Julia Franck - Die Mittagsfrau

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Die Mittagsfrau: краткое содержание, описание и аннотация

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Eine idyllische Kindheit in der Lausitz am Vorabend des ersten Weltkriegs, das Berlin der goldenen Zwanziger, die große Liebe: So könnte das Glück klingen, denkt Helene. Aber steht ihr die Welt wirklich offen? Helene glaubt unerschütterlich daran, folgt ihren Träumen und lebt ihre Gefühle — auch gegen die Konventionen einer zunehmend unerbittlichen Zeit. Dann folgt der zweite große Krieg, Hoffnungen, Einsamkeit — und die Erkenntnis, dass alles verloren gehen kann. Julia Franck erzählt in ihrem großen neuen Roman ein Leben, das in die Mühlen eines furchtbaren Jahrhunderts gerät, und die Geschichte einer faszinierenden Frau.

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Helene wunderte sich über die vielen Bekannten, die grußlos an ihnen vorübereilten, sobald sie mit der Mutter auf die Straße trat. Der Mutter schien das nicht aufzufallen. Helene zählte still und heimlich, wobei sie oft nicht über eine Begrüßung hinaus kam. Die Bäckersfrau Hantusch, die dem Vater sonst fast um den Hals fiel, schaute sie nicht einmal an. Lieber senkte sie ihren Schirm leicht, schob ihn wie einen Schutzschild vor sich her und verhinderte auf diese Weise jeden Blickwechsel. Vermutlich war es Martha, von der Helene eines Tages erfahren hatte, dass die Mutter keineswegs Frau Würsich genannt wurde. Die Bewohner der Tuchmacherstraße sprachen von der Fremden, die Fremde, die zwar den angesehenen Bautzener Bürger und Buchdruckmeister Würsich geheiratet hatte, aber selbst hinter dessen Ladentheke und auf der Straße mit den gemeinsamen Töchtern an der Hand eine Fremde blieb. Obwohl es in der Lausitz durchaus Brauch war, am Herkunftsort der Frau zu heiraten, gab es auch noch zehn Jahre nach der Eheschließung Gerede über die Herkunft dieser Braut. Es hieß, die Eheleute seien standesamtlich in Breslau getraut worden. Standesamtlich, das klang nach einer ehrrührigen Verbindung. Jeder wusste, dass die Fremde ihrem Mann sonntags nicht in den Petridom folgte. Ein Gerücht besagte, sie sei gottlos.

Da nützte es nichts, dass ihre Töchter im Dom getauft worden waren. Die Bewohner Bautzens empfanden offenbar die nicht stattgefundene kirchliche Trauung als Schmach für das Ansehen ihres Bürgerstandes. Niemand würdigte die Fremde eines Grußes. Jeder Blick, auch wenn er Selma Würsich nicht treffen konnte, weil sie wie in weiser Voraussicht den raren Fundstücken zwischen den Pflastersteinen mehr Aufmerksamkeit schenkte als den Bürgern der Stadt, war abschätzig von einem Kopfschütteln und Flüstern begleitet. Ob stolz oder verlegen, die Passanten blickten an Helene und ihrer Mutter vorbei, hinweg über die am Boden hockende Frau und durch sie hindurch. Begegnete Helene an der Hand der Mutter dem Bürgermeister Koban, einem Freund des Vaters, so wechselte dieser grußlos die Straßenseite. Die Söhne vom Richter Fiebinger lachten und drehten sich um, weil sie die im Sommer dünnen Stoffe anstößig und die im Winter ausladenden Kleider der Mutter seltsam fanden. Doch die Mutter schien von alldem nichts zu bemerken. Sie bückte sich und zeigte Helene strahlend eine kleine Glasperle, die sie gefunden hatte. Schau mal, ist die nicht schön? Helene nickte. Die Welt steckte voller Schätze.

Wann immer die Mutter das Haus verließ, sammelte sie auf, was sie am Boden fand — das waren Knöpfe und Münzen, ein alter Schuh, der so aussah, als könne man ihn noch einige Monate tragen und vielleicht etwas aus ihm machen, zumindest war der Schnürsenkel im Gegensatz zur Sohle neu und die Haken am Schaft erschienen in den Augen der Mutter von großer Seltenheit und besonderem Wert. Aber auch ein buntes Stück Keramik unten am Fluss, wenn es rundgespült war, entlockte der Mutter einen Ausruf der Freude. Einmal fand sie unmittelbar vor der Haustür einen Gänseflügel und weinte Tränen der Rührung.

Martha hatte damals behauptet, es sei mehr als wahrscheinlich, dass jemand den Flederwisch vor die Tür gelegt habe, nur, um zu sehen, wie die Fremde sich bückte und ihn auflas. Die Federn waren vom Gebrauch schon gestutzt, einige Kiele ragten wie abgebrochene Zähne hervor, blank und kahl.

Die Mutter sammelte Flederwische, auch wenn sie selten von einem Gebrauch machte. Sie hängte die Vogelflügel an die Wand über ihrem Bett. Ein Vogelschwarm für das Geleit von Seelen, so nannte sie ihre Sammlung. Nur ein gefundener Flederwisch erhielt einen Platz über dem Kopfende. Es waren neun an der Zahl mit diesem, sie hoffte auf den zehnten. Sind es erst zehn, so konnte sie die zweiundzwanzig Buchstaben ergänzen und Wege erhellen, wie sie sich ausdrückte. Keine der beiden Töchter erfragte, woher und wohin welche Seelen geleitet werden sollten. Ihnen war die auf parallele Welten begründete und aus ihnen geliehene Bedeutung einer wandernden Seele unheimlich. Es sollte neben ihrer Welt, in der ein Ding ein Ding war und ein Lebewesen ein Lebewesen, auch eine geben, in der die Bezüge zwischen Leben und Ding eine Einheit schufen. Helene hielt sich die Ohren zu. War es nicht schon schwierig genug, sich die Beschaffenheit einer Seele vorzustellen? Was konnte einer Seele erst geschehen, wenn sie auf Wanderschaft ging? Blieb sie die eine Seele, eine wiedererkennbare, einzelne? Würde man sich wirklich in einer anderen Welt zu gegebener Zeit wieder begegnen müssen? Die Mutter drohte damit. Wenn ich tot bin, werden wir uns wieder begegnen, wir werden verbunden sein. Es gibt kein Entrinnen. Aus Furcht wollte Helene nichts mehr über Seelen wissen. Für jeden Gegenstand kannte die Mutter eine mutmaßliche Bestimmung, notfalls erfand sie eine. Über die Jahre der Ehe hatte sich das Haus gefüllt, nicht nur in den Schränken und Vitrinen, auch auf dem Boden zwischen den Möbelstücken drohte beständig eine eigenwillige Landschaft zu wachsen, Hügel und Haufen legte die Mutter an, Sammlungen bestimmter und weniger bestimmter Gegenstände. Einzig die Haushälterin Marja, von den Herrschaften Mariechen genannt und nur wenige Jahre älter als die Mutter, schaffte es mit großer Geduld und Beharrlichkeit, in manchen Räumen für erkennbare Ordnung zu sorgen. Die Küche unterstand Mariechens Regiment, das Esszimmer, die schmale Treppe in die beiden höheren Stockwerke. Aber im Schlafzimmer der Mutter und im angrenzenden Raum waren es kaum erkenntliche Pfade, auf denen man gehen durfte. Selten war hier ein Stuhl frei, so dass man sich setzen konnte. Die Mutter sammelte Äste und Schnüre, Federn und Stoffe, aber auch kein zerbrochenes Geschirr durfte fortgeworfen werden, keine noch so angestoßene Schachtel und kein von Würmern zernagter Schemel, auch nicht, wenn er wackelte, weil eins der Beine inzwischen morsch und zu kurz war. Was das Mariechen aus ihren Wirtschaftsräumen ausrangierte, wurde von der Mutter hinauf in die oberen Gemächer getragen, wo sie den löchrigen Topf oder das zerbrochene Glas erst einmal abstellte, in der Zuversicht, eines Tages einen Platz und auch eine Verwendung für den Gegenstand zu finden. Niemand konnte in der Ansammlung eine Ordnung erkennen, einzig die Mutter selbst ahnte, in welchem Stapel sie einen gewissen Zeitungsausschnitt suchen konnte und unter welchem Kleiderhaufen sie die kostbare sorbische Spitze abgelegt hatte. War das filigrane Muster dieser Spitze nicht einzigartig, wo hatte es je so zarte und ungestüm aus der Textur herausragende Lilien gegeben wie diese?

Auf der Suche nach einem wollenen Winterkleid, das Martha vor fast zehn Jahren abgelegt hatte und das Helene nun tragen sollte, hatte die Mutter im Innern des höchsten, bis knapp unter die Zimmerdecke reichenden Kleiderberges gewühlt, war bald darunter verschwunden und kroch schließlich mit einem anderen, schon viel zu kleinen Kleid daraus hervor. Der Kleiderhaufen war mit der Suche in die Breite geraten und erstreckte sich nun über das Regal, zwei Stühle und den Trampelpfad. Helene schien es, als müsse das Haus bald unter der Last seiner Füllung auseinanderbrechen. Die Mutter bückte sich, hob einzelne Dinge auf, legte sie links und rechts zur Seite und arbeitete sich so in die Ecke des Zimmers vor. Dort stieß sie in Bodennähe auf eine runde Hutschachtel. Sie drückte die Hutschachtel an ihre Brust wie einen verlorenen Sohn.

In dieser Schachtel habe sie einst den Hut ihrer Verlobung ins eheliche Haus gebracht, einen ungewöhnlich ausladenden, mit Schleier und dunkelblau, fast schwarz schimmernden Federn einer Elster. Zärtlich streichelte sie das feine graue Papier des Deckels und strich über die kaum angestoßenen Kanten. Doch dann beäugte sie die Schachtel misstrauisch, sie drehte und wendete und schüttelte sie, und es klimperte darin, als habe sich der Verlobungshut in lauter Nägel oder Münzen verwandelt. Eine Weile versuchte die Mutter mit zittrigen Fingern das violette Schleifenband aus Atlas, das vielfach um die Schachtel gewunden war, zu lösen. Bis sie die Geduld verlor. Zorn verzerrte ihr Gesicht. Mit einem Aufschrei warf sie die Schachtel vor Marthas Füße: Du schaffst das!

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