1 ...7 8 9 11 12 13 ...24 Er erhob sich vom Sofa. „Dein Auto? Wirklich?“
Tränen stiegen ihr in die Augen, doch sie nickte. „Bringt euch in Sicherheit. Ich will, dass es euch gut geht. Euch dreien. Aber meldet euch bei uns!“
„Danke!“, rief Lloyd und umarmte sie fest. „Danke, Mama!“
„Wenn uns die Ranger befragen, wissen wir von nichts“, äußerte sich Nico und stand ebenfalls auf, um seine Frau und seinen Sohn in die Arme zu schließen.
„Ihr seid die Besten“, flüsterte Lloyd.
Wehmütig betrachtete ich die drei. Wie sehr wünschte ich mir, meine Mutter hätte genauso reagiert ... So verständnisvoll, so liebevoll, so unterstützend.
„Komm, Mia“, forderte Fiona mich auf. Sie winkte mich zu sich. Verunsichert stand ich auf und ging einen Schritt auf Lloyds Familie zu. Da griff die Frau nach meiner Hand und zog mich in die Umarmung. „Pass gut auf dich auf, Liebes“, bat sie. „Wenn du etwas brauchst, kannst du dich jederzeit bei uns melden. Ob es jetzt Tipps zur Schwangerschaft, ein offenes Ohr oder irgendwelche Kleinigkeiten sind. Ganz egal!“
Nun bekam ich feuchte Augen. „Danke“, schluchzte ich.
„Ach was. Du gehörst zur Familie, das weißt du doch“, entgegnete sie.
„Wollt ihr heute Nacht hierbleiben?“, fragte Nico.
„Wir sollten sofort fahren“, lehnte Lloyd ab. „Die Ranger haben sicher längst gemerkt, dass Mia aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Sie werden bald darauf kommen, dass sie hier sein könnte. Und wenn wir heute Nacht durchfahren, sind wir morgen früh in Renia.“
„Renia?“, wiederholte Fiona. „Davon haben wir doch einen Reiseführer. Wir waren letztes Jahr dort, als wir unsere Weltreise gemacht haben. Es ist wirklich eine schöne, ruhige Provinz. Zwei große Städte, ansonsten nur Dörfer.“
Nico ließ uns los. „Ich hole den Reiseführer, vielleicht hilft er euch.“
„Danke, Papa.“
„Bist du gar nicht wütend, Fiona?“, erkundigte ich mich zaghaft.
„Ich bin schockiert“, entgegnete sie. „Ich bin wirklich schockiert. Aber ihr seid und bleibt meine lieben Kinder, alle beide. Und darum will ich, dass es euch gut geht. Euch und eurer kleinen Familie.“ Sie lächelte milde. „Ich werde euch unterstützen, so gut ich kann. Okay?“
„Wow, Mama, du ... du bist der Wahnsinn“, lachte Lloyd und drückte sie fest.
„Danke, Fiona“, schluchzte ich. „Danke!“
Sie reichte mir ein Taschentuch. „Nicht doch, Mia. Das ist selbstverständlich.“
Das sah meine eigene Mutter wohl anders ...
„Hier ist er“, riss Nico mich aus meinen trüben Gedanken. Er gab Lloyd den Reiseführer. „Für euch.“
Mein Freund blätterte das Büchlein auf, als ihm einige Geldscheine entgegenfielen. „Papa, was ...“
Nico lächelte schief. „Das ist auch für euch. Ihr werdet Geld brauchen, oder nicht? Essen, Benzin, Miete ...“
„Aber das ist zu viel!“, protestierte Lloyd.
„Nimm es schon“, motzte Fiona ihn an. „Ihr werdet es brauchen.“
„Danke, wirklich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, murmelte er.
„Etwas zu essen könnt ihr auch noch mitnehmen“, fiel seiner Mutter ein. „Ich hole schnell was.“
Lloyd und ich tauschten ein kleines Lächeln. Es tat gut, so viel Unterstützung zu erfahren. „Wenn wir das Auto nehmen, kannst du unterwegs ein wenig schlafen“, schlug mein Freund vor. „Du siehst echt müde aus.“
„Bin ich auch“, gestand ich. „Aber ist es echt in Ordnung, wenn du die ganze Nacht fährst?“
„Ja, ich bin fit genug. Und da du keinen Führerschein hast, muss ich so oder so fahren“, lachte er.
„Mich bringen die Fiorita überallhin ... Darum musste ich nie lernen, Auto zu fahren“, entgegnete ich.
„Der Tank ist voll, damit solltet ihr ein gutes Stück weit kommen“, vermutete Nico. „Braucht ihr sonst noch was?“
Lloyd schüttelte den Kopf. „Nein, Papa, ihr habt uns mehr als genug gegeben.“
„Wir wollen euch nicht noch tiefer in die ganze Sache hineinziehen“, flüsterte ich und umarmte Halt suchend meinen Freund.
Er strich mir über den Rücken. „Ja, das wäre besser.“
Fiona brachte uns eine große Tasche mit Lebensmitteln. „Hier, nehmt die mit. Es sind auch zwei Flaschen Wasser drin. Das reicht für die Fahrt.“ Lloyd schwang sich die Tasche über die Schultern.
„Wir machen das wieder gut“, versprach ich. „Irgendwann machen wir das wieder gut.“
„Das müsst ihr nicht“, winkte sie ab. „Passt nur gut auf unser zukünftiges Enkelkind auf, ja?“
Ich schlang mir die Arme um den Bauch. „Fest versprochen. Und wir finden einen Weg, uns bei euch zu melden.“
„Irgendwann wollen wir euren Nachwuchs aber kennenlernen. Wann werdet ihr zurückkommen?“, fragte Nico.
„Das können wir noch nicht sagen“, antwortete Lloyd. „Kommt ganz darauf an, wie es zwischen den Rangern und Schattenbringern weitergeht.“
„Aber vielleicht lässt sich irgendwann mal ein Treffen arrangieren“, merkte ich an. „Es wäre nur besser, wenn ihr unsere neue Adresse nicht kennt.“
„Damit ihr nicht noch mehr für uns lügen müsst“, murmelte Lloyd.
„Verstehe“, seufzte Fiona. „Hauptsache, wir hören von euch.“
„Das werdet ihr!“, versicherte ich ihr.
Sie umarmte uns so fest, dass es beinahe wehtat. „Ich wünsche euch alles Glück der Welt!“
Auch Nico drückte uns. „Dann seid vorsichtig und haut schon ab! Lasst euch nicht erwischen! Und bis bald.“
„Danke für alles“, wisperte ich.
„Ihr seid die Besten“, ergänzte Lloyd. „Ich hab euch lieb.“
„Und wir dich erst“, wisperte Fiona.
Die beiden begleiteten uns zu dem silbernen Wagen, dessen Schlüssel wir soeben bekommen hatten. Wir verstauten unsere Rucksäcke im Kofferraum, die Tasche mit den Lebensmitteln stellte ich in den Fußraum des Beifahrersitzes. Nach einer letzten Umarmung und einem schweren Abschied stiegen wir letztendlich ein.
Wir winkten Fiona und Nico zu, sie winkten zurück. Dann startete Lloyd den Motor und fuhr los, weg aus dem Bezirk der Ranger in Richtung der äußeren Provinzen. In unsere neue Heimat und unser neues Leben. Und obwohl mir eine Träne über die Wange kullerte, lächelte ich. Denn ich wusste, dass einige wundervolle Menschen hinter Lloyd und mir standen, egal, was passierte.
Kapitel 3
„Möchten Sie das Geschlecht des Kindes wissen, Frau Ito?“, fragte die freundlich lächelnde Ärztin. „Inzwischen kann man es erkennen.“
Mein Herz setzte beinahe einen Schlag aus, so aufgeregt war ich nach dieser Nachricht. „Wirklich?“
Die Blondine nickte. „Ja.“
„Wollen wir?“, fragte ich Lloyd, der neben mir stand, während ich auf der Liege den Ultraschall über mich ergehen ließ.
Er nickte. „Ich bin echt gespannt.“
„Na dann“, kicherte ich. „Was wird es denn?“
„Es wird ein Junge.“
Ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchströmte mich. Lloyd und ich bekamen einen kleinen Jungen. „Wahnsinn“, flüsterte ich.
Mein Freund drückte meine Hand fest, Begeisterung stand in seinem Gesicht. „Ein Junge ...“
„Haben Sie sich schon einen Namen ausgedacht?“, erkundigte sich die Ärztin, als sie mir ein Tuch gab, um das Gel von meinem Bauch zu wischen.
„Noch nicht“, gestand ich. „Aber jetzt können wir langsam überlegen.“
„Viel Erfolg dabei und bis nächsten Monat“, verabschiedete sie sich.
Ich nickte ihr zu. „Danke, bis bald.“
Lloyd half mir beim Aufstehen und gemeinsam verließen wir die Praxis. Draußen empfing uns strahlender Sonnenschein. Perfektes Wetter für unser geplantes Picknick.
„Ich kann’s kaum glauben“, lachte ich auf dem Weg zum Park. „Es wird ein Junge! Wie nennen wir ihn bloß?“
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