Anja Hilling
Engel
(die Verletzung, das Herz und die Gedanken)
FELIX BLOCH ERBEN
Verlag für Bühne, Film und Funk
Inhaltsverzeichnis
Title Page Anja Hilling Engel (die Verletzung, das Herz und die Gedanken) FELIX BLOCH ERBEN Verlag für Bühne, Film und Funk
Personenverzeichnis Personenverzeichnis Asta, die Barkeeperin Elisabeth, im Sand zurückgelassen Olaf, hat ein Zimmer frei jetzt Hartmut (Hardy) Kopetzki, der aus dem Gedächtnis malt Hanno Biskop, dem die Frau verstorben war Heike, die Tochter auf Wohnungssuche Sonja/Elfi, die auch nicht weiß, wohin Axel, der nostalgische Liebhaber Ulla, die nostalgisch Geliebte sowie: vier Passanten, die in Streit verfallen zwei polnische Kellner eine Sängerin ORTE eine Bar zu Hause ein Tattoostudio ein Hotelzimmer eine U-Bahn-Treppe ein Hotelrestaurant in Polen die polnischen Dünen
Zitat „Das Denken muss sich auf die vorliegende Lebenssituation beschränken. Alle Gedanken und Spekulationen, die darüber hinausgehen, verletzen nur das Herz.” I-Ging: Der Berg (Die Unbeweglichkeit) erster Akt: die Verletzung zweiter Akt: die Gedanken dritter Akt: das Herz
erster Akt: die Verletzung
I. Bar
II. Bar
III. Zu Hause
IV. Bar
V. Tattoostudio
VI. Tatoostudio
VII. Tattoostudio
VIII. U-Bahn-Treppe
zweiter Akt: die Gedanken
I. Polnisches Hotelrestaurant
II. Hotelzimmer
III. Zu Hause
IV. Bar
V. die polnischen Dünen
VI. Bar
VII. Zu Hause
VIII. Bar
IX. Zu Hause
dritter Akt: das Herz
I. Zu Hause
II. Bar
III. Hotelzimmer
IV. Zu Hause
V. Bar
VI. Polnisches Hotelrestaurant
Über die Autorin
Über das Stück
Impressum
Asta, die Barkeeperin Elisabeth, im Sand zurückgelassen Olaf, hat ein Zimmer frei jetzt Hartmut (Hardy) Kopetzki, der aus dem Gedächtnis malt Hanno Biskop, dem die Frau verstorben war Heike, die Tochter auf Wohnungssuche Sonja/Elfi, die auch nicht weiß, wohin Axel, der nostalgische Liebhaber Ulla, die nostalgisch Geliebte
sowie:
vier Passanten, die in Streit verfallen
zwei polnische Kellner
eine Sängerin
ORTE
eine Bar
zu Hause
ein Tattoostudio
ein Hotelzimmer
eine U-Bahn-Treppe
ein Hotelrestaurant in Polen
die polnischen Dünen
„Das Denken muss sich auf die vorliegende Lebenssituation beschränken. Alle Gedanken und Spekulationen, die darüber hinausgehen, verletzen nur das Herz.”
I-Ging: Der Berg (Die Unbeweglichkeit)
erster Akt: die Verletzung
zweiter Akt: die Gedanken
dritter Akt: das Herz
erster Akt: die Verletzung
I. Bar
Asta
Die Bar ist klein, gemütlich. Familiär könnte man sagen. Das Licht, die Polster rot, der Teppich grün. Auf dem Tresen Teelichter. Nach vier Stunden muss ich sie wechseln. Manchmal mach ich das, manchmal nicht, das hängt vom Abend ab. Ich bin Asta. Ich bin hier angestellt, nicht mehr und nicht weniger. Man sagt, ich sei schön, aber das mag am Licht liegen und am Alkohol. Es gibt vierzehn Whiskysorten, dreiundzwanzig andere Spirituosen, Gin, Wodka, Cognac, diese Dinge, vier Weißwein- und sechs Rotweinsorten. Drei Biersorten vom Fass. Wir können uns sehen lassen hier unten. Die Bar liegt im Keller. Über der Bar werden Zimmer vermietet. Aber das Geschäft läuft nicht gut. Wir befinden uns in Bahnhofsnähe. Wenn die Musik aus ist, wenn wir leise sind, kann man die Lautsprecheransagen vom Bahnsteig hören. Die Hotelgäste sind Reisende. Bleiben für eine Nacht. Manchmal zwei. Mit der Bar ist das anders. Die Gäste hier sind bekannt. Ihre Gesichter sind mir vertraut, sie verfolgen mich im Schlaf. Sie sind gerne hier, glaub ich. Vielleicht liegt die Bar auch in der Nähe oder ihnen gefällt die Musik oder das Licht oder die Barkeeperin oder oder oder. Ich weiß es nicht, ich weiß nur, ich verbringe mehr Zeit mit ihnen als mit meinem Vogel. Ein Wellensittich. Über seinen Käfig leg ich eine Decke wenn ich zur Arbeit geh.
Aber um mich geht s hier nicht.
Ich nenne die Gäste in ihrer Reihenfolge am Tresen, von links nach rechts.
An der linken Seite Herr Hanno Biskop, schütteres Haar, aber glänzend, langes Gesicht, die Augenbrauen dunkel und dicht. Er lächelt. Vor sich ein Cuba Libre, Cola mit Rum, eine Limette am Rand. Ein Cocktailschirmchen, ausnahmsweise. Er ist nicht allein. Neben ihm eine Frau, ein verletztes Bein auf einen Hocker gelegt. Die Frau heißt Elfi. Oder Sonja. Egal. Sie lächelt ihn an.
Zwei, nein drei Hocker weiter an der Ecke, am Knick des Tresens, Hardy, er hat die Jacke noch an, sein Nacken ist breit, seine Schultern auch, alles an ihm. Seine Arme können nicht dicht an seinem Körper liegen, so füllig sind sie. Über seinen Rücken sein Haar, zu einem Schwanz gebunden, reicht bis zur Brustwirbelsäule. Sein Haar ist fein, blond, fast golden im Schein der Lampe. Er trinkt Bier.
Gegenüber von mir, zwei Hocker von Hardy entfernt, eine Frau. Elisabeth. Sie trinkt Sekt. Hardy kann die Augen nicht von ihr lassen. Sie sieht mich an, nicht ihn. Sie denkt, wir sind verbunden, durch ein Geheimnis, eine Art Schmerz.
Auf dem letzten Stuhl, ganz rechts außen, Axel. Er ist noch nicht oft hier gewesen. Erst einmal. Aber er hat sich schon verändert. Seine Frisur ist furios geworden seitdem. Er hat ein Zimmer gemietet im ersten Stock. Länger als geplant. Sein Blick geht nach unten. In ein Glas. Er trinkt Rotwein. Im Nacken eine kleine Wunde, fast verheilt, ein Kratzer. Er würde sagen, das ist kein Kratzer, Freunde, das ist die Klaue einer Tigerin.
Es ist schon viel passiert.
Elisabeth
Mach für einen Moment die Augen zu.
Asta
Was.
Elisabeth
Ich würd dich gern auf die Lider küssen.
Asta
Hör mal zu Honigbär.
Du küsst mich nirgendwohin.
Ich muss arbeiten. Es gibt Gäste hier.
Hardy
Jetzt weiß ich woher ich dich kenn.
Elisabeth
Wen. Mich.
Hardy
Klar. Dich.
Elisabeth
Asta
Asta
Ja.
Elisabeth
Du hast Gäste.
Asta
Was.
Elisabeth
Ich würd das Gespräch gern von vorne beginnen.
Hanno Biskop
Da hab ich so lange drauf gewartet.
Elfi (Sonja) Worauf. Hanno Biskop Dass du endlich vor der Tür stehst. Elisabeth Mach für einen Moment die Augen zu. Asta Was. Elisabeth Kann ich noch mal deinen Rücken sehen. Asta Ich hab keine Zeit für so was. Elisabeth Gäste. Versteh schon. Asta Nix verstehst du. Gar nix. Elisabeth Erklär s mir. Asta Ich muss arbeiten. Hardy Polen. Elisabeth Was. Hardy Daher kennen wir uns. Sie und ich. Elisabeth Wir kennen uns nicht. Hardy Wir sind uns in Polen begegnet. Elisabeth Polen ist längst vergessen. Hardy Ich vergess das nicht. Nie. Ich war dabei. Als der Typ dich umgebracht hat da war ich dabei. Elisabeth Lassen Sie mich in Ruhe. Hardy Es tut mir so leid. Dass ich dir nicht geholfen hab. Das tut mir so leid. Elisabeth Niemand hat mich umgebracht. Ich lebe noch. Hardy Nein. Elisabeth Ich bin hier. Hardy Ja. Das ist seltsam. Asta Hardy. Gäste in Ruhe lassen. Elisabeth Danke. Asta Das ist mein Job. Elisabeth Du hast Angst. Asta Ich hab Gäste. Elisabeth Du hast Angst vor uns. Asta Ich hab Angst. Du sitzt in vier Stunden immer noch hier. Elisabeth Was willst du. Willst du. Ich geh. Dann bin ich weg. Hardy Kunststück. Elisabeth Was. Hardy Du bist schon weg. Axel Kann ich ein feuchtes Tuch haben. Asta Was. Axel Es hat wieder angefangen zu bluten. Elisabeth Was hast du gedacht. Als du mich das erste Mal gesehen hast. Asta Nichts. Elisabeth Was macht der Sekt. Asta Ich hab gedacht. Die Frau hat schöne Augen. Honigaugen. Elisabeth Dann bist du in Ohnmacht gefallen. Asta Ja. Aber das, das alles wär nicht passiert. Wenn Hardy mir nicht seine Karte dagelassen hätte vor drei Tagen .
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