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Ursula Krechel: Landgericht

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Ursula Krechel Landgericht

Landgericht: краткое содержание, описание и аннотация

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Nach "Shanghai fern von wo" geht Ursula Krechel noch einmal den Spuren deutscher Geschichte nach. Ihr neuer Roman handelt vom Exil und von den fünfziger Jahren, von einer Rückkehr ohne Ankunft.Was muss einer fürchten, was darf einer hoffen, der 1947 aus dem Exil nach Deutschland zurückkehrt? Nach ihrem gefeierten, 2008 erschienenen Buch "Shanghai fern von wo" geht Ursula Krechel mit ihrem neuen großen Roman "Landgericht" noch einmal auf Spurensuche. Die deutsche Nachkriegszeit, die zwischen Depression und Aufbruch schwankt, ist der Hintergrund der fast parabelhaft tragischen Geschichte von einem, der nicht mehr ankommt. Richard Kornitzer ist Richter von Beruf und ein Charakter von Kohlhaasschen Dimensionen. Die Nazizeit mit ihren absurden und tödlichen Regeln zieht sich als Riss durch sein Leben. Danach ist nichts mehr wie vorher, die kleine Familie zwischen dem Bodensee, Mainz und England versprengt, und die Heimat beinahe fremder als das in magisches Licht getauchte Exil in Havanna. Ursula Krechels Roman lässt Dokumentarisches und Fiktives ineinander übergehen, beim Finden und Erfinden gewinnt eine Zeit atmosphärische Konturen, in der die Vergangenheit schwer auf den Zukunftshoffnungen lastet. Mit sprachlicher Behutsamkeit und einer insistierenden Zuneigung lässt "Landgericht" den Figuren späte Gerechtigkeit widerfahren. "Landgericht", der Roman mit dem doppeldeutigen Titel, handelt von einer deutschen Familie, und er erzählt zugleich mit großer Wucht von den Gründungsjahren einer Republik.

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Claire bedeutete ihm, daß das Dorf jetzt leer sei und in sich selbst ruhe. Um die gleiche Zeit, als sie ins Dorf gekommen war, also im Januar 1944, seien im Klassenverband Schulkinder aus dem Ruhrgebiet gekommen. In einer panischen Aufregung sei das Dorf vor der Masse der Unterzubringenden erstarrt. Und der Lehrer, ein Hemd im Winde, ein Mann an der Pensionsgrenze, habe die Kinder, die in Listen gesammelt und numeriert worden waren und ihre Nummer auf einem Schild um den Hals trugen, vom Bahnhof auf die Höhe des Dorfes gebracht. Ob auch die Stadt am See so viele Kinder aufnehmen mußte, wußte Claire nicht, eher nicht, eher gehörten die Kinder in die Dörfer, keiner kannte das Schicksal der Städte, so war die Meinung, und sie war ja nicht falsch gewesen. An der Postbushaltestelle habe der Lehrer die Kinder aus dem Ruhrgebiet aufgestellt, aus welcher Stadt sie kamen, hatte sie vergessen, eins neben dem anderen in Reih und Glied, Kinder mit Rucksäcken und Köfferchen und aufgeregten Gesichtern. Die Bäuerinnen seien aus den Häusern gekommen und hätten sich für ein, zwei Kinder entschieden. Ihre Bäuerin, Frau Pfempfle, habe Mädchen aufgenommen, neben ihren großen Jungen wollte sie Mädchen auf dem Hof haben, kleine städtische Mädchen, die die Kühe anstaunten wie Wundertiere und die warme Milch gleich im Stall tranken und sich danach schüttelten. Der Hof habe auch einen polnischen Knecht gehabt, sagte sie. Also einen Zwangsarbeiter, fiel er ihr ins Wort und dachte an den jungen Mann mit dem fehlenden Schneidezahn, den er im Büro getroffen hatte. Claire ignorierte seinen Einwand: Kein Mensch habe Zwangsarbeiter gesagt, die Bauernhöfe hätten ohne Knechte gar nicht existieren können. Ihr Knecht habe mit der Familie an einem Tisch gegessen, bis der Ortsbauernführer zur Kontrolle kam und die Bäuerin anwies, so ginge das aber nicht. Der Pole müsse im Stall essen. Am nächsten Tag habe die Bäuerin ihm wieder seinen Platz am Tisch angewiesen. Dann, nach Kriegsende, seien auch Franzosen im Dorf gewesen, sicher fünfzig Mann, eine Einquartierung, die die Häuser voll wie Hutschachteln erscheinen ließen. Claire erzählte gerne, und er hörte ihr gerne zu. So war es auch früher gewesen. Und dann stellte er doch die Frage, die ihn, seit er allein in die Stadt gewandert war, umtrieb: Warum war die Stadt nicht zerstört? Die Stadt sei mit stiller Hilfe der Schweizer Diplomatie zur Internationalen Rotkreuz-Stadt erklärt worden, sagte Claire. Deshalb seien auch keine Brücken gesprengt worden. Am 22. April 1945 sei die Stadt Lindau in Alarmbereitschaft versetzt worden. Von Tag zu Tag waren mehr Flüchtlinge in die Stadt gekommen. Die wenigen Züge, die noch fuhren, seien überfüllt gewesen. Im alten Rathaus habe sich ein SS-Stab eingenistet, das schien ein sicherer Ort zu sein, und in die Kreisleitung der NSDAP sei ein Militärstab eingezogen. Gerüchte schwirrten durch die Stadt, die sich grundsätzlich widersprachen. Aber Claire Kornitzer erinnerte sich auch genau an den 30. April 1945. Es war ein heller, leuchtender Frühlingstag, der Tag, an dem sich Hitler tötete. Morgens um 8 Uhr wurde Feindalarm in der Stadt gegeben. Es wurde erzählt, daß der Besitzer eines Gasthauses mit dem Namen „Idyll“ den einrückenden Franzosen entgegengefahren sei und den Offizier des ersten Panzers um Schutz für seine Heimatstadt gebeten habe. Es hieß auch, er habe die Führung des Panzers und zweier Wagen motorisierter Truppen, die von Wasserburg kamen, übernommen. Kurz nach 9 Uhr rollte dann der erste französische Panzer über die Seebrücke. Auf dem Turm der katholischen Kirche wehte eine weiße Fahne. Das Kampftruppenkommando und die Polizei wurden von den Franzosen rasch entwaffnet. Dann seien immer mehr Truppen, die vor einem Tag noch feindliche Truppen genannt worden wären, in die Stadt geflutet, während die Panzer in Aeschach verblieben oder in Richtung Bregenz davonfuhren. Überall seien die Menschen zusammengeströmt, niemand habe gewußt, wie es nun weitergehe. Und es gab auch nicht so viel Vertrauen zwischen den Gaffenden auf der Brücke, daß es sich lohnte, ernsthaft darüber zu streiten. Man mußte sehen und abwarten, wie es weiterging.

Rasch wurden die Übergabebedingungen bekanntgegeben: Ausgehverbot von abends 20 Uhr bis morgens um 6.30 Uhr. Ein Lautsprecherwagen fuhr durch die Stadt und die umliegenden Dörfer und befahl die Ablieferung aller Waffen, der Munition, Sendegeräte, Ferngläser. Die wenigen in der Stadt verbliebenen Militärs hatten sich als Gefangene zu melden. Ohne den geringsten Zwischenfall sei die Stadt dann besetzt worden. Auf den Giebelwiesen, auf dem Bahndamm und an anderen Plätzen im Stadtgebiet hätten die Franzosen Geschütze aufgestellt, die auch bald feuerten. In Bregenz hätten sich SS-Truppen zurückgezogen und Widerstand geleistet. Am darauffolgenden Tag wurde dann Bregenz beschossen, es gab einen Höllenlärm, wie man ihn in der Nachbarstadt nicht kannte. Der Boden bebte, der Himmel war rauchgeschwärzt, eine amboßförmige Wolke bildete sich, die Stadt brannte an vielen Stellen. Es war die endgültige Niederlage der Tatsachen. Mehr war dazu nicht zu sagen, mehr wollte man sich in der Stadt und auf den Hügeln dahinter nicht vorstellen. Viele Menschen seien auf der Seebrücke gestanden und hätten schweigend das Schauspiel der brennenden Nachbarstadt angesehen — mit einem Grauen und der geheimen Befriedigung, daß es das eigene Dach, die Giebel, die Fensterscheiben nicht getroffen hatte und nicht den eigenen Kopf, der sich nicht genug verwundern konnte. Drei Stunden griffen alliierte Fliegerverbände an, während die Geschosse der schweren Artillerie ununterbrochen hinüberflogen. Am Dienstag, den 1. Mai war dann Bregenz gefallen, der große Strom der Kampftruppen zog weiter, die Versorgung mit Elektrizität setzte aus, es gab auch keine Zeitung mehr. Eine gespenstische Ruhe herrschte, strahlendes Frühlingslicht darüber gespannt. Gott schlief, Gott ruhte aus, nachdem er so viel Chaos zugelassen hatte. Das Chaos, dabei runzelte Claire die Stirn, sei doch eher eine Angelegenheit des Beginnens, vor der Erschaffung der Welt gewesen, und nun war seit Beginn der Menschheitsgeschichte an eine Art von Ordnung, von Systematik, nicht mehr zu denken. Gerade sie, eine geborene Berlinerin, eine Preußin, eine Protestantin, verlange nach einer nüchternen Ordnung, und sie zu entbehren, sei eine besondere Strafe gewesen, die sie glaube, nicht verdient zu haben. Kornitzer mußte lächeln bei diesem leisen Ausbruch seiner Frau. Ungefähr 150 Nationalsozialisten seien verhaftet worden, fuhr sie fort, auch die Ortsgruppenleiter von drei Städten. Der NSDAP-Kreisleiter hatte es vorgezogen, mit einigen Mitgliedern seines Stabes die Stadt zu verlassen. Er sei aber einige Tage später von einem Polen erschossen wurden, so habe man es berichtet, so erzählte es Claire ihrem Mann.

Der Gastwirt der „Idylle“, der sich damit groß getan hatte, daß er die Franzosen empfangen hatte, wurde später der Lüge bezichtigt und verließ die Stadt. An seinen Namen erinnerte sich Claire Kornitzer nicht mehr, und das machte auch nichts. Nun hieß es: Er war dem ersten französischen Panzer begegnet, und der Offizier hatte ihn gebeten, ihm den Weg in die Stadt zu zeigen, nichts anderes. Und die Aufdeckung seiner beschämend unspektakulären Heldentat war so ernüchternd, daß man den Mann gründlich vergessen hätte, wäre er nicht noch im Amtsblatt des Kreises erwähnt worden. Aber Claire hatte diese Ausgabe des Kreisblattes weggeworfen, andere behielt sie, sie wußte selbst nicht, warum. Schwamm über den Mann, Schwamm über die „Idylle“, sie wußte nicht, ob das Gasthaus mit dem falsch klingenden Namen noch existierte. Und es interessierte sie auch nicht, ja, nicht im geringsten, sagte sie ihrem Mann, der eine geduldige Aufmerksamkeit für alles Heimatkundliche entwickelte.

Zwangsarbeiter, Zwangsarbeiter, klingelte es abends beim Einschlafen in seinem Kopf. Ich habe meine Frau zur Anerkennung des Begriffs Zwangsarbeiter gezwungen, wo sie von dem polnischen Knecht, wie vermutlich alle Deutschen, sprechen wollte. Aber er, Kornitzer, war auch deutsch! Er war ausgebürgert worden, also mußte er sich schlaftrunken mit sich selbst auf einen so banalen Begriff wie „alle Deutschen im Lande“ beschränken. Oder sollte er sich dazu versteigen, in seinem Kopf von „allen Deutschen, die vom herrschenden Nationalsozialismus infiziert waren“, zu denken? Das schlösse auch seine Frau ein, die er ausnehmen wollte, die er ausnehmen mußte. Die Frage irritierte ihn, er sah sich als Bezwinger mit guten Gründen, aber das machte nicht froh, so nahm er schlaftrunken den Arm seiner Frau, der ihm am nächsten lag und knetete ihn, obwohl er ihn eigentlich nur streicheln wollte, aber die innere Anspannung, Claire Unrecht getan zu haben, ließ ihn wohl kräftiger zupacken, und Claire stieß einen Laut aus, den sie im Wachzustand wohl nicht über die Lippen gebracht hätte, einen tiefen, schnaubenden Seufzer wie ein Pferd, und dann merkte er auch an dem Arm, den er weiter in seiner Hand behielt: Claire schlief schon längst. Und Kornitzer, noch lange schlaflos, sagte sich: Ich habe an ihr unlauter gehandelt. Das klang gut, auch befreiend, aber es war wiederum kein juristischer Begriff. Er dachte noch ein bißchen nach, ob er einen solchen, der wirklich paßte, nachschieben könnte, es war wie eine innere Verfassungsbeschwerde gegen sich selbst. Er fand keinen passenden Begriff, nun ja: „Nötigung zur Verständigung“ wäre noch am passendsten gewesen. Aber die Nötigung konnte auch billigend als eine Einladung zu einer Rechtsgemeinschaft aufgefaßt werden, die er ohnehin schon mit seiner Frau bildete. Daß er sich seiner Frau gegenüber nicht strafbar gemacht hatte, wußte er selbst, auch so schlaftrunken wie er war. Aber es gab einen Schatten, der nicht moralisch oder ethisch zu bewerten war, sondern auf einer Ebene, die er doch gerne auf dem Feld seiner Fachwissenschaft verorten wollte.

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