Marc Kayser - Das Phantom vom Pfaffenteich

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Das Phantom vom Pfaffenteich: краткое содержание, описание и аннотация

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Der gewaltsame Tod der vierzehn Jahre alten Mathilda fällt in eine Zeit, in der Eva Lindenthal noch nicht als Kriminalkommissarin in Schwerin ermittelt. Mathilda wird im Jahr 2011 erschlagen aufgefunden, eingewickelt in einen Teppich, verscharrt in einem Schuttcontainer in der Nähe der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Trotz umfangreicher Handyortungen und Untersuchungen im Wohnumfeld des Mädchens fehlt vom Täter jede Spur. Vier Jahre später, nach der Anzeige einer Mutter wegen des Vergewaltigungsversuchs ihrer minderjährigen Tochter durch einen unbekannten Mann, ist es die noch junge Schweriner Oberkommissarin Eva Lindenthal, die zeigt, was für enorme Talente in ihr schlummern. Sie nähert sich einem möglichen Täter auf unkonventionelle Weise und dringt mit verdeckten Ermittlungsmethoden tief in das Leben verschiedener verdächtiger Personen ein. Als sie nach monatelanger Arbeit sicher ist, den Verbrecher überführt zu haben, muss sie eine Entscheidung treffen, die sie an ihre physischen und psychischen Grenzen treibt.

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Marc Kayser

Das Phantom vom

Pfaffenteich

Ein Schwerin-Krimi

Bild und Heimat

ISBN 9783959587907

1. Auflage

© 2020 by BEBUG mbH / Bild und Heimat, Berlin

Umschlaggestaltung: fuxbux, Berlin

Umschlagabbildung: © Tijs Huisman

Ein Verlagsverzeichnis schicken wir Ihnen gern:

BEBUG mbH / Verlag Bild und Heimat

Alexanderstr. 1

10178 Berlin

Tel. 030 / 206 109 – 0

www.bild-und-heimat.de

Der Inhalt dieses Buches ist ein Produkt meiner Fantasie. Jede noch so winzige Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist unbeabsichtigt und wäre rein spekulativ.

Für Kolja Kareem

Und er sprach: … von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen heraus die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Missgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft. All dies Böse kommt von innen heraus …

Aus: Das Evangelium nach Markus, 7, 20 –23 (65 –70 n. Chr.)

Mord ist der Wollust nah wie Rauch dem Feuer.

William Shakespeare (1564 –1616)

Teil I

1 Schwerin, Anfang Dezember 2008

»Am friedlichsten sind doch die Menschen, wenn sie tot sind«, raunte der schlanke, hochgewachsene Mann und grinste hässlich dabei, während er weiter im Stehen mit dem Kaffeesieb eines in die Jahre gekommenen Espressoautomaten hantierte. Das Gerät stand auf einer Küchenanrichte, deren Holzoberfläche durch Wasserflecken rissig, grau und unansehnlich geworden war. Neben dem Möbel lehnte ein schwerer Teppichklopfer aus Metall an der Küchenwand. Sein Fuß stand auf einem gefalteten, weißen Laken. Er wirkte in seinem Design, wie aus der Zeit gefallen. Er war etwa einen Meter lang mit einer Schlagfläche aus einer eisernen Gitterstruktur. Der obere Teil seines Schaftes, der aussah, als sei er nur grob an die Schlagfläche angeschweißt worden, war blutverschmiert, so wie auch Teile des Gitters. Einzelne Bluts­tropfen waren zudem auf dem weißen Leinen sichtbar. Fliegen machten sich an dem Teppichklopfer zu schaffen, rannten mit ihren kurzen Beinchen über die Blutkrusten, unbemerkt von dem Mann, der sich einen kleinen Schwarzen gebraut hatte und jetzt vorsichtig trank.

Der Mann schien höchstens Anfang dreißig zu sein, trug sein Haar an den Seiten kurzrasiert, während ihm vom Scheitel lange dunkle Strähnen in Richtung Ohren fielen. Auffällig war sein kleiner silberner Ring im linken Ohrläppchen. Er war ein eher südeuropäischer Typ vom Schlag verführerischer Musiker, der auf der Bühne über seinem Instrument kauerte, dabei verklärt blickte, ein wenig schwitzte und bei seinem vor allem weiblichen Publikum Begehrlichkeiten nach Nähe weckte. Er trug eine eng anliegende blaue Jeans, ein rotschwarz kariertes Baumwollhemd und weiße Turnschuhe. Durch das halbgeöffnete Küchenfenster strömte eiskalte Luft hinein.

Ein Geräusch wie ein tropfender Wasserhahn ertönte. Der Mann blickte auf seine Armbanduhr. Neunzehn Uhr.

Er zog einen abgewetzten Holzstuhl zu sich heran, ließ sich nieder, die Espressotasse in der Hand, und fixierte mit seinen Augen das Fenster, das zum Hof hinausging. Den Obstbaum und die Kastanie sah er nur schemenhaft, dafür umso deutlicher seine abgewetzte Bank, die er sich vor das Fenster gestellt hatte. Sie war stark mit Vogelkot verunreinigt. Der Mann vom Typ Verführer schluckte den Rest seines Gebräus in einem Zug hinunter, erhob sich abrupt und schlenderte zu einem ebenso fleckigen kleinen Holztisch, auf dem Notenblätter für Melodieläufe einer Konzertgitarre lagen. Er warf einen kurzen Blick darauf, wandte sich aber ab, stellte die leere Espressotasse in die Spüle und verließ mit energischen Schritten die Küche.

Vom sich anschließenden Flur, der wie ein schmaler und hoher Tunnel wirkte, ging von den Wänden jeweils eine Tür ab, eine nach links, eine nach rechts und eine Ausgangstür vor die im Erdgeschoss liegende Wohnung. Sie waren alle verschlossen und gut sichtbar. Nur die rechte Tür, von wo aus eine Treppe in die Tiefe führte, war gut getarnt und verbarg sich hinter einem mannshohen Spiegel, der mit einem seitlichen Mechanismus aufklappbar war und erst dann den Gang in die Tiefe freigab. Der Mann betätigte den Mechanismus, trat auf die erste Stufe und verzog angewidert sein Gesicht. Es roch nicht gut.

Er knipste auf den Lichtschalter im Innern des engen Treppenabstiegs und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Unten angelangt, befand er sich in einem großen Kellerraum mit Fenster, das allerdings vergittert und von innen mit einer Jalousie versehen war. Er drückte abermals einen Lichtschalter. Der Mann verharrte einen kurzen Moment und betrachtete mit interessiertem Gesichtsausdruck ein beinahe nacktes Mädchen, das sich regungslos und in verkrümmter Seitenlage vor ihm auf einem ausladend großen Bett befand. Ihre Augen waren verschlossen, ihre Haut schimmerte bläulich, ihr Gesicht fahl und ohne Leben. Ihr Hinterkopf existierte nicht mehr in seiner ursprünglichen Form. Teile ihres Hirns waren ausgetreten und lagen – wie in einer bizarren Ausstellung nekromantischer Kunst – auf dem Kingsize-Bett mit beachtlichen Ausmaßen. Davor stand ein leeres Kamerastativ. Der Mann wandte sich schnell wieder ab und einem langgezogenen Wandregal zu, in dem neben allerlei Werkzeug auch eine in Folie eingeschlagene mächtig wirkende Teppichrolle lag.

Er zerrte und zog an der Verpackung, bis sie samt Inhalt zu Boden fiel. Der Mann schnitt mit einem Tapetenmesser aus seinem Werkzeugsammelsurium drei Verschnürungen durch, hievte den kunstvoll geknüpften Bodenbelag zur Seite, bis er völlig frei und aufgeschlagen vor ihm lag.

»Müsste passen«, murmelte er. In der Regalreihe darüber lagerten neben einem Verbandskasten auch mehrere Packungen mit blauen, puderfreien Nitril-Handschuhen. Er streifte sich ein Paar davon über die Hände.

Er wandte sich erneut der Leiche zu und betrachtete sie sich noch einmal in einer Weise, als wollte er von ihr Abschied nehmen. Sie war vollständig entkleidet bis auf einen schmalen lachsfarbenen Slip, der allerdings am Bund wie von einer groben Hand aufgerissen und an einigen Stellen blutbefleckt war. Er beugte sich über sie, verzog dabei seine Nase, streifte mit einer Hand ihren Slip leicht hinunter, verharrte einen Moment beim Anblick ihrer verletzten Vulva und schluckte hörbar. Auch an dieser Stelle ihres Körpers hatte Gewalt sichtbar ihr Werk getan.

»Du hättest nicht so hochmütig sein sollen«, murmelte er in einem Ton, als sei die Tote zu ihren Lebzeiten eine ehemalige Vertraute von ihm gewesen. »War ich nicht furchtbar freundlich zu dir? Warst du es nicht, die mir Bilder ihrer Titten und ihrer Muschi geschickt hat? Ich gab dir eine Chance! Aber du hast sie nicht ergriffen. Mit mehr Achtung, Mädchen, für meine Bedürfnisse würdest du vielleicht noch leben. Vielleicht.«

Er hielt noch weitere Momente inne, doch dann riss er sich von seinem Anblick los, packte das tote Mädchen an den Schultern, drehte es auf den Rücken und griff dann grob unter ihre Arme. Mit einem starken Ruck zog er den leblosen Körper vom Bett, hievte ihn an den Rand des Teppichs, drehte ihn mit wenigen Handgriffen auf den Bauch und schnürte die Leiche dann sorgsam in den Teppich ein. Er begutachtete ausgiebig sein Werk, zog die Bettwäsche von seiner Liegestatt ab, klemmte sie sich unter den Arm und eilte aus dem Kellergeschoss nach oben. Im Flur griff er nach einer dunkelblauen Wattejacke, streifte sich eine schwarze Wollmütze über, langte nach seinem Autoschlüssel, warf einen kurzen Blick in den Spiegel an der Wand neben der Tür und verließ – samt der blutbefleckten Bettwäsche – seine beinahe ebenerdig liegende Wohnung. Wegen der teils vereisten Straße manövrierte er sein Auto vorsichtig rückwärts auf den Gehsteig. Die Straße schien völlig unbelebt und ruhig. Hinter den Fenstern anderer Wohnungen brannte zwar Licht; doch bei dieser Kälte streckte niemand sein Gesicht hinaus. Er stellte seinen Kombi so ab, dass der Kofferraum mit seiner geöffneten Klappe beinahe den Hauseingang, der sich mittels zweier Flügeltüren weit öffnen ließ, berührte.

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