Die Schlacht dauerte zwischen drei und vier Stunden, doch im Grunde war sie vermutlich schon so gut wie vorbei, als sich die führende französische Kampfeinheit zurückzog. Die französischen Feldkämpfer waren erschöpft, halb blind, ungeordnet und blieben im Morast stecken. Was passiert zu sein scheint, ist, dass ihre ersten Reihen schnell fielen und so einen Wall für die nachrückenden Männer bildeten, die ihrerseits von Nachrückenden auf diesen Wall gedrängt wurden. So stolperten die Franzosen in die englischen Waffen, und die Engländer (zusammen mit einigen Walisern und Gascognern) hatten im Vergleich zu ihnen mehr Raum zum Kämpfen und Töten. Zu dieser ersten französischen Kampfeinheit hatte der größte Teil des Hochadels von Frankreich gehört, und so fielen bei dem Gemetzel die großen Namen: der Duc d'Alencon, der Duc de Bar, der Duc de Brabant, der Erzbischof von Sens, der Konnetabel von Frankreich und wenigstens acht Comtes. Andere, wie der Duc d'Orleans, der Duc de Bourbon und der Marschall von Frankreich, wurden gefangen genommen. Auch für die Engländer lief nicht alles glatt: Der Duke of York wurde getötet, ebenso wie der Earl of Suffolk (sein Vater war in Harfleur an Dysenterie gestorben), doch die englischen Verluste scheinen bemerkenswert gering gewesen zu sein. Henry hat ohne Zweifel in der ersten Reihe der Engländer gekämpft, und alle achtzehn Franzosen, die sich zu einer Brüderschaft verschworen hatten, um ihn zu töten, fanden statt seiner den Tod. Henrys Bruder Humphrey, Duke of Gloucester, wurde beim Kampf schwer verwundet, und man sagt, dass Henry über ihm stand und die Franzosen abwehrte, die den verletzten Duke wegholen wollten.
Die zweite französische Kampfeinheit sollte die erste verstärken, doch nun mussten die Franzosen über einen Wall aus Toten und Sterbenden hinweg kämpfen, und sie mussten auch gegen die Bogenschützen kämpfen, die ihre Bögen hatten liegenlassen und nun Kampfaxte, Schwerter und Hämmer schwangen. Der Vorteil der englischen Bogenschützen bestand in ihrer Beweglichkeit. Unbelastet von sechzig Pfund schlammbeschwerter Rüstung, müssen ihre Angriffe tödlich gewesen sein. Ich kann nicht sicher behaupten, dass der britische Zwei-Finger-Gruß in Agincourt als Verhöhnung der geschlagenen Franzosen seinen Anfang nahm, weil die Bogenschützen zeigen wollten, dass sie ihre Bogenfinger noch hatten, die ihnen die Franzosen hatten abschlagen wollen -aber es erscheint mir glaubwürdig.
Einige Zeit nach dem Vorrücken der zweiten französischen Kampfeinheit griff ein kleiner Reiterverband unter der Führung des Seigneurs d'Azincourt den englischen Tross an. Dies und die augenscheinliche Bereitschaft der Franzosen zum Angriff brachten Henry dazu, den Befehl zur Tötung der Gefangenen zu erteilen. Dieser Befehl stößt uns heute ab, doch die zeitgenössischen Chronisten verdammen ihn nicht. In dieser Phase der Schlacht standen etwa zweitausend französische Gefangene dicht hinter der englischen Linie, die einen weiteren Angriff von achttausend Franzosen erwartete. Die Gefangenen hätten durchaus die entscheidende Wende des Kampfes herbeiführen können, indem sie Henry in den Rücken fielen, also wurde der Befehl gegeben - zum offenkundigen Missfallen vieler englischer Feldkämpfer, die wertvolle Lösegelder verloren. Henry schickte einen Junker und zweihundert Bogenschützen, um die Gefangenen zu töten, doch sie wurden offenbar recht schnell zurückgerufen, weil klarwurde, dass die Plünderung des Trosses keinen Angriff von hinten zur Folge haben würde und weil sich die Bedrohung durch die dritte französische Kampfeinheit in Wohlgefallen aufgelöst hatte. Die Franzosen hatten genug, ihre Uberlebenden begannen das Schlachtfeld zu verlassen, und Henry hatte den außergewöhnlichen Sieg von Agincourt errungen. Erhebliche Unsicherheit besteht im Hinblick auf die Zahl der Gefallenen, doch zweifellos erlitten die Franzosen schreckliche Verluste. Ein englischer Augenzeuge, ein Priester, berichtet von achtundneunzig Toten unter dem französischen Adel, etwa 1500 französischen Rittern und zwischen viertausend und fünftausend Feldkämpfern. Die französischen Verluste gingen in die Tausende, möglicherweise waren es sogar 5000, während die englischen Verluste allem Anschein nach 200 Tote nicht überstiegen (einschließlich eines Bogenschützen namens Roger Hunt, der von einer Kanone getötet wurde). Die Schlacht war ein Gemetzel, das, ebenso wie die Plünderung von Soissons, für Erschütterung in der gesamten Christenheit sorgte. Gewalt war in dieser Epoche nichts Besonderes. Henry verbrannte und hängte die Lollarden in London, und er ließ einen Bogenschützen dafür hinrichten, auf dem Zug nach Agincourt eine vergoldete Kupferpyxis gestohlen zu haben, doch solche Ereignisse waren alltäglich. Soissons und Agincourt jedoch, die durch Sankt Crispin und Sankt Crispinian in einer erstaunlichen Verbindung zu stehen schienen, galten auch in dieser Hinsicht als höchst außergewöhnlich.
Mit Ausnahme von Thomas Perrill habe ich sämtliche Namen der Bogenschützen aus den Musterrollen von Henrys Armee übernommen, die bis heute in den National Archives liegen (Leser, die sich für einen leichteren Zugang interessieren, finden die Namen im Anhang zu Anne Currys Buch). Es gab wirklich einen Nicholas Hook in Agincourt, wenn er auch nicht Sir John Cornewaille diente, der in der Tat der Turniermeister von Europa war. Sein Name wird oft Cornwell geschrieben, was für mich eine gewisse Peinlichkeit bedeutet. Er ist kein Verwandter.
Das Feld von Agincourt ist erstaunlich unverändert, obwohl die angrenzenden Wälder etwas kleiner geworden sind und die kleine Burg, die ihm den Namen verliehen hat, seit langem verschwunden ist. In dem Dorf gibt es ein wundervolles kleines Museum. Ein Mahnmal und eine Karte der Schlacht findet sich im nahegelegenen Maisoncelle, wo der englische Tross geplündert wurde (ein großer Teil von Henrys Kostbarkeiten wurde später wiedergefunden). Ein Kreuz auf dem Feld zeigt eine der Stellen, an der die Franzosen aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Gefallenen beerdigten. Harfleur ist verschwunden, zusammengelegt mit der größeren Stadt Le Havre, auch wenn sich noch Spuren der mittelalterlichen Stadt finden. Petrochemie-Werke erstrecken sich nun an dem Küstenabschnitt, an dem die englische Flotte landete.
Die Führerschaft Henrys V. hat unbezweifelbar viel zu dem unwahrscheinlichen Sieg beigetragen. Er kämpfte weiter in Frankreich und zwang die Franzosen schließlich, sich seiner Forderung nach dem französischen Thron zu beugen, als dessen rechtmäßigen Inhaber er sich ansah. Es wurde vereinbart, dass er nach dem Tode des geisteskranken Königs Charles gekrönt werden sollte. Doch Henry starb als Erster. Sein Sohn wurde zum König von Frankreich gekrönt, aber die Franzosen wurden wieder stark genug, um die Engländer aus ihrem Land zu vertreiben. Marschall Boucicaut, ein herausragender Soldat, sollte in englischer Gefangenschaft sterben, während Charles Duc d'Orleans fünfundzwanzig Jahre als Gefangener verbringen sollte und erst 1440 freigelassen wurde. Während all dieser Jahre schrieb er viele Gedichte, und Juliet Barker hat in Agincourt eine der Strophen übersetzt, die er in England geschrieben hat. Eine Strophe, die auch dieser Erzählung von einer lange vergangenen Schlacht als Abschluss dienen kann:
«Frieden ist ein Schatz, der nicht hoch genug gelobt werden kann.
Ich hasse den Krieg. Er sollte niemals gerühmt werden; So lange Zeit hat er mich daran gehindert, zu Recht oder zu Unrecht, mein Frankreich wiederzusehen, das mein Herz doch lieben muss.»

