Mathias Scheben: Das Corona-Buch. Anregungen zum Weg aus einer irritierten Gesellschaft
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Erstellung E-Book: Verlag Zeitenwende
ISBN 978-3-945701-30-0
Über den Autor:
Dipl. oec. Mathias Scheben, Jahrgang 1945, ist studierter Wirtschaftswissenschaftler, langjähriger Journalist, Kommuniktionsberater, Sachverständiger, Trainer und Coach. Er hat diverse Bücher zum Thema professionelle Kommunikation verfasst und war Lehrbeauftragter an den Universitäten Leipzig und Bamberg.
„Das Corona-Buch“ ist sein Lösungsvorschlag für alle, die die Gunst der Stunde nutzen wollen.
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Schreck lass nach
Die Pandemie als unsere Chance
Stehen wir vor einem Epochenbruch? In 75 Jahren Frieden, Wachstum und Wohlstand in Deutschland hatten wir es uns gerade so richtig gemütlich gemacht. Dann kamen Corona, der Lockdown, der Crash und anschließend ein stufenweises Zurück zur „Normalität“, die „neu“ genannt wurde. Es gab Proteste pro und kontra, für alles vermeintlich Mögliche – und für Unmögliches.
Angesichts eines tödlichen und aggressiven Virus, gegen das es weder Impfung noch Medikamente gibt, ging es darum, dessen Verbreitung auf andere Weise zu hemmen: durch die Reduzierung und Unterbindung menschlicher Kontakte. Nur so galt es als gewährleistet, dass das Gesundheitssystem mengenmäßig nicht überfordert wurde und dass denen, die trotz aller Vorsichtsmaßnahmen erkrankten, die bestmögliche medizinische Versorgung gegeben werden konnte.
Nun ist Deutschland wieder – mehr oder weniger – zu sich gekommen nach dem wochenlangen künstlichen Koma für alle. Wir schütteln uns, richten das Krönchen und motivieren uns mit neuer psychischer Kraft. Wir halten es mit dem Philosophen Friedrich Nietzsche und sagen uns: „Was uns nicht umbringt, macht uns stärker.“ Manchmal muss es eben ganz schlimm kommen, damit alles besser werden kann, als es je war.
Dabei scheint Deutschland noch einmal relativ glimpflich davongekommen zu sein – wenn wir das bei Tausenden von Toten auch bei uns im Land so behaupten dürfen. Was Quarantäne, Lockerungen, Hotspots und neuerliche Einschränkungen und Lockdowns betrifft, so ist Deutschland zum Flickenteppich geworden. Hier wird ein sozialer Brennpunkt zum Problem, da eine Fabrikhalle, dort ein Gottesdienst, anderswo eine unerlaubte Straßenparty. Parks werden zu Open-Air-Clubs, Frustration und Alkohol fördern Unvernunft und Aggression. Ein Ende des Aufs und Ab, des Hin und Her ist nicht in Sicht. Das Virus lebt.
Weil überall in der Welt Unternehmen ihre Produktion drosselten oder stilllegten, ließen unterbrochene grenzüberschreitende Lieferketten plötzlich die hiesige Industrie ins Leere laufen. All das, wo sich Menschen einander infizieren konnten, wurde von Staats wegen geschlossen. Handel, Gastronomie und Dienstleister mussten viele Wochen lang zusperren. Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und eine Rezession sind die Folge. Viele Menschen haben weniger Geld zur Verfügung; Corona hat viele Verlierer produziert.
Die globalen medizinischen Katastrophen, die Optimierungen der medizinischen Ausstattung und die allgemeine Versorgung werden uns weiter fordern, auch wenn die Infektionskurven kaum mehr zu sehen sind. Etwa 50.000 Operationen wurden während der ersten Corona-Wochen verschoben, um Platz zu haben für voraussichtlich mit dem Tode ringende Corona-Patienten. Andere Kollateralschäden – wie Beziehungskrisen, persönliche Frustrations- und Stresserlebnisse, Ängste und Enge sowie finanzielle Nöte bis hin zur Existenzangst – haben uns zusätzlich nachdenklich gemacht. Und dann die Frage, ob eine zweite Welle kommt... Sollte es diese geben, dann wird wirklich Schlimmes vorausgesagt. Andreas Peichl, Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen: „Dann gibt es eine Pleitewelle.“ Vor allem in der Gastronomie, bei Geschäften und anderen Dienstleistern käme es dann zu Entlassungen, und die Arbeitslosenzahl könne bis auf 4 Millionen steigen – „ein Rückfall um mehr als 10 Jahre“. Einig sind sich die Auguren nicht: Der Sachverständigenrat der Bundesregierung hält 2,7 Millionen Arbeitslose für möglich, die renommierte Unternehmensberatung Roland Berger prognostiziert 5 Millionen.
Das Schlachtfeld, auf dem uns das Virus immer ein Stück voraus ist, ist noch nicht befriedet. Jeder Tag bringt neue Aktualität. Gleichwohl haben wir jetzt die große Chance, dem Desaster von Verlust, Verboten und Eingeschränktheit für uns persönlich Gutes abzugewinnen: eine neue persönliche Freiheit. Wir wollen uns, nicht so wie manch anderer, aus allen Einschränkungen nicht so unbeholfen verabschieden wie wir hineingeschlittert sind und nicht unbedingt dahin zurück, wie es vorher war. Corona hat uns auf die Probe gestellt und tut es weiterhin täglich, ob wir Verantwortung für uns selbst und andere übernehmen oder nicht.
Mit und nach der Corona-Epidemie so weiter leben zu wollen wie bisher, so easy peasy „Augen zu und durch“, macht keinen Sinn. Wir würden in der verunsicherten, bedächtig gewordenen Gemeinschaft der Menschen auflaufen, an den veränderten Realitäten anecken. Dass wir unser Leben, unseren Alltag, unser Verhalten in manchen Bereichen neu ein- und ausrichten sollten, haben wir bitte verstanden. Und das bedeutet keine neue Einengung. Es wird die Zeit zum freien Denken, zum Aufatmen, Durchatmen, zur großen Befreiung von innen heraus. Es gibt die Augenblicke, auch mal ein strahlendes Gesicht zu machen. Stellen wir uns das Schlimmste vor, dann wird alles besser.
Dass weniger mehr ist, haben wir schon immer geahnt, oder gewusst. Letzteres vielleicht auch nur dann, wenn wir nach zu viel Rotwein oder Bier zur Besinnung kamen. Dass ein paar Nummern kleiner zu leben bedeutet, ein paar Nummern gesünder, fröhlicher und dabei auch noch länger zu leben, war schon vor Corona bekannt, zumindest bei Ernährungswissenschaftlern, Asketen, Veganern und diversen Schlaumeiern.
Nun sind an diesem Virus mit dem wissenschaftlichen Namen Sars-CoV-2 inzwischen Abertausende gestorben. Ungezählte wurden vom Virus angesteckt, das lebensgefährliche Erkrankungen an Lunge, Herz, Leber und Nieren verursachen kann, viel mehr sind aber noch einmal ungeschoren davongekommen. Manche haben es nicht einmal bemerkt, als sie befallen waren.
Im Zuge der Abwehrmaßnahmen wurden allein in Deutschland Millionen Menschen arbeitslos oder in Kurzarbeit geschickt. Finanzielle Nöte, Existenzängste, Albträume – die Wirren der plötzlich übers Land geschwemmten Pandemie haben vieles in Frage gestellt, dessen wir bombensicher waren. Was uns blieb, waren Zeit und Zwang zum neuen Denken. Die Wirtschaft wird zumindest 2020 kräftig schrumpfen, Experten schätzen den Schwund auf um 6,5 Prozent.
Selbständige, insbesondere selbständige alleinerziehende Frauen, und Arbeiter mit niedriger Schulbildung und geringem Einkommen sind besonders betroffen, haben die Meinungsforschungsinstitute Ifo und Forsa im Zwischenbericht zu einer Befragung von 30.000 Bundesbürgern berichtet. 17 Prozent der Befragten waren von Februar bis Juni 2020 zeitweise freigestellt, vier Prozent haben ihren Job verloren. 15 Prozent erhielten Kurzarbeitergeld, Männer und Frauen etwa gleich häufig. 22 Prozent der Selbständigen mussten ihre Arbeit komplett einstellen, 2 Prozent haben staatliche Soforthilfen erhalten, knapp die Hälfte hat private Ersparnisse genutzt, um über die Runden zu kommen. 9 Prozent liehen sich Geld von Freunden und Verwandten, 7 Prozent haben Kredite aufgenommen.
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