Michael Bahnerth
49 Seelenpflaster für jedermann
Impressum
© 2017 Münster Verlag GmbH, Basel
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Umschlagbild: |
Franz Burkhardt |
Gestaltung und Satz: |
Stephan Cuber, diaphan gestaltung, Bern |
Druck und Einband: |
CPI books GmbH, Ulm |
Verwendete Schriften: |
Adobe Garamond Pro, Klint Pro, Mistral |
Papier: |
Umschlag, 135g/m 2, Bilderdruck glänzend, holzfrei Inhalt, 90g/m 2, Werkdruck bläulichweiss, 1,75-fach, holzfrei |
ISBN 978-3-905896-65-7
eISBN 978-3-905896-38-1
Printed in Germany
www.muensterverlag.ch
Vorwort Vorwort Was ich am Begriff Maladie am meisten schätze, ist, dass er einem das Gefühl gibt, als ob man daran nur ein bisschen leiden könnte und sterben schon gar nicht. Ich weiss, dass Maladie mit Krankheit ins Deutsche übersetzt wird, aber das scheint mir übertrieben. Maladie ist ein zärtliches Wort, eines, in dem kein Vergehen und kein unermesslicher Schmerz zu wuchern scheint. Aber ich könnte auch falsch liegen und es mir schönreden, weil ich verführt bin von seinem Klang, dessen Melodie ein leiser Weltschmerz und dessen Ton die Melancholie ist. Gelegentlich fühlt sich Leben an wie etwas Festes, wie etwas Geformtes, aber das ist nie von Dauer. Jedenfalls bei mir nicht, und vielleicht liegt es daran, dass es ein Männerleben ist. Frauen schienen mir schon immer gefestigter, verwurzelter im Sein, und die Erde ist Mutter, nicht Vater. So halte ich mich fest am Unhaltbaren und hoffe trotzdem auf grosse und kleine Wunder und auf ein wenig Erlösung oder zumindest Trost. Ich halte mich fest an Zweisamkeit, an Sex, an Freundschaft, an Träumen, am Lachen, an Alkohol, am Rauschen des Meeres, am Sternenhimmel, an der Seele einer Frau, immer in der Hoffnung, dass jene raren Momente von mir gehalten werden wollen, die uns von uns selbst und gleichzeitig zu uns hin entführen und sich anfühlen wie loslassen. Manchmal habe ich Glück dabei, manchmal nicht. Von diesen Reisen eines Mannes in die Welten, in denen er tatsächlich lebt, und in jene, in denen er gerne sein würde, erzählen die Maladien. Ich glaube, dass eine Existenz ein Leben lang nie endgültig ankommt, und dann stirbt sie. Das ist alles, aber man kann trotzdem eine Menge Spass haben. Michael Bahnerth
Leben mit Selbstliebe
Leben mit Therapie (I)
Leben als Schatzsucher (I)
Leben als Schatzsucher (II)
Leben mit Therapie (II)
Leben mit Schweizer Zeit
Leben mit Leben (I)
Leben mit Therapie (III)
Leben mit Sesshaftigkeit
Leben mit Rausch (I)
Leben mit Therapie (IV)
Leben mit kleinen Paradiesen (I)
Leben ohne Basel
Leben mit Therapie (V)
Leben mit zerflossenem Leben
Leben mit Rausch (II)
Leben mit Therapie (VI)
Leben mit Leben (II)
Die ungebrochene Anziehungskraft der Ferne
Leben mit Therapie (VII)
Leben mit Literatencafés und Campari Bar
Leben mit Eichhörnchen
Leben mit Therapie (VIII)
Leben mit mir selber
Leben mit Zugvögeln
Leben mit Therapie (IX)
Leben mit Frühlingsgefühl
Leben im Grenzbereich
Leben mit Therapie (X)
Leben als Eintagsfliege
Leben mit kosmischer Unendlichkeit
Leben mit Therapie (XI)
Die Stellung Basels im Universum
Leben mit Geborgenheit
Leben mit Therapie (XII)
Leben mit Sonnenuntergang
Leben mit Sehen
Leben mit Therapie (XIII)
Leben mit Leben (III)
Leben mit gelebten Träumen
Leben mit Therapie (XIV)
Leben mit Nervengiften
Leben mit Rausch (III)
Leben mit Therapie (XV)
Leben mit Therapie (XVI)
Leben mit Liebe
Spa-Besuch im purpurnen Land
Leben mit Therapie (XVII)
Leben mit Jahreswechsel
Was ich am Begriff Maladie am meisten schätze, ist, dass er einem das Gefühl gibt, als ob man daran nur ein bisschen leiden könnte und sterben schon gar nicht. Ich weiss, dass Maladie mit Krankheit ins Deutsche übersetzt wird, aber das scheint mir übertrieben. Maladie ist ein zärtliches Wort, eines, in dem kein Vergehen und kein unermesslicher Schmerz zu wuchern scheint. Aber ich könnte auch falsch liegen und es mir schönreden, weil ich verführt bin von seinem Klang, dessen Melodie ein leiser Weltschmerz und dessen Ton die Melancholie ist.
Gelegentlich fühlt sich Leben an wie etwas Festes, wie etwas Geformtes, aber das ist nie von Dauer. Jedenfalls bei mir nicht, und vielleicht liegt es daran, dass es ein Männerleben ist. Frauen schienen mir schon immer gefestigter, verwurzelter im Sein, und die Erde ist Mutter, nicht Vater.
So halte ich mich fest am Unhaltbaren und hoffe trotzdem auf grosse und kleine Wunder und auf ein wenig Erlösung oder zumindest Trost. Ich halte mich fest an Zweisamkeit, an Sex, an Freundschaft, an Träumen, am Lachen, an Alkohol, am Rauschen des Meeres, am Sternenhimmel, an der Seele einer Frau, immer in der Hoffnung, dass jene raren Momente von mir gehalten werden wollen, die uns von uns selbst und gleichzeitig zu uns hin entführen und sich anfühlen wie loslassen.
Manchmal habe ich Glück dabei, manchmal nicht. Von diesen Reisen eines Mannes in die Welten, in denen er tatsächlich lebt, und in jene, in denen er gerne sein würde, erzählen die Maladien.
Ich glaube, dass eine Existenz ein Leben lang nie endgültig ankommt, und dann stirbt sie. Das ist alles, aber man kann trotzdem eine Menge Spass haben.
Michael Bahnerth
Wahrscheinlich besitze ich kein Haus und auch keine Eigentumswohnung, weil ich immer noch auf der Suche bin nach meinem Platz in der Welt. Daran ist nichts Dramatisches oder gar Pathologisches, obwohl jeder Therapeut vermutlich gleich diagnostizieren würde, dass sich als tieferer Grund dahinter eine Unfähigkeit verbirgt, sich dauerhaft auf etwas einzulassen und Verantwortung zu übernehmen. Dass ich deswegen auch nicht wirklich und dauerhaft lieben, sondern immer nur verliebt sein könnte. Weil ich kein Haus in mir habe, kein Fundament auch, und weil ich einige Krankheitssymptome des «puer aeternus», des ewigen Jünglings, aufweise und ein Leben lang stets im Übergang zum Erwachsenen verharre, das Glückselig-Kindliche aber nie werde zurücklassen können. «Doktor», würde ich dann sagen, ich kann lieben, ein bisschen wenigstens, mich zum Beispiel, das ist gar nicht einfach, fragen sie meine Exfrauen, worauf der Therapeut antworten würde, das sei eine kindliche Antwort, und ich würde den Therapeuten fragen, wie sie denn so sei seiner Meinung nach, die erwachsene Liebe, und er würde sagen, erwachsene Liebe besitzt die Fähigkeit zur Selbstlosigkeit, ist grösser als die Eigenliebe. Und ich würde dann in das Haus meiner Gedanken kriechen und mich fragen, ob ich das könnte, jemanden mehr lieben als mich selbst, weil, Jesus bin ich ja nicht. Ich glaube dennoch: ja, schon, oder unter Umständen. Weil im Grunde bin ich ja bloss gelegentlich verliebt in mich. Um ehrlich zu sein, so die ganz grosse Liebe zwischen mir und mir als Grundgroove meines Seins ist das nicht, es ist eher ein evolutionäres Zweckbündnis, wie eine altmodische Ehe vielleicht. Ich und ich, wir stehen uns bei, um geschmeidiger über die Runden zu kommen, und manchmal verlieben wir uns ineinander und starten durch für ein paar Momente.
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