle Tag in sein Zimmer drang, die alten Möbel zu atmen begannen. Mit einem karierten Stofftaschentuch entfernte er eine Staubflocke, die sich auf halber Höhe an der Velourstapete festgesetzt hatte.

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