Oskar Loerke - Vineta

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Oberhalb der Handschuhe wurden ihre Gelenke von den weichen Haaren der Schlittendecke berührt, und bei jeder Schwankung des Gefährtes fuhr ihr Kopf entweder nach rechts gegen den Pelzkragen der Mutter oder nach links gegen den des neuen Vaters, den ihre Schläfe noch gerade erreichte. Auch wenn sie die Füße vorstreckte, fühlte es sich weich an. Weil der Wind manchmal schneidend dahergefahren kam, ärgerte sie jedesmal die seidige Berührung, die dazu nicht passen wollte: prallte sie gegen Dagott, grollte sie ihm, weil sie neben ihm sitzen und hinausjagen mußte, schwankte sie gegen die Mutter, zürnte sie dieser, daß sie mit Dagott fuhr. Dabei schied sie nicht ungern von ihrem Heimatdörfchen. Was sie dort besessen, vermißte sie vor Erwartung des zukünftigen Neuen noch nicht. Nur konnte diese Erwartung sich nicht freudig in ihr ausbreiten, und als Dagott zu erzählen begann, wie sich das Leben drinnen in der Stadt gestalten würde, horchte sie zwar auf, ließ jedoch die Augen mit einem Reste von Gleichgiltigkeit geschlossen und kniff sie bisweilen unter leiser Schmerzempfindung fester zu. Den warmen Ofen, der jetzt nach der Fahrt die Stube behaglich machen würde, konnte sie sich nicht anders als plump, aus stumpfbraunen Kacheln gesetzt, mehr breit als hoch und angefüllt mit einem Berge dicker, stinkender und qualmender Kohlenblöcke vorstellen, – weil dieser Mann davon erzählte. Als er schwieg, öffnete sie einen Augenblick die Wimpern. Doch Dagott redete weiter von dem jungen Lehrer Karp, der ihnen ein Abendbrot warmhalten würde, da die Aufwärterin schon früh zu ihrem kleinen Kinde gehen müßte. Karp wirtschafte einmal gern in der Küche, wie er schon als Knabe getan, und wisse idyllische Erinnerungen aus seiner Kindheit mit großer Herzlichkeit vorzutragen. Darum sei er trotz des Altersunterschiedes Dagotts Freund geworden. Im übrigen – Karp schweige am liebsten. Er solle Hermine wie gesagt Privatunterricht erteilen, zusammen mit Elisabeth, der Tochter des Bürgermeisters Pfeiffer, und werde gewiß ihr bester Lehrer sein. Sobald Hermine ihren Namen aussprechen hörte, fühlte sie Dagott sich ihr zuwenden, und richtig verlangte er wieder, wie so oft, einen Kuß von ihr. Es zuckte ihr einen Augenblick in den Lidern, dann öffneten sie sich gegen ihren Willen, gerade als sie überlegte, ob sie sich schlafend stellen sollte. Bei dem widrigen Kusse kam es wieder zu der weichen Berührung mit dem Pelze, und diesmal drückte er sich eisig an die Wange. Sofort schloß Hermine wieder ihre Augen, nun mit Absicht und trotzigem Gesichte. Sie wünschte, jemand möchte es wahrnehmen und fragen, ob sie böse sei. Sie biß die Zähne aufeinander und stemmte die Füße gegen die Vorderwand des Schlittens. Wenn die Schuhe so fest und andauernd nach vorn gedrückt wurden, war von der weichen Decke nichts zu spüren. Nach einer Weile flüsterte Dagott: „Pst! Sie schläft!“ In Hermines Seele wurde es ganz kalt, aber ihr Herz schlug heftiger. Einige Krähenschreie drangen an ihr Ohr. Sie suchte sich den Lehrer Karp vorzustellen, der ihnen das Essen warmhielt, sah aber nur zwei sehr blanke, große Stiefelspitzen unter weißer Küchenschürze hervorleuchten, während sich das Gesicht nicht enthüllen wollte. Gewiß würde er ihr ein sehr guter Lehrer sein, bloß, daß er mit Dagott verkehrte, war unrecht. Dann saß er vor ihr, hielt eine pechschwarze Schiefertafel auf seiner Schürze im Schoß und rechnete mit nachdenklichem Gesicht, den Stift in milchzarter Hand, eine Aufgabe nach. Ja, diese sinnenden Augen und diesen dunklen Vollbart würde er haben. Sie wollte auch lieber als auf der Dorfschule zum Unterricht gehen. So rückte eben ihre trotzig-kalte Stimmung in einem etwas wärmeren wehmütigen Sichbescheiden zusammen, als Dagott wiederum etwas flüsterte, das ihr klang: „ß—ß—ß— die Stadt!“ Sie öffnete erschrocken die Augen und war schon so schläfrig geworden, daß sie das Schließen derselben vergaß. Aber der Haß gegen Dagott, den sie nun nicht mehr beachtete, saß breit in ihr und verschlang den Keim jeder anderen Empfindung.

Da lag die Stadt in geräumigem Kesseltal, düster gegen das Schneefeld und den grauwolkigen Himmel abgehoben. Die dunklen Massen flossen ineinander über. Das Ganze sah Hermine aus wie ein großer Mantel, der über einen eckigen Gegenstand hingebreitet ist und durch den sich viele Messer steif in die Höhe gebohrt haben. Diese Erhebungen waren die durch die Gärten zahlreich zerstreuten Pappeln und der Kirchturm. Und der dunkle doppelte See starrte unten im Osten wie ein großer, bis an den Rand versenkter Paartopf voll geronnenem Blut. Hermine hatte bisher erst zwei, nach der entgegengesetzten Richtung gelegene Nachbarstädte ihres Geburtsdorfes kennen gelernt, die ihr gar wohl gefielen. Der Anblick dieser beklemmte. Sie konnte sich hier nur ein gedrücktes Leben erwarten unter Leuten nach dem Bilde und der Weise Dagotts.

In Wirklichkeit aber waren hier zum größten Teil frohe, gesunde und fleißige Menschen ansässig, manchmal ländlichen Sitten noch angenähert. Viele Behörden und Beamte gab es nicht; in jedem Jahre wurden nur wenige Gerichtstage von auswärtigen Richtern abgehalten. Am Ostrande, ein wenig außerhalb, hatten noch viele Ackerbürger ihre Scheunen und Stallungen, und in jenem schwarzen See gab es Sommers wohl auch heitere Spiele, wenn etwa Kahnfahrer von den in die Schwemme gerittenen Pferden angeprustet und von übermütigen Knechten bespritzt wurden.

Als die drei in die Stadt einfuhren, begann es zu schneien. Aber der Wind zerstörte allen Frieden rieselnder, schwebender Flocken. Es war auch schon dämmerig geworden, und Hermine konnte nur mit Anstrengung verfolgen, wie diese schneeigen Motten herumwirbelten und auf roten Dächern und an Mauern in schwarze Sterne versprangen. Einige Zeit darauf hafteten ihre Augen überall kälter, doch länger auf nassen, angedunkelten Flächen. Zwei gebukelte Fenster schoben sich wie große müde Glotzaugen durch den grauweißen, wehenden Schleier. Ein leiser Flor schien um alle Gegenstände gewickelt, selbst um die Leiber der langsam ausgreifenden Pferde. Die acht Beine spielten in zuckender Verwirrung durcheinander wie in einem Netze. Die Schellen klangen ungleichmäßiger, mindestens wesentlich lauter als auf dem freien Felde, und manchmal schien es, als weckten sie ein Echo. Hermine glaubte auf einem Schornstein, der, von halbkreisförmig gebogenem Blech wie von einer Nonnenkapuze überwölbt, seltsame Rauchkringel ausströmte, eine geduckte Gestalt zu sehen, die ebenfalls ein Geläut in Händen hielt, mit dem zahnlosen Kopfe wackelte und schließlich im Rauche dem Schlitten nachgeschwebt kam. Sie seufzte.

Die ersten Straßen waren leer, nur lief ein langhaariger Hund vor den Ankömmlingen über das Pflaster, sah sich beinahe scheu nach ihnen um und bellte nicht einmal. Manche Quergäßchen waren hügelig angelegt, ihre kleinen Häuser unregelmäßig gebaut. Ziemlich viele schattige Winkel ließen ein phantastisches Aussehen des Städtchens ahnen, wider alle Wirklichkeit. Hermine erquälte sich ein häßliches Bild, da ihr in der Ermüdung die alte Heimat nun schon verklärt aufstieg, die diesen neuen Ort durchstöbernden Flocken hingegen wie kleine eisige Hände über die Backen fuhren und das ungewisse Licht wirklich allen Reiz verdrängte. Bei vielen Häusern standen Bäume; deren Äste falteten sich manchmal wie lange, hagere, schwarze Finger über niederen Dächern. Und die vielen Pappeln in den Gärten starrten wie schlanke Riesen, die ihre Hände eng an die Beine drücken und unheimlich in den leise zischenden Wind hinaushorchen.

War aber auch das dort nur erfabelt? Auf dem Dache eines Hauses am Kirchhofe huschte eine dunkle, anscheinend männliche Gestalt mit einer Laterne in der Hand krumm dahin. Hermine erschrak. Dagott erklärte heiser: „Das ist der Totengräber Grelert. Er hat sich da oben einen Taubenschlag angelegt und geht nachsehen, ob alles zur Nachtruhe in Ordnung ist. – Der sonderbare Kauz ist ja beinahe unser Nachbar.“

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