Eva Schörkhuber - Die Blickfängerin
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Alle, die in meinem Bilde sind, alle glauben, ihren Weg zu gehen, ihrer Wege zu gehen über den grauen Linolboden, der immer etwas nach Spülmittel riecht. Tatsächlich aber gehen sie, sie alle, nur einen Gang entlang, einen kleinen, schmalen, um zum Aufzug zu gelangen, der sie in eine untere oder eine obere Etage bringt. Ob sie nun auf dem Weg in eine untere oder in eine obere Etage sind, in jedem Fall erwartet sie ein weiterer Gang, den sie auf einem anderen grauen Linolboden, der wahrscheinlich immer etwas nach Spülmittel riecht, fortsetzen werden, der sie früher oder später an eine Tür führen wird, hinter der sich ein telefonierender Empfangsherr oder eine telefonierende Empfangsdame befindet, die sie warten lässt, bis sie ihr Anliegen vorbringen, ihr Anliegen zur Sprache, zu einer Sprache bringen können, die einmal Gehör findet, das andere Mal nicht. Alle, die sich zum ersten Mal auf den Weg machen den Gang entlang, den kleinen, schmalen, sie alle wissen nicht, dass sie nicht ihrer Wege gehen, dass sie vielmehr dabei sind, einen Amtsweg zu beschreiten, der sie an kein Ende führen wird. Früher nicht. Später nicht. Dass sie einige Male diesen Gang, den kleinen, schmalen entlanggehen müssen, um zum ersten Mal vorgelassen zu werden, von dem Empfangsherren oder der Empfangsdame vorgelassen zur Sachbearbeiterin, zum Sachbearbeiter. Dass sie, einmal vorgelassen, aufgefordert werden, wiederzukommen, ein anderes Mal wiederzukommen, in ein anderes Büro, um ihr Anliegen einer anderen Empfangsdame oder einem anderen Empfangsherren vorzutragen. Gleichgültig, wie oft sie diesen Gang schon gemacht, ihn schon entlanggegangen sind, ihn, den kleinen, schmalen, sie alle halten daran fest, ihrer eigenen Wege zu gehen. Sie können nicht anderes, als daran zu glauben. Sie. Alle. Und ich, ich kann nicht anders, als die Blicke aufzufangen, die Blicke der einigen, die Blicke, die einige von ihnen mir zuwerfen, festzuhalten, einzuordnen. Ich kann nicht anders. Ich muss die Gelegenheit, Blicke aufzufangen, sie festzuhalten, immer wieder beim Schopf packen, diese Gelegenheit, die mir gegeben, so glücklich gegeben ist durch diese Stelle, diese Anstellung vor dem Bildschirm. An anderer Stelle würde mir kein einziger Blick zugeworfen werden, kein einziger Blick zufliegen, mir mit dem Knoten im Nacken und dem Stoffsegel am Kopf. Außerhalb meiner Koje, in der es immer dunkel ist, um das Bild auf dem Schirm gut sehen zu können, außerhalb dieser Koje bin ich unsichtbar, für die meisten so gut wie unsichtbar. Auf der Straße treffen mich Blicke stets wie Streifschüsse, zufällig, unbeabsichtigt, und wenn mir tatsächlich einmal einer zukommt, ein Blick, was sehr selten ist, wenn mir tatsächlich einmal einer zukommt, dann wird er mir nicht zugeworfen, dann fliegt er mir nicht zu, sondern: Er pirscht sich heran, dieser Blick, er schleicht unentschlossen um mich herum, um sich dann plötzlich auf mich zu werfen, um sich mir überzustülpen wie ein Schneckenmaul. Er hängt dann, er klebt dann an mir, dieser Blick, und saugt sich fest. Mitleidig. Vorwurfsvoll. Verächtlich. Im Grunde bin ich froh darüber, dass ich für die meisten auf der Straße so gut wie unsichtbar bin. Dass sie mich übersehen, die meisten. Dass sie davon absehen, ihren Blick auf die Pirsch zu schicken, mir ihren Blick überzustülpen. Ich brauche sie nicht, diese Blicke. Ich habe ja die anderen, die anderen Blicke, die mir zugeworfen werden, die mir zufliegen, wenn ich in meiner dunklen Koje sitze vor dem Bildschirm, die Blicke, die ich auffange von den einigen, von einigen von ihnen, die sich auf den Weg machen den Gang entlang, den kleinen, schmalen, die ihrer Wege gehen über den grauen Linolboden, der immer etwas nach Spülmittel riecht. Auch deshalb halte ich diese Blicke fest, auch deshalb sammle ich sie, ordne sie ein, ordne sie zu. So verschaffe ich mir einen, ja meinen Überblick über die Welt, die mir außerhalb meiner Koje so gut wie nichts zu sagen hat. Das, was ich sehe von der Welt, von dieser Welt, das sehe ich durch sie, meine gesammelten, meine archivierten Blicke. Durch sie, die aufgefangenen, die festgehaltenen und eingeordneten Blicke, komme ich zur Welt.
I. Flüchtiger Blick 18:28:17 (Flügel)
Filmstill, vermutlich von einem Überwachungsband, auf jeden Fall von einem Bildschirm abfotografiert: Lichtreflexe und eine Spiegelung – Finger, die sich um ein Kameragehäuse krümmen. Das Filmbild schwarzweiß, etwas körnig. Die Aufnahme in Farbe. Am rechten unteren Rand des Bildschirms das Datum und die Uhrzeit auf die Sekunde genau, neongrün. Auf dem Bildschirm ein Mann mittleren Alters. Im Anzug. Setzt gerade den rechten Fuß eine Schrittlänge vor dem linken auf. In den Händen eine Zeitung, auseinandergefaltet. Den Kopf leicht nach vorn geneigt, der Zeitung zu. Die Stirnfalten nach oben gewölbt. Die Augenbrauen nach oben gezogen. Die Augen nach oben gerichtet.
Eines der schönsten Stücke aus meinem Blick-Archiv, das ich im Laufe der Jahre, die ich vor dem Bildschirm in meiner Koje verbracht und damit zugebracht habe, die Blicke der einigen, einiger von ihnen, aufzufangen und festzuhalten, angelegt, erstellt habe, eines der schönsten Stücke daraus ist der Flüchtige Blick 18:28:17. Er ist eines Tages aufgeflogen aus einem Gesicht, das sich, in eine Zeitung vertieft, auf den Weg gemacht hat den Gang entlang, den kleinen, schmalen, er hat es so eilig gehabt, sich von diesem schlagzeilenverhangenen Gesicht abzusetzen, dass er sich beinahe verhaspelt, beinahe seinen Sprung, seinen Absprung versäumt hätte. Und doch hat er es geschafft, aufzufliegen, so schnell, so eilig, dass nicht im Entferntesten eine bestimmte Absicht auszumachen gewesen ist. Er, einer der flüchtigsten und daher wundervollsten Blicke, die ich aufgefangen habe, er hat mich tagelang beschäftigt. Tagelang habe ich nach guten Gründen gesucht, die ihn veranlasst haben könnten, derart unvermittelt, in derartiger Eile aus dem Zeitung lesenden Gesicht aufzufahren und mir zuzufliegen. Ein schwieriger, ein anspruchsvoller Fall. Nachdem ich mich mehrere Tage lang mit diesem oder jenem Beweggrund getragen, den einen nach dem anderen verworfen habe, habe ich beschlossen, mir die Ausgabe der Zeitung zu besorgen, in die das Gesicht, von dem mein Blick sich abgesetzt hat, vertieft gewesen ist. Vielleicht hat eine der Schlagzeilen meinem Blick als Sprungbrett, als guter Grund für seinen wundervollen Absprung gedient. Ein Leichtes, anhand des Bildschirm-Fotos den Namen der Zeitung festzustellen, eine Tageszeitung mittleren, für hiesige Verhältnisse allerdings größeren Formats. Auf der Titelseite dieses eigenartige Bild. Zelte und Bänke, die von Baggern weggeschaufelt werden. Ich lese, dass ein sogenanntes Protest-Camp geräumt wurde, dass sich einige protestierende Asylwerber in eine Kirche zurückgezogen haben, hungerstreikend. Ich folge dieser Geschichte ins Innere der Zeitung. Innenpolitik. Mit einem Protestmarsch habe das angefangen, einem Protestmarsch von einem Sammel-, einem Auffanglager für Flüchtlinge in die Innenstadt. Dann die Zeltstadt, das Camp in dem Park zwischen Universität und Kirche. Um in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, um eine, um die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen. Auf. Auf die geltende, die herrschende Gesetzeslage. Auf die Ungerechtigkeit dieser Gesetzeslage. Das Camp, die Zeltstadt schließlich geräumt. Von der Polizei. An die vierzig Asylwerber nun in der Kirche. Im Hungerstreik. An die vierzig Asylwerber, aus Pakistan, aus Afghanistan, aus dem Maghreb, in Klammer Tunesien, Algerien. An dieser Stelle macht mein Herz einen kleinen Sprung, so klein, dass ich erst beim nächsten Atemzug merke, dass sich etwas in mir geregt, dass etwas in mir in Bewegung geraten ist. Einen Augenblick lang erinnere ich mich. Und schließe sofort wieder die Augen. Es ist nicht der Zeitpunkt, daran zu denken, zurückzudenken, diesem nach zu denken. Ich habe Wichtigeres zu tun, ich habe einen Fall zu lösen, den Beweggründen nachzugehen, die meinen Flüchtigen Blick Nummer 18:28:17 veranlasst haben, sich von dem schlagzeilenverhangenen Gesicht zu lösen, aufzufliegen. Ich bin mir nun ziemlich sicher, dass sich das Gesicht in eben diesen Artikel über die geräumte Zeltstadt und den Einzug in die Kirche vertieft hat, dass mein schönster Flüchtiger Blick aus diesen Zeilen aufgefahren ist zu mir. Am Ende des Artikels finde ich den Satz über die geplante Kundgebung, die sogenannte Solidaritätskundgebung, und ich stelle mir vor, dass gerade diese Ankündigung meinem Blick als Sprungbrett für sein Manöver gedient haben wird.
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