22 3 Trägerstrukturen in der Kinder- und Jugendhilfe
23 3.1 Öffentliche, freie gemeinnützige und gewerbliche Träger der Kinder- und Jugendhilfe
24 3.2 Zum Verhältnis öffentlicher und freier Träger in der Kinder- und Jugendhilfe
25 3.3 Gewährleistungsverantwortung des Trägers der öffentlichen Jugendhilfe
26 3.4 Finanzierungsmodalitäten
27 4 Professionelles Handeln in der Kinder- und Jugendhilfe
28 4.1 Professionelles Handeln
29 4.1.1 Kinder- und Jugendhilfe als Feld »komplexer Tätigkeit«
30 4.1.2 Diagnose, Inferenz und Behandlung als Kern professionellen Handelns in komplexen Situationen
31 4.1.3 Professionalität und die Praxis der Kinder- und Jugendhilfe
32 4.2 Organisation als Kontext professionellen Handelns
33 4.2.1 Definition und Merkmale von Organisation
34 4.2.2 Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe in ihrem Bezug zur Umwelt
35 4.3 Professionelles Handeln in interorganisationaler Kooperation
36 4.4 Infrastruktur als Bedingungskonstellation für professionelles Handeln
37 4.5 Professionelles Handeln und Kompetenz
38 4.5.1 Fallkompetenz als Voraussetzung professionellen Handelns
39 4.5.2 Systemkompetenz als Voraussetzung professionellen Handelns
40 4.5.3 Selbstkompetenz als Voraussetzung professionellen Handelns
41 5 Handlungsfelder der Kinder und Jugendhilfe
42 5.1 Kinder- und Jugendarbeit
43 5.1.1 Funktion und sozialpädagogischer Auftrag
44 5.1.2 Handlungsanforderungen an die Akteure
45 5.1.3 Spannungsfelder im Handlungsfeld
46 5.1.4 Entwicklungsperspektiven
47 5.2 Jugendberufshilfe/arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit
48 5.2.1 Funktion und sozialpädagogischer Auftrag
49 5.2.2 Handlungsanforderungen an die Akteure
50 5.2.3 Spannungsfelder im Handlungsfeld
51 5.2.4 Entwicklungsperspektiven
52 5.3 Schulsozialarbeit
53 5.3.1 Funktion und sozialpädagogischer Auftrag
54 5.3.2 Handlungsanforderungen an die Akteure
55 5.3.3 Spannungsfelder im Handlungsfeld
56 5.3.4 Entwicklungsperspektiven
57 5.4 Kindertageseinrichtungen/Kindertagespflege
58 5.4.1 Funktion und sozialpädagogischer Auftrag
59 5.4.2 Handlungsanforderungen an die Akteure
60 5.4.3 Spannungsfelder im Handlungsfeld
61 5.4.4 Entwicklungsperspektiven
62 5.5 Förderung der Erziehung in der Familie
63 5.5.1 Funktion und sozialpädagogischer Auftrag
64 5.5.2 Handlungsanforderungen an die Akteure
65 5.5.3 Spannungsfelder
66 5.5.4 Entwicklungsperspektiven
67 5.6 Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD)
68 5.6.1 Funktion und sozialpädagogischer Auftrag
69 5.6.2 Handlungsanforderungen an die Akteure
70 5.6.3 Spannungsfelder im Handlungsfeld
71 5.6.4 Entwicklungsperspektiven
72 5.7 Hilfen zur Erziehung
73 5.7.1 Funktion und sozialpädagogischer Auftrag
74 5.7.2 Handlungsanforderungen an die Akteure
75 5.7.3 Spannungsfelder im Handlungsfeld
76 5.7.4 Entwicklungsperspektiven
77 5.8 Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung
78 5.8.1 Funktion und sozialpädagogischer Auftrag
79 5.8.2 Handlungsanforderungen an die Akteure
80 5.8.3 Spannungsfelder im Handlungsfeld
81 5.8.4 Entwicklungsperspektiven
82 5.9 Mitwirkung in familiengerichtlichen Verfahren
83 5.9.1 Funktion und sozialpädagogischer Auftrag
84 5.9.2 Handlungsanforderungen an die Akteure
85 5.9.3 Spannungsfelder im Handlungsfeld
86 5.9.4 Entwicklungsperspektiven
87 5.10 Vormundschaft/Pflegschaft
88 5.10.1 Funktion und sozialpädagogischer Auftrag
89 5.10.2 Handlungsanforderungen an die Akteure
90 5.10.3 Spannungsfelder im Handlungsfeld
91 5.10.4 Entwicklungsperspektiven
92 5.11 Mitwirkung in jugendgerichtlichen Strafverfahren – Jugendgerichtshilfe
93 5.11.1 Funktion und sozialpädagogischer Auftrag
94 5.11.2 Handlungsanforderungen an die Fachkräfte
95 5.11.3 Spannungsfelder im Handlungsfeld
96 5.11.4 Entwicklungsperspektiven
97 6 Perspektiven: Kinder- und Jugendhilfe – ein professioneller Institutions- und Handlungsbereich in kontinuierlicher Entwicklung
98 6.1 Aspekte zur Beobachtung und Weiterentwicklung von Professionalität
99 6.1.1 Haltung: Ambivalenz-Toleranz und balancierender Umgang mit Widersprüchen
100 6.1.2 Herausbildung und Festigung eines auf Reflexivität ausgerichteten Verständnisses von Planung und Steuerung in der Kinder- und Jugendhilfe
101 6.1.3 Förderung von Kompetenzen zur Kooperation mit anderen Organisationen (Kooperationskompetenz)
102 6.1.4 Bereitschaft und Fähigkeit zur systematischen Bewertung von Qualität, einschließlich der Thematisierung von »Wirkung«
103 6.2 Thematische Herausforderungen für die Handlungsfelder der Kinder- und Jugendhilfe
104 6.2.1 Umgang mit kultureller Vielfalt
105 6.2.2 Medien und Digitalisierung
106 6.2.3 Inklusion als struktureller Einbezug von jungen Menschen mit Behinderungen in die Kinder- und Jugendhilfe
107 6.3 Schlussbemerkungen
108 Abkürzungsverzeichnis
109 Literatur
1 Ein historischer Abriss über die Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe zu einem eigenständigen System mit rechtlich-institutionell garantierter Zuständigkeit
Auch wenn von Jugendhilfe im engeren Sinne erst ab dem 19. Jahrhundert gesprochen werden kann (vgl. Struck/Schröer 2015, 805), so liegen deren Anfänge bereits mehr als ein halbes Jahrtausend zurück – mindestens seit dieser Zeit existieren Formen von Anstaltserziehung. Während dieses Zeitraums unterlag die Wahrnehmung des eigentlichen Bezugsproblems – als ›problematisch‹ geltende Kinder und Jugendliche bzw. solche, die in ›problematischen‹ Situationen aufwachsen – einer Vielzahl unterschiedlicher, oftmals lokal uneinheitlicher und zeitgebundener Deutungsweisen. Und ebenso unterschiedlich wie die Wahrnehmung des Phänomens im Zeitverlauf waren auch die Ansätze für dessen Bearbeitung. Für das Verständnis des Systems der heutigen Kinder- und Jugendhilfe ist es gleichermaßen notwendig, sowohl organisatorische Differenzierungs-, Spezialisierungs- und Verflechtungsprozesse genauer zu betrachten als auch diese Prozesse auf Veränderungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen zu beziehen, die in ihrer Dynamik oft weit über konkrete Veränderungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe hinausweisen. Erst vor dem Hintergrund dieser unterschiedlichen, sich wechselseitig beeinflussenden und bedingenden Entwicklungen – d. h. nur im Zusammenspiel von internen Dynamiken und extern gegebenen ›Möglichkeitshorizonten‹ – wird deutlich, wie sich die Kinder- und Jugendhilfe sukzessive als System etablieren konnte, das sich durch einen eigenständigen, rechtlich-institutionell garantierten Exklusivitätsanspruch auszeichnet. Dabei wird deutlich werden, dass diesem Prozess keine Zwangsläufigkeit oder ein bestimmtes Telos zugrunde liegt. Vieles an dieser Entwicklung ist zufällig, abhängig von einzelnen Personen und ihren Ideen, von Kämpfen, Siegen und Niederlagen, von den Interessen der Mächtigen und deren Verwobenheit in größere Zusammenhänge. An zentralen Wegscheiden wären deshalb oftmals Alternativen denkbar gewesen – Entwicklungspfade, die aus heutiger Sicht vielleicht einsichtiger oder funktionaler gewesen wären und erst in der Retrospektive und der Rekonstruktion der beteiligten Interessen verständlich werden. Jedoch wird beim Blick zurück ein Muster erkennbar, das vielleicht typisch ist für ein Staatsgebiet, das einstmals eine Ansammlung weitgehend unabhängiger Staaten auf dem Boden des deutschen Reiches war und heute in einer föderal strukturierten Bundesrepublik weiterlebt: Immer wieder folgt die Praxis Eigengesetzlichkeiten, die Antworten auf lokale Erfordernisse oder das Ergebnis mikropolitischer Prozesse darstellen. Die Heterogenität des Staatswesens und der politischen Strukturen machten und machen Deutschland in der Kinder- und Jugendhilfe, wenn man es denn so nennen will, zu einem ›Innovationsinkubator‹ par excellence. Hingegen sind die Beispiele, bei denen sich belegen lässt, dass Gesetzesnovellen zu Innovationen geführt haben, äußerst rar gesät. Die Regel ist eine andere: Immer wieder schreitet die Praxis voran, während der Gesetzgeber diese Praxis hinterher zusammenfasst, systematisiert, vereinheitlicht und manchmal erst legalisiert. Kennzeichnend für die Entwicklung der deutschen Kinder- und Jugendhilfe ist daher, dass Strukturen i. d. R. schon bestanden, bevor sie formal, in kodifizierter Form als Gesetz, umfassenden Erwartungscharakter annahmen.
Читать дальше