Anja Hilling
Radio Rhapsodie
FELIX BLOCH ERBEN
Verlag für Bühne, Film und Funk
Inhaltsverzeichnis
Title Page Anja Hilling Radio Rhapsodie FELIX BLOCH ERBEN Verlag für Bühne, Film und Funk
Widmung Für: Gabriel Ava G. Den großen Hetfield Detlef Schrempf Suzanne Hirsch Amor und Psychomaus
1. Satelliten 1. Satelliten Le soleil était encore bas / De zon stond nog laag / The sun was still low in the sky / El sol aún estaba bajo / Die Sonne stand noch tief. Wie rote Wolken schwebten die Spitzen der Tafelberge über den dämmrigen Schluchten / Like red clouds, the tops of the table mountains floated over the dusky canyons / Les sommets des hauts-plateaux semblaient flotter au-dessus des gorges sombres comme des nuages rouges / Las nubes rojizas acariciaban las crestas de las montañas sobre los dosfiladeros crepusculares. Las hormigas han encontrado su hogar en la fisura de una roca / Als rode wolken zweefden de toppen van de tafelbergen over de schemerige ravijnen. In een rotsspleet hebben mieren hun thuis gevonden / Ameisen haben in einem Felsspalt ihre Heimat gefunden / Les fourmis se sont mis à l’abri dans une fente rocheuse. Et cet insecte qui cherche un appui, perdu au milieu de tout ce qui virevolte autour de lui. Des nuages défilent / Ants found a home in a crevice. And there’s a beetle seeking hold in all this drifting and swirling, and clouds are shooting past / Y ahi se encuentra también el escarabajo en busca de sostén flotando y volando, y nubes pasan / En daar is een kever die houvast zoekt in de drift tijdens het vliegen, en er trekken wolken voorbij / Und da ist ein Käfer, der Halt sucht im Treiben und im Flug, und es ziehen Wolken vorbei / Tenía la sensación de ser el primer hombre en un reino virgen y lejano / J’avais l’impression d’être le premier être humain dans un royaume sauvage et lointain / Ik had het gevoel de eerste mens te zijn in een ver, wild rijk / Ich hatte das Gefühl, der erste Mensch zu sein in einem fernen wilden Reich / I had the feeling that I was the first human in a faraway wild empire
2. Stars im Säulengang (Metallica, „Sanitarium”) 2. Stars im Säulengang (Metallica, „Sanitarium”) „Welcome home to where the time stands still no one leaves and no one will.”
3. Nachrichten 3. Nachrichten 10:00 Uhr morgens, Freunde, und ich schwör euch, die Uhr wird heut schneller ticken als die Tropfen, die ihr der Erde schenken werdet im Angesicht einer Buddelei, die gestern Nacht hier im Säulengang stattgefunden hat. Unter der Eingangszypresse, 90 Zentimeter tief vergraben, konnte eine sogar für hiesige Verhältnisse beachtliche Medikamentenkammer sichergestellt werden, verschiedene Neuroleptika, Fluanxol, Promethazin, Proneurin, Protactyl, dieses und jenes Antidepressivum, Fluesco, Pronervon und das beliebte Psychopax, von dem ich persönlich abraten würde, Stichwort Ataxie, Glottisspasmen, Libidoverlust, Spaß beiseite, ich verwette mein letztes Aspirin drauf, dass jeder von euch gerne der glückliche Buddler gewesen wäre, der Schatz fiel aber einem jungen Assistenzarzt in die Hände. Die ca. 100-jährige Ava G. bekannte sich als Verwalterin dieses Fundus, unser bitter Erspartes, unsere letzte Sicherheit, unser Notgroschen. Jeder Inseldepp kann sich an Avas Versprechen erinnern. „Nach endloser Disziplin und Sparsamkeit Haben wir uns ein festliches Ende verdient. Erst rauschend und dann sanft.” Das Ende kommt, soviel ist sicher, in genau vier Stunden und acht Minuten, es wird bitterer sein als die Acetyl-Reste in deinem Zahnfleisch und schneller kommen, als du schlucken kannst. Die Zeit macht das, was du immer von ihr wolltest, sie rennt dir davon. Der Assistenzarzt ist zusammen mit dem gesamten Ärzteteam auf einen „Wochenendtrip” an die afrikanische Küste gereist. Wir schicken einen freundlichen Gruß von der Insel und wünschen viel Spaß. Wir haben alles verloren, unsere Ärzte, unsere Medizin, unsere Hoffnung auf ein sanftes Ende. Wir sind allein. Um uns rum fällt uns das Paradies in die Fresse, Orangen, Oliven, Oleander, wir können unsere Schmerzen lindern mit Thymian, unsere Nerven schonen mit Rosmarin, unsere Atmung mit Salbei regulieren. Aber lasst uns in diesen kostbaren Stunden nicht über alternative Heilmethoden diskutieren, lasst uns stattdessen unserer geliebten Ava G. einen epileptischen Anfall an den Hals wünschen, der sie zwingt, die letzten Momente ihrer Unsterblichkeit in den Armen von Gabriel zu verbringen, dem hübschesten Stalker der Insel, der nach vierzehn fast astreinen Aderlässen noch nicht mal einen Augenaufschlag von dieser Schabracke geerntet hat. Lasst uns realistisch sein, wer mit der Mittagsfähre nicht die Flucht ergriffen hat, wird mit der Insel untergehen, wer jetzt nicht liebt, wird es nie begreifen, wer jetzt nicht schreit, wird immer schweigen. Wer denkt, wir würden heute nicht senden, der ist nicht bei Trost.
4. Radio Rhapsodie
5. der Jingle
6. Experten in der Strandbar (O-Ton Keeper)
7. Studiophilosophen („Jaspers”)
8. die Moderatoren
9. Nachrichten
10. Experten in der Strandbar (O-Ton Geister)
11. Studiophilosophen („Platon”)
12. Veranstaltungstipp (Bambusdusche)
13. Stars im Säulengang (Leonard Cohen, „Suzanne“)
14. Letzte Nacht DJ (Detlef Schrempf)
15. Nachrichten
16. Stars im Säulengang (Band of Horses, „Detlef Schrempf“)
17. Mittagsfähre (O-Ton Verteidigung)
18. Studiophilosophen („Hegel”)
19. Interview
20. Veranstaltungstipp (Korallenriff, letzte Nacht)
21. Neun Stunden später Mittagsfähre (O-Ton Koffer)
22. Nachrichten
23. Studiophilosophen („Kierkegaard”)
24. Stars im Säulengang (Smashing Pumpkins, „Ava adore“)
25. Abräumarbeiten (O-Ton Regisseure)
26. Zypresse DJ (Gabriel)
27. Stars im Säulengang (Lamb, „Gabriel”)
28. Studiogäste (die Rocklegende und die Hollywooddiva)
29. DJ (Hetfield)
30. Experten in der Strandbar (O-Ton Ehefrau)
31. Studiophilosophen („Spinoza”)
32. der Notfallplan
33. Korallenriff DJ (Suzanne)
34. Nachrichten
35. Studiophilosophen („Nietzsche”)
36. Veranstaltungstipp (Zypresse)
37. Abmoderation
38. Stars im Säulengang (der große Hetfield, „I disappear”)
39. Satelliten
Über die Autorin
Über das Stück
Impressum
Für:
Gabriel
Ava G.
Den großen Hetfield
Detlef Schrempf
Suzanne
Hirsch Amor
und
Psychomaus
Le soleil était encore bas / De zon stond nog laag / The sun was still low in the sky / El sol aún estaba bajo / Die Sonne stand noch tief. Wie rote Wolken schwebten die Spitzen der Tafelberge über den dämmrigen Schluchten / Like red clouds, the tops of the table mountains floated over the dusky canyons / Les sommets des hauts-plateaux semblaient flotter au-dessus des gorges sombres comme des nuages rouges / Las nubes rojizas acariciaban las crestas de las montañas sobre los dosfiladeros crepusculares. Las hormigas han encontrado su hogar en la fisura de una roca / Als rode wolken zweefden de toppen van de tafelbergen over de schemerige ravijnen. In een rotsspleet hebben mieren hun thuis gevonden / Ameisen haben in einem Felsspalt ihre Heimat gefunden / Les fourmis se sont mis à l’abri dans une fente rocheuse. Et cet insecte qui cherche un appui, perdu au milieu de tout ce qui virevolte autour de lui. Des nuages défilent / Ants found a home in a crevice. And there’s a beetle seeking hold in all this drifting and swirling, and clouds are shooting past / Y ahi se encuentra también el escarabajo en busca de sostén flotando y volando, y nubes pasan / En daar is een kever die houvast zoekt in de drift tijdens het vliegen, en er trekken wolken voorbij / Und da ist ein Käfer, der Halt sucht im Treiben und im Flug, und es ziehen Wolken vorbei / Tenía la sensación de ser el primer hombre en un reino virgen y lejano / J’avais l’impression d’être le premier être humain dans un royaume sauvage et lointain / Ik had het gevoel de eerste mens te zijn in een ver, wild rijk / Ich hatte das Gefühl, der erste Mensch zu sein in einem fernen wilden Reich / I had the feeling that I was the first human in a faraway wild empire
Читать дальше