Für die Luft-Liga war es weitaus abgeriegelter und erdrückender, als es klug schien. Wie sollte sie mit ihrer Magie effektiv sein, wenn es keine sichtbaren Fenster gab, die geöffnet und somit die Brise eingeladen werden konnte. Was war mit denen passiert, die sie draußen gesehen hatte?
Sie drehte sich im Kreis, suchte die Wände ab und bemerkte, dass einige Abschnitte, wo sie draußen Glas gesehen hatte, von Blechen blockiert waren. Es schien, als ob jemand nicht wollte, dass sie Zugang zur notwendigen Energie hatten.
Ryker und Brokk verschwanden in das Zimmer auf der Rechten, dann steckte Brokk seinen Kopf wieder heraus. »Kommst du?«
Es bringt nichts das Unausweichliche hinauszuzögern, dachte sie. Nickend eilte sie auf ihn zu und hielt wenige Schritten in dem klaustrophobischen Raum an. Es gab keine sichtbaren Fenster in der kleinen Räumlichkeit. Bleche bedeckten, was, wie sie annahm, die Öffnungen waren.
Und anstatt wie in einem traditionellen Klassenzimmer, war der Steinraum kreisförmig und die einzigen Objekte im Raum waren entlang einer Seite des Raums aufgestellt. Es gab einen Schreibtisch für den Lehrer und einen langen Tisch, der mit unzähligen Objekten bedeckt war, die sie aus ihrer Zeit an der Schule wiedererkannte.
»Guten Morgen, Klasse«, sagte eine schmale Fae mit lauter Stimme. Maurelle nahm an, dass dies die Lehrerin war, da sie im vorderen Teil des Raums stand. Die Frau trug ein wogendes Kleid, das ihre schmächtige Figur nicht versteckte. Maurelle war überhaupt nicht wie die typische weibliche Fae. Sie hatte Kurven und eine Figur, die ihr den Spitznamen Plüschie eingebracht hatte, als sie zehn war.
»Guten Morgen. Ich bin Aobheal, Ihre Lehrerin. Willkommen im Grundkurs Telekinese, Ms. Longstrom«, sagte die Lehrerin, als sie geradewegs zu Maurelle blickte. »Ich bin froh, dass Sie sich uns anschließen konnten.«
Überrascht wunderte sich Maurelle, woher sie ihren Namen kannte und was sie über sie wusste. Ihre Ankunft an der Akademie war recht ereignisreich gewesen. Sie wartete noch immer darauf zu sehen, was die Bestrafung für ihren Ausbruch sein würde.
Aus Angst isoliert zu werden oder Schlimmerem hatte Maurelle zunächst mit dem medizinischen Personal kooperiert. Nach dem ersten Tag waren ihre Emotionen und der stechende Schmerz gedämpft, was es einfacher machte. In einem Teil in ihrem Verstand wusste sie, dass die Veränderung ihrer Haltung und Emotion nicht normal war, aber die Erleichterung war zu groß, um irgendetwas zu hinterfragen.
»Ich danke Ihnen. Mir, ähm, wurden noch keine Bücher gegeben«, gab sie zu. Ihr Nacken kribbelte, so als ob jemand sie beobachtete. Maurelle drehte verstohlen ihren Kopf und erblickte eine Frau in ihrem Alter, die finster in ihre Richtung blickte. Sie ignorierte das für den Moment und behielt ihren Fokus auf der Lehrerin.
»Machen Sie sich keine Sorgen. Die werden Sie für meinen Kurs nicht brauchen. In diesem Kurs üben und verfeinern wir unsere Fertigkeiten. Aedan wird die Theorie unterrichten und sie Ihnen zur Verfügung stellen.«
»Suchen Sie sich einen Partner und üben weiter. Sie sollen einen Stift in der Luft schweben lassen«, erklärte Aobheal Maurelle.
Brokk, mit Ryker an seiner Seite, kamen mit einem Lächeln auf sie zu. Keiner der Männer bemerkte die Frau, die sich ihnen näherte. Es war dieselbe, die sie vor einer Minute finster angeblickt hat. Großartig, wie es schien hatte sie bereits Feinde. Das sollte sie nicht überraschen. Der einzige Grund, warum noch keine Kommentare über ihre Figur umherflogen, war, weil sie auf der Krankenstation gewesen war.
»Wir können hier drüben arbeiten«, knurrte Ryker. Maurelle schaute von der wütenden Frau weg und blickte Ryker an. Er war umwerfend. Kein Wunder, dass die perfekte Fae mit der schmalen Figur und den überwältigenden blauen Augen seine Partnerin sein wollte.
»Du musst einen Heldenkomplex haben«, wies sie hin, während sie den Freiraum durchschritt, um neben ihm zu stehen.
Sein Lachen war tief und rauchig und das Gegenteil von dem, wie er eine Sekunde zuvor geklungen hatte. Sein Frohsinn tat Dinge mit ihrem Körper, die sie anzuerkennen hasste. Als ihr Magen flatterte und der Rest von ihr sich erhitzte, zwang sie die Reaktion mit ihrem Willen weg. Ryker war nett zu ihr. Keinesfalls gab es da auch nur eine entfernte Möglichkeit, dass er sich von ihr angezogen fühlte. Seine ablehnende Grundhaltung bis zu diesem Punkt bewies das gut genug, aber sie zog es vor, wenn er nett zu ihr war.
»Wer sagte, dass ich mit dir gesprochen habe«, konterte er und hörte auf zu lächeln.
Brokk tätschelte seinen Rücken und schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln. »Ignorier ihn. Ich will, dass du bei uns bist.«
Maurelles Gesicht erhitzte sich und sie senkte ihren Kopf. Sie genoss Brokks offenen Flirt mit ihr und wurde nicht schlau aus Rykers wechselnden Haltungen. Es war offensichtlich, dass er sie nicht mochte, aber sie zog die Male vor, in denen er nicht unverblümt eklig zu ihr war.
Ein leises Flüstern erreichte in dieser Sekunde ihre Ohren, was ihren Kopf nach oben peitschen ließ. »Ich würde versuchen zu gehen, wenn du nicht wärst.« Sie schwor, dass es Ryker war, der diesen letzten Teil geflüstert hatte, aber sie war sich nicht sicher, da er dort stand und sie böse anschaute.
»Ich hab’ uns Stifte besorgt«, verkündete Brokk, als er an ihre Seite zurückkehrte. Sie hatte nicht bemerkt, dass er weggegangen war. Das bedeutete, dass er nichts gesagt hatte.
»Was muss ich machen?«, fragte sie, hielt ihren Fokus auf Brokk.
»Du lässt den Stift schweben«, bellte Ryker und schüttelte seinen Kopf.
»Das habe ich verstanden, Schlaumeier«, bemerkte sie abfällig.
»Was die Professorin uns gesagt hat, ist uns auf das Objekt zu fokussieren und es uns schwebend vorzustellen«, warf Brokk ein, bevor ihre Unterhaltung zänkisch wurde.
»Verdammt, du musst ein Naturtalent sein«, verkündete Brokk eine Sekunde später, als der Stift über ihrer Handfläche schwebte.
Fehler Nummer Einhundert, dachte sie. Sie hatte keine Ahnung, ob ihr Vater Schwierigkeiten bekommen würde, wenn irgendjemand entdeckte, dass sie sie über ein Jahr lang versteckt hatten und sie so viel und oft wie möglich geübt hatte.
Nicht dass es sehr viel war, wenn man das Risiko der Aufdeckung bedachte, aber sie war weitaus geschickter, als sie in ihrer Position sein sollte. »Was?«, fragte sie und schnipste mit ihrem Finger, was den Stift in die nahe Steinwand krachen ließ.
Ein rascher Blick sagte ihr, dass die Lehrerin auf einem Tablet tippte. Der Anblick von Technologie überraschte sie. Jegliche Technologie war Fae in der Edge nicht erlaubt. Sie hatte sich eine Million Male gefragt, warum die Menschen ihnen solche Gegenstände vorenthalten wollten. Es war nicht so, dass technische Geräte sie stärker machten. Sie würde wetten, dass die Menschen die Lehrer dazu zwangen sie zu benutzen, so dass sie die Studenten überwachen konnten.
»Doch kein Naturtalent«, sagte Ryker mit einem Lachen. Sein Lachen erreichte seine Augen nicht, aber es war besser als sein finsterer Blick.
Maurelle lachte mit ihm, verschleierte ihren kribbeligen Magen. Sie bekam besser wieder einen klaren Verstand. Sie konnte niemanden vermuten lassen, dass sie vor so langer Zeit zu ihren Kräften gekommen war. Ihr Dad war alles, was sie und ihre Schwestern noch hatten
»Es ist offiziell. Ich bin ein ganz schönes Fiasko. Das ist schwerer als es aussieht.«
»Du bist definitiv ganz schön heiß«, murmelte Brokk, während er seinen Blick an ihrem Körper hoch und runter gleiten ließ. Sie genoss sein Flirten. Es war offensichtlich, dass er von ihr angezogen war, aber sie fühlte sich in seiner Nähe nicht unwohl.
»Wenn du übst, wird es einfacher«, sagte Ryker, während er Brokks Kommentar vollständig ignorierte.
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