Wenn viele von uns sich nach der Pandemie die Mühe machen, mit den gewonnenen Einsichten anderen ein höfliches, anständiges, freundliches Vorbild zu sein, gibt es die Chance für alle, besser zu leben. Wenn wir einmal nicht mehr mit Meterabständen vor Ladentüren Schlange stehen müssen, dann drängeln und schubsen wir vielleicht auch künftig nicht mehr im öffentlichen Raum herum, drängen uns nicht vor. Die Menschenwürde ist unantastbar, verhalten wir uns also bitte menschenwürdig.
Wir verlangsamen insgesamt unser Leben, nehmen uns aus der Hektik heraus, werden genügsam in neuer Gelassenheit. Genießen wir also nach dem Abflauen der durch die Pandemie herausgeforderten Einschränkungen die neue Freiheit mit Bedacht. Lieber in stiller Freude als im besoffenen Überschwang. Wenn das die „neue Normalität“ ist, dann ist das eine gute „Normalität“.
Die neue Höflichkeit: Habe die Ehre!
Dazu gehört, unsere digitalen Vernetzungen auf das Unabdingbare zu kappen und zu verknappen. Nirgendwo sind wir inzwischen abgelenkter und gestörter als daheim, mit dem Laptop als ständigem Begleiter (hoffentlich ist die eingebaute Kamera off oder zugeklebt), mit dem Smartphone als unablässiger Informations-, Diskussions- und auch Verdummungsquelle. Schon unsere Kinder verbringen im Durchschnitt 3,5 Stunden am Tag mit dem kleinen teuflischen Bildschirm. Von wem haben sie das wohl abgeschaut?
Finden wir, auch als Vorbild für unsere Jüngsten, heraus aus dem Virtuellen und zurück in das reale Leben. Gehen wir wieder ins Kino, besuchen wir Theatervorstellungen und Konzerte, gehen wir wieder in Restaurants, Cafés und Bars. Sitzen wir nicht lieber in Außenbereichen, an der, wörtlich, frischen Luft? Üben wir es wieder ein, wie es ist, wenn wir mit unserem Geist, unserer Aufmerksamkeit und unserem Verstand da sind, wo wir uns körperlich aufhalten. Wir sind es uns wert.
Sobald uns Ämter, Arztpraxen und alle übrigen Dienstleister wieder mit großzügigen Besuchszeiten und ohne Voranmeldung persönlich zur Verfügung stehen, dann zeigen wir den Menschen auch dort unsere gestiegene Wertschätzung. Nehmen wir uns zurück, ersetzen wir „forsch und frech“ durch „freundlich und friedlich“. Die Kultur des Umgangs miteinander, des Kontaktes mit Menschen, die uns fremd sind, können wir auf ein neues, akzeptables und wohliges Niveau heben. Zeigen wir proaktive Präsenz, gehen wir in Vorleistung, was gute Umgangsformen, Empathie und Sozialverhalten betrifft. Wenn wir Ansprüche haben, dann die, dass unserem Verhalten mit gleichermaßen gepflegten Umgangsformen entsprochen wird. Aber wenn niemand damit anfängt, dann wird nichts daraus.
Distanzloses Verhalten galt uns schon immer als unfein, so die ungewollte Umarmung, anbiedernde Gesten, vermeintlich „flotte“ Sprüche, vom „Me-too“-Fehlverhalten ganz zu schweigen. Wenn wir uns in einen besetzten Aufzug noch hineindrängten, war das vor der Pandemie unhöflich, und es ist auch nach ihr ein „unmögliches Verhalten“, wenn das Hineinquetschen noch möglich ist. Während der Zeit von Kontaktbeschränkungen war angesagt, möglichst alleine rauf und runter zu fahren – das war angenehmes „easy going“.
Höfliches Benehmen macht uns nicht zum Weichei. Im Gegenteil: Wir werden auf unsere Körpersprache achten. Denn wenn wir uns ängstlich zeigen, dann machen wir uns klein und wirken unterlegen. Wenn wir gebeugt durchs Leben gehen, wirken wir nicht nur nicht selbstbewusst, wir sind es auch nicht. Hängende Schultern, Hände vor dem Körper baumelnd, Fußspitzen nach innen gestellt – als Kugel werden wir weniger Wirkung alleine deshalb haben, weil uns kaum jemand wahrnimmt.
Zeigen wir Zurückhaltung mit Haltung: Sitzen, stehen und gehen wir lieber aufrecht, strecken wir uns, schieben wir die Schultern zurück, bewegen wir uns, sparen wir nicht mit entgegenkommenden Gesten. Wir wirken gerade heraus, und wir reden auch so. Zeigen wir uns selbst und allen anderen unser gutes „Standing“. Benutzen wir morgens den Spiegel zur Selbstmotivation: Schauen wir uns an, lächeln wir uns an, reden wir uns an: „Ich freue mich auf den Tag. Ich schaffe das, mein Leben ist schön!“ Das nennt sich dann intrinsische Motivation – die Kraft, die uns von innen kommt.
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