Wie heißt es in diesen schlichten Worten, die wir als Kinder öfters beteten:
Ich bin klein, mein Herz mach rein,
soll niemand drin wohnen als Jesus allein!
Liebe, ein Gegenüber und Nähe – nach all diesem sehnt sich jedes Menschenherz, da bin ich mir sicher. Was oder wer kann uns Trost und Halt spenden? Sicher nur jemand, der uns nahe ist. Somit würde z. B. der Atheismus nichts zur Erfüllung dieser Sehnsucht beitragen.
Vor Kurzem las ich einen Artikel der Österreicherin Lisa Eckhart:
Ich habe mir vom Atheismus sehr viel erhofft: Lebensfreude, Humor, Orgien. Letztlich aber ist man dann in dieser oft zitierten metaphysischen Obdachlosigkeit gelandet. Und jetzt ist die säkularisierte Welt fast noch lust- und lebensfeindlicher als die, gegen die man angehen wollte. Weswegen ich ganz bei Nietzsche bin, der sinngemäß sagt: „Gott ist tot. Wir haben ihn getötet, aber war diese Tat nicht etwas zu groß für uns?“
Sie nennt den Atheismus eine metaphysische Obdachlosigkeit. Vielleicht tragen wir deshalb so stark diese Sehnsucht nach Heimat und Ewigkeit in uns, um von dieser Obdachlosigkeit erlöst zu werden. Wer anders könnte das tun, als der Erlöser selbst?
Selbst der so leidgeprüfte Hiob bekannte:
Ich weiß, dass mein Erlöser lebt (Hiob 19,25 LUT).
Unzählige Menschen begegneten mir, die mir in ihren Lebenskrisen einen Einblick in ihre Herzen gewährten. Oft fragte ich sie nach dem, worauf sie ihre Hoffnung setzen. Viele ließen dabei sehr tief blicken: auf das Universum, auf die universelle Energie, Horoskope usw. Alle diese Dinge haben eines gemeinsam: kein Du als Gegenüber; keinen Ansprechpartner; Beziehung nicht möglich. Wie sagte doch einst ein Traumtherapeut aus den Staaten: „Ich bin mir sicher, dass jeder Mensch mit einer Frage geboren wird, und diese Frage lautet – Wo bist du?“
Gottes Name ist nicht nur die Antwort darauf, sondern sogar die Stillung aller menschlichen Sehnsucht: „JAHWE – ICH BIN für dich da. “ Ich habe diesen Namen und seine Bedeutung schon in vielen Büchern und Vorträgen thematisiert. Er begeistert mich immer wieder und berührt zugleich mein Herz.
Und was ist nun mit den unzähligen Göttern, welche die Menschen anbeten? Für mich selbst kann ich sagen, dass alle meine Anstrengungen nie und nimmer ausreichen würden, den Himmel zu erreichen – Gott gerecht zu werden und ihm nahe zu sein. Für mich müsste es also einen Gott geben, der alle meine Abgründe kennt und mir trotzdem aus Liebe entgegenkommt – ja, entgegenrennt. Es müsste einer sein, der mir bedingungslose Liebe, Vergebung und Versöhnung einfach nur schenken möchte. Und wenn es so etwas wie Konsequenzen für Schuld und Fehler gibt, dann müsste es auch noch ein Gott sein, der diese Strafe gleich selbst auf sich nimmt, der alles für mich trägt und alles erduldet, mich aus meinem Gefängnis befreit, nicht nachtragend ist und die Ewigkeit mit mir verbringen möchte – ein anderer Gott würde an mir scheitern, oder ich an ihm. Ja, tatsächlich: Einen solchen Gott gibt es!
Ich bin ein verletzter Mensch, der oft andere verletzt hat. Oft neige ich zu Selbstmitleid und zum Jammern. Zweifel und Unsicherheiten sind leider meine treuen Wegfährten. Meine Minderwertigkeitsgefühle werden zwar weniger, sind aber immer noch da. Und so manche Angst klebt an mir wie eine Klette. Manchmal sehe ich mich als ein Bündel von all diesen Unzulänglichkeiten, das sich nur nach Liebe sehnt.
Diese Liebe habe ich persönlich in Gott gefunden, meinem himmlischen Papa, der einen Sohn hat (meinen Bruder) und dessen Geist mir zum Trost und zur Inspiration geworden ist. Ich kenne sonst keinen Gott, der Mensch werden wollte und sich zu seinen Geschöpfen herabbegab …
Was für ein Gott, der Mensch wurde und doch Gott war! Der Knechtsgestalt annahm und in einem Stall in kalter, dunkler Nacht zur Welt kam – der so zart wie ein Hauch von Liebe in diese Welt geboren wurde, nicht aufdringlich, nicht fordernd, nicht manipulierend. Im verzaubernden Lächeln und in der Anmut eines Babys wird Gott Mensch. Er machte sich auf, um sich mit uns zu versöhnen, um uns auf Augenhöhe zu begegnen und uns zu beschenken. Er hinterließ eine Spur unendlicher Liebe und brachte den Himmel direkt in unsere Herzen. Hoffnungslose bekommen Hoffnung. Trauernde Trost, Blinde das Augenlicht, Taube hören wieder, Gefangene werden frei, Lahme können gehen, Aussätzige werden rein und Tote stehen zum Leben auf … Er selbst war gehorsam bis in den Tod. Nie hat Gott deutlicher zu uns gesprochen als durch seinen Sohn.
Jesus ist Gottes Flüstern für diese Welt, für dich und für mich.
Doch der Lärm dieser Welt sorgt für reichlich Ablenkung. Deshalb suche ich gerne die Stille, die Einsamkeit. Vielleicht auch deshalb, weil es eines meiner Lebensmuster war (und ist). Wenn die Welt mich verletzte, so flüchtete ich vor ihr. In der Einsamkeit konnte mir niemand weh tun.
Ganz zu Beginn steht in der Bibel, dass es nicht gut ist, wenn der Mensch alleine ist. Mir ist bewusst, dass dies für viele Bereiche gilt. Und doch fühle ich, dass, wenn ich mit Jesus spazieren gehe, dies ein unbeschreibliches Geschenk für mich ist. Vielleicht kann sich das mancher nicht vorstellen. Doch während der Pandemie sind viele Menschen noch einsamer geworden und leider sogar einsam gestorben, und ich bin mir absolut sicher, dass in diesen Momenten niemand seine Horoskope oder das Universum um Rat fragte, sondern dass so manches Schreien und Flüstern allein Gott galt.
So möchte auch ich ihm einfach nur alles mitteilen, was mir auf der Seele brennt, egal wo ich bin. Zwar weiß er bereits alles, aber ein liebender Papa hört seinen Kindern gerne zu, weil er auch weiß, wie gut es dem Kind selbst tut.
Und sehr oft bin ich auch einfach nur Kilometer um Kilometer still, ich will ja auch hören was er mir zuflüstern möchte …
Gott flüstert durch die Natur, durch die Bibel, durch andere Menschen, durch die Kunst, durch ein Lied, durch Liebe, die uns im Kleinen oder Großen begegnet, durch Dankbarkeit.
Ja, durch Dankbarkeit! Sehr oft schon haben mir Menschen beteuert, dass sie dankbar sind. Auf die Frage, wem gegenüber sie dankbar sind, erntete ich allerdings oft Schweigen …
Übrigens, wenn Menschen miteinander flüstern, kommen sie sich stets ganz nahe. Vielleicht war das auch mit ein Grund, warum auf der sinkenden Titanic „Näher mein Gott“ gespielt und gesungen wurde, um ganz nah sein Flüstern von Hoffnung, Trost, Leben und Liebe zu vernehmen.
Gott nahe zu sein ist unser Glück! (vgl. Ps 1).
Ich bin mir sicher, dass in aller Hektik, in jedem Lärm und den schier unendlichen Ablenkungen Gott zu uns flüstert. Es ist das sehnsüchtige Flüstern eines Papas, der Sehnsucht nach seinen Kindern, nach uns, nach dir und nach mir hat.
So gehe ich immer wieder besonders gerne in die Natur und mit meinem Gott spazieren. Bei einem dieser Spaziergänge bekam ich den Impuls, dieses Buch zu schreiben. Dieses Flüstern erreicht nun viele und jetzt, in diesem Augenblick, auch dich. Lass dich von nichts und niemandem ablenken und höre mit den Ohren deines Herzens, ob Gott dir etwas zuflüstern möchte …
Sie war die beste Oma, die ich mir nur wünschen konnte – meine Oma „Lisa“, die eigentlich Elisabetha hieß. Sie war die Mama meines Vaters. Papa hatte mit ihr einen Glücksgriff getan. Sein eigener Vater, also mein Opa, war allerdings im Krieg und in Gefangenschaft gewesen. Über Gefühle wurde zwischen den Männern so gut wie nie gesprochen, und zeigen konnte man sie kaum. Oma war ganz anders. Oh, wie vermisse ich sie!
Sie war eine bescheidene Frau, konnte viel lachen und vertraute sehr auf Jesus. Papas Schwester, Tante Wilma (Jahrgang 1938), erzählte mir im Februar 2020, vor der Corona-Krise, meine Oma habe mindestens zweimal ihre Kinder unter Gefahr ihres eigenen Lebens verteidigt. Zweimal wurden sie in den 1940er-Jahren von Fliegern aus der Luft beschossen, und beide Male verbarg sie ihre Kinder unter sich und beschützte sie mit ihrem eigenen Körper. (Das Schreiben fällt mir gerade schwer. Ich möchte meinem Herzen freien Lauf lassen und später wohl auch meinen Tränen.)
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