In Bezug auf das Thema Ernährung werden viele Vermutungen angestellt, die mehr auf dem Glauben als auf soliden Beweisen basieren. Aus diesem Grund hat es im Laufe der Jahre immer wieder Versuche gegeben, das Wissen und die Daten auf diese tief verwurzelten Überzeugungen zuzuschneiden. Wenn Studien zu Ergebnissen führen, die diesen Überzeugungen zuwiderlaufen, werden sie einfach verworfen und abgelehnt. Glücklicherweise ändern sich die Zeiten jedoch, und die Menschen begreifen allmählich, dass Forschungsergebnisse weitaus aussagekräftiger sind als jede Theorie. Noch beruhen die Grundlagen der Ernährung auf Vermutungen. Doch wenn mehr Beweise vorgelegt werden, müssen wir unsere Überzeugungen anpassen.
Wie in jedem normalen Ernährungsratgeber üblich, untermauere auch ich meine Argumente mit einer Reihe wissenschaftlicher Studien, streue einige historische Berichte ein und nehme Sie auf eine Zeitreise mit, um auch die Evolution zu beleuchten. Einige Geschichten über lebensverändernde Erfahrungen und persönliche Erfolge, die ich ebenso aufschlussreich finde wie viele wissenschaftliche Studien, füge ich ebenfalls ein. Ich schreibe nicht für die Kritiker, von denen es garantiert jede Menge geben wird. Ich schreibe für Menschen, die ihre Gesundheit und ihr Leben im Allgemeinen grundlegend verändern wollen. Einige davon werden verstehen, wovon ich spreche, andere wiederum nicht (weil sie es vielleicht nicht können). Vor mir liegt daher zweifellos eine sehr schwierige Aufgabe, aber ich werde diese Arbeit mit Freude und viel Spaß angehen!
KAPITEL 1
MEINE
GESCHICHTE
Bevor wir uns mit der Wissenschaft und den Grundprinzipien der Ernährung befassen, möchte ich Ihnen erzählen, wer ich bin, was mich geprägt hat, wie ich dazu kam, mit dieser Diät zu experimentieren, und warum ich heute ein ziemlich lautstarker Befürworter dieser Ernährungsweise bin. Wenn Sie keine autobiographischen Inhalte lesen möchten, blättern Sie einfach zum nächsten Kapitel weiter. Ich verspreche, ich werde darüber nicht sauer sein.
Okay, wo soll ich anfangen? Ich bin in den 1970er Jahren aufgewachsen und lebte hauptsächlich in der Umgebung von Chicago, Illinois. Als ich sah, wie Bruce Jenner bei den Olympischen Sommerspielen 1976 Gold im olympischen Zehnkampf gewann, inspirierte mich das dazu, Sportler zu werden. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich in meiner Nachbarschaft unsere ganz eigenen Olympischen Spiele organisierte. Die Sieger erhielten Medaillen, die ich herstellte, indem ich Pennys in Alufolie wickelte. Wir hatten einen „Marathon“, bei dem es vier Runden um den Block ging, Sprints, Hochsprung auf eine alte Matratze und Kugelstoßen, bei dem wir einen großen Stein als Kugel benutzten. Alle Kinder aus der Nachbarschaft nahmen daran teil.
Ich war schon immer von Leichtathletik besessen und habe mich immer bemüht, mein Bestes zu geben. Aus irgendeinem Grund wurde ich ziemlich groß, nämlich 1,95 m, obwohl meine Mutter nur 1,56 m und mein Vater nur 1,85 m groß sind. Groß zu sein hilft bei bestimmten Sportarten, aber bei anderen schränkt es ein. Für mich wäre es nie infrage gekommen, Turner, Jockey oder CrossFit-Athlet zu werden. Ich war als Heranwachsender ein ziemlich dünner Kerl. Als ich mit der Highschool anfing, war ich ungefähr 1,85 m groß und wog 61 Kilo, was man als leicht untergewichtig bezeichnen könnte.
Aber selbst bei diesem geringen Gewicht hatte ich etwas zu viel Bauch.
Was habe ich als Kind gegessen? So ziemlich dasselbe Zeug wie alle anderen. Zum Frühstück gab es zuckerhaltiges Müsli in den unterschiedlichsten Variationen mit Magermilch. Ich habe es einfach geliebt! Das Zeug schmeckte definitiv gut, und das Trinken der mit Zucker angereicherten Milch, die eine merkwürdige Farbe angenommen hatte, war immer das Beste daran. Das Mittagessen bestand oft aus einem Sandwich mit einem Fleischprodukt, manchmal auch etwas Obst, einem Müsliriegel und vielleicht ein paar Keksen. Zum Abendessen hatten wir oft ein Standardgericht aus Fleisch, einem stärkehaltigen Lebensmittel und Gemüse. Und ich bekam oft Nachtisch. Ich weiß noch gut, dass ich jede Woche literweise Magermilch herunterkippte, als ich älter wurde. Mein Vater fand es gar nicht lustig, wenn er von einem langen Arbeitstag nach Hause kam und die ganze Milch verschwunden war. Ich habe zudem jede Menge Kartoffelchips und Schokoladenkuchen mit Vanilleeis gegessen. Manchmal schnappte ich mir sogar eine Dose Kuchenglasur und einen Löffel und trabte durch die Gegend, bis ich das ganze Ding weggeputzt hatte. (Aber verraten Sie das nicht meiner Mutter!)
Mit vierzehn begann ich mich für Gewichtheben zu interessieren und versuchte, mich gesünder zu ernähren. Ich fing an, riesige Mengen Joghurt in mich zu stopfen, weil ich ein paar coole Fernsehspots gesehen hatte, in denen angedeutet wurde, dass russische Dorfbewohner aufgrund ihres großen Joghurtkonsums lange lebten.
“Natürlich war der Joghurt fettarm und enthielt Tonnen von zugesetztem Zucker, aber damals lautete die Botschaft der Experten, dass wir Nahrungsfett vermeiden sollten. Zucker empfand man als weniger besorgniserregend.
Mit zunehmendem Alter informierte ich mich vor allem durch Bodybuilding-Zeitschriften genauer darüber, wie man groß und stark wird. Ich beschäftigte mich mit Proteinpulver und Nahrungsergänzungsmitteln, von denen ich annahm, dass sie die Schlüsselzutaten dafür waren, warum diese unglaublich riesigen, muskulösen Typen so aussahen. Im Rückblick scheint es offensichtlich, dass Drogenmissbrauch ein wesentlicher Bestandteil des Bodybuildings war, aber damals wusste ich das noch nicht.
Als ich die Highschool in Texas abschloss, wog ich ungefähr 88 Kilo und hatte meine volle Erwachsenengröße erreicht. Laut dem Basketballtrainer war ich „das stärkste Kind in der Schule“. Nach der Highschool verbrachte ich zwei Jahre an einem örtlichen Junior College und ging danach an die University of Texas in Austin, um meinen Bachelor-Abschluss zu machen. Ich hatte ungefähr mit sechzehn beschlossen, Arzt zu werden, weil mich die Wissenschaft interessierte und mich der menschliche Körper faszinierte, also ging ich in die entsprechenden Vorbereitungskurse.
Während meiner Studienzeit waren neben dem Lernen die sozialen Kontakte für mich wichtig, außerdem arbeitete ich auch nebenbei als Lkw-Verlader bei UPS. Trotz dieses vollen Terminkalenders fand ich noch Zeit zum Trainieren. Ich entdeckte, dass ich ein Naturtalent dafür hatte, schwere Dinge hochzuheben und abzusetzen. Jerry, mein Chef bei UPS, war ungefähr so alt wie ich und ging in dasselbe Fitnessstudio. Er wettete mit mir darum, dass er meine Lastwagen beladen würde, wenn ich beim Kreuzheben 205 kg schaffen würde. Ich war damals neunzehn Jahre alt und hatte noch nie Gewichte gehoben, schon gar keine 205 kg, um die es bei dieser Wette ging.
Ich näherte mich der Stange, schnappte sie mir und zog daran, so fest ich konnte. Zu Jerrys und meiner Überraschung löste sich die Stange vom Boden, und ich bekam sie komplett hoch. Nach diesen ersten 205 kg entwickelte ich eine lebenslange Liebe zum Kreuzheben. Im Jahr 2000 hob ich schließlich 350 kg und stellte einen amerikanischen Rekord im drogenfreien Powerlifting auf. (Übrigens hat der dämliche Jerry diese Lastwagen nie für mich beladen).
Ich wechselte an die Universität von Texas, wo ich weiterhin hart trainierte und fleißig lernte. Ich erwarb meinen Abschluss in Biologie und wurde an der medizinischen Fakultät angenommen.
Beginn meiner medizinischen Laufbahn mit einem Umweg
Ich nahm mein Medizinstudium an der medizinischen Fakultät der University of Texas in Galveston auf. Kurz nach meiner Ankunft in Galveston fand ich ein großartiges Fitnessstudio – Sergeant Rock’s Gym –, das einem Typ namens Paul McCartney gehörte (nein, nicht der von den Beatles). Paul meinte scherzhaft, dass ich für das örtliche Rugby-Team spielen müsse, wenn ich bei ihm trainieren wollte. Rugby-Spieler zu werden, erwies sich für mich auf mehreren Ebenen als lebensveränderndes Ereignis.
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