Die Franzosen, so schien es Sir John, bewegten sich mit quälender Langsamkeit, während ihm gottgleiche Schnelligkeit verliehen worden war. Grinsend behielt er drei oder vier Feinde zugleich im Auge, suchte sich denjenigen aus, den er zuerst angreifen wollte, während er zugleich schon wusste, wie er den zweiten und den dritten niedermachen würde. Sie kamen auf ihn zu, und er spürte ihren Schrecken. Die hinteren Reihen der Franzosen waren mit Kurzwaffen, Keulen, Schwertern oder Äxten ausgerüstet, doch sie fanden keine Gelegenheit, sie einzusetzen, während sie über die Körper der Gefallenen gedrängt wurden. Sie torkelten den Hieben Sir Johns und seiner Männer entgegen, und so viele von ihnen gingen zu Boden, dass Sir John selbst über Tote hinwegsteigen musste. Nun befanden sich die Engländer im Gegenangriff. Neunhundert Männer bekämpften achttausend, doch diese neunhundert Männer wussten, wohin sie ihre Füße setzten, und mussten nicht befürchten, von Männern aus nachfolgenden Reihen nach vorne gedrängt zu werden.
Ein Franzose in schlammbespritzter Rüstung, deren Metall mit Sand gescheuert worden war, bis es wie Silber glänzte, stieß sein Schwert gegen Sir John, der die Wucht des Hiebes mit der Beinschiene abfing, die seinen linken Oberschenkel schützte. Sir Johns Mitstreiter zur Rechten hieb mit der Kriegsaxt auf den schimmernden Helm ein, und der Franzose brach zusammen wie ein Schlachtochse, während Sir John den spitzen Stachel seiner Kriegsaxt schon dem nächsten Gegner ins Gesicht rammte, der einen Wappenrock mit einer Weizengarbe trug. Unter der Spitze wurden Visier, Zähne und Gaumen zermalmt, sodass der Kopf des Mannes nach hinten schnappte, während sein Körper nach vorn gedrängt wurde. Sir John ließ seinen Nebenmann den Helm des Gefallenen zerschmettern, während er den nächsten Hieb seiner Kriegsaxt gegen einen Topfhelm schmetterte, auf dem sich ein Federbusch erhob. «Kommt her, ihr Bastarde! Ich will euch!», rief Sir John. Er lachte. In keinem Augenblick dachte er daran, dass einige Franzosen begierig danach waren, den Ruhm zu erwerben, den der Tod oder die Gefangennahme Sir John Cornewailles einbringen würde. Sie kamen und sie fielen. Sie wurden zu Opfern des durchnässten, schlüpfrigen Bodens und der Hindernisse, die sie durch ihre geschlossenen Visiere nicht sehen konnten. Sie liefen geradewegs in die kurzen, gewaltigen Hiebe einer Kampfaxt und verwandelten sich selbst in weitere Hindernisse für ihre Gefährten.
«Eng zusammenbleiben! Eng zusammenbleiben!», brüllte Sir John und versicherte sich, dass er einen Mann zur Linken und Sir William zur Rechten hatte. Der Kampf wurde Schulter an Schulter geführt, sodass der Feind keine Gelegenheit bekam, die Kampflinie aufzubrechen, und Sir Johns Feldkämpfer setzten die Techniken ein, die er sie gelehrt hatte. Sie waren über die ersten gefallenen Franzosen hinweggestiegen, und die zweite Reihe der Engländer öffnete die Visiere der Feinde und stieß ihnen Messer in Augen oder Münder, damit die Verwundeten nicht noch vom Boden aus einen Hieb oder Stich ausführen konnten. Die Franzosen kreischten, wenn sie die Klinge kommen sahen, sie zappelten im Schlamm, um den Stichen zu entgehen, sie starben in Zuckungen, und immer noch kamen weitere, die niedergeschlagen, verstümmelt und erstochen wurden. Manche Franzosen, die sich nun vor den Pfeilen sicher fühlten, hatten ihre Visiere geöffnet, und Sir John rammte einem Mann den Spitzdorn der Kampfaxt ins Gesicht, drehte sie, während er die Augenhöhle durchstach, zog sie triefend vor Gallertmasse und Blut zurück und sah, wie der Mann in seinem verzweifelten, qualvollen Todeskampf weitere Franzosen beim Kämpfen behinderte. Sir William Porter stieß Männern die Lanze ins Gesicht. Ein Stoß genügte meist, um die Männer aus dem Gleichgewicht zu bringen, und Sir Williams anderer Nachbar gab ihnen mit einem Hieb seiner Streitaxt den Rest. Sir William, im gewöhnlichen Leben ein stiller und gelehrter Mann, knurrte und röchelte, als er sich seine Opfer aussuchte. «Gottverflucht, William», rief Sir John, «das ist die reine Lust!»
Der Lärm war ohrenbetäubend. Stahl auf Stahl, Schreie, Kriegsrufe. Inzwischen waren genügend Franzosen gefallen, um den massiven Angriff zum Erliegen zu bringen, und kein Mann aus den hinteren Reihen kam mehr über die Leichen, ohne selbst einer englischen Klinge zum Opfer zu fallen. Blut stand in den Ackerfurchen. Sir John trat auf den behelmten Kopf eines Franzosen. Er war sich dessen nicht bewusst, doch er bemerkte, dass sein rechter Fuß endlich einmal festen Grund gefunden hatte, und sein Gewicht trieb das Visier des Mannes in den Schlamm, der durch die Visierlöcher in den Helm eindrang. Der Mann erstickte langsam. Er ertrank im Schlamm, rang nach Luft, während Sir John die Franzosen verhöhnte, sie zu sich rief und dann einen Ausfallschritt nach vorn machte, begierig, den nächsten Feind zu Tode zu bringen. «Tötet sie!», schrie er. «Tötet sie!» In seinem gesamten Körper kreiste ungebändigt die pure Kraft, und er setzte sie ein, um die französische Linie zu durchbrechen, sodass seine Männer ihm nachkommen konnten, und er hieb und stach mit der Geschwindigkeit des ge-fürchtetsten Turnierkämpfers der Christenheit. Er verkrüppelte Männer mit dem Spitzdorn seiner Axt, trieb ihn zwischen den Metallstreifen des Panzerschurzes hindurch, der ihren Schritt schützte, und wenn sie brüllend vor Schmerz zu Boden stürzten, schmetterte er ihnen den Hammer auf den Helm und überließ es den Männern hinter sich, den Feinden den Gnadenstoß zu versetzen. Auch Sir John bekam Hiebe auf die Rüstung ab, doch sie waren schwach. Dann gelang einem Franzosen doch ein enormer Hieb mit der Kampfaxt, und Sir John rettete, dass der Axtgriff des Feindes brach. Sir John brüllte Rache, holte mit seiner eigenen Axt aus und hieb dem Mann die Klinge durch das Kniestück der Rüstung ins Bein. Der Mann ging zu Boden und wehrte sich mit dem gebrochenen Schaft seiner Waffe, doch Sir John schmetterte den Hammerkopf seiner Axt mit solcher Gewalt auf seinen Helm, dass der Stahl aufbrach und Blut aus den Visierlöchern spritzte. Sir John und seine Feldkämpfer schlugen eine tiefe Lücke in die dichten französischen Reihen und töteten ohne Unterlass, um den Feind zum Stolpern zu bringen.
Zu seiner Linken, unbemerkt von Sir John, starb der Duke of York.
Der französische Angriff hatte zuerst die englische Vorhut getroffen. Einhundert Männer waren tot, bevor die Oriflamme in der Nähe von König Henrys Männern angekommen war, und vor der ersten Linie stand Ghillebert, Seigneur de Lanferelle, und ihm war halb gegenwärtig, dass die Engländer links von ihm einige Schritte zurückgetreten waren, als der französische Angriff kam, doch der Duke of York und seine Männer waren an Ort und Stelle gebheben, hatten mit Lanzen zugestochen, und Lanferelle war seitwärts ausgewichen, hatte eine Lanze an seinem Brustpanzer abgleiten lassen und dann seine eigene Lanze in ein Gesicht ohne Visierschutz gerammt. «Lanferelle!», rief er. «Lanferelle!» Er wollte die Engländer wissen lassen, wem sie gegenüberstanden. Er wehrte eine Lanze mit seiner eigenen ab, und dann nahm er die Keule von der Schulter und begann auf die Feinde einzuhacken. Dies war nicht der Ort für die feine Anmut eines Turnierkämpfers, nicht der Ort, um Kunstfertigkeit am Schwert zu zeigen, dies war ein Ort zum Abschlachten und Töten, zum Hacken und Verwunden, ein Ort, den Feind das Fürchten zu lehren. Und Lanferelle schmetterte die dornenbespickte Keule auf einen Mann im Wappenrock des Dukes, zerrte die blutigen Eisendornen aus dem zermalmten Helm, ließ die Waffe auf den nächsten Feind niederfahren, schleuderte ihn zurück, und dann hatte er den Duke beinahe vor sich, etwas zu seiner Rechten, doch zuvor musste er den Mann links vor sich töten, und das tat er mit einem so schweren Keulenhieb, dass er ihn bis zur Schulter hinauf spürte. «Ergebt Euch!», rief er dem Duke zu, der sein Visier heruntergeklappt hatte, und die Antwort des Dukes bestand in einem Schwerthieb, der hell gegen Lanferelles Rüstung klang, und Lanferelle senkte den Keulenkopf hinter der Schulter des Dukes und zog die Waffe ruckartig zu sich, sodass der hochgewachsene Mann nach vorne stolperte und der Länge nach hinfiel. «Er gehört mir!», rief Lanferelle. «Der Bastard gehört mir!» Und in diesem Moment kam der Rausch der Schlacht über Lanferelle, das Hochgefühl eines Kriegers, der seinen Feinden überlegen ist.
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