Bei dieser Klopftechnik werden zur Linderung von Stress, Angst, Ärger, Hilflosigkeit oder anderen störenden Gefühlen bestimmte Akupunkturpunkte beklopft. Dadurch wird die Intensität dieser störenden Gefühle in unserem »Gefühlshirn« reduziert (siehe Bohne 2013, Bitte klopfen! ).
Die meisten gewöhnlichen unangenehmen Emotionen, wie Alltagsstress, Enttäuschungen, Erschöpfung, Frustrationen, Gefühle von Peinlichkeit und Verlegenheit, aber auch Auftritts-, Prüfungs-, Versagens- oder andere Ängste, sprechen gut auf das Klopfen an und lassen sich dadurch deutlich reduzieren.
Um die eigentlichen Klopfübungen durchzuführen, die es einem ermöglichen, sich effektiv selbst zu helfen, braucht man auf jeden Fall zwei freie Hände.
Wenn Sie sich bereits in einer so unangenehmen Situation befinden, können Sie einfach die im Anschluss beschriebenen Klopfübungen durchführen. Man kann das Klopfen auch benutzen, indem man sich eine unangenehme Situation lediglich vorstellt. Das wird im Abschnitt »Klopfen gegen das schlechte Gewissen« beschrieben (siehe S. 35).
Klopfpunkte
Sie befinden sich also in einer typischen stressigen Situation – das Baby schreit, Sie sind kurz vor der Verzweiflung. Sie haben die Gelegenheit, das Baby Ihrem Partner in den Arm zu drücken, gehen ein paar Schritte abseits und helfen sich selbst mit folgendem Vorgehen (lassen Sie sich nicht von der langen Beschreibung abschrecken; schon nach wenigen Malen können Sie das Procedere auswendig und bauen es rasch und unkompliziert in Ihren Alltag ein):
1.Schätzen Sie den Stress oder das Unbehagen, das Sie gerade haben, auf einer Skala zwischen 0 und 10 ein. Dabei bedeutet 0 »keinen Stress« und 10 »maximalen Stress«, also »Schlimmer geht’s nicht!«. Diese Einschätzung kann man nach jedem Klopfdurchgang wiederholen sowie nach jeder Zwischenentspannung (siehe S. 29), um zu sehen, ob sich an Ihrem Thema schon etwas geändert hat. Besonders spannend ist es auch nachzuspüren, wo im Körper das Gefühl sitzt. Jeder kennt diese Zuordnung von Körperbereichen zu bestimmten Emotionen. Man sagt ja auch »Ich hab sooo’n Hals!«, wenn man wütend ist, oder »Mir platzt gleich der Schädel vor Wut!«. Genauso kennen Sie »Das ist mir auf den Magen geschlagen!«, wenn eine Situation als besonders belastend wahrgenommen wird. So wird auch eine besondere Belastung häufig als »Betonplatte auf der Brust« oder »schwere Last auf den Schultern« empfunden. Vielleicht haben Sie auch ganz physiologische Symptome wie Herzklopfen und Schwitzen oder Sie zittern vor Aufregung.
2.Akupunkturpunkte klopfen: Während Sie Ihr belastendes Gefühl spüren, also in Resonanz mit ihm sind, beginnen Sie, nacheinander die 16 Punkte zu beklopfen. Am besten nehmen Sie dazu die Fingerkuppen der zwei oder drei mittleren Finger Ihrer bevorzugten Hand. Auf jedem Punkt klopfen Sie zwischen 5- und 25-mal mit ungefähr zwei Schlägen pro Sekunde, so wie es Ihnen angenehm ist. Finden Sie Ihren eigenen Rhythmus dabei. Achten Sie während des Klopfens darauf, ob es vielleicht Punkte gibt, an denen Sie eine besonders positive, starke Reaktion oder Entspannung verspüren. Dann werden Sie diese Punkte in Zukunft sicherlich verstärkt nutzen. Je besser Sie mit der Zeit in sich hineinspüren können, umso intuitiver wird Ihr Klopfen. Mit häufigerer Anwendung werden Sie Ihre persönlichen Lieblingspunkte entwickeln, mit denen Sie besonders schnell große Entlastung oder Stimmungsaufhellung erzielen können. Wenn sich alle Punkte gleich gut anfühlen, nutzen Sie alle 16. Es kann auch sinnvoll sein, während des Klopfens das aktuelle Problem noch einmal zu benennen und auszusprechen, z.B. »Ich habe Angst, mein Kind nicht zu verstehen!« oder »Ich bin total genervt, weil das die x-te Nacht ist, in der ich nicht zum Schlafen komme!« oder »Ich bin wütend, weil mich mein Partner mit dem schreienden Kind so viel alleine lässt und sich ins Büro verdrückt«. Sollte es mehrere belastende Gefühle geben, konzentriert man sich zunächst nur auf das stärkste Gefühl. Der Sinn, das Thema wiederholt auszusprechen, besteht darin, es aktiv zu halten, solange man klopft. So können möglichst viele damit verbundene Erinnerungen mit aktiviert werden. Das Überzeugende am PEP-Klopfen im Vergleich zu manch anderen Klopfmethoden sind die Flexibilität und Kreativität, mit denen das Klopfen angewandt wird. Weder muss man beim Klopfen die Punkte mit chirurgischer Genauigkeit treffen, noch muss man eine bestimmte Reihenfolge starr einhalten. Es reicht, wenn Sie die Punkte im Umkreis von fünf Zentimetern beklopfen. Dabei spielt es keine Rolle, welche Körperseite Sie benutzen. Die Nerven sind paarig angelegt, und Sie können einfach ausprobieren, welche Seite sich für Sie angenehmer anfühlt oder wo mehr passiert. Haben Sie sich eine andere Reihenfolge als die angegebene eingeprägt, dann benutzen Sie einfach Ihre eigene. Hauptsache, Sie merken sie sich, damit Sie sie im Ernstfall parat haben.
3.Hat sich Ihr belastendes Gefühl nach einem Klopfdurchgang aufgelöst, kann man zu einer Abschlussentspannung (siehe S. 30) übergehen, muss man aber nicht. Eine ähnliche Entspannungstechnikzur Aktivierung anderer Hirnareale wird auch zwischen den Klopfdurchgängen benutzt, wenn mehrere Durchgänge notwendig sind.
Zwischenentspannung
Für diese »Verschnaufpause« oder Zwischenentspannungwird fortlaufend der Handrücken beklopft, während man zählt, summt und Augenbewegungen macht. Das läuft wie folgt ab:
•Schließen Sie die Augen.
•Öffnen Sie die Augen wieder.
•Schauen Sie nach rechts unten.
•Schauen Sie nach links unten.
•Lassen Sie Ihre Augen 360° rechtsherum kreisen, indem Sie so weit nach hinten blicken, wie es Ihre Augenmuskulatur zulässt, ohne dass Sie den Kopf drehen.
•Kreisen Sie mit den Augen 360° linksherum.
•Summen Sie eine Melodie oder harmonische bis vollkommen schräge Töne, während Sie den Handrücken beklopfen.
•Klopfen Sie weiter auf den Handrücken und zählen Sie hörbar von zehn rückwärts bis null.
•Und wieder summen.
4.Nach jedem Klopfdurchgang fragt man sich, wo auf der Skala zwischen 0 und 10 sich das Gefühl denn jetzt befindet. Ist es größer geworden oder gleich geblieben, dann stören eine oder mehrere Lösungsblockaden, auf die wir später noch zu sprechen kommen, die Erleichterung (siehe S. 45). In den meisten Fällen fühlt es sich nach einem oder mehreren Klopfdurchgängen kleiner, leichter oder nicht mehr so schwerwiegend an. Dann spüren Sie nach, wo in Ihrem Körper sich das Gefühl jetzt befindet. Oft ist es verrutscht oder hat sich verteilt, sodass es sich nicht mehr so stark als zentrierte Last anfühlt.
Abschlussentspannung
5.Wenn sich Ihr Stress auf kleiner/gleich 3 reduziert hat, können Sie, wenn Sie wollen, die Abschlussentspannungdurchführen und klopfen dazu wieder den Punkt auf dem Handrücken,
•schließen die Augen,
•öffnen die Augen wieder,
•gleiten langsam mit den Augen vom Boden bis zur Decke,
•fixieren mit den Augen die eigenen Augenbrauen für circa 5 bis 10 Sekunden.
•Dann schließen Sie die Augen wieder,
•holen tief Luft,
•atmen genüsslich und geräuschvoll aus
•und hören erst dann auf, den Handrücken zu klopfen.
Sollte sich Ihr Unbehagen gar nicht oder nur um einen Punkt auf der Skala verändert haben, so liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine der »Big Five«-Lösungsblockaden vor (siehe S. 45). Diese Lösungsblockaden werden nicht mit dem Klopfen, sondern mit einer dezidierten Selbstakzeptanzaffirmation überwunden.
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