Robert von Lucius - Drei baltische Wege

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Litauen, Lettland und Estland sind nach einem halben Jahrhundert als Sowjetrepubliken wieder unabhängig. Und auf dem Vormarsch: Tallinn ist Kulturhauptstadt Europas 2011. Von Lucius erinnert an die Aufbruchsstimmung nach 1990, erzählt vom gesellschaftlichen Wandel und Begegnungen mit Prominenten. Dabei geht es weniger um Tagespolitik oder wirtschaftliche Analysen: Licht fällt u. a. auf das Selbstverständnis der Balten, aber auch auf deutsche Wurzeln, die Nachbarländer, neuerliche Brüche und die Chancen, die die neue Zeit den »baltischen Tigern« bietet.

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In den folgenden Beiträgen werden diese historischen, geostrategischen, kulturellen Momente angesprochen, die die baltischen Länder prägen. Teils sind das (aktualisierte oder ergänzte) Analysen oder Reportagen, die im letzten Jahrzehnt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen – der Autor war von 2001 an von Stockholm aus als Auslandskorrespondent häufig dort, auch nach seinem Wechsel nach Hannover. Dazu kommen zahlreiche verbindende und ergänzende Beiträge. Soweit es an einigen Stellen kurze Doppelungen gibt, soll das der Lesbarkeit und dem inneren Zusammen­hang dienen. Drei Bildteile des Berliner Fotografen Dirk Bleyer sollen die Anschaulichkeit stärken; die eingestreuten Fotos im Text stammen dagegen vom Autor.

Dabei geht es weniger um Tagespolitik oder wirtschaftliche Analysen denn um die Wandlungen von Kultur und Gesellschaft, um Selbstverständnis und Aufbruchstimmung. Bewusst wurde die Darstellungsweise eines Mosaiks beibehalten: Schilderungen einer Fahrt durch das alte Kurland und dessen Spuren aus der Sowjetzeit oder über Schriftsteller und Musiker, die in den Jahren der Besetzung Widerstand leisteten, geben Einblicke in eine Gesellschaft, die uns nahe ist und doch besonders. Wer diese bereist (oder sich „erliest“), wird sich, wie der Autor, dem Faszinosum wohl nur schwer entziehen können.

Litauen

Großfürsten und Breitband

Deutschbalten von Schrot und Korn sagen schon mal, Litauen sei ja eigentlich nicht ein baltisches Land. Wer in Vilnius Regale der Buchhandlungen durchstöbert oder Namen von Verlagen oder Firmen anschaut, hat aber das Gefühl, der Oberbegriff Baltisch werde in Litauen weit häufiger benutzt als in Lettland oder Estland. Richtig ist zumindest, dass Litauen, in dem ebenso viele Menschen leben wie in Lettland und Estland zusammen, sich von den beiden Nachbarn im Norden nach Geschichte, Konfession, Denkweise abhebt und in der politischen Ausrichtung: Estland nach Norden, Litauen nach Süden. Lettland, das sprachlich Litauen näher ist als Estland, liegt irgendwo dazwischen. Am weitesten voneinander entfernt nicht nur geografisch sind Estland und Litauen: Estland lebt mit seinem Jugendkult und der Ausrichtung auf neue Technologien von der Zukunft, Litauen zehrt mehr als es ihm gut tut von seiner glorreichen Vergangenheit, als in Vilnius im vierzehnten Jahrhundert mit den Großfürsten zeitweise die Herrscher des größten Staates Europas residierten. Die Unterscheidung gilt aber nur teils, sichtbar an den neuen Technologien. Kein anderer Staat Europas ist in der Dichte seiner Breitbandanbindung auf dem Lande weiter, nicht Estland und erst recht nicht Deutschland.

Litauen konnte die Wirtschaftskrise besser überstehen als Lettland und Estland. Es hatte als Einziger schon aus der Sowjetzeit eine breite industrielle Basis – der Anteil in der Industrie Beschäftigter lag bei dessen EU-Beitritt in Litauen höher als in Deutschland. Dennoch ist im Land mit den meisten Regentagen im Jahr in ­Europa das Gefühl der Schwermut und der Traurigkeit ausgeprägter als anderswo. Nirgends anders in der Welt ist die Selbstmordrate so hoch. Die durchschnittliche Lebenserwartung – bei Männern 61, bei Frauen 68 Jahre – ist niedriger als anderswo in Europa, und sie sinkt noch. Ein Psychiater berichtet, die Trunksucht sei stark, und sie breite sich vor allem in der Jugend aus. Dabei unterscheidet sich die Jugend in manchem von den Älteren. Sie richtet sich stärker auf westliches und eigenständiges Denken und an dessen Werten aus; ist toleranter gegenüber jenen, die anders denken oder leben; und wendet sich innerlich ab von der katholischen Kirche. Weinrestaurants ergänzen Bierkneipen, und traditionell rücksichtslose Autofahrer achten nun auf Fußgänger – sanfte Anpassungen sind überall spürbar. In der älteren Generation nahm die Unduldsamkeit, die Hetze gegen Minderheiten nach dem EU-Beitritt dagegen eher zu. Sichtbar nach außen werden aufstachelnde laute Redner, so einige populistische Abgeordnete. Andere melden sich wenig zu Wort, eher aus Resignation denn aus Feigheit3

Das geht einher mit einer Missachtung von Parteien, Politikern, dem Parlament, den Gerichten – eine Ausnahme ist nur die weit geachtete Präsidentin. Zum anderen kam, nach Jahren kreditfinanzierten Ausgabenrausches, ein Rückzug ins Private, in eine Datschen-Mentalität. Nur wenige beteiligen sich am öffentlichen Gespräch, die große Linie geht verloren. Stattdessen zieht man sich zurück ins Sommerhäuschen in den Kreis der Familie und Freunde. Die Zeit des Aufbruchs ist vorbei, als Jazz oder alternative Rockgruppen wie „Antis“ in den Jahren um die Wende 1990 herum Tausende anzogen und zum Symbol der Eigenständigkeit wurden. Basketball übernahm die Rolle des Einigenden. Wer während einer Basketballübertragung selbst auf Provinzliga in eine Kneipe kommt, wird vergeblich nach einem Gesicht suchen, das nicht den Fernsehschirm anstarrt. Eine vielleicht heilsame Erkenntnis aus der Krise ist jene, dass man als Litauer nicht (mehr) im Zentrum steht, wie so manche – beruhend auf vergangener Größe – zu glauben schienen.

Neben dem Rückzug in das Eigene und Enge gibt es eine zweite Tendenz, die Litauen seit mehr als einem Jahrhundert zu schaffen macht, die nun aber einen neuen und gefährlichen Schwung erlebt: die Auswanderung. Der Statistische Dienst der EU weist darauf hin, dass die Bevölkerung in keinem anderen Land der Union prozentual rascher sinke. Schon Ende des neunzehnten Jahrhunderts war Litauen ein Auswandererland, meist gehen die Besten. Unter den großen Namen in Hollywood reichte das von Walter Matthau bis Charles Bronson, unter den Musikern vom Komponisten Aaron Copland über die Sänger Al Jolson, dem „ersten Superstar“, und Barbra Streisand bis zum Violinisten Jasha Heifetz. In klassischen Einwandererländern wie Südafrika tauchen immer wieder Nachkommen litauischer Einwanderer auf. Früher waren es häufig die Litvaks, jüdische Litauer, die bis 1940 eine starke Rolle spielten in Vilnius als „Jerusalem des Nordens“ und dem Zentrum jiddischer Geisteskultur. Heute sind es vor allem Akademiker – ein Fünftel der Bevölkerung soll seit 1990 ausgewandert sein, gesichert sind diese Zahlen nicht. Ärzte und Pflegepersonal werden umworben in Westeuropa. Die Zahl derjenigen, die Deutsch oder Englisch so lernen, dass es für eine Arbeit in Westeuropa reicht, steigt weiter. Neben dem niedrigen Lohnniveau – das Durchschnittseinkommen liegt unter dem Lettlands, die Kaufkraft indes ist höher – vertreibt sie das Gefühl, in Politik und Gesellschaft ändere sich allzu wenig, alles sei träge und schleppend. Entsprechend blutet ein relativ armes Land wie Litauen doppelt – es bezahlt die Universitätsausbildung (der Anteil akademisch Ausgebildeter in der Gesamtbevölkerung ist der zweithöchste in der EU), kann aber nicht mehr eine angemessene Gesundheitsversorgung bieten im staatlichen Sektor, in Polikliniken, obwohl da jüngst vieles in der Ausstattung verbessert und modernisiert wurde.

In der Wirtschaft beherrscht und verdrängt ein Thema alles andere, die Energie. Das gilt auch in politischen Gesprächen mit der Bundesregierung, die derzeit die „kleinen“ EU-Länder und vor allem die baltischen ernster nimmt und einbezieht als frühere deutsche Regierungen von Kohl bis Schröder. Bis zur von der EU aus Sicherheitsgründen geforderten Abschaltung der beiden Reaktoren des Kernkraftwerkes Ignalina lag der Anteil von Atomenergie am Gesamtverbrauch höher als in allen anderen EU-Ländern. Nun aber ist Litauen abhängig von Gasimporten aus Russland, und das behagt nicht. Gesprochen wird über den Bau eines neuen Kernkraftwerkes am gleichen Standort, über eine bessere Vernetzung der Strombrücke nach Westeuropa, über eine Gasverflüssigungsanlage an der Küste in Klaipeda, um andere Gaslieferanten einzubinden. Wichtig ist eine sichere und nicht überteuerte Energieversorgung nicht nur, um von Pressionen unabhängig zu werden, sondern auch für die einzelnen Haushalte. Da Wärmedämmung vernachlässigt wurde, liegt der Energieverbrauch von Litauern pro Person zwei bis dreimal so hoch wie im EU-Durchschnitt. Das gilt vor allem bei unrenovierten Plattenbauten und alten Häusern auf dem Lande. Bewohner berichten, für Heizung und Strom monatlich 500 bis 600 Euro zahlen zu müssen bei Monatseinkommen von vielleicht 800 Euro. So gibt es nur drei Möglichkeiten des wirtschaftlichen Überlebens – Schwarzmarkt, Nebenjobs und finanzielle Hilfen ausgewanderter Verwandter.

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