Jennifer
Flynn.
Martin
Ich glaub er ist eingeschlafen.
Jennifer
Flynn.
Paul
Flynn. Du hast dir echt einen Flynn geholt.
Oskar
Er ist Musiker.
Martin
Er ist schön. Dein Freund.
Oskar
Was machst du so lang da drin.
Martin
Was für ein Plätzchen.
Jennifer
Flynn. Bringst du die Schnitzel mit.
Paul
Ja. Flynn. Und Bier.
Jennifer
Wo ist deine Freundin.
Paul
In den Büschen.
Oskar
Wollt ihr wissen wie seine Band heißt.
Jennifer
Halt die Klappe.
Paul
Eine Band. Klingt interessant.
Oskar
Die Flynns.
Paul
Die Flynns. Wie alt ist er eigentlich.
Jennifer
Zwei Jahre älter als deine Freundin. Aber halb so schwer.
Paul
Miranda war schwanger.
Oskar
Warum heißt deine Freundin eigentlich wie Limonade.
Miranda
Ich heiß Miranda. Nicht Mirinda.
Oskar
Guck mal Gloria. Da kommt die Mama vom Pissen.
Martin
Freunde. Können wir s gut haben.
Hinter Martin, Flynn, Jennifers Freund. Er steigt aus dem Wagen, verschlafen, jung. Sein Anblick trifft Herzen, sein Haar ist Erde, verwüstet jetzt auf angenehme Weise nach kurzem Schlaf, sein Körper leicht. Seine Augen. Martin würde sagen, seine Augen sind Sumpfblumen, dunkel und grün, gehalten von einem Bett starker Lider. Aber Martin ist von Anfang an, seit die Fahrt begonnen hat, befangen gewesen. Martin ist Oskars Freund, Mitte vierzig, der Schädel kahl, die Kleidung weiß, elegant, unpassend. Er ist erfolgreich, reich, hindert sich selbst, in die Breite zu gehen. Er ist Leiter einer Modellagentur. Eines seiner Mädchen ist Miranda gewesen. Als sie noch ein Mädchen war. Eine seiner Mitarbeiterinnen ist Jennifer, die Photographin, die Schwester seines Geliebten, Oskar. Martins Blick senkt sich, die Sonne trifft warm seinen glatten Schädel. Sein Blick fällt auf die Kiste Becks Bier, die Kiste, die er für Flynn hält in langen Händen, Händen mit starkem Adernlauf nach allen Richtungen, blau und wild. Er stellt die Kiste ab, die Erde antwortet mit trockenem Bruch. Das Ausräumen des Kofferraums beginnt, die üppige Ladung. Paul bleibt stehen, hier, ruhig, auf dieser grünen Fläche.
Miranda
Was denkst du.
Paul
Was.
Flynn
Kann mir jemand mit dem Grill helfen.
Miranda
Was denkst du. Paul.
Oskar
Ja was wohl. Hier wird was geschaffen gerade.
Ein Hotel vielleicht eine Anlage ein Naherholungsgebiet.
Keine Zeit zum Grillaufbau sorry.
Horizontale Senkrechte. Aus der Lichtung machen wir einen Swimmingpool.
Aus dem Weg eine Straße, aus den Bäumen eine Vertäfelung.
Jennifer
Aus dem Sommer eine Sauna.
Miranda
Gras Eichhörnchen Waldluft ein Cocktail aufs Haus.
Paul
Ich dachte gerade. So schön wie heut Abend warst du noch nie.
Decken werden bereitet, Deckel geöffnet, Brot geschnitten, Salate angemacht. Flynn versucht, den Grill aufzubauen. Jennifer geht zu ihm, ohne Hilfe zu sein, nimmt sein Haar aus der Stirn, dreht es um ihren Finger. Und Flynn, er lächelt, aber es ist ein fernes Lächeln, ein Lächeln, das die Berührung abschüttelt, denn das mit dem Grill, das würde er so gerne schaffen.
Oskar
Die Wurst ist abgelaufen.
Martin
Was soll das heißen. Die Wurst ist abgelaufen.
Oskar
Die Würstchen.
Martin
Die Lammwürstchen.
Oskar
Ja.
Martin
Das kann nicht sein.
Oskar
Oh ja.
Martin
Die hab ich gestern bei Karstadt geholt.
Oskar
Ich hab mir das auch anders vorgestellt Schatz.
Oskar zieht sein T-Shirt aus, setzt sich auf die Decke, in die letzten Sonnenstrahlen und trinkt ein Bier. Er sieht schmal aus und zart an dieser Stelle. Martin geht zu ihm, setzt sich, berührt ihn mit weißem Hemd an nackter Schulter, liest die Informationen auf der Lammwustpackung. Der Grill steht. Jennifer entfernt sich, Flynn an der Hand. Miranda wickelt das Baby im offenen Kofferraum. Paul öffnet eine Weinflasche.
Miranda
Gib mir auch einen Becher.
Paul
Jetzt schon.
Miranda
Nein. Lass uns bis Mitternacht warten.
Paul
Du bist nicht komisch.
Miranda
Und du nicht mein Vater.
Martin
Ja Papa. Gib ihr einen Becher Wein.
Miranda
Halt dich da raus.
Oskar
He. Hänsel und Gretel verschwinden im Wald.
Paul
Wohin die Reise.
Flynn
Holz suchen.
Paul
Holz suchen.
Flynn
Komm.
Paul
Sag deinem Cowboy wir haben Grillkohle.
Jennifer
Sag deinem Arsch wir haben Gefühle.
Paul
Was.
Jennifer
Wir wollen ein Feuer machen.
Paul
Ein Feuer.
Jennifer
Ja. Zum Reingucken nicht zum Grillen.
Paul
Zum Reingucken. Das ist gefährlich so was.
Oskar
Wollt ihr den Wald anzünden.
Jennifer
Wir wollen einfach mal kurz allein sein.
Sie bleiben fort, eine Weile. Die Sonne fällt, die Kohle glüht, das erste Fleisch findet seinen Weg auf den Grill. Dann Kartoffeln, Zucchini in Alufolie. Dazu Bier, Wein aus Pappbechern, auch für Miranda. Ihre Lippen werden rot, röter. Das Baby ist eingeschlafen, es liegt ruhig auf Oskars Arm. Zwei fehlen.
Miranda
Wo bleiben die denn.
Martin
Wo haben die sich bloß kennen gelernt.
Oskar
Er hat gesungen. Auf der Hochzeit unserer Mutter.
Martin
Was singt er denn.
Miranda
Wusst ich gar nicht. Dass eure Mutter geheiratet hat.
Paul
Wusst ich gar nicht. Dass eure Mutter noch lebt.
Oskar
Er singt Popsongs nach. Lovesongs. Uralte Sachen.
U2 Camouflage Depeche Mode Kate Bush Elvis Presley.
Martin
Kate Bush.
Miranda
Wuthering Heights.
Oskar
Als es passiert ist hat er Always on my Mind von Elvis gesungen.
Martin
Als was passiert ist.
Oskar
Seine Stimme ist ganz tief geworden. Sein Blick auch.
Er hat das ganze Lied nach unten gesehen.
Und Jenny. Jenny hat seine Stimme gehört sich seinen Scheitel eingeprägt.
Und sie hat sich gewünscht sie könnte ihn von hinten sehen.
Da wo sein Hals vom Nacken wegknickt.
Unsere Mutter hat vor ihr mit ihrem Schwager getanzt. Onkel Wilhelm.
Aber Jenny hat sich nur gewünscht die Sehne an Flynns Hals zu sehen zwischen Kopf und Nacken.
Am Ende hat er hochgesehen.
Sein Blick ist in einer geraden Linie in ihre Augen gefallen und sie hat sich verliebt.
Das ist passiert.
Miranda
Schön.
Paul
Ja. Extrem schön.
Martin
Ich glaub die Koteletts sind durch.
Sie beginnen zu essen. Es ist wohl das Erste, das sie zu sich nehmen an diesem Tag. Sie wollten das so, hungrig sein am Abend, zuschlagen, den Magen füllen nach langer Reise. Oskar gibt das Baby nicht aus seinen Armen, er isst mit einer Hand, vorsichtiger, weniger als die anderen. Aus dem Dunkel der Bäume tauchen Flynn und Jennifer auf, ihre Schritte knacken auf trockenem Grund .
Paul
Wo ist das Holz.
Miranda
Was habt ihr gemacht da im Wald.
Flynn
Geredet.
Paul
Geredet.
Jennifer
Ja. Geredet.
Kriegen wir jetzt auch was ab.
Sie setzen sich, nicht nebeneinander. Sie sehen sich an, über die Salatschüsseln, Brotkanten, Fleischberge sehen sie sich an. Dann fangen sie an zu essen.
Miranda
Soll ich sie mal nehmen.
Oskar
Nein. Ich glaub sie fühlt sich wohl bei mir.
Martin
Ach ja.
Oskar
Ja. Sieht man doch.
Martin
Sie hat die Augen zu und rührt sich nicht.
Das ist alles was ich seh.
Oskar
Ich spür das.
Martin
Was weißt du schon davon.
Читать дальше