Er stand über dem Duke, einen Fuß auf seinem Rückgrat, und tötete jeden Mann, der ihn befreien wollte. Vier seiner eigenen Feldkämpfer standen ihm mit Kriegsäxten zur Seite, und sie brüllten, den Engländern Beleidigungen entgegen, bevor sie sie töteten. «Ich will das Banner!», rief Lanferelle. Er dachte daran, welch schöne Zierde die große Flagge des Dukes in der Halle seines Herrenhauses abgeben würde, wo er sie von den rauchgeschwärzten Balken der Musikerempore herabhängen lassen konnte und wo sie der Duke als Lanferelles Gefangener jeden Tag vor Augen haben würde. «Komm und stirb!», rief Lanferelle dem Standartenträger zu, doch englische Feldkämpfer drängten den Mann aus der unmittelbaren Gefahrenzone zurück und umringten Lanferelle, der ihre Hiebe abwehrte, hart zurückschlug, mit seiner wuchtigen Keule die Gegner aus dem Gleichgewicht bringen wollte, und die ganze Zeit brüllte er seinen Männern aus der zweiten Reihe zu, ihm den Rücken frei zu halten. Sie mussten verhindern, dass die nachdrängenden Franzosen ihn umrannten, und sie taten es, indem sie ihre eigenen Gefährten bedrohten, damit Lanferelle ausreichend Platz hatte, um die Keule gegen jeden Mann zu schwingen, der sich ihm entgegenstellte. Seine vier Männer hieben mit den Kampfäxten auf die englische Linie ein, die so dünn war, dass Lanferelle glaubte, sie durchbrechen und eine Vielzahl Franzosen hinter das Zentrum der englischen Aufstellung führen zu können. Warum nicht den König ebenso wie den Duke gefangen nehmen? «Vorwärts!», rief er. «Vorwärts!» Doch als er vorrücken wollte, hätten ihn beinahe die Toten aus dem Gleichgewicht gebracht, die über den Beinen des Dukes of York lagen. Lanferelle wollte die Körper mit den Füßen aus dem Weg schieben, doch da traf ein englischer Lanzenhieb seinen Brustpanzer und schleuderte ihn zurück. «Bastard!», brüllte Lanferelle und hieb mit den blutigen Eisendornen seiner Keule auf den knurrenden Gegner ein. Dann ließ ihn ein Warnruf nach links bücken, und er sah, dass die Engländer in die französische Linie einbrachen, um die Gegner einzukreisen. Er glaubte, es sei immer noch genügend Zeit, die feindliche Linie zu durchbrechen, und er wollte erneut vorrücken, doch wieder wurde er von einem Toten gehemmt, und dann stellte sich ihm eine ganze Gruppe Engländer entgegen, und ihre Lanzen, Streitäxte und Keulen trafen seine Rüstung, sodass er nichts anderes tun konnte, als zurückzuweichen. Diese Gelegenheit, die feindliche Linie zu spalten, war vorüber.
Er zog sich zurück und ließ den Duke of York mit dem Gesicht voran im Morast liegen. Der Duke, bewusstlos und niedergetrampelt, war in einer blutig roten Pfütze erstickt, und nun rückten die Engländer über seine Leiche hinweg vor, stürzten sich auf Lanferelle und seine Standarte mit der Sonne und dem Falken, und Lanferelle hielt sie mit kurzen, schweren Hieben in Schach. Er wusste nicht, dass der Duke tot war, er bedauerte lediglich, ihn für eine Weile nicht mehr in der Gewalt zu haben, doch dann sah er zu seiner Linken eine andere Standarte, eine Standarte, die tief in die französischen Reihen hineingetragen worden war und die einen aufsteigenden Löwen mit einer Krone zeigte, und ihm kam der Gedanke, dass ihn das Lösegeld für Sir John Cornewaille reich genug machen würde. «Mir nach!», brüllte er und rammte, schob und kämpfte sich den Weg zu Sir John frei.
In einiger Entfernung rechts vor Lanferelle tobte eine wilde Schlacht um die vier Standarten des Königs. Dutzende von Franzosen wollten sich die Ehre verdienen, den englischen König gefangen zu nehmen, doch sie hatten die gleichen Schrecknisse vor sich wie die übrigen französischen Angreifer. Ihre vorderste Reihe war schnell zusammengebrochen. Die Männer waren durch den Kampf auf dem zähen Untergrund erschöpft, viele waren in den Pfeilstürmen verletzt worden, und die Leibgarde des Königs war mit ihren tödlichen Äxten, Keulen und Spalthämmern auf sie losgegangen. Nun stolperten die Angreifer über Leichen, wurden von Axthieben getroffen, drängten jedoch immer noch vorwärts. Eine französische Lanze bohrte sich in den Plattenschurz von Humphrey Duke of Gloucester, dem jüngeren Bruder des Königs, und dieser Stoß in die Leiste ließ ihn stürzen. Franzosen eilten heran, um ihn gefangen zu nehmen, doch Henry stand über seinem verletzten Bruder und schwang beidhändig das Schwert gegen die Feinde. Er kämpfte mit dem Schwert, weil er fand, dies sei die angemessene Waffe für einen König, und wenn sie ihn gegenüber Männern mit Kampfäxten und Keulen in Nachteil setzte, dann erkannte Henry diesen Nachteil nicht an, denn er wusste Gott an seiner Seite. Er spürte Gott in seinem Herzen, er fühlte, dass Gott ihm Kraft verlieh, und sogar als eine französische Kampfaxt mit blinder Gewalt gegen seinen Helm mit der Königskrone fuhr, beschützte ihn Gott. Eine Goldblume wurde von der Krone geschlagen, und sein Helm war eingedrückt, doch der Stahl war nicht gebrochen, und das Lederfutter fing etwas von der Wucht des Hiebes auf. Henry blieb bei Bewusstsein, und er stieß dem Axtkämpfer sein Schwert in die Achselhöhle und brüllte seinen Kriegsruf. «Sankt Georg!»
Henry von England war erfüllt von gottgeschenkter Glückseligkeit. Niemals in seinem gesamten Leben hatte er sich Gott näher gefühlt, und fast bemitleidete er die Männer, die hierhergekommen waren, um zu sterben, denn sie wurden von Gott getötet. Henrys Leibgarde wich nicht von seiner Seite. Einen nach dem anderen tötete sie achtzehn Franzosen, die noch in der Nacht zuvor einen feierlichen Eid geschworen hatten, den König von England gefangen zu nehmen oder zu töten. Die achtzehn Männer gehörten durch ihren Schwur für immer zusammen. Sie waren zusammen vorgerückt, und nun starben sie zusammen. Ihre verdrehten, blutüberströmten Körper hemmten die Männer, die ebenfalls den Ruhm erringen wollten, der die Gefangennahme eines Königs einbrachte. Ein Franzose rief seine Herausforderung, holte mit der Dornenkeule gegen den König aus, und der König suchte mit der Schwertspitze in den Visierschlitz des Franzosen zu treffen, und die Keule traf einen Mann neben dem König, der taumelte, und ein anderer Engländer trieb dem Angreifer die Spitze seiner Kampfaxt in die Kehle, sodass Blut am eisenbeschlagenen Griff der Axt herunterschoss. Der Mann sank in die Knie, und der König rammte ihm die Klinge in den Visierschlitz und zermetzelte dem Mann Lippen und Zunge. Ein Blutschwall drang aus dem Visier, eine Kampfaxt fuhr auf den Helm des Mannes nieder, durchschlug den Stahl und spaltete den Schädel, sodass der König in sprühendem Blut stand, während er seine Klinge frei zerrte und den nächsten Lanzenhieb abwehrte. «Sankt Georg!», rief er wieder und fühlte göttliche Kraft durch seine Adern pulsen. Der Franzose mit der Lanze kämpfte mit offenem Visier, und Henry sah Angst in seinen Augen und dann eine stumme Bitte um Gnade, als ihm die Lanze aus den Händen gerissen wurde. Doch Gott wollte keine Gnade für Henrys Feinde, und deshalb fuhr der König dem Mann mit dem Schwert quer übers Gesicht und zerschnitt ihm damit beide Augäpfel. Ein Mann der königlichen Leibgarde brach den Helm des blinden Franzosen mit einem Spalthammer auf, und so fiel der nächste Körper auf den Leichenhaufen, der die englische Linie schützte.
Und die englische Linie hielt. An manchen Stellen war sie von den heranstürmenden Angreifern nach hinten verschoben worden, doch die Linie brach nicht, und nun wurde sie durch einen Wall aus toten und verwundeten Franzosen geschützt, und an einigen Abschnitten, wo die Engländer den Gegenangriff ausführten, bildeten sich in ihrer Linie Ausbuchtungen nach vorne. Und die Franzosen, denen es unmöglich war, unmittelbar geradeaus vorzurücken, begannen zu den Flanken hin auszuweichen.
Wo die Bogenschützen standen, die keine Pfeile mehr hatten.
«Du kannst sterben, oder du kannst kämpfen.» Die Stimme klang weit entfernt und leicht belustigt, so als ob es den Sprecher nicht kümmerte, welches Schicksal Nicholas Hook erwartete.
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