Peter Orontes
Tochter der Inquisition
Historischer Roman
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4. Auflage 2020
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung des Bildes von: © https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Portrait_of_a_Cardinal,_by_Raffael,_from_Prado_in_Google_Earth-x0-y0.jpg
ISBN 978-3-8392-5068-6
Dramatis Personae (in alphabetischer Reihenfolge)
Albrecht III* • Herzog von Österreich (geb. 1349, gest. 1395), wird im Roman nur namentlich erwähnt
Ansgar, Bruder Ansgar genannt • Benediktinermönch; Botanikus im Kloster zu Garsten
Bürgel, Lamprecht • Fass- und Wagenmacher aus Steyr; Waldenser; fällt einem Mord zum Opfer
Bürgel, Anna • Witwe des Lamprecht Bürgel, Waldenserin
Engelbert, Bruder Engelbert genannt • Mönch; gehört zur Entourage des Inquisitors
Falkenstein, Falkmar von (auch Falk genannt) • Adliger aus Salerno; Freund von Wernher von Ternberg; wird von diesem gebeten, den Mord an seiner Frau aufzuklären
Falkenstein, Christine von • Ehefrau des Falkmar von Falkenstein, Ärztin aus Salerno
Fever, Els • Waldenserin; wird als rückfällige Ketzerin zu Schlägen mit der Rute verurteilt
Grasser, Hans • Hauptmann der bewaffneten Eskorte des Inquisitors
Heiss, Jobst • Stammgast beim Rabenwirt, angeklagt des Mordes an Dietrich Pützer
Heinrich (1), Bruder Heinrich genannt • Mönch; gehört zur Entourage des Inquisitors
Heinrich (2); Bruder Heinrich genannt • reisender Waldenserprediger (Prediger, Beichtiger), besucht mit seinem älteren Mitbruder Rudlin die Waldensergemeinden
Hohenlohe*, Georg von • Bischof zu Passau, wird im Roman nur namentlich erwähnt
Irmingard • Obermagd im Haushalt Wernher von Ternbergs
Jeckl • Bediensteter des Götz von Kreuzeck auf dem Teufelsturm; geistig zurückgeblieben, körperbehindert; wird auch der »irre Jeckl« genannt
Jos • Knecht auf dem Hof des Peter Seimer
Kerschberg, Heimito von • Sohn des ehemaligen Burggrafen von Steyr
Kranich, Marthe • Kräuterfrau; wird Opfer einer Vergewaltigung
Kreuzeck, Götz von • Ritter; wohnt auf dem »Teufelsturm« bei Waldneukirchen; verbirgt sein Gesicht hinter einer Ledermaske
Lamp, Ferdinand • Notar zu Steyr
Lechner, Balduin • Schweinehirt in Ternberg; Zeuge in einem Gerichtsverfahren
Ludwig, Bruder Ludwig genannt • Mönch; gehört zur Entourage des Inquisitors
Luger, Hermann • Fischer; birgt wiederholt Leichen aus der Enns
Mohr, Heiner • Bauer in Ternberg; Grundhold des Klosters zu Garsten; zählt zusammen mit seiner Familie zu den Waldensern
Neudlinger, Ludwig der • Bannrichter zu Enns (hatte den Blutbann inne, konnte das Todesurteil fällen)
Nikolaus* • Abt des Benediktinerklosters Garsten
Panhalm, Georg von • Stadtrichter zu Steyr; liegt im Streit mit dem Burggrafen Heinrich von Pogner
Penzlein, Siegbert • Büttel, Gerichtsknecht zu Steyr
Pogner, Heinrich von • vom Landesherrn eingesetzter Burggraf zu Steyr; residiert auf der Styraburg; liegt im Streit mit dem Stadtrichter Georg von Panhalm
Praitenberger, Sepp • Bauer in Ternberg, Grundhold des Klosters zu Garsten
Pützer, Dietrich • Stammgast beim Rabenwirt; wird während eines Streites mit Jobst Heiss von diesem erstochen
Rabener, Jakob • Wirt des Gasthauses »Zum Schwarzen Raben«
Rieser, Johann • Bauer in Ternberg; Grundhold des Klosters zu Garsten; befreundet mit Sepp Praitenberger
Rudlin, Bruder Rudlin genannt • reisender Waldensermeister (Prediger, Beichtiger), besucht mit seinem jüngeren Mitbruder Heinrich die Waldensergemeinden
»Rußgesicht« • aus dem Kerker geflohener Waldensermeister; wird diverser Verbrechen bezichtigt
Sassener, Eckhardt der • Verwalter auf Burg Plankenstein
Seimer, Peter • Bauer, Grundhold des Klosters zu Garsten; zählt mit seiner Familie zu den Waldensern
Schachen, Bodo • Büttel, Gerichtsknecht zu Steyr
Schachnitz, Bodo von • Prior des Benediktinerklosters Melk
Schindler, Jörg • Scharfrichter beim Blutgericht zu Judenburg; wird vom Inquisitor nach Steyr beordert; Spezialist in Sachen »peinliche Befragung«
Söhnlein, Hans • Majordomus im Hause Wernher von Ternbergs; Vertreter Wernhers in dessen Abwesenheit
Schreyer, Gundel • Zeitler (Imker); undurchsichtiger Geselle
Schütter, Hans • Steinmetz; Neffe des Botanikus Bruder Ansgar
Steyr, Dietrich von • Stadtpfarrer von Steyr
Süßkind, Esther • Jüdin; wurde vor vielen Jahren wegen Hostienfrevels auf den Scheiterhaufen geschickt
Ternberg, Wernher von • einflussreicher Kaufmann und Magistrat in Steyr; seine Ehefrau Klara wird ermordet; bittet Falkmar von Falkenstein und dessen Frau Christine nach Steyr zu kommen; Falkmar soll in dem Mordfall ermitteln
Ternberg, Klara von • Ehefrau des Ternbergers; sie wird ermordet
Ternberg, Sofia von • leibliche Tochter der Klara von Ternberg; Stieftochter Wernhers; verschwindet spurlos
Yspern*, Ludwig III. von • Abt des Benediktinerklosters Melk
Zink, Wendel • Abdecker zu Steyr, auch »Schinder« genannt
Zwicker*, Petrus • Cölestinerpater; vom Bischof zu Passau eingesetzter Inquisitor für Steyr und Umgebung
… und viel anderes Volk aus Steyr und Umgebung
* Historische Persönlichkeiten
Mai, Anno Domini 1388
Herzogtum Österreich, Gegend um Steyr
Der Mann keuchte vor Anstrengung. Obwohl die Nacht kühl war, perlten Schweißtropfen auf seiner Stirn. Schon seit mehr als einer Stunde trieb er seinen Kahn mit harten Schlägen flussaufwärts. Im Takt der Ruderblätter, die in die dunklen Fluten der Steyr eintauchten, zischten Flüche von seinen Lippen. Auch wenn ihn das Fluchen seinem Ziel nicht eine Elle näher brachte, schien es doch Kraft in seine Arme zu schicken. Ließ doch jede einzelne Verwünschung die Blätter wütend in die Flut klatschen und Fetzen von Spritzwasser durch die Luft wirbeln, die im Mondlicht in unzählige glitzernde Tröpfchen zerstoben.
Nach einer weiteren halben Stunde ließ es der Ruderer etwas gemächlicher angehen, während sein Blick konzentriert das rechte Flussufer absuchte. Offenbar hielt er nach etwas ganz Bestimmtem Ausschau.
»Na endlich, verdammt noch mal!«, knurrte er, als er einer Trauerweide ansichtig wurde, die ihre Zweige bis tief auf die Wasseroberfläche hinunterschickte.
Er steuerte den Kahn unter die baldachinartige Krone des Baumes, holte die Ruder ein und machte den Nachen an einem der Äste fest. Dann schwang er sich über den Bootsrand ins knietiefe Wasser und watete ans Ufer, wo er zuerst einmal innehielt und sich umsah. Das Versteck für das Boot war gut gewählt, niemand würde es unter der Weide vermuten. Das war wichtig, denn der, den er in dieser Nacht zu treffen gedachte, brauchte nicht zu wissen, welchen Weg er genommen hatte. Befriedigt nickte er, die erste Etappe war geschafft. Dann aber verriet ihm ein prüfender Blick auf die bewaldeten Steilhänge, die den Flusslauf säumten, dass der schwierigste Teil der Strecke noch bevorstand. Erneut ließ er einen Fluch vom Stapel.
Nach einer weiteren Stunde hatte er nicht nur den Steilhang, sondern auch eine mit niedrigem Strauchwerk und Gras bestandene Hochebene hinter sich gebracht. Jetzt stand er am Fuß einer Erhebung, die über eine plateauähnliche Kuppe verfügte, welche von einer niedrigen, halb verfallenen Mauer gekrönt wurde. Dahinter ragten vor der hellen Scheibe des Mondes mehrere hohe Bäume sowie die Silhouetten einiger seltsam geformter Grabmäler in den Nachthimmel. Obwohl der Mond ziemlich hell schien, dauerte es eine Weile, bis seine scharfen Augen die von Gras und Unkraut überwucherten Stufen entdeckten, die zum alten Judenfriedhof hinaufführten.
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